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    September
    • 28

      Weinprobe Rotweine aus Südafrika mit dem Händler Capewineland

      19:00 -22:00
      28.09.2023
       Für unsere dritte Weinprobe mit Rotweinen aus Südafrika haben wir Annabelle Navarro Garcia und Ralf Otten gefunden, die den Weinhandel „Capeweineland“ übernommen haben. Sie werden uns nach den Weißweinen auch interessante Rotweine vorstellen.
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Archiv für die 'Allgemeines' Kategorie

Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Reibold, Freinsheim am 27.05.2021

Erstellt von Dieter am 5. Oktober 2021

Da uns die Corona-Pandemie weiterhin im Griff hatte, haben wir versucht, auch für den Mai eine virtuelle Weinprobe zu organisieren. Im südlichen Teil der Nordpfalz, in Freinsheim, sind wir dann fündig geworden . Bisher machten dort nur die Brüder Steffen und Andreas Rings von sich reden, allerdings hatten sie bei uns schon  im Juli 2017 ihre Weine vorgestellt.
Aber fast unbemerkt haben sich daneben die Brüder Philipp und Johannes Reibold nach vorne gearbeitet und sind vom Weinführer Vinum zu den Aufsteigern der Pfalz 2021 gewählt worden. Glücklicherweise waren die Brüder auch kurzfristig bereit, für uns eine Weinprobe zusammen zu stellen. Drei Weine aus ihrem Spitzensegment könnten wir im Mai verkosten.

Zum Weingut

Das Weingut wurde von der Familie als  landwirtschaftlicher Mischbetrieb betrieben.
1976 stellte der Vater Hans-Dieter Reibold den Betrieb auf reine Weinherstellung um und begann auch die Selbstvermarktung. Seine Söhne Philipp und Johannes haben eine Winzerausbildung bei renommierten Weingütern wie Knipser und Fuhrman Eymael gemacht und danach ihr Wissen bei zahlreichen Reisen durch Kalifornien, Kroatien und Georgien erweitert. 2012 sind sie als Mitinhaber und Kellermeister beim Weingut eingestiegen, 2014 wurde auf biologischen Weinbau umgestellt und 2017 bekam das Weingut das Zertifikat als ökologisch arbeitender Betrieb.
Das Weingut besitzt  15 Hek­tar Weinberge in den Lagen Freinsheimer Musikantenbuckel, Großkarlbacher Burgweg und Herxheimer Honigsack. Die Fläche ist zu 60 % mit weißen und zu 40 % mit roten Sorten bestockt. Die Pfälzer Sortenvielfalt wurde deutlich reduziert auf Riesling, Chardonnay und Sauvignon blanc sowie kleine Mengen Grauburgunder, Weissburgunder und Scheurebe bei den Weißweinen, bei den Rotweinen auf Spätburgunder, St.Laurent und etwas Merlot und Cabernet-Neuzüchtungen. Als Besonderheit kommt noch Grenache Noir dazu. Hier sind die Brüder Reibold die ersten Winzer in Deutschland, die diese Rebsorte anbauen.
Und eine weitere Besonderheit: am Neuleininger Schlossberg, der vor 140 Jahren noch mit Reben bestockt war, wurde das Gestrüpp gerodet und dort etwa 600 Chardonnay-Setzlinge gepflanzt. Die Lage im roten Kalk geht bis auf 330 m Höhe und ist damit eine der höchsten in der Pfalz. Durch die extrem steile Lage (68% Hangneigung) und durch den sehr felsigen Untergrund mussten die Reben in Einzelstockerziehung gepflanzt werden. Das Ergebnis werden wir in einigen Jahren sehen.

Aus dem Weinguts-Sortiment haben wir drei Weine verkostet:

2019 Riesling Großkarlbacher Burgweg „Im großen Garten“

Der Wein ist noch etwas verschlossen in der Nase, mit Steinobst, Stachelbeere, Birne, Zitrusfrucht, im Mund ebenfalls noch etwas verhalten, aber kompakt, mit guter Struktur und Dichte, dazu kommen eine feine, salzige Mineralik, Grapefruit, Guave und feine Kräuter-Noten. Die Säure ist noch etwas dominant, aber gut eingebunden. Ein langer Nachhall mit dezenten, feinen Tanninen bildet das Finale.

Die Lage Großkarlbacher Burgweg ist 60 ha groß, liegt auf 137 – 190 m Höhe und ist  zu 70% hängig, 30% flach, die Böden sind Löß, teilweise auch tertiärer Kalksteinverwitterungsboden. „Im großen Garten“ ist die beste Parzelle in diesem Weinberg, die auch als Große Lage beim VDP zertifiziert ist. Mitbesitzer ist z.B. das Weingut Knipser und Phillip Kuhn. Und wie die Zeiten sich ändern:
1981 war der Weinberg mit Portugieser zu 35%, Müller-Thurgau zu 30% und Silvaner zu 15% bestockt, heute dürften dort fast nur noch Edelsorten wie Riesling, Chardonnay und Spätburgunder stehen.
Die Parzelle des Weingutes war seit 1985 nur als Acker genutzt und erst vor einiger Zeit neu bepflanzt. Der Riesling wurde mit hoher Pflanzdichte gesetzt.
Im Weinberg wurde die Begrünung nicht gemulcht, sondern nur gewalzt um den Boden vor der Hitze zu isolieren und Wasser zu sparen. (Außerdem kann das Mulchen zum falschen Zeitpunkt größere Mengen Stickstoff freisetzten)
Die Weißweine werden nur morgens von 5:30 bis 12:00 Uhr geerntet, damit sie noch kühl bleiben und nicht schon eine Maischegärung beginnen. Einfachere Qualitäten werden mit dem Vollernter nachts eingebracht.

2019 Chardonnay  aus dem Freinsheimer Musikantenbuckel.

Ein würziges Bukett nach Apfel, Birne, Holzapfel, Mirabelle und zarten Röstnoten. Im Mund dann auch noch getrocknete Früchte und feine Nussaromen mit einem Hauch Süße und einer feinen, gut gepufferten Säure.
Ein gradliniger, eleganter Chardonnay mit feiner Holzwürze, noch etwas verschlossen, aber er gewinnt deutlich an der Luft.

Die Lage Freinsheim Musikantenbuckel ist 180 ha groß, liegt auf  114 – 163 m Höhe, und ist zu 10% steil, 75% hängig, 15% flach, Es sind leichte, lehmige Sandböden, vereinzelt auch mit Löß durchzogen. Für die Burgunder-Sorten wird mit einer hohen Pflanzdichter von 7000 – 7500 Stock pro Ha und einem Pflanzabstand von 70 cm gearbeitet. Es wurden  hand-selektierte Trauben aus dem Musikantenbuckel verwendet, die spontan in 2.und 3. belegten Barriques vergoren wurden. Die 5-monatige Reife erfolgte in gebrauchtem Holz bei nur kurzer Lagerung auf der Hefe.

2018 Spätburgunder Großkarlbacher Burgweg „Im großen Garten“

In der Nase sehr rotbeerig und Kirsch fruchtig mit rauchigen Holznoten. Im Mund elegant mit feiner Mineralik und  zarten Himbeer-Noten. Eine frische Säure, mittleres Tannin und stärkere Holznoten runden den Wein ab. Ein eleganter Spätburgunder mit sicher großem Reifepotential, der aber jetzt noch etwas vom Holz geprägt ist.

Die Edelreiser für den Spätburgunder stammen von einer Selektion burgundischer Reben des Weinguts Knipser, die im Großkarlbacher Burgweg 1993/94 gepflanzt wurden. (Das Rebmaterial enthält unterschiedliche Klone, wie es im Burgund oft üblich ist).
Die Reben wurden 2018 nicht mehr entblättert, um einen Sonnenbrand der Trauben und damit zusätzliche Bittertöne zu verhindern. Nach einer Vorlese wurde dann der Rest in einem Lesegang geerntet und für diesen Wein verwendet.
Nach selektive Handlese, Maischegährung und 18-monatigem Ausbau in neuen und 2. belegten Barriques erfolgte anschließend eine unfiltrierte Abfüllung auf die Flasche.

Herrn Philipp Winkler, der für das Weingut die virtuelle Probe moderiert hat, möchten wir für die die umfassende und kurzweilige Information über ein für uns noch weitgehend unbekanntes Weingut danken. Die drei präsentierten Wein waren der Beweis, dass das Weingut nicht  ohne Grund vom Weinführer Vinum zum Aufsteiger der Pfalz 2021 gewählt worden ist.

Verfasser: Dieter

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Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Matthias Gaul Teil 2 – Spätburgunder am 29.April 2021

Erstellt von Dieter am 13. Mai 2021

Da durch den verlängerten Lockdown weiterhin keine normalen Proben möglich waren, haben wir auch für den April 2021 die geplante virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Matthias Gaul aus Asselheim durchgeführt.
Näheres zum Weingut und zum Ort Asselheim findet sich im Bericht der letzten Probe vom 25.05.2021.
Da das Weingut eine Liebe zu den Rotweinen, vor allem zum Spätburgunder, hat, haben wir diesmal drei Pinot Noirs verkosten.
Wie beim letzten Mal hat uns Tobias Müller als technischer Betriebsleiter und Kellermeister durch die Probe geführt.

Der Hof vom Weingut

Folgende Spätburgunder, die vom Weingut alle als Pinot Noirs bezeichnet werden, um die Nähe zum burgundischen Vorbild zu demonstrieren, haben wir verkostet:

2018  Pinot Noir                                      
In der Nase zeigt sich rotbeerige Frucht mit floralen Noten. Im Mund dann eine zart mineralische Frucht mit roten Beeren, viel Kirsche, etwas Himbeere und Kräutern.
Ein weicher, seidiger und burgundischer Körper mit einer samtigen Tannin Struktur und sehr zarten Holznoten.
Ein klarer, gradliniger, sehr kirschfruchtiger etwas  leichterer Spätburgunder, der viel Spaß macht und dabei nicht belanglos ist.

