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    September
    • 28

      Weinprobe Rotweine aus Südafrika mit dem Händler Capewineland

      19:00 -22:00
      28.09.2023
       Für unsere dritte Weinprobe mit Rotweinen aus Südafrika haben wir Annabelle Navarro Garcia und Ralf Otten gefunden, die den Weinhandel „Capeweineland“ übernommen haben. Sie werden uns nach den Weißweinen auch interessante Rotweine vorstellen.
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Archiv für die 'Probenberichte 2010' Kategorie

09.12.2010 Rotweine aus Burgund (Cote d’Or und Cote Chalonnaise)

Erstellt von Dieter am 29. Dezember 2010

Jahresabschlußprobe am 09.12.2010 mit roten Burgundern aus Frankreich

Schon fast traditionell lag diese Probe in den Händen unseres Bruderschaftsmeisters Dr. Dieter Ockelmann. Bestückt mit vielen Eigenimporten von den letzten Urlaubsfahrten und ergänzt mit Zukäufen aus dem Weinfachhandel in unserer Region, brachte Dieter eine breite Palette auf den Tisch, die sich sehen lassen konnte.

Aufklärung im Allgemeinen über die Weinstrukturierung im Burgund war diesmal nicht von Nöten, denn das hatten wir schon hinter uns anlässlich der weißen Burgunder aus dem südlichen Burgund am 19.08. dieses Jahres. Siehe unser Probenbericht dort. Trotzdem versorgte uns Dieter noch einmal mit einer kurzen schriftlichen Übersicht zu diesem komplizierten Thema inklusive einer Übersichtskarte, so dass alle bestens ausgestattet waren.

weinparade-gross

Wir befanden uns deshalb auch bald „in medias res“ und der erste Wein im Glas von der Domaine Les Champs de L’Abbey aus Aluze/Côte Couchois, einem 2007er Mercurey „Les Brigadières“ war bestens geeignet, unsere Geschmackspapillen aufzubereiten und zwar mit seiner eher leichten Art, säurebetont und mit einem noch etwas eckigen, kantigen Auftritt. Der Inhaber dieser Domaine, Alain Hasard, stammt aus Südfrankreich, hat in Montpellier studiert, ging dann als Weinhändler nach Paris und Limoges und gründete 1997 dieses Weingut. Schon zwei Jahre später stellte er den Betrieb um auf biodynamische Bewirtschaftung und expandierte bis 2006 auf ca. 6 ha Anbaufläche. Zur Betriebsphilosophie gehören ein Anbau mit extrem hoher Stockdichte (12500 St./ha), Begrünung zwischen den Zeilen eine Maischegärung von 6 bis 10 Tagen, schonendes Abpressen mit einer Handpresse und Ausbau in ca. 50-60% neuen Fässern pro Jahr. Abgefüllt wird ohne Schönung und Filtration.

Sein Burgunder (Ertrag: 30hl/ha!) begegnete uns mit heller Farbe, dafür aber in der Nase mit starkem Erdbeerton und floralen Noten. Viel zu jung getrunken, wie alle übereinstimmend kommentierten und deshalb –bewertet nach dem status quo- fand sich dieser Wein zunächst auch nur am unteren Rand der Skala unseres Bewertungsrahmens für diesen Abend wieder (siehe dort). Das wird sich sicher mit der weiteren Entwicklung dieses Weines ändern: Stichwort Potential!

Es folgte ein weiterer Mercurey, diesmal ein Premier Cru „Clos du Château de Montaigu“ aus 2006 aus einer 1,9 ha großen Momopollage der Domaine du Meix-Foulot. Die Domaine wird von Agnes Dewe de Launay geführt. Sie hat sie von ihrem Vater Paul de Launay übernommen. Bearbeitete Fläche: 18 ha, 10 ha in der AOC Mercurey, 1,6 ha für Chardonnay. Durchschnittsalter der Reben 25 Jahre.

