Weinprobe mit dem Weingut Stefan Müller aus Krettnach am 04.07.2019

Der Chronist stieß anlässlich des „SaarRieslingSommers“ 2018 auf einen ihm völlig unbekannten Winzer namens Stefan Müller aus Krettnach an der Saar. Weder hatte er von diesem Winzer noch von dem Ort Krettnach je gehört. Das stellte sich bald als vinophile Bildungslücke heraus.

Die Weine begeisterten ihn – und wie sich herausstellte, nicht nur ihn.
Der Gault-Millau feierte ihn als „Entdeckung des Jahres 2018“. Der Vinum Weinguide 2018 schrieb: “Hier ist einer auf der Überholspur unterwegs. Stefan Müllers 2016er Weine haben uns nachhaltig beeindruckt“.
Kein Wunder, dass seine 2017er schon ausverkauft waren und er erst nach Füllung seiner 2018er im Juli zu uns kommen konnte.

Das Weingut hat 10 ha und wird bereits in der 3.Generation in der Familie geführt. Es liegt im Konzer Tälchen an der unteren Saar.
Mit 80% ist der Riesling die Hauptrebsorte, der Rest sind Weiß- und Spätburgunder. Alte Reben, z.T. wurzelecht werden im Weingut besonders gepflegt.

Auf synthetischen Dünger und auf jegliche Behandlungs- und Schönungsmittel wird verzichtet. Vergoren wird ausschließlich mit wilden Hefen, ausgebaut im klassischen Fuderfass und im Edelstahltank. Stefan Müller ist ein Vertreter des Minimalismus im Weinbau, d.h. möglichst wenig Eingriffe im Weinberg und im Keller. Dazu kommen geringe Erträge pro ha von meist recht alten Reben.

Stefan Müller hat 2013 mit Mitte 20 das Weingut nach seinem Studium in Veitshöchheim übernommen. Er wird unterstützt von der Sommelière Johanna Lapinski.

Nun zu den Weinen, bis auf den Spätburgunder alle aus dem Jahr 2018.

Generell wird bei der Vinifikation Ganztraubenpressung, Spontan-vergärung und Lagerung auf der Vollhefe durchgeführt. Wenn bei der Spontanvergärung die Gärung zum Stillstand kommt, wird sie nicht mit Reinzuchthefe wieder in Gang gebracht.

Wir begannen mit dem 2018er Weissburgunder trocken, gewachsen im Krettnacher Euchariusberg auf Blauschiefer, Der Ertrag lag bei nur 50 hl/ha.
Alkohol 12,5% vol., Säure 6,4 g/l, Restzucker 8,4 g/l ergaben einen weichen und runden Wein mit dennoch einer gewissen Spritzigkeit. Unsere Wertung lag bei diesem Einstiegswein schon bei 14,5 Punkten.

Als No. 2 probierten wir den 2018er (Basis-)Riesling trocken. Gewachsen auf Rotschiefer im Niedermenninger Herrenberg. Die Reben wurden schon 1963 gepflanzt, sodass der Ertrag selbst bei diesem Einstiegswein auch nur bei 55 hl/ha lag.
Ein knackiger und saftiger Wein.
Alkohol 11,5% vol., Säure 8,6 g/l, Restzucker 7,1 g/l.
14,2 Punkte ergaben sich als Durchschnittswert.

Das waren die trockenen Weinen.

Wein No.3 2018er Riesling „Tandem“ feinherb steht für eine Idee von Stefan Müller und Johanna Lapinski und für den gemeinsamen Start 2013.
Gewachsen ist er auf Blauschiefer im Krettnacher Euchariusberg – Stefan Müller benennt, beginnend mit diesem Wein, sogar die Weinbergs-(Gewann-)Namen. Die Rebstöcke sind mind. 40 Jahre alt und der Ertrag liegt bei den für das Gut üblichen 55 hl/ha.
Alkohol 12,0% vol., Säure 9,1 g/l, Restzucker 13,5 g/l, also im Halbtrockenbereich.
Das Ziel, einen saftigen, fruchtbetonten Wein mit viel Zitrus, Apfel und Pfirsich zu erzeugen, wurde erreicht und von uns mit 14,9 Punkten bewertet.

Zum vierten wurde uns der 2018er Riesling feinherb vorgestellt. Er stammt von alten Reben (Pflanzjahr 1962) aus dem Niedermenniger Herrenberg (Rotschiefer) mit einem Ertrag von 55 hl/ha.
Alkohol 10,5% vol., Säure 9,4 g/l, Restzucker 21,0 g/l.
Ein eleganter Wein mit knackiger Säure und Fruchtnoten.
Er wurde mit 14,7 Punkten minimal schwächer als sein Vorgänger bewertet.

Mit der No. 5 erreichen wir mit dem 2018er Niedermenniger Herrenberg feinherb Kabinett den Prädikatsweinbereichbereich.
Auch dieser Wein stammt von recht alten Weinstöcken (1973) mit 60 hl/ha Ertrag.
Alkohol 9,5% vol., Säure 9,9 g/l, Restzucker 25,0 g/l.
Der Wein ist geprägt von Fruchtnoten und einer knackigen Säure (9,9%!), die von einer feinen Süße gepuffert wird.
15,4 Punkte waren das Ergebnis unserer Verkostung dieses Weines.