Die Reben stehen auf steinigen Kalkböden im unteren Hang der Asselheimer Weinberge. 40% stammen von kleinbeerigen Geisenheimer Klonen und 60% von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund. Zur Ertragsreduzierung wird auf einen Trieb zurückgeschnitten und vor und während der Lese sorgfältig selektioniert, um nur gesundes und reifes Lesegut zu bekommen. Die Trauben werden entrappt und nach einer zweitägigen Kaltmazeration erfolgt die traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird. Danach reift der Wein für etwa 9 Monate in gebrauchten französischen Barriques. Um die Farbe zu stabilisieren, wurde mit etwas mehr Gärungskohlensäure abgefüllt.

2018  Asselheimer Pinot Noir                
Im Bukett ist eine deutliche Beerenfrucht mit sehr feinen Gewürznoten zu erkennen. Am Gaumen folgten dann eine elegante, weiche Frucht von Kirschen, etwas Erdbeere und rote Beeren, dazu kommen eine zarte Mineralik, eine frische, belebende Säure und seidige Tannine. Feine Gewürznoten und ein Hauch Vanille runden den Wein ab. Das ist keine breiter, pflaumig-überreifer Spätburgunder, sondern ein Wein, der sich nicht vor den französischen Burgundern verstecken muss und das zu einem sehr fairen Preis.

Die Reben von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund sind rund 30 Jahre alt und stehen auf steinigen Kalkböden mit Lehmanteil in Asselheim Lagen auf etwa 200 m Höhe mit südlicher Ausrichtung.
Die Trauben werden am Stock halbiert, um eine lockere Traubenstruktur zu bekommen und vor und während der Lese wird sorgfältig selektioniert, um nur gesundes und reifes Lesegut zu bekommen. Die Erntemenge wurde mit ca. 3000 kg/ha sehr niedrig gehalten, um eine entsprechend gute Traubenqualität zu bekommen. Es folgt eine traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird und eine dreitägige Nachmazeration. Danach reift der Wein für etwas 12 Monate in neuen und in gebrauchten, bis zu 5 Jahre alten französischen Barriques.

2018  Pinot Noir “Steinrassel”                
In der Nase deutliche Beerenfrucht mit Kirsche und Himbeere, dazu dezente Holzaromen
und feine Gewürznoten, Vanille und Zimt. Im Mund dann vielschichtige, dichte und trotzdem elegante Frucht, rote Beeren, Kirsche, Pflaume, etwas Himbeere und Walderdbeere, dazu eine feine Mineralik und frische Säure. An der Luft werden die weichen, reifen Tannine durch zarte Schokoladen- und Mocca Noten und ein dezentes, abgestimmtes Holz ergänzt. Der Pinot Noir “Steinrassel” ist eine weitere Steigerung zum Asselheimer Pinot Noir.

Die Reben von Spätburgunder-Klonen aus dem Burgund sind rund 30 Jahre alt und stehen auf steinigen Kalkböden einer ausgewählten Asselheimer Parzelle in fast 300 m Höhe mit südlicher Ausrichtung. Gerade in einem so heißen Jahr wie 2018 konnten die Reben von der kühlen Lage profitieren.
Die Trauben werden am Stock halbiert, um eine lockere Traubenstruktur zu bekommen und vor und während der Lese wird sorgfältig selektioniert,. So erhält man ein gesundes und reifes Lesegut. Es folgt eine traditionelle Maischegärung, wobei der Tresterhut regelmäßig von Hand untergestoßen wird. Danach reift der Wein für etwas 18 Monate in neuen französischen Barriques.

Das Jahr 2018 aus Sicht des Weinguts
Für das Weingut startete das Weinjahr recht gut. Vom Winter waren genug Wasserreserven im Boden und das Frühjahr startete ohne Frost. Im Mai gab es während der Blüte etwas Regen, sodass die Blüten etwas verrieselten. Das war aber sogar positiv, da es dadurch zu einer lockeren Beerenstruktur kam. Ab Juli wurde es dann heiß. Da die Traubenzone nicht entblättert worden war kam es nicht zu einem Sonnenbrand der Trauben und auch nicht zu einem „Verkochen“ der Beeren durch die Hitze.
Mitte August waren die Reife so weit fortgeschritten, dass die Trauben für den Asselheimer Pinot Noir mit 88 – 90°Oechsle und ausreichend Säure gelesen werden konnten. Trotz des Ausdünnens konnte eine sehr gute Erntemenge eingebracht werde.
Ende September war es noch bis zu 30° warm, sodass eine Riesling-Trockenbeerenauslese mit 340°Oechsle gelesen werden konnte. (Normalerweise produziert das Weingut keine süßen Weine, aber diese Gelegenheit wollte man sich nicht entgehen lassen.)

Zum Terroir und der Reberziehung
Die Rebzeilen am Asselheimer Hang sind so ausgerichtet, dass die stetigen Winde aus dem westlich gelegenen Tal über die Reben hinweg ziehen können, Sie sorgen für ein kühleres Klima und damit für die langsamere Reifung der Trauben. Zusätzlich lassen sie die Reben nach Regenfällen schnell wieder abtrocknen, sodass Pilzkrankheiten kaum auftreten.
Da die in Deutschland übliche hohe Laubwand zu höheren Zuckerwerten der Trauben und damit auch zu höheren Alkoholgehalten führen, werden die neuen Spätburgunder-Anlagen nach dem burgundischen Vorbild mit deutlich niedrigerer Laubwand und engerem Zeilenabstand (80 cm) angelegt. Dadurch wird die Photosynthese Leistung der Reben geringer, es wird weniger Zucker gebildet und die Trauben reifen später. Durch die engeren Zeilenabstände werden die Trauben weniger besonnt und sind so nicht der Gefahr eines Sonnenbrandes ausgesetzt.
Um den Ertrag pro Stock niedrig zu halten, wird die Stockdichte von 5.000 auf bis zu 15.000 Reben pro Hektar erhöht.
Der Nachteil dieser Pflanzung ist, dass die üblichen Traktoren nicht mehr zwischen die Rebzeilen passen. Deshalb hat das Weingut einen französischen Überzeilen-Traktor angeschafft, der die Rebzeile in die Mitte des Traktors nimmt und so rechts und links mit den 80 cm breiten Zeilen auskommt.
Nach den Spätburgunder-Pflanzungen wurde auch ein Chardonnay-Weinberg auf diese Art angelegt.
Mit diesen Maßnahmen soll die Qualität der Spätburgunder weiter erhöht werden. Die drei verkosteten Weine zeigten deutlich die Auswirkungen dieser Philosophie. Vom Gutswein über den Ortwein zum Selektionswein konnten wir die Steigerung der Qualität schmecken. Tobias Müller hat uns wie beim letzten Mal umfassend und kurzweilig mit den nötigen Informationen versorgt.

Dafür vielen Dank.

Verfasser: Dieter

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Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Matthias Gaul Teil 1 – Weißweine am 25.März 2021

Erstellt von Dieter am 1. April 2021

Da durch den verlängerten Lockdown weiterhin keine normalen Proben möglich waren, haben wir auch für den März und den April 2021 je eine virtuelle Weinprobe organisiert, diesmal mit dem Weingut Matthias Gaul.
Das Weingut  liegt , in Grünstadt Asselheim, etwa 10 km Luftlinie entfernt südlich vom Zellertal, dem Ort der letzten beiden virtuellen Weinproben.
Da das Haardtgebirge nach Westen bei Asselheim durchbrochen ist, sorgen Westwinde für eine gute Belüftung der Weinberge. Die Reben trocknen nach Regen schnell ab und es besteht kaum die Gefahr von Pilzerkrankungen.
Die drei Ortslagen Goldberg, St.Stefan und Schloss sind nach Süden ausgerichtet und haben Böden aus tertiärem Kalkstein und teilweise Tonmergel. Die beiden erstgenannten Lagen am Asselheimer Berg gehören mit 160 – 300 Höhenmetern zu den höchsten Lagen der Pfalz.
Asselheim galt früher als sehr kühler Weinort, in dem selten reife Trauben geerntet werden konnten, heute hat sich das aufgrund der Klimaerwärmung geändert und nun sind die kühleren Lagen ein großer Vorteil.
Das Weingut wird z.Z. in dritter Generation von Matthias Gaul geleitet. Sein Großvater vermarktete schon 1956 Flaschenweine, sein Vater Werner stellte dann vollständig auf Flaschenwein-Vermarktung um. Matthias Gaul studierte 1990-1995 in Geisenheim und war dann noch in mehreren Weinregionen tätig. Durch die internationale Erfahrung wurden schon früh für Deutschland neue Rebsorten angepflanzt (1990 Chardonnay, 1996 Cabernet Sauvignon, 1998 Cabernet Franc und 2005 Tempranillo.)
Das Weingut bewirtschaftet 35 ha und produziert jährlich etwa 280.000 Flaschen, je zur Hälfte Weiß- und Rotweine. Spätburgunder ist die bevorzugte Rebsorte und steht auf 8 ha in den kühleren Lagen. (Eine Besonderheit ist eine Parzelle, in der der Spätburgunder in Einzelstockerziehung mit 15.000 Stöcke pro Hektar extrem eng gepflanzt wurde)
Die Liebe zu den Rotweinen, vor allem zum Spätburgunder hat sich ausgezahlt. 2015 und 2017 hat das Weingut den Deutschen Rotweinpreis für Spätburgunder gewonnen, 2020 für einen Cabernet Franc Wein.
Zu den Rotweinen werden wir am 29.04.2021 im zweiten Teil der virtuellen Weinproben mit dem Weingut Matthias Gaul kommen.
Ausgebaut werden heute die Weine mit dem Kellermeister und Betriebsleiter Tobias Müller, Hierfür stehen im Keller etwa 120 Edelstahltanks und 550 Barriques zur Verfügung stehen.