Auch in diesem Betrieb bevorzugt man eine hohe Stockdichte im Anbau (8-10 Tsd. St/ha) und begrenzt damit und in Verbindung mit dem Rebschnitt den Ertrag auf 35-45 hl/ha. Zur Betriebsphilosophie gehören weiterhin: von Hand geerntetes Lesegut, das in kleinen Kisten ins Weingut transportiert und auf einer pneumatischen Presse gepresst wird. Ferner: Maischegärung bis zu 4 Wochen. Gärtemperatur unter 30°C, Ausbau zu 70% im Tank, 30% im Holzfass, davon ca. 25% in neuen Fässern, der Rest in 3 – 6 Jahre alten Fässern; Ausbaudauer: 15–24 Monate .

Im Glas präsentierte sich dieser Burgunder fester in der Struktur als die Nr. 1., dichter am Gaumen aber noch nicht für alle Verkoster fest genug. Fruchtaromen und Konzentration ähnlich wie beim ersten Wein. Unsere Mienen zeigten noch nicht unbedingt Zufriedenheit. Zweiter Wein, mit etwas besserer aber immer noch zurückhaltender Benotung.


probe_1 Beim dritten Wein dieses Abends wechselten wir
nun von der Côte Chalonnais zur Côte de Beaune
und zwar zu einem 2005er Maranges 1er Cru
„La Fuissière“ Vieilles Vignes
von der Domaine
Bernard Bachelet & Fils.
Erste Frage in diesem
Zusammenhang: welcher Bachelet genau? Ein
sehr häufiger Name in Burgund. D
ie meisten
stammen dazu noch aus dem Ort Chassagne-Montrachet weswegen also der Vorname unablässig ist. Die Domaine Bernard Bachelet wird geleitet von den drei Brüdern Jean-Louis, François und Vincent Bachelet, die seit einigen Jahren mit hervorragenden Qualitäten auf sich aufmerksam machen. Die qualitativen Weichen haben sie bereits Mitte der 90er Jahre gestelltt, indem sie in den Weinbergen auf eine naturnahe Bewirtschaftung umstellten und eine neue Kellerei in Chassagne Montrachet eingerichtet haben. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts wird das Weingut bereits von der Familie geführt, doch erst jetzt ist es in die Riege der Großen aufgenommen worden. Ihre Weinberge sind mit ca. 40 Jahre alten Rebstöcken bepflanzt, davon sind 12 Hektar mit Weissweinreben und 28 ha mit Rotweinreben bestückt. Sie bringen ausgezeichnete Rotweine hervor mit Spezialisierung auf Pinot Noir.

Den Pinot, den wir jetzt im Glase hatten, erfreute uns schon eher und er bestätigte deutlich unseren Eindruck von den Vorgängerweinen, dass wir diese zu jung getrunken hatten. Schließlich waren wir inzwischen beim Jahrgang 2005 angekommen. Hier begegneten wir einem dichten, stoffigen Wein, der entgegen seines offiziellen Jahrgangs jünger wirkte als seine Vorgänger. Es begann daraufhin eine lebhafte Diskussion zum Thema Trinkreife und Langlebigkeit dieser hier vorgestellten Weine, wobei wir uns auf eine Faustregel einigten, nach der rote Burgunder erst im Flaschenalter von 3 Jahren getrunken werden sollten. Ausnahmen bestätigen die Regel, wie immer.

Als ob Bacchus uns bei unserer Diskussion belauscht hätte, stießen wir als nächstes auf einen 2004er Santenay „Vieilles Vignes“ der Domaine Bernard Morey & Fils aus Chassagne-Montrachet. Mit unserem Wein aus dem Jahrgang 2004 hatten wir noch einen originären Wein der Domaine Bernard Morey im Glas, die allerdings mit dem Jahrgang 2007 unter seinen Söhnen Thomas und Vincent vollständig aufgeteilt wurde und zwar in die Domaine Thomas Morey und die Domaine Vincent & Sophie Morey. Bernard Morey betätigt sich seit dem nur noch als Negociant/Händler.

Dieser Wein konnte leider nicht den an ihn gestellten Anspruch nach den ersten drei Weinen erfüllen. Er machte bereits einen müden Eindruck, stark gereift mit fast unangenehmen Alterungsnoten in der Nase und am Gaumen mit einer maroden Struktur.

