19.02.2015 Reinsortige Rotweine aus Südafrika

In Südafrika sind ca.100.000 ha mit Reben für die Weinherstellung bestockt.(Also etwa so viel wie in Deutschland)  Dazu kommen noch etwa 20.000 ha für die Produktion von Tafeltrauben.
Bei dieser  großen Fläche mussten wir uns auf die wesentlichen roten Rebsorten beschränken. Für unsere Probe mit südafrikanischen Rotweinen waren das die Rebsorten Pinotage, Cabernet Sauvignon, Syrah und Spätburgunder. Rote Cuvees sollen dann später im Herbst verkostet werden.
Unsere Probe begann mit Pinotage, Südafrikas einziger autochthoner Rebsorte. 1925 kreuzte Professor Perold an der Universität von Stellenbosch Pinot Noir und Cinsaut (die auch Hermitage genannt wird)  und nannte die neu entstandene Sorte Pinotage, allerdings kamen erst 1961 erste Pinotage-Weine auf den Markt.

Zum Eingewöhnen begannen wir mit dem 2013’er Pinotage vom Weingut Beyerskloof  (1) aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Es war ein einfacher, etwas breiter Wein.
Danach folgte der 2010’er Pinotage „Bushwine“ von der Kooperative Swartland Wynkelder  (2) aus dem Anbaugebiet Swartland. Auch hier ein einfacher, sauberer Wein, der etwas auf gefälligen Massengeschmack getrimmt war.
Auf höherem Niveau ging es weiter mit dem 2012’er Pinotage vom Weingut Laibach (3), wieder aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Dieser Wein war deutlich dichter, klarer und hatte mehr Struktur als seine beiden Vorgänger, war aber noch eigentlich zu jung und hatte deshalb deutliche Ecken und Kanten.
Als vierten und letzten Pinotage gab es dann einen 2012’er Pinotage „Carpe Diem“ vom Weingut Diemersfontein (4) aus dem Anbaugebiet Paarl. Dieser Wein steht auch für die Stilrichtung „Mocca-Pinotage“, die das Weingut mit kreiert hat. Es war ein dichter, klarer Wein mit dezentem Moccaton, festem Tannin und noch viel Holz. Insgesamt wirkte er stärker international geprägt, was ihm vielleicht auch zu einer etwas besseren Bewertung half. Allerdings war auch dieser Pinotage noch viel zu jung.
Nach diesen vier Pinotage-Weine wendeten wir uns einer internationalen Rebsorte, dem Cabernet Sauvignon mit drei Weinen zu.
Als ersten konnten wir den 2013’er Cabernet Sauvignon vom Weingut Petit Ferme (5) aus dem Anbaugebiet Franschhoek verkosten. Er präsentierte sich als sauberer, weicher Cabernet Sauvignon, der aber deutlich nach Pflaumenkompott mit Zimt und Vanille schmeckte. Trotzdem wurde er fast so gut wie der beste Pinotage bewertet.
Dann folgte der 2011’er Cabernet Sauvignon vom Weingut Morgenhof (6) aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Obwohl er zwei Jahre älter ist, wirkte er sehr viel verhaltener in der Frucht, und zeigte deutliche Ecken und Kanten. Die bessere Struktur verhalf ihm auch zu einer besseren Bewertung.
Den Abschluss der Cabernet Sauvignon-Reihe machte der 2010’er Cabernet Sauvignon „Vineyard Selection vom Weingut Kleine Zalze (7) ebenfalls aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Ein dichter, gradliniger, klarer Cabernet Sauvignon mit immer noch festem Tannin, aber insgesamt stimmte hier alles. Das war bisher der beste Wein des Abends.
Als weiter Rebsorte wurde nicht Merlot sondern Syrah ausgewählt. Merlot neigt im warmen Klima oft zu marmeladigen Weinen, während Syrah unter diesen Bedingungen die charakter­volleren Wein hervorbringen kann.
Der erste, ein 2011’er Shiraz vom Weingut Neil Elis (8) aus dem kühleren Elgin war ein sehr dichter, gut strukturierter Syrah mit festem, aber reifem Tannin.
Dann folgte der 2012’er Shiraz vom Weingut Delheim (9) aus dem Anbaugebiert Stellenbosch. Hier war die Meinung, dass es sich um einen sauberen, aber etwas neutralen und weniger fruchtigen Syrah handelt. Deshalb erhielt der Wein auch die schwächste Bewertung von allen drei Syrahs.
Den Abschluss machte der 2010’er Shiraz vom Weingut La Motte (10) aus dem Anbaugebiet Franchhoek. Ein dichter, sauberer, fruchtiger und gut strukturierter Syrah mit festem, reifem, noch etwas adstringierendem Tannin. Diese Art gefiel den Verkostern und sie kürten ihn zum besten Wein des Abends.
Seit in kühlen, hochgelegenen Gebieten wie z.B. Elgin nicht nur mit Obst sondern auch mit Reben bepflanzt werden, haben die Winzer auch mit Spätburgunder eine Chance, elegante, typgerechte und nicht fette Wein zu produzieren. Das wollten wir prüfen und daher gab es zum Abschluss noch zwei Spätburgunder-Weine.
Der erste Spätburgunder, der 2012 Pinot Noir Sutherland vom Weingut Thelema (11) war sehr fruchtig, aber nicht ganz klar und sauber. Mit seinen etwas dumpfen Tönen kamen die Verkoster nicht klar – abgesehen davon, dass nach dem dichten Syrahs die leichteren Spätburgunder sowieso einen schweren Stand hatten.
Der zweit Wein, der 2012’er Pinot Noir vom Weingut Paul Kluver (12) kam dann etwas besser weg. Er war klarer, etwas dichter und breiter als der Wein davor, aber sonst ein typischer Spätburgunder. Mit diesem Spätburgunder konnten sich wenigstens Einige anfreunden.