Das Weingut Matthias Gaul

Tobias Müller stammt von der Mittelhaardt und hat eine Ausbildung im Weingut Müller Catoir mit dem bekannten Betriebsleiter Hans-Günter Schwarz abgeschlossen. Danach absolviert er ein Studium in Geisenheim und ging für zwei Jahre zum Weingut Laibach in Südafrika. Nach weiteren Zwischenstationen war er Betriebsleiter im Rheingauer Weingut Chat Sauvage, dass sich auf Spätburgunder und Chardonnay spezialisiert hat. Von da aus war es dann ein einfacher Schritt, zurück in die Pfalz zum Weingut Matthias Gaul zu wechseln, zumal man ebenfalls eine Vorliebe für Spätburgunder pflegt.
Er hat uns bei dieser virtuellen Weißweinprobe begleitet, bei der wir mit ihm folgende Weine verkoste haben:

1. 2019  Matthias Gaul, Riesling “Terrain calcaire”
In der Nase intensive Frucht nach Apfel, Stachelbeere, etwas Mirabelle, Kräuter und nur einem Hauch Pfirsich. Im Mund neben den Kräuternoten anfangs etwas breite Fruchtaromen, die dann  aber an der Luft verschwinden. Dafür drängt sich  eine intenensive Mineralik nach vorne und es entwickeln sich mehr Apfel- und Zitrusnoten. Gelber Pfirsich ist kaum noch zu schmecken. Eine kräftige, aber weiche, gut gepufferte Säure stützt den Wein. Im Abgang kommen dann zart herbe Noten. Es ist erstaunlich, wie sich der Wein an der Luft entwickelt und seinen Charakter verändert.
Der Wein stammt von bis zu 50-jährigen Reben die auf steinigem Muschelkalkboden stehen. Der Wein wurde spontan vergoren und dann der letzte Rest Zucker mit neutraler Hefe zu Ende vergoren.

2. 2019  Matthias Gaul, Grauer Burgunder                                                
Im Bukett zart exotische Frucht, Birne Stachelbeere, Apfel,ein Hauch Haselnuss und Kräutern.
Am Gaumen dann recht dicht, aber nicht fett, wieder Birne Stachelbeere, Apfel,ein Hauch Kräuter.
Die klare Säure gibt ihm Eleganz und einen Frische-Kick, sodass der Wein einen guten Trinkfluß hat, aber nicht belanglos wird wie mancher Pinot Grigio.

3. 2018  Matthias Gaul, “Cuvee Pas de deux”       
Dieses Cuvee aus 90% Chardonnay und 10% Weißburgunder zeigt ein würziges Bukett nach Apfel, Birne, Holzapfel, etwas Mirabelle, Melone und Hauch exotischen Früchten, dazu kommt ein dezenter, leicht rauchiger Barrique-Ton. Im Mund zeigt er neben Apfel und Birne auch florale Noten. Auch hier ist eine frische, weiche, gut eingebundene Säure und dann stärkere, aber nicht unangenehme Holznoten. Wir haben hier einen runden, harmonischen, recht cremigen Wein, der sich als vielseitiger Essensbegleiter empfiehlt.
Der Ausbau der beiden Rebsorten erfolgte getrennt, jeweils zu in 100 % im Barrique. Der Chardonnay wurde einer Battonage (regelmäßiges Aufrühren der Hefe nach der Vergärung) unterzogen und hat so seine Cremigkeit erhalten. Beim Weißburgunder wurde darauf geachtet, dass der Wein keinen malolaktischen Säureabbau durchmachte. So sorgen die 10% Weißburgunder dass das Cuvee eine feine, frische und elegante Säure auszeichnet.
Dieser Wein ist in der Gastronomie sehr erfolgreich.

Nach diesen drei Weinen wurde noch kurz über allgemeinere Themen gesprochen und um 22:30 die Probe beendet, damit auch noch genug Themen für die Rot­weinprobe im April übrigbleiben.
Die Teilnehmer der Proben haben einen sehr umfangreichen Überblick über das Weingut und die Weine bekommen. Wir möchten Herrn Tobias Müller dafür danken, dass er sich die Zeit für uns genommen hat.

Verfasser: Dieter


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Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Schwedhelm am 25.Februar 2021, Teil 2 Riesling Weine

Erstellt von Dieter am 1. April 2021

Nach der erfolgreichen virtuellen Weinprobe Teil 1 mit Burgunderweinen haben wir uns jetzt den Rieslingweinen zugewandt.
Informationen zum Weingut finden sich bereits im Bericht der Probe vom Januar 2021.
Während bei Burgunderweinen bekannt ist, dass sie von stark kalkhaltigem Boden profitieren, ist das bei Riesling Weinen nicht unbedingt der Fall, da der Kalk die Säure stark puffert und bei wenig Säure dann zu breiten, nicht eleganten Weinen führt.
Aufgrund der hohen, kühlen Lagen im Zellertal sollten die Weine aber ausreichend Säure besitzen, um frisch und elegant zu bleiben.

Georg Schwedhelm hat uns drei Riesling Weine aus dem Weingut präsentiert:

2019  Zellertaler Riesling         
Ein würziges Bukett mit exotischen Früchten, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, Citrus, im Mund kommt dann eine salzige Mineraltät zum Vorschein, gepaart mit einer packenden, frischen Säure.
Ein gelungener, eleganter, frischer Ortswein mit einem sehr guten Preis-Leistungs­verhältnis.
Die Trauben wachsen mit reiner Südausrichtung in jungen Parzellen aus dem Kreuzberg und dem Schwarzer Herrgott. Der Boden besteht hier aus Ton und Mergel mit massiven Kalkeinschlüssen.
Nach kurzer Maischestandzeit wurden die Trauben abgepresst und im Edelstahltank spontan vergoren. Nach 7 Monaten auf der Hefe erfolgte die Abfüllung.

2018  Zellertaler Kreuzberg                    
In der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, aber auch schon eine leichte Reife, im Mund präsentiert sich dann eine dichte, fülligere Struktur und eine sehr zarte Mineralik.Dem Jahrgang geschuldet, ist es ein dichter, vollreifer Riesling mit recht weicher Säure und stärker adstringierender Herbe
Die Trauben stammen aus dem Zeller Kreuzberg, Die Parzellen auf einer Höhe von etwa 240 Metern Höhe liegen in reiner Südlage und haben eine Hangneigung bis zu 27%. Der Boden besteht aus Kalkstein und tonigem Lehm.
Die vollreif gelesenen Trauben machten eine Maischestandzeit von 8 Stunden durch, wurden abgepresst und der Most im Edelstahl spontan vergoren. Um den Wein trocken zu vergären wurde mit Reinzuchthefen nachgegoren und bis Ende Mai auf der Hefe gelassen..

2019  Zellertaler Schwarzer Herrgott             
In der Nase ist dieser Wein noch etwas verschlossen, zarte Aromen von Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus. Auch Gaumen ist der Wein noch recht verschlossen und öffnet sich dann langsam an der Luft. Eine extreme, salzige Mineralik, eine kräftige, aber durch den Kalkstein im Boden gut integrierte Säure und feine Cremigkeit zeichnen ihn aus. Schon jetzt macht er Druck am Gaumen und läßt sein Potential erahnen.
Das ist ein toller, komplexer Riesling, der in ein paar Jahren sein Potential voll ausspielen wird. Mit seiner kräftigen Säure und salzigen Mineralik würde man so einen Riesling eher an der Mosel erwarten.
Die Trauben stammen aus der 9,8 ha großen Lage Zeller Schwarzer Herrgott, die beim VDP als Große Lage eingestuft ist. Der Boden ist geprägt von massivem Kalkstein mit Tonmergel.  Die reine Südausrichtung und eine Neigung von über 30 Prozent bieten hier hervorragende Bedingungen, um einen großen Riesling zu erzeugen. Die Trauben für den Riesling Schwarzer Herrgott wachsen in der ältesten Weinbergs-Parzelle im Zellertal, die noch heute von zwei Seiten mit Kalksteinmauern und einer christlichen Gebetsnische umgeben ist.
Nach zweifacher Vorselektion wurden die vollreifen Trauben einer Maischestandzeit von 18 Stunden unterzogen. Der abgepresste Most wurde dann in einem älteren Tonneau und in einem Edelstahltank spontan angegoren, danach mit Reinzuchthefe beimpft und kühl zu Ende vergoren. Nach mehrmaliger Batonnage reifte der Wein bis Mai auf der Hefe.

Noch eine kleine Information zur Weinbergslage Schwarze Herrgott:
Die Weinbergslage zählt zu den ältesten urkundlich erwähnten Lagen in Deutschland. Des Heiligen Philipp von Zell, ein irischer Mönch. christianisierte um 700 n. Chr. diese Region und gründete ein Kloster bei Zell (cellular). Im frühen Mittelalter war Zell einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte Deutschlands. Philipp pflanzte in dieser Lage, die nicht weit von seinem Kloster entfernt lag, seinen Messweinberg. Damit die Mönche nicht jedes Mal für ihre Gebete zum Kloster zurücklaufen mussten, errichteten sie dort ein Kreuz, das mit der Zeit schwarz verwitterte und der Lage seinen Namen gab.
Mitten durch die Lage Schwarzer Herrgott verläuft die Grenze zwischen Rheinhessen und der nördlichen Pfalz, wobei der rheinhessische, östliche Teil heute „Zellerweg am schwarzen Herrgott“ heißt.

Mit dem letzten Wein war dann unsere virtuelle Weinprobe beendet. Georg Schwedhelm konnte uns zeigen, dass die kühlen Lagen im Zellertal tatsächlich zu kräftiger, frischer Säure führen, die durch den hohen Kalkgehalt aber nicht zur Belanglosigkeit reduziert wird, sondern frisch und animierend bleibt und durch die gute Pufferung auch angenehm und nicht aggressiv wird.

Georg Schwedhelm möchten wir nochmals für die Führung durch die Probe herzlich danken und hoffen, dass es ihm gelingt, die Weine aus dem Zellertal wieder zu altem Glanz zu helfen.

Verfasser: Dieter

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Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Schwedhelm am 28.Januar 2021, Teil 1 weiße Burgunderweine

Erstellt von Dieter am 1. April 2021

Wir hatten gehofft, dass wir im neuen Jahr wieder unsere normalen Proben abhalten könnten. Leider ist das zumindest für Januar und Februar nicht möglich gewesen, sodass wir auf zwei virtuelle Weinproben umplanen musstenUnser deutsches Leitthema für 2021 ist die Nordpfalz.
Hier fanden wir mit den Brüdern Schwedhelm vom Weingut Schwedhelm im Zellertal jemanden, der bereit war mit uns virtuelle Proben durchzuführen. Aus logistischen und organisatorischen Gründen haben wir zu einer Doppelprobe mit je 3 Weinen entschieden:
Im Januar eine Probe mit Burgunder-Weinen und
im Februar eine Probe mit Riesling-Weinen.