Schnell wandten wir uns der Nr. 5 an diesem Abend zu, ebenfalls einem Santenay allerdings aus dem Jahrgang 2006 und zwar einem 1er Cru „Clos Rousseau“ von der Domaine Jean-Claude Boisset aus Nuit St. Georges. Hierbei handelt es sich um ein Familienunternehmen, das zu den 5 größten französischen Weinproduzenten und –exporteuren gehört. In 2008 machte dieses Unternehmen 272 Mio. € Umsatz aus drei Produktlinien, die der Erzeuger wie folgt beschreibt:

– die handwerkliche Linie (z.B.vertreten durch die Domainen: Jean-Claude Boisset, Domaine de la Vougeraie, , Jaffelin, Ropiteau )

– die traditionelle Linie: (z.B. vertreten durch die Domainen Morin Père & Fils, Thorin, Pellerin Domaine et Château, Grandin (Loire), Salavert (Rhone))

– die internationale Linie (z.B. vertreten durch die Domainen Bouchard Aîné & Fils, J. Moreau & Fils, Louis Bernard, Louis Bouillot, Mommessin, Morin Père & Fils)

Da kommt ganz schön was zusammen. Vor allem im internationalen Segment tauchen hier Namen auf, die fast jedem Weinfreund geläufig sind.

Der Wein überraschte uns mit angenehmer Frische und Säure, fast schon wieder mit Ecken und Kanten, aber auch mit einer Dichte in Nase und Mund, so dass sich damit dieser Wein an die Spitze der Weine des bisherigen Abends setzen konnte.

probe_3

Mit Nr. 6 und 7 folgten nun 2 Pommards,
beide
aus dem Jahrgang 2007. Als Erster
ein 2007er von der Domaine Germain Père et
Fils
aus St. Romain. Gut gereift, obwohl er
nach den bisherigen Erfahrungen eigentlich
mit jugendlicherem Charakter aufzutreten
hätte. Reifen Pommards vielleicht schneller?
Das kann man aber wohl so pauschal
nicht sagen. Die Philosophie dieses Be-
triebes erklärt vielleicht einiges: Handlese,
manuelle Sortierung im Weinberg, Kom-
plette Entrappung, Maischegärung: (12 bis 16 Tage)
Ausbau im Tank oder Fass je nach Jahr und Wein. Bei unserem Pommard im Glas hieß das: 48 hl/ha Ertrag, 100% Fassausbau, davon 35 bis 40 % neues Holz und Ausbau für eine Dauer von 15 Monaten. Daher auch die immer noch sehr ausgeprägten Tannine vom Holzausbau.

Dagegen stand aus demselben Jahrgang ein 1er Cru „Les Chanlins“ von der Domaine Christophe Vaudeoisey aus Volnay. Dieser Wein bildete fast ein Kontrastprogramm zum Vorgänger: waren da etwa noch grüne Noten in der Nase, aber sicher ergänzt von Kräuternoten, Minze und ein wenig Eukalyptus?! Alles aber in Verbindung mit festen Tanninen. Dieser Wein beeindruckte wohl alle Mitglieder unserer Runde – auch wenn wir uns einig waren, dass in diesen Weinen noch Potenzial schlummerte und wir mal wieder zu früh dran waren….bei beiden Pommards. Auf jeden Fall war die Nr. 7 von nun an unser Spitzenwein dieses Abends

Über die Domaine ist so gut wie nichts zu finden, weder in der Literatur noch im Netz. Es gibt nur zwei ungeprüfte Angaben -ohne Jahresangabe- über die Größe der Anbaufläche, 10 ha, und über die durchschnittliche jährliche Flaschenproduktion: ca. 30.000 Fl. (0,75 ltr.??), was sich aber rechnerisch nicht logisch erschließt, es sei denn, die Domaine würde wirklich nur einen durchschnittlichen Hektarertrag von 22,5 hl/ha hervorbringen…. unwahrscheinlich!