Weiter ging es im feinherben Bereich mit No. 6, dem 2018er Niedermenniger Sonnenberg, Riesling Spätlese.
Auch er auf Rotschiefer gewachsen und mit einem Ertrag von nur 42 hl/ha und 92°Öchsle gelesen.
Ein eleganter mit Apfel- und Birnenaromen und feiner, saftiger Süße.
Alkohol 11,0% vol., Säure 9,5 g/l, Restzucker 31,0 g/l.
Unsere „Trockentrinker“ griffen hier im Schnitt zu immerhin 15,7 Punkten.

Der letzte feinherbe Wein (No.7) war der 2018er Krettnacher Altenberg, Kabinett.
Er stammte von recht jungen Reben (2014) bei einem Ertrag von nur 45 hl/ha.
Ein typischer Kabinettwein, der repräsentativ für die Saar ist.
In der Nase noch zurückhaltend lässt er aber feine Fruchtnoten spüren.
Die strahlend frische Säure lässt die doch schon recht hohe Süße nicht vermuten.
Alkohol 9,0% vol., Säure 10,0 g/l, Restzucker 43,0 g/l.
Er war einer unserer Favoriten und wurde mit 16,0 Punkten bewertet.

No.8 war der 2018er Niedermenniger Sonnenberg, Kabinett „Alte Reben“.
Die 1962 gepflanzten Reben stehen auf Rotschiefer und ergaben einen Ertrag von 50 hl/ha.
Obwohl er nur 1 g/l mehr Restzucker und etwas mehr Säure wie No.7 hat, lag er doch deutlich im süßen Bereich mit einem erkennbaren Sponti Ton.
Alkohol 9,0 % vol., Säure 10,4 g/l, Restzucker 44,0 g/l.
Er gefiel uns nicht ganz so gut wie No.7 und wurde mit 15,6 Punkten bewertet.

Mit No.9 dem 2018er Niedermenniger Sonnenberg „Alte Reben“. verkosteten wir die Spätleseausführung von No.8, und um es vorwegzunehmen, unseren Favoriten des Abends. Bei nahezu gleichen Alkohol- und Säurewerten war er deutlich komplexer.
Alkohol 9,5% vol., Säure 10,4 g/l, Restzucker 50,0 g/l.
16,4 Punkte waren die Spitzenwertung der Probe.

Als letzter Riesling kam mit No. 10 der 2018er Krettnacher Euchariusberg, Spätlese „Alte Reben“
Die auf Blauschiefer gewachsene Reben stammen aus dem Jahr 1964 und ergaben einen Ertrag von nur 40 hl/ha.
Er ist geprägt von Bukett und Geschmack von vielen gelben Früchten bei einer klaren Säurestruktur: ein saftiger und lebendiger Wein.
Alkohol 7,5% vol., Säure 10,1 g/l, Restzucker 72,0 g/l
Mit 16,2 Punkten erhielt er die zweithöchste Wertung des Abends.

Jetzt galt es, wieder auf trockene Wein zurückzuprobieren.

Auch der 2018er Rosé trocken des Gutes als 11.Wein stammt aus Ganztraubenpressung sowie Zugabe des Saftentzugs vom Spätburgunder-Rotwein.
Die Lage ist der Niedermenninger Sonnenberg mit Reben die 1998 gepflanzt und mit einem Ertrag von 60 hl/ha gelesen wurden.
Typische Noten von roten Früchten (Kirsche, Himbeere…) prägen diesen typischen Sommerwein.
Alkohol 12,5% vol., Säure 5,3 g/l, Restzucker 8,0 g/l.
Nach den großartigen Rieslingen tat er sich etwas schwer, und er wurde nur mit 14,4 Punkten bewertet.

No.12 zum Schluss, der 2017er Spätburgunder trocken.Die Reben stehen auf dem Niedermenniger Sonnenberg auf Rotschiefer mit teilweise hohem Feinerde-Anteil.
Mit 30 hl/ha weist er einen sehr niedrigen Ertrag auf.
Kirsche und Gewürznoten prägen diesen Wein. Der Ausbau im Barrique geben dem Wein Struktur und Harmonie, ohne dass die Holznoten in den Vordergrund treten.
Dieser rare Rotwein von der Saar wurde von uns mit 14,9 Punkten bewertet.

Fazit: Normalerweise sind wir auf trockene Weine geeicht. Weine mit Süße werden von den meisten Weinbrüdern fast immer abgewertet.
Daher ist es etwas verblüffend, dass die beiden höchstbewerteten Weine im süßen Bereich lagen, gefolgt von 2 feinherben Weinen.  „Schuld“ daran ist sicher das ausgewogen Säure-/Süße-Spiel, d.h. frische Weine mit deutlicher Süße, die etwas anderes als Weine sind, die überwiegend von ihrer Süße dominiert sind.
Hier liegt die Stärke des Saarweins.
Kompliment an den Winzer, der es verstanden hat in dem schwierigen Jahr 2018, – was Säure betraf, – solche frischen, säuregeprägten Weine zu erzeugen.
Selten wurde in unseren Proben für unsere Verhältnisse so hoch gewertet.

Verfasser: Wilfried


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