Zum Weingut:

Das Weingut Schwedhelm im Zellertal liegt am nördlichsten Rand vom Weinbaugebiet Pfalz. Das Gebiet ist nur wenig bekannt, aber es hat die kühlsten und höchsten Lagen der Pfalz. Das Zellertal grenzt an der Nord- und Ostseite an das Weinbaugebiet Rheinhessen, entsprechend herrschen hierebenfalls Ton- und Kalksteinböden vor.
Auf rheinhessischer Seite sind in nächster Nähe (5-10 km entfernt) mehrere Spitzenwinzer zuhause. In Dalsheim-Flörsheim das Weingut  Keller und das Sekthaus Raumland, im etwa 10 km entfernten Hohen Sülzen das Weingut Battenfeld Spanier.
Letzteres Weingut produziert auch wie das Weingut Schwedhelm einen Riesling aus der Lage Schwarzer Herrgott als Großes Gewächs. Warum sollte man im Zellertal also nicht auch hervorragende Weine produzieren können? Durch die Klimaerwärmung werden hier inzwischen die auch Trauben regelmäßig reif, sind aber wegen der höheren, kühleren Lagen nicht so stark der Gefahr ausgesetzt, überreife und damit säurearme Weine zu liefern.
Das Weingut besteht schon über 100 Jahre und wird jetzt von den Brüdern Stephan und Georg geführt. Stephan hat Weinbau studiert, Georg Betriebswirtschaft und entsprechend sind die Aufgaben im Weingut aufgeteilt.
Im Umkreis von etwa 1,5 km um das Weingut werden ca. 17 ha bewirtschaftet. Die Reben stehen auf 150 – 300 m Höhe am Südhang mit einer Neigung bis zu 35 Grad.
Wie schon oben angeführt, können aufgrund der hohen, kühlen, sehr kalkhaltigen Lagen hier sehr mineralische und elegante Weine mit einer frischen, präsenten Säure erzeugt werden. Deshalb hatten vor etwa 100 Jahren die Weine aus dem Zellertal einen sehr guten Ruf. Durch die Nachkriegszeit mit plumpen, süßen Weinen und unzähligen Neuzüchtungen, die nur hohe Öchslegrade bringen sollten ist der gute Ruf verloren gegangen. Die beiden Brüder Schwedhelm wollen aber die Weine aus dem Zellertal wieder ganz nach oben bringen.

Für die Probe hatten wir 2 Ortsweine und einen Lagenwein aus dem Sortiment der Burgunder-Rebsorten ausgewählt:

2019  Zellertaler Weissburgunder                                              
In der Nase  etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Zitrus, im Mund kommt dann noch eine feine Mineralik und eine kräftige, gut integrierte Säure dazu. Ein klarer, gradliniger, mineralischer und recht eleganter Weissburgunder.
Die Trauben für diesen Weissburgunder stammen aus mehreren Parzellen am Südhang unterhalb von Zell. Dort findet sich ein Kalk-Ton-Gemisch mit etwas Lehmeinschlüssen. Die Trauben wurden so gelesen, dass sie noch ausreichend Säure behalten haben. Nach einer 8-stündigen Maischestandzeit wurde der Saft abgepresst und kühl vergoren. Danach blieb der Wein noch 5 Monate auf der Hefe.

2019  Zellertaler Chardonnay                 
Im Bukett viel Birne, etwas Apfel, Stachelbeere und exotische Früchte, dazu ein Hauch  Röstaromen. Am Gaumen entwickelt sich eine  leicht salzige Mineralik mit zarten Feuerstein-Noten. Eine kraftige, gut eingebundene Säure sorgt für Frische, dazu kommt dann in Abgang eine zarte Herbe.
Ein klarer, zart mineralischer, recht eleganter Chardonnay mit frischer Säure.
Die Trauben für diesen Chardonnay stammen aus einer Parzelle auf 220m Höhe am Südhang unterhalb von Zell. Dort findet sich ein Kalk- Ton-Gemisch mit einzelnen Lehmeinschlüssen. Die Trauben wurden so gelesen, dass sie noch ausreichend Säure behalten haben. Nach einer 6-stündigen Maischestandzeit wurde der Saft abgepresst und über 2 Monate kühl vergoren. Der Ausbau erfolgte zu 30% im Tonneau.

2018  Zellertaler Karlspfad                       
In der Nase würzige Aromen nach Birne, Apfel, Mirabelle, Stachelbeere, etwas exotische Frucht, Ananas, Kräuter und zarte Röstaromen, am Gaumen dann Dichte, Eleganz, cremiger Schmelz, dazu eine frische, animierende Säure und dezente Röstaromen.
Ein vielschichtiger Weißburgunder mit cremigem Schmelz und feiner Säure.
Die Trauben für diesen Weißburgunder stammen aus der Lage Karlspfad, der Bezeichnung für einen alten Gewanne-Namen am Fuße des Zeller Berges. Der Boden zeichnet sich dort durch einen hohen Kalksteinanteil, durchsetzt mit Ton und Lehm, aus.
Die Trauben wurden vollreif, aber mit noch guter Säure gelesen und nach einer Maischestandzeit von 14 Std. wurde der Most im Stückfass vergoren, nach mehrmaliger Batonnage reifte der Wein bis Juni auf der Vollhefe.

Hier endete der erste Teil unserer Doppelprobe. Alle drei Weine zeigten, wie sich das kühlere Klima positiv auf die Wein ausgewirkt hat. Keine breiten, fülligen oder überreifen Weine, sondern sehr mineralische mit deutlicher Mineralik und eleganter Fruchtausprägung.
Mit solchen Weinen sollte es den Brüdern Schwedhelm gelingen, die Weine aus dem Zellertal wieder in vorderste Position zu bringen.

Georg Schwedhelm möchten wir für die Führung durch die Probe herzlich danken. Wir freuen uns auf den zweiten Teil im Februar.

Verfasser: Dieter

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Virtuelle Weinprobe mit dem Weingut Lisa Bunn am 3.Dezember 2020

Erstellt von Dieter am 1. April 2021

Die Corona-Pandemie hatte uns eingeholt und so mußten wir alle unsere geplanten Proben von Oktober bis Dezember 2020 absagen.
Als Ausweg haben wir dann den Weg zu virtuellen Weinproben gefunden und für eine Dezember-Probe ausprobiert.

Dazu wollen wir unser Rheinhessen-Thema 2020 mit dem Ausnahmeweingut Lisa Bunn, das Spitzenlagen am Roten Hang in Nierstein besitzt, ausklingen lassen.
Ein Teil der Mitglieder hatte das Weingut Lisa Bunn bereits auf der Weinreise im Oktober 2021 nach Nierstein kennengelernt.

Bastian Strebel und Lisa Bunn haben ihren elterlichen Weingütern, den ehemaligen Margarethenhof in Nierstein und das Weingut Strebel in Wintersheim zum neuen Weingut Lisa Bunn zusammengelegt. Mit einer Rebfläche von 21 ha decken sie mit Nierstein im Norden und Wintersheim im Süden unterschiedliche Böden und Micro Klimata ab. ie Weine aus dem Roten Hang stehen für viel Mineralität, Salzigkeit und Würze. Wintersheim hat mit die höchsten und damit die am spätesten reifenden Lagen in Rheinhessen. Die dortigen tiefgründigen Lösslagen stehen für fülligere Frucht und Saftigkeit.
Während die Rieslinge vor allem aus den renommierten Niersteiner Lagen Hipping, Oelberg und Orbel stammen, wächst der Chardonnay in Dienheim auf tiefgründigen Lehmböden und die Spätburgunder kommen aus dem kühleren Wintersheim.
Die Ernte erfolgt von Hand, die Weine machen eine lange Maischestandzeit durch und nach der Spontangärung liegen die Weine lange auf der Feinhefe bis zur Abfüllung.
Das Weingut gehört zur neuen Generation von Winzern und ist im „Vinum Weinguide Deutschland 2021“ zum Aufsteiger des Jahres erklärt worden.

Lisa Bunn und Bastian Gebel hatten sich bereit erklärt, eine Probe von 6 Weinen zusammen zu stellen und an die Mitglieder zu versenden. Am 3.Dezember wurden dann drei Weine virtuell verkostet und die restlichen drei Weine noch kurz angesprochen. Die Probe wurde über YouTube-Kanal des Weinguts übertragen, die Kommentare und die Diskussion liefen über die WhatsApp-Gruppe der Weinbruderschaft, damit keine separate Anmeldung der Teilnehmer bei YouTube erforderlich wurde.

Hier die verkosteten Weine:

1.     2016  Niersteiner Orbel      
Eine würzige Nase mit Apfel, Mirabelle und Pfirsich, etwas exotischen Früchten, Zitrus und leichtem Hanf-Ton, im Mund dann sehr mineralisch und straff mit deutlicher, frischer Säure. Dazu kommen leichte Hanf-Töne der Reife. Ein gut strukturierter Wein mit langem Abgang.
Das ist ein typischer Riesling für das Jahr 2016: Gradlinig, sehr mineralisch mit kräftiger, aber gut integrierter Säure und zarten Reifenoten.Die Trauben wurden von Hand gelesen, nach 24-stündiger Maischezeit abgepresst und spontan vergoren. Anschließend blieb der Wein bis zum Juli auf der Vollhefe.

2.     2017  Dienheimer Tafelstein, Chardonnay, “Reserve”       
Im Bukett Birne, Apfel, Stachelbeere, eine Spur Mirabelle, dazuz ein leichter Kaffee-Duft und sehr dezente Holznoten, am Gaumen gute Mineralik und eine feine Balance zwischen eleganter, geschmeidiger Frucht, frischer, gut integrierter, Hauch buttriger Säure und sehr dezentem Holz. Ein hervorragend komponierter Chardonnay, in sich sehr stimmig, cremig, mit Eleganz, Frische und trotzdem dichter Struktur. Dieser Chardonnay braucht sich nicht vor einem guten Meursault zu verstecken.
Der Ausbau erfolgte nach 24-stündiger Maischezeit, dann wurde der Most spontan Spontangärung im Eichenholzfass davon 50 Prozent Erst- und 50 Prozent Zweitbelegung vergoren, bis Februar erfolgte eine Batonnage (Aufrühren der Hefe) und bis zum September blieb der Wein auf der Hefe.