Mit dieser Probe hatten wir einen kleinen Überblick über eine ausgewählte Anzahl an Rebsorten. Für den Pinotage konnten sich die meisten nicht erwärmen, auch beim Spätburgunder fehlte die Symphatie,  aber die kräftigeren Rebsorten Cabernet Sauvignon und Syrah gefielen den Verkostern.

Kurze Informationen über die Weingüter:

(1)       Weingut Beyerskloof  aus dem Anbaugebiet Stellenbosch wurde 1988 gegründet und hat ca. 70 ha unter Reben

(2)       Kooperative Swartland Wynkelder  aus dem Anbaugebiet Swartland. Die Kooperative wurde 1948 gegründet und bewirtschaftet ca. 3600 ha. Seit  einiger Zeit ist der chinesische Geschäftsmann William Wu mit 51% beteiligt.

(3)       Weingut Laibach, aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Das Weingut wurde 1994 von der schwäbischen Familie Laibach-Kühner gegründet und bewirtschaftet 36 ha.

(4)       Weingut Diemersfontein aus dem Anbaugebiet Paarl. Diemersfontein Wines wurde 2001 gegründet und bewirtschaftet 55 ha.

(5)       Weingut Petit Ferme aus dem Anbaugebiet Franschhoek Das Weingut bewirtschaftet nur 13 ha und liegt auf rund 400 m Höhe.

(6)       Weingut Morgenhof aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Das Gut Morgenhof wurde 1692 gegründet und 1992 von Anne Cointreau übernommen. 213 ha gehören dazu, davon sind 78 ha mit Reben bepflanzt.

(7)       Weingut Kleine Zalze ebenfalls aus dem Anbaugebiet Stellenbosch. Das Gut wurde schon 1695 gegründet, aber erst seit 1997 wird auf 100 ha Wein   produziert. Zusätzlich zum Weingut wird auch noch ein Ferien-Ressort mit Hotel, Ferienwohnungen und Golfplatz betrieben.

(8)       Weingut Neil Elis aus dem Anbaugebiet Elgin. Das Weingut wurde 1989 gegründet und baut je zur Hälfte weiße und rote Trauben an.

(9)       Weingut Delheim aus dem Anbaugebiert Stellenbosch. Das Weingut baut auf 150 ha Wein an, davon 70% rot.

(10)     Weingut La Motte aus dem Anbaugebiet Franchhoek. Das Weingut wurde 1983 gegründet und hat 75 ha Rebfläche.

(11)     Weingut Thelema aus dem Anbaugebiert Stellenbosch  und Elgin. Das Weingut wurde 1983 gegründet und besitzt 50 ha in Stellenbosch und seit 2002 weitere 45 ha im kühlen Elgin.

(12)     Weingut Paul Kluver aus dem Anbaugebiet Elgin. Das Gut wurde 1986 gegründet und produziert seit 1996 auf 96 ha Wein.

Verfasser: Dieter

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