3.     2018  Lisa Bunn, Pinot Noir     
Ein dichtes, klares Kirschrot. In der Nase rote Beeren, Pflaume, etwas Brombeere, Kirsche, Kräuter, Tabak und dezente Röstnoten. Im Mund dann auch Kraft und Vollmundigkeit mit einer frischen, gut gepufferten Säure, recht reifen Tanninen und leichten Mocca- und Röstaromen. An der Luft gewinnt der Wein und wird weicher und runder.
Die Trauben stammen von 28-jährigen Spätburgunder-Reben (Mariafelder Klon) und wurden halbiert. Nach früher Handlese Anfang September erfolgte ein 20%iger Saftabzug, danach eine 14-tägige Maischegärung. Der Wein reifte anschließend 12 Monate im Barrique (25% neue und 75% gebrauchte Fässer).
Die nächsten drei Weine wurden nur kurz angesprochen und konnten dann außerhalb der virtuellen Probe verkostet werden.

4.     2018  Wintersheimer Riesling      
 Im Bukett  Stachelbeere,  Apfel, Mirabelle, gelber Pfirsich etwas Citrus  und ein Hauch Kräuter . Im Mund dann recht dichte, aber etwas verhaltene Frucht, Kräuter-Noten und auch viel Grapefruit, dazu eine frische, recht weiche Säure und eine etwas adstringierende Herbe im Abgang, was beides für den Jahrgang 2018 typisch ist.
Die Trauben stammten von ca. 16 Jahre alten Reben aus dem Wintersheimer Fraugarten und wurden nach 24 Std, Maischezeit abgepresst und im Edelstahl spontan vergoren. Anschließend blieb der Wein bis Anfang Mai auf der Vollhefe.

5.     2017 Lisa Bunn, Grauer Burgunder, “vom Löss”
In der Nase viel Birne, etwas Mirabelle, Apfel und ein Hauch Vanille. Am Gaumen eine weiche, recht charaktervolle Frucht mit zartbitteren Nuancen und eine weiche Säure. Ein runder, saftiger, harmonischer Grauburgunder

6.     2017  Lisa Bunn, Blauer Spätburgunder         
Ein eher helles Kirschrot, in der Nase Kirsche, rote Beeren, etwas Pflaume sowie zart florale Noten. Im Mund eine leichtere Frucht, Kirsche, Kräuter, etwas Tabak- und Eichentöne. Eine frische Säure und ein zart herbes Tannin. Ein kleiner, aber gut gemachter Spätburgunder zu einem günstigen Preis.
Diese Veranstaltung hat uns gezeigt, dass über eine virtuelle Probe in den Zeiten eines Lockdowns wenigsten gemeinsam Wein probiert und darüber diskutiert werden kann, auch wenn eine reale Probe doch noch persönlicher ist. Besser eine virtuelle Probe als überhaupt keine Probe.
Lisa Bunn und Bastian Gebel möchten wir dafür danken, dass sie sich die Zeit dafür genommen haben, uns die Weine vorzustellen und mit uns ausgiebig zu diskutieren.

Verfasser: Dieter


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Weinprobe Rotweine aus Kroatien am 03.12.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Ceca Madzarevic hat eine Weinprobe mit Rotweinen aus Istrien vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen des zweiten Corona-Lockdowns nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinprobe Rotweine aus dem spanischen Weinbaugebiet Toro am 19.11.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Uwe Lommertin hat eine Weinprobe mit Rotweinen aus dem spanischen Weinbaugebiet Toro vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen des zweiten Corona-Lockdowns nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinprobe Weißweine aus Kroatien am 18.10.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Ceca Madzarevic hat eine Weinprobe mit Weißweinen aus Istrien vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen der Corona-Pandemie nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinreise an den Roten Hang, Nierstein vom 22. -25.10.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unsere Weinreise hatten wir in das Weinbaugebiet Rheinhessen geplant, passend zu unserem deutschen Weinthema 2020. Hier bot sich Nierstein mit dem bekannten Roten Hang an. Schon früher war der Rote Hang für hochwertige Weine bekannt.

Deshalb wollten wir vom 18.-21. Juni nach Nierstein fahren. Dann aber kam durch die Corona-Pandemie der erste Lockdown und wir mussten zuhause bleiben.
In der Hoffnung, dass im Herbst es wieder besser werden würde, hatten wir die Reise dann auf den 22. – 25. Oktober verlegt. Alles sah über den Sommer gut aus, aber dann stiegen die Infektionszahlen wieder und plötzlich wurde über Rheinlandpfalz ein Beherbergungsverbot verhängt. Kurz vor unserem Reisetermin wurde das Verbot aber wieder aufgehoben und wir durften doch noch fahren. Allerdings war die Teilnehmerzahl von 20 auf 11 geschrumpft.

Und dann  kam das nächste Problem:  für den Freitagmorgen war eine Probe im Weingut St.Antony angesetzt. Bei einer Nachfrage zwei Tage vorher, wusste plötzlich niemand von der Veranstaltung im Weingut. Die Verantwortliche, die die Probe zugesagt hatte, war nicht mehr im Weingut beschäftigt und man konnte angeblich auch keine Unterlagen dazu mehr finden. Man verwies dann auf die Entscheidung der Geschäftsführung, die Veranstaltung nicht durchzuführen.

Mit großen Mühen konnte dann aber unser Weinbruder Wilfried als Organisator eine Probe in der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim buchen. Hier war man bereit, uns unter den entsprechenden Hygienebedingungen in dem großen, hohen Probensaal und mit entsprechenden räumlichen Abständen die Weine zu präsentien

Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim

Die Staatliche Weinbaudomäne wurde 1895 von Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen, gründet und besaß damals 83 ha Rebfläche. Heute ist sie im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz als Lehr- und Versuchsbetrieb mit 23,7 ha der besten Lagen entlang der Rhein­terrassen von Dienheim, Oppenheim über Nierstein, Nackenheim bis nach Bodenheim. Angebaut werden vor allem die klassischen Rebsorten wie z.B. Riesling, Silvaner, Spätburgunder.
Ein Schwerpunkt ist der Ausbau von Rieslingweinen, um die gesamte Bandbreite des rheinhessischen Terroirs wiederzugeben. Denn die Domäne besitzt viele Spitzenlagen mit Böden von Rotliegenden über Kalkmergel bis zu Löß. Neben dem Riesling wird besonders der Silvaner als die klassische rheinhessische Rebsorte, gepflegt.
Eine Besonderheit ist die 2,1 ha große Monopollage Niersteiner Glöck, die zu den hochwertigsten Lagen der Roten Hangs zählt und gleichzeitig auch die älteste Weinbergslage Deutschlands ist. Das belegt eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 742.  

Nun zu den Weinen:

1.1               2016  Domaine Oppenheim, Sekt “Cuvee Ernst Ludwig”, brut                                          
Ein dichter, vielschichtiger Sekt aus Grauburgunder, Chardonnay und Weissburgunder mit exotischer Frucht nach Stachelbeere, Apfel, Birne und Mirabelle mit zarter Reife und dezenten Brioche-Noten.

1.2               2019  Domaine Oppenheim, Silvaner                   
Ein sauberer, etwas verhaltener, zart mineralischer Basis-Silvaner mit dem Duft und der Frucht von Birne, Aprikose und Mirabelle.

1.3               2019  Domaine Oppenheim, Scheurebe                            
Eine zart fruchtige Scheurebe mit exotischer Frucht nach Stachelbeere, Apfel, Birne, Grapefruit, Holunder, Cassis-Blättern, zart grünen Noten und frischer Säure. Der Wein erscheint wie ein zarter Sauvignon blanc.

1.4               2019  Domäne Oppenheim, Riesling                   
Frucht   Würzige, gelbe, etwas exotische Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, Apfel, zarte Zitrusaromen.

1.5               2019  Domaine Oppenheim, Silvaner “Vom Rotliegenden”                                                  
Ein typischer Ortswein mit dichter Frucht wie Birne, Mirabelle, etwas Holzapfel, dazu eine leicht salzige Mineralität mit den typischen Noten vom Roten Hang und fruchtiger Säure.   Geerntet wurde mit 88° Oechsle und dann im Edelstahl ausgebaut.

1.6               2019  Oppenheimer Herrenberg, Silvaner, Selection Rheinhessen
Der Oberklasse-Silvaner mit leichten Spontanvergärungsnoten, mit dichter, etwas fülliger Frucht und den reifen Aromen von Birne, Aprikose, Mirabelle, einer leichten Süße und frischer, weicher Säure.
Der Most wurde spontan vergoren und der Wein dann im Tonneau ausgebaut. Ein Silvaner der schon burgundische Strukturen zeigt.

1.7.              2019  Domaine Oppenheim, Riesling “Kalkmergel”
Im Bukett sind gelbe Früchte und Zitrusnoten zu finden, im Mund finden sich dann neben leicht salziger Mineralik wieder gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne und Zitrusaromen. Dazu kommt eine belebende Säure. Ein saftiger und fruchtiger Riesling.

1.8               2019  Niersteiner Glöck, Riesling “Großes Gewächs”                   
Im Bukett intensive Birnenaromen und zarte, rauchige Feuersteinnoten. Am Gaumen noch etwas verhalten, aber reifer Pfirsich, viel Birne, Mirabelle, Zitrusnoten und eine feine, gut eingebundene Säure. Der Wein zeigt viel Körper und eine gute Länge.

1.9               2018  Niersteiner Glöck, Riesling “Großes Gewächs”  
Im Bukett intensive Birnenaromen, Mirabelle, Pfirsich und etwas Hanf. Am Gaumen dann viel gelbe Früchte, reifer Pfirsich, Birne, Mirabelle, etwas Reife und Klempnerhanf. Der Wein ist recht weich, zeigt viel Körper, Fülle und eine gute Länge, aber auch leichte Reifenoten und etwas Klempnerhanf.

1.10              2019  Domaine Oppenheim, Riesling “Jubiläumswein 125 Jahre Weinbauschule”                           
In der Nase exotische Frucht mit einem Hauch Holz, am Gaumen dann gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, etwas Birne. Ein dichter, weicher, fruchtiger Riesling mit guter Säure.
Nach der Spontan-Vergärung wurde der Wein im Tonneau und Barrique ausgebaut, wobei dieser Jubiläums-Riesling auch in dem Holzfass ausgebaut wurde, das die Domäne als Geschenk zur 1275-Jahr-Feier der ältesten Weinlage Deutschlands, dem Niersteiner Glöck, erhielt.

1.11              2018  Oppenheimer Herrenberg, Riesling, Auslese
Ein würziges, exotisches Bukett, dazu Steinobst, dann im Mund mehr Fülle, Pfirsich, reife Stachelbeere, Mirabelle, Birne und eine dezente, filigrane Süße mit feiner, frischer Säure. 

Die nachstehenden drei Weine konnten in der Vinothek noch zusätzlich zum Probenprogramm probiert werden:

1.12              2017  Niersteiner Spätburgunder                   
Ein würziger, recht weicher Spätburgunder, dunkle Früchte, Pflaume, Kirsche, eine leichte Süße und zarte Röst- und Schokoladen-Noten, insgesamt aber etwas breit und krautig

1.13              2018  Domaine Oppenheim, Pinot G                   
Ein weicher, dichter und eleganter Spätburgunder mit reifen roten Früchten, Kirsche, Pflaume, leicht rauchigen Noten und einer zarten Pfeffernote.
Die Trauben stammen aus der Großen Gewächs-Lage Niersteiner Glöck. (Spätburgunder ist in Rheinhessen nicht für Große Gewächse zugelassen)

1.14              2016  Domäne Oppenheim, Grauburgunder N               
Ein sehr klarer, recht würziger Grauburgunder mit dezentem Maischeton, feinem Fruchtaromen von Birne, Apfel, Holzapfel und frischer Säure und zart herben Tanninen.
Der Wein entstand, als der Hype um maischevergorene „Orangeweine“ begann, und plötzlich viele unsaubere, oft nicht verkehrsfähige Weine auf dem Markt kamen, Hier wollte die Domäne zeigen, dass man bei präzisem Arbeiten auch einen sauberen, klaren maischevergorenen Wein erzeugen kann.

Nach der Probe ging es per Großraumtaxi zurück nach Nierstein, damit wir im „Ristorante Winzerhaus“ unser Mittagessen einnehmen konnten.
Auch die für den Nachmittag vorgesehene Probe beim Weingut Kühling Gillot wurde wegen der inzwischen gestiegenen Infektionszahlen kurzfristig abgesagt.
Glücklicherweise gelang es wiederum einen würdigen Ersatz zu finden:
Das Weingut Kai Schätzel war bereit, uns unter entsprechenden Hygiene-Auflagen eine interessante Weinprobe anzubieten.    

Weingut Kai Schätzel
Es besteht schon seit etwa 650 Jahren in Nierstein. Nach der Betriebsübernahme von seinen Eltern 2008 wurden von Kai Schätzel im Vergleich zu den Nachbarweingütern extreme Änderungen eingeführt.
Denn durch die Klimaveränderung wird es wärmer, die Trauben reifen viel früher und produzieren mehr Zucker, der bei der Vergärung dann auch mehr Alkohol bildet. Dadurch verringert sich die Möglichkeit elegante, im Alkohol gemäßigte Weine zu erzeugen. Um die Reife und die Zuckerbildung heraus zu zögern, ist Kai Schätzels Alternative, die Laubwand zu reduzieren für eine geringere Fotosyntheseleistung der Reben und zwischen den Rebzeilen Kräuter als Nährstoffkonkurrenz  zu pflanzen, um so die Zuckerbildung zu verlangsamen und dadurch auch den Wasserbedarf zu vermindern. So kann er reife Trauben ernten, die aber im Durchschnitt nur 86 -88 °Oechsle und gleichzeitig eine kräftige Säure haben. Die daraus gewonnenen, trockenen Weine sind dadurch schlank und filigran, haben nur 11 – 12% Alkohol und eine frische Säure wie Moselweine.
Im Keller wird möglichst wenig eingegriffen. Nach einer Maischestandzeit wird spontan vergoren und im großen Holz ausgebaut. Nach länger Hefelagerung werden die Jungweine dann frühestens ab Mai gefüllt.

2.1               2019  Kai Schätzel, “Naturweiss”                   
Ein gelblicher, etwas trüber Wein aus Riesling, Müller Thurgau, Silvaner und Weissburgunder mit einem leichten Hefeschleier in der Nase. Im Mund ist er dann verhalten, aber sehr sauber und präzise, viel Apfel, etwas Aprikose, Grapefruit, Bitterorangen und eine leichte Hefewürze.
Ziel war ein Wein, der möglichst ohne zusätzliche Eingriffe erzeugt werden sollte, maischevergoren aber nicht wie ein Orangewein im bekannten Sinne, denn die Gärung wurde so geführt, dass der Wein immer unter einer CO2-Schutzschicht von der der eigenen Gärungskohlensäure blieb und so vor Oxidation geschützt wurde. Anschließend wurde nicht mehr filtriert und auch kein SO2 zur Stabilisierung zugegeben. Das ist ein maischevergorener Wein mit Frische und Biss, ohne oxidative Noten.

2.2               2018  Niersteiner Silvaner                   
Ein zurückhaltendes Bukett nach Birne, gelbem Apfel, Quitte mit einem Hauch Hefenoten. Im Mund setzt sich das fort, gelbe Früchte, Apfel, Birne, Melone, ein Hauch Grapefruit und eine feine Kräutrigkeit, dazu eine leichte Salzigkeit und dezente Gerbstoffe im Abgang.
Die Trauben stammen aus dem Hipping von 30 – 40 jährigen Reben. Nach 5 – 6 tägiger Maischstandzeit wurde die Maische mit allen Trubstoffen spontan vergoren und für 10 Monate auf der Vollhefe gereift. Wir haben hier einen großartigen Silvaner vom Niveau eines Großen Gewächses (Silvaner ist in Rheinhessen nicht für GG zugelassen), der trotz des geringen Alkohols von 11% Dichte und Struktur aufweist.

2.3               2019  Kai Schätzel, Riesling                   
In der Nase Pfirsich, Apfel, etwas Zitrus und Grapefruit-Noten, dazu leichte Hefewürze. Im Mund geht es dann weiter mit einer feinen, salzigen Mineralik, gelben, etwas exotischen Früchten, wieder Pfirsich, Apfel, Mirabelle, Grapefruit und Zitrus. „Nur“ ein Gutswein, aber mit Frische und feiner Frucht. Dazu kommt eine kräftige, gut integrierte Säure, wie bei einem Mosel-Riesling.

2.4               2018  Niersteiner Riesling                   
In der Nase Pfirsich, Apfel, etwas Orangen- und Grapefruit-Noten, dazu eine leichte Hefewürze, Kräuter, Hanf und Feuerstein. Im Mund geht es dann weiter mit einer feinen, salzigen Mineralik, gelben, reifen Früchten, wieder Pfirsich, Apfel, Mirabelle, Orangenschale und Quitte. Abgerundet wird der Wein durch eine feine Kräuter-Würze, Hanf sowie Feuersteinnoten. Ein Ortwein, der überwiegend aus den Lagen Ölberg, Hipping und Pettenthal stammt. Es ist ein typischer Riesling von Roten Hang mit seiner frischen, gut integrierten Säure, wieder wie bei einem Mosel-Riesling.

2.5               2018  Niersteiner Oelberg, “Großes Gewächs”                   
In der Nase etwas Spontannoten, aber auch gradliniger Duft nach Pfirsich, Aprikose, Birne und Kräutern, im Mund setzt sich das dann weiter fort mit deutlicher, salziger Mineralik und einer kräftigen, aber reifen, gut integrierten Säure. Danach kommt ein langer Abgang. Das ist ein Wein vom Roten Hang mit ganz eigener Ausprägung.
Die Trauben stammen von 40 jährigen Reben und werden als Ganztrauben mit den Füßen eingemaischt und die Maische wird bis zu einer Woche unter Kohlendioxid-Atmosphäre (von zugegebenen Trockeneis) stehen gelassen. Ohne Filtration wird bgepreßt und im Stückfass spontan vergoren.

Danach konnten wir noch zwei restsüße Rieslinge probieren:

2.6               2019  Kai Schätzel, Riesling                                                  
Ein zartes Bukett nach Pfirsich, Mirabelle, Birne und Citrus, im Mund dann etwas verhalten aber eine zarte Mineralik und ein feines Süße-Säure-Spiel. Dieser Wein ist gradlinig und recht filigran und hat mehr Ähnlichkeit mit einem restsüßen Mosel-Riesling als einem aus Rheinhessen.

2.7               2019  Niersteiner Riesling, Kabinett                       
Ein zart fruchtiges, leicht exotisches Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus. Am Gaumen zeigt sich dann eine feine Mineralik, frische Säure und eine dezente Süße.
Ein restsüßer Kabinett-Riesling nach Mosel-Art: fruchtig, filigran und mit feinem Süße-Säure-Spiel.

Weingut Gehring
Für unser Abendessen hatten wir das Restaurant vom Weingut Gehring, am Ortsrand von Nierstein gelegen, ausgesucht.
Die Vorfahren der Gerings stammten von der Schwäbischen Alp und waren Küfer. Als in den 50’er Jahren die Winzer lieber die einfacher zu pflegenden Kunststoff- und Edelstahltanks kauften, wurden kaum noch Holzfässer geordert und desshalb entschlossen sich die Gerings 1959 ein Weingut zu gründen. Weil es im Ortskern von Nierstein zu eng wurde und der  Aussiedlerhof vom Weingut Ullrich zum Verkauf anstand, wurde 2001  die Gelegenheit zur Betriesbverlagerung genutzt. Zur Erweiterung der Geschäftsbasis wurden ein Weinlokal, Gästezimmer und ein großer Stllplatz für Wohnmobile geschaffen. 2015 wurde noch ein Eventpavillon errichtet.
Inzwischen werden 16 ha Weinberge bewirtschaftet.
Vor dem Essen gab es eine kleine, kurzfristig organisierte Weinprobe im großen Festzelt neben dem Restaurant.

3.1               2019  Gehring, “Herr Müller geht fremd”                   
Müller Thurgau, Gelber Muskateller                   
Würziges, etwas exotisches Bukett, im Mund dann sehr aromatisch, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, etwas Holunder, Muskat. Sauberer, sehr würziger, frischer Wein, nicht groß aber ordentlich gemacht.
Beim Nachpflanzen eines Müller-Thurgau-Weinbergs wurden fälschlich Muskateller Reben als Ersatz gesetzt. Da aber der Wein aus diesem gemischten Satz interessante Aromen zeigte, wurde er als “Herr Müller geht fremd” in das Sortiment übernommen.

3.2               2019  Niersteiner Oelberg, Gelber Orleans                   
Würzige, etwas verhaltene Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Spur Holzapfel, dezente Zitrusnoten, mit einer deutlichen Säure und einer leichten Herbe.
Aufgrund der Klimaveränderung wurde der Gelbe Orleans, der am Roten Hang schon einmal vor 200 Jahren heimisch war, neu ausgepflanzt. 2016 wurden die ersten Trauben erntet. Der Most wurde in großen Holzfässern spontan vergoren und danach für mindestens 10 Monate auf der Feinhefe ausgebaut.

3.3               2019  Niersteiner Bildstock, Grauer Burgunder, Alte Reben         
Ein weiches Bukett nach Birne, Apfel, reifer Stachelbeere mit dezenten Holznoten, im Mund dann Kraft und eine feine Frucht mit leichter Süße und weichen Holzaromen. Ein recht fruchtiger Grauburgunder, der spontan vergoren und dann im neuen Tonneau ausgebaut wurde.

3.4               2018  Niersteiner Oelberg, Chardonnay, Alte Reben
Ein etwas breites Bukett, sehr verhaltene, breitere Frucht, etwas Birne, Apfel, kaum Feinheiten und wenig Säure, im Abgang dann etwas frischere Säure.

3.5               2018  Niersteiner Bildstock, Frühburgunder                      
Ein mittleres Kirschrot, in der Nase rote Früchte, Kirsche, Pflaume, am Gaumen dann wieder rote Früchte, noch etwas Trockenpflaume und etwas Kamillentee. ein festes, weiches Tannin. Für das Jahr 2018 zeigt der Weine eine frische, animierende Säure.
Die beiden nachfolgenden Wein wurden dann beim Abendessen probiert:

3.8               2019  Niersteiner Hipping, Riesling                    
Ein würziges Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, etwas Kräuter im Mund. Ein sauberer, recht dichter, etwas breiterer, fülligerer Riesling mit weicher Frucht, aber deutlicher Säure .

3.9               2019  Niersteiner Pettenthal, Riesling                    
Auch dieser Riesling zeigt  ein würziges Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, etwas Pfirsich-Likor und ein Hauch salzige Mineralik im Mund. Ein sauberer, recht recht eleganter Riesling, mit frischer Säure, der etwas mehr Fnessen zeigte als der Hipping.

Am Samstagmorgen folgte endlich die erste Probe nach Plan:

Weingut Lisa Bunn
Bastian Strebel und Lisa Bunn haben ihren elterlichen Weingütern, den ehemaligen Margarethenhof in Nierstein und das Weingut Strebel in Wintersheim zum neuen Weingut Lisa Bunn zusammengelegt. Mit einer Rebfläche von 21 ha decken sie mit Nierstein im Norden und Wintersheim im Süden unterschiedliche Böden und Microklimata ab.
Die Weine aus dem Roten Hang stehen für viel Mineralität, Salzigkeit und Würze. Wintersheim hat die höchsten und damit die an den spätesten reifenden Lagen in Rheinhessen. Die dortigen tiefgründigen Lösslagen stehen für fülligere Frucht und Saftigkeit.
Die Ernte erfolgt von Hand, die Weine machen eine lange Maischestandzeit durch und nach der Spontangärung liegen die Weine lange auf der Feinhefe bis zur Abfüllung.

4.1               2019  Lisa Bunn, Pinot Reserve, Sekt, brut nature                  
Spätburgunder, Chardonnay, Pinot Meunier (Schwarzriesling)                          
Dieser Sekt zeichnet sich durch eine feine Perlage aus, in der Nase zeigen sich Birne, Mirabelle, Stachelbeere und Apfel mit einem leichten Hefeschleier, im Mund dann etwas verhalten aber harmonisch mit feiner Säure.
Der Grundwein wurde im Tonneau ausgebaut.

4.2               2019  Lisa Bunn, Sauvignon blanc                   
Ein sehr dezenter, nicht lauter Sauvignon, Stachelbeere, Apfel und Birne in der Nase, im Mund sehr zurückhaltende Frucht, wieder Stachelbeere, Apfel, dazu aber auch etwas Cassis, Mango und Maracuja. Eine frische Säure stützt den Wein.

4.3               2018  Niersteiner Riesling, “Vom Rotliegenden”    
Dieser Ortswein bleibt etwas verhalten im Bukett, am Gaumen kommen Pfirsich, Birne, Mirabelle, grüner Apfel und etwas Kräuter und das typische Rote Hang-Aroma, dazu eine kräftige, frische Säure und in Abgang leichte Mocca-Noten.

4.4               2018  Niersteiner Hipping                                                  
Anfangs zeigt der Wein leicht reduktive Noten im Bukett, an der Luft entwickelt er aber exotische Aromen, Pfirsich, Quitte, Birne, Ananas und Mirabelle. Am Gaumen kommt dann noch eine feine Mineralität mit Feuersteinnoten und einer knackigen, gut integrierten Säure zum Vorschein. Ein dichter, nachhaltiger, nicht vordergründiger Riesling mit typischer Roter Hang Mineralität.

4,5.               2018  Niersteiner Orbel                   
In der Nase würzige, exotische und stärker vollreife Noten, am Gaumen Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus und wieder die feine Mineralität mit Feuersteinnoten und einer knackigen, feinen geschliffenen, frischen Säure.
Der Wein zeigt stärker vollreife Aromen und wirkt etwas zarter, weicher als der Hipping.

4.6               2017  Dienheimer Tafelstein, Chardonnay, “Reserve”                
Im Bukett Birne, Apfel, Spur Mirabelle, ein leichter Kaffee-Duft und sehr dezente Holznoten, am Gaumen dann eine feine Balance zwischen eleganter Frucht, frischer, gut integrierter Säure und sehr dezentem Holz. Ein sehr gut komponierter Chardonnay, in sich sehr stimmig, mit Eleganz, Frische und trotzdem dichter Struktur.

4.7               2017  Lisa Bunn, Grauer Burgunder, “Reserve”                   
Ein fülliges, vollreifes Bukett, gelbe Früchte, Birne, reifer Apfel, Mirabelle und vom Holz­ausbau ein Hauch rauchig, am Gaumen dicht, cremig, mit weicher, vollreifer Frucht und Fülle, zusätzlich etwas Honigmelone und rauchiges Karamell.
Die Trauben wurden nach 24 Std. Maischstandzeit spontan vergoren und in getoasteten 500 l Fässer vergoren. Bis Februar wurde die Hefe wöchentlich aufgerührt und dann der Wein ohne Aufrühren bis zum September auf der Hefe belassen.

4,8               2017  Winterheimer Spätburgunder                   
Ein würziges Bukett nach roten Beeren, Kirsche, Pflaume, im Mund recht straff mit guter Säure und leicht adstringierendem Tannin.

4.9               2016  Lisa Bunn, Merlot, “Reserve”                    .
Ein würziges Bukett nach reifen, dunklen Beeren, viel Brombeere, Kirsche und ein leichter Ton von dunkler Schokolade. Das Holz ist trotz der neuen Fässer sehr dezent und nicht aufdringlich. Mit einem langen Abgang verabschiedet sich der Wein.
Die Trauben wurden entrappt und 3 Wochen in 500 l Bütten auf der Maische vergoren.
Danach reifte der Merlot für 2 Jahre in neuen Barriques.

4.10              2018  Niersteiner Himmelsthal, Auslese                   
In der Nase viel reife, gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, reife Stachelbeere, am Gaumen dann viel vollreifes Obst mit dezenter Süße, aber recht weicher Säure.
Eine recht dichte, weiche Riesling-Auslese, die aber etwas glatt und gefällig wirkt. (Aufgrund des heißen Jahrgangs 2018 ?)

Nach einem kleinen Mittagesse in unserem Hotel ging es per Großraumtaxi dann nach Nackenheim zum Weingut Gunderloch. Da das Weingut nur einen kleinen Verkostungsraum hatte, mußten wir aufgrund der Hygieregeln draußen auf der Terrasse die Probe durchführen. Glücklicherweise schien die Sonne, es war noch recht warm und der Regen blieb fern.
Weingut Gunderloch
Das Weingut Gunderloch wurde 1890 vom Mainzer Bankier Carl Gunterloch gegründet.
Er kaufte den Dalheimer Hof aus dem säkularisierten Besitz des Kloster Dalheim sowie Weinberge in Nackenheim, vor allem in der Lage Rothenberg. Inzwischen hat mit Johannes Hasselbach die sechste Generation die Verantwortung über 24 ha Weinberge übernommen.
Wir starteten mit einem Pärchen an Gutsweinen:

5.1               2019  Gunderloch, Riesling, “vom roten Schiefer”    
Im Bukett die typische Aromatik vom Rotliegenden des  Roten Hangs, kräutrig, etwas Pfirsich, Birne, Quitte, Grapefruit. Im Mund eine mineralische, kräutrige Würze, gelbes Steinobst, Zitrusaromatik und eine feine Säure. Ein typischer, mineralischer Riesling vom Roten Hang. Die Trauben stammen aus verschiedenen Niersteiner Lagen.

5.2               2019  Gunderloch, Riesling, “Als wär’s ein Stück von mir”                                           
Diesen Wein hat Johannes Hasselbach als Gegenstück zum Riesling „vom roten Schiefer“ geschaffen.
Auch hier Im Bukett die wieder die typische Aromatik vom Rotliegenden des  Roten Hangs, kräutrig, etwas Pfirsich, Birne, Quitte, Grapefruit, aber zarter als beim Riesling vom Roten Hang. Im Mund eine mineralische, zart kräutrige Würze, viel gelbes Steinobst, Zitrusaromatik und eine feine, frische Säure. Der Wein wirkt gradliniger, schlanker als der Riesling „vom roten Schiefer“ und hat deutlich mehr Säure.
Die Trauben stammen aus einer Junganlage im Nackenheimer Rothenberg und von etwa 35 Jahre alten Reben aus dem Niersteiner Hipping
Es folgte ein weiteres Paar von Ortweinen aus Nierstein bzw. Nackenheim:

5.3               2019  Niersteiner Riesling                                                  
Im Bukett finden sich noch leicht hefige Noten, Pfirsich, Aprikose, Limetten, dazu die Aromatik vom Rotliegenden, im Mund bleibt der Wein schlank mit feiner Mineralik, leicht kräutriger Würze, gelben Früchte, einer frischen Säure und zarter Phenolik. Er steht eine Stufe höher als der Ortswein und hat mehr Dichte aber trotzdem Eleganz und ist fest und nachhaltig im Abgang.

5.4               2019  Nackenheimer Riesling                                                  
n der Nase ist er erstaunlich kühl und elegant, im Mund folgen dann eine klare, straffe, deutlich mineralische Frucht, dazu Pfirsich, Mirabelle, grüner Apfel, Grapefruit sowie eine markante Säure und dezente Phenolik. Ein klarer, gradliniger, eleganter Wein, der zartere Noten vom Roten Hang aufweist als der Niersteiner Riesling. Diese Trauben stammen vom Nackenheimer Rotenberg und stellen die Selektion für den  Zweitwein vom Großen Gewächs dar.
Als Abschluß der trockenen Rieslinge folgen noch zwei Große Gewächse:

5.5               2019  Niersteiner Pettenthal, “Großes Gewächs”               
Feine reife gelbe Frucht, Melone und Grapefruit in der Nase, im Mund dann viel Pfirsich, Aprikose, Melone, Grapefruit und fast keine Zitrusnoten, etwas erdige Mineralität, eine präsente, etwas hintergründige Säure und ein langer Nachhall. Ein wirklich Großes Gewächs vom Roten Hang

5.6               2019  Nackenheimer Rothenberg, “Großes Gewächs”                                                  
Feine gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Aprikose, Birne im Bukett, im Mund eine deutliche, salzige Mineralität, wieder gelbe Früchte, etwas mehr Limette und viel Säure-Biss. Ein elegantes, filigranes und gradliniges Großes Gewächs vom Nackenheimer Rothenberg mit aussergewöhnlicher Mineralität.

5.7               2019  Gunderloch, Jean Baptiste, feinherb                   
Zart würziger, exotischer Duft, elegante, zart mineralische, exotische Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Ananas dazu eine zarte Süße, die durch die frische Säure ergänzt wird.
Eine angenehme frische Frucht, die gleichzeitig auch schlank ist und eine zarte Süße machen diesen Wein so saftig.
Es ist der erfolgreichste Wein mit der höchsten Verkaufsmenge des Weinguts.

5.8               2019  Nackenheimer Rothenberg, Spätlese                    
Ein intensiver Steinobst-Duft, Pfirsich, Aprikose, Mirabelle, Birne, am Gaumen ein kräftiger Körper mit feiner Mineralik und einem feinen Süße-Säure-Spiel.
Das war ein dezent süßer Wein als Abschluss unserer Probe.

Da wir nach der letzten Probe noch in unserem Hotel übernachtet haben und erst am nächsten Morgen nach hause gefahren sind, konnten wir dort abends in Eigenregie eine Weinprobe mit Weinen vom Weingut St. Antony durchführen.
Als wir die Weine im Weingut abgeholten und erzählten, dass wir damit eine Weinprobe im Hotel durchführen wollten, war der Mitarbeiter, der uns bediente sehr erstaunt, warum wir die Probe nicht im Weingut durchführen würden. Nach der Absage, die wir vorher bekommen hatten, etwas eigenartig, aber Corona scheint vieles durcheinander zu bringen.

Weingut St.Antony
1912 kaufte die Gutehoffnungshütte aus dem Ruhrgebiet im Süden von Nierstein eine Kalkgrube für die Eisenherstellung. Dazu gehörten auch die benachbarten Weinberge. Als nach dem 1.Weltkrieg der Kalk aus Nierstein nicht mehr benötigt wurde, begann man die Weinberge selbst zu bewirtschaften. Ab 1920 wurde Wein produziert, der nur im Konzern verbraucht wurde. In den 80iger Jahren wurde die Gutehoffnungshütte umstrukturiert und gehörte dann zur MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg). 1955 wurde die Kalkgrube verkauft und der Erlös für die Erneuerung und Erweiterung des Weinguts benutzt. Damals wurden auch weitere Spitzenlagen in Nierstein gekauft. 1986 wurde das Weingut in St.Antony umbenannt, nach der ersten Eisenhütte der Gutehoffnungshütte. 1990 wurde das Weingut Mitglied im VDP, 2005 erfolgte der Verkauf an den Investor Detlev Meyer (Hawesco, Jacques Weindpot)

6.1               2019  St.Antony, Riesling, “Rotschiefer”                   
Der Wein zeigte ein zart kräutriges Bukett mit reifem Pfirsich, Mirabelle, Steinobst. Dann folgte am Gaumen eine weichere, zart cremige Frucht, Birne, Grapefruit, etwas Citrus, dazu eine frische Säure, deutliche Rote Hang Mineralik, und eine leicht herbe Phenolik. Ein saftiger, voller Riesling mit den dezenten mineralischen Aromen vom Roten Hang.
Die Trauben stammen von bis zu 30 Jahre alten Reben, zu etwa 50% aus dem Pettenthal und zu je 25% aus dem Orbel und dem Ölberg.

6.2               2019  Niersteiner Riesling                                                  
Ein Duft nach gelben Früchten, Pfirsich, Mirabelle, Quitte, im Mund setzt sich das dann neben der leicht salzigen Mineralik fort, dazu eine frische Säure und ein leicht herb adstringierender Nachhall. Ein Ortswein auf hohem Niveau, der noch mehr Struktur und Finesse hat als der Gutswein.
Dieser Wein stammt in diesem Jahr komplett von jüngeren Reben aus dem Pettenthal.
Die Trauben wurden langsam abgepresst, spontan vergoren und nur im Edelstahl ausgebaut.

6.3               2019  Niersteiner Brudersberg, “Großes Gewächs”       
Reife gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Citrus in der Nasen, eine feine mineralische Eleganz im Mund dazu gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Melone, reifer Apfel, Orangenschale. Die dichte Frucht wird durch eine feine, nachhaltige Säure unterstützt.
Wir haben hier ein sehr duftiges, reifes „Großes Gewächs“, das etwas filigraner, eleganter als der Orbel wirkt.

6.4               2019  Niersteiner Orbel, “Großes Gewächs”                   
Würziges, exotisches Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Birne, ein Hauch Kräuter, im Mund dann etwas verhalten, mit gelben Früchten, etwas Zitrusssromen Er besitzt eine dichte Struktur, dazu die typische Mineralik vom Roten Hang sowie eine lebendige Säure. Ein konzentriertes „Großes Gewächs“, das Dichte zeigt und gleichzeitig sehr elegant ist.

6.5               2018  Niersteiner Orbel, “Großes Gewächs”                   
Weiches, recht vollreifes Bukett nach Pfirsich, Mirabelle, reifer Stachelbeere, am Gaumen dann cremige, vollreife aber nicht fette gelbe Frucht, dezente Rote Hang-Mineralik, zusätzlich noch etwas Birne und leichte Hanfnoten.
Der Wein ist jahrgangsgemäß fülliger und hat recht vollreife Noten, besitzt aber trotzdem eine weiche, frische Säure.

6.6               2018  St.Antony, Blaufränkisch                                       
Im Bukett Kirsche und Brombeere, dazu ein Hauch Holz, am Gaumen recht rund und saftig, schöne Kirschfrucht, aber auch Pflaume und etwas Brombeere. Eine frische Säure und festes Tannin mit einer sehr zarten Holznote runden den Wein ab.
Die Trauben stammen aus den Blaufränkisch-Parzellen im Pettenthal und im Orbel. Alle Fässer, die nicht für den Blaufränkisch „Rothe Bach“ verwendet wurden, gingen als Zweitwein in diesen Ortwein. Ausgebaut wurde der Wein im Barrique und im Tonneau.
Da einige Parzellen im Roten Hang für den Riesling zu heiss wurden, ließ das Weingut die Reben auf Blaufränkisch umpfropfte. Die Reiser stammten aus dem Südburgenland vom Weingut Uwe Schiefer.

Damit endeten unsere Weinproben am Roten Hang. Für viele war die teilweise dominante Mineralik sehr fordernd und nicht so einfach zu verstehen, aber es wurde deutlich, warum der Rote Hang schon früher zu den großen Lagen in Deutschland zählte und inzwischen dabei ist, seine alte Stellung wieder zu erlangen.
Pandemie-bedingt hatte sich die Zahl der Teilnehmer fast halbiert, aber für die noch mitgekommen waren, war es ein Erlebnis, diese Weine zu verkosten.
Mit unserem in den Oktober verlegten Reisetermin hatten wir sehr viel Glück, da zuerst ein Übernachtungsverbot bestand, das dann kurz vorher aufgehoben wurde. Und eine Woche später hätte ebenfalls alles Pandemie-bedingt abgesagt werden müssen.
Erfreulich war, dass alle die Weinreise gesund überstanden haben.
Unserem Weinbruder Wilfried müssen wir aufrichtig für seine Bemühungen danken, vor allem dafür, dass er für die beiden Weingüter, die ihre Proben abgesagt hatten, in der kurzen Zeit noch einen ebenbürtigen Ersatz gefunden hatte. Auch bei den beteiligten Weingütern möchten wir uns bedanken, dass sie die Weinproben noch durchgeführt haben.

Verfasser: Dieter

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