Wir verlassen die Spekulationen und wenden uns den beiden folgenden Weinen zu, beide aus dem Jahr 2005 und zwar handelte es sich um zwei Chorey-les-Beaune, der erste (in der Auswertungsliste die Nr.: 8 ) von der Domaine Marechal-Caillot. Rote Beeren in Verbindung mit Röstnoten trafen kräftig aber dennoch weich auf den Gaumen, dicke Frucht und gut tanningestützt.

Dagegen die Nr. 9, ein Wein bei dem unmittelbar nach Nasenkontakt die Frage aufgeworfen wurde, ob die fremde Note im Glas Schwefel sei. Überschwefelung? Wohl eher nicht, aber irgendwie animalisch im Geruch, der sich mit der Zeit verflüchtigte. Dann präsentierte sich auch hier eine üppige Nase von dunklen Beeren, am Gaumen fleischig und komplex. Auch dieser Wein von der Domaine Tollot-Beauté & Fils überzeugte schließlich unsere Runde, was wir ihm mit der höchsten Tagespunktzahl dankten, an die nur noch der Schlusswein herankommen sollte.

Kurze technische Anmerkungen noch zu den beiden Domainen:

Domaine Maréchal-Caillot:

Besitz 10 ha Fläche für Rotweine, 1 ha für Weissweine verteilt über die Gemeinden Bligny-les-Beaune, Pommard, Chorey-les-Beaune, Savigny-les-Beaune und Ladoix Serrigny. Handernte und Ausbau im Holz.

Domaine Tollot-Beauté:

Gegründet um 1880 in Chorey les Beaune. Heute sind drei Brüder für die Produktion verantwortlich. Fläche: 24 ha, 50% in Chorey-les-Beaune mit Spätburgunder und Chardonnay bepflanzt. Durchschnittsalter der Reben: 40 Jahre, Handernte, traditionelle Vinifikation, Ausbau über 16 Monate im Holz, davon 25–60% neues Holz.

Mit den restlichen drei Weinen wandten wir uns der Côte de Nuits zu. Zwei von ihnen, nämlich die nächsten beiden ließen uns zunächst etwas gespalten zurück

Mit der Nr.: 10 hatten wir einen Nuits St.Georges „Les Terrasses des Vallerots“ von der Domaine Bertrand Machard de Gramont aus dem Jahr 2007 im Glas.

Der zweite Wein, die Nr.: 11, war ein 2006er Fixin „Les Champs de Charmes“ von der Domaine Jerome Galeyrand

Beide Weine waren zwar geradlinig gemacht, der erste mit doch noch etwas mehr Fruchtkonzentrat als der zweite, aber beide waren ansonsten doch eher schwach strukturiert, blasser als die vorherigen Pommards und mit nur kurzem bis sehr kurzem Abgang bzw. -wem das besser gefällt- mit weniger Nachhaltigkeit am Gaumen, besonders im hinteren Teil.

Während uns von der ersten Domaine nicht viel mehr bekannt ist als dass sie 6 ha mit Rotwein bepflanzt hat und 0,8 ha mit Weißwein, bei einer durchschnittlichen Flaschen-Jahresproduktion von 24.000 Stück, können wir über die Domaine Jerome Galeyrand folgendes berichten:

Jerome Galeyrand hat 2003 seinen ersten Wein abgefüllt. Für Rotwein hat er: 4,3 ha und für Weißwein: 0,7 ha bepflanzt, während seine durchschnittliche Jahresproduktion: 30 000 Fl. beträgt. Handernte ist für ihn selbstverständlich, Entrappung findet nur teilweise statt, und die Kaltmazeration dauert bei ihm i.d.Regel 4-8 Tage. Abfüllung ohne Schönung und Filtration nach den Mondphasen (biodynamisch). Holzausbau für 12 bis 18 Monate.

Zum Weinort selbst ist noch anzumerken, dass Fixin eines der schönsten kleinen Örtchen im Burgund ist und noch verhältnismäßig unbekannt auf den Weinkarten der Welt. Dabei waren die Weine aus Fixin einstmals so berühmt wie die der Nachbargemeinde Gevrey-Chambertin. Im Weinberg “Les Champs de Charme” erntet Jerome einen Pinot Noir, der „die zupackende, fast pfeffrige Deftigkeit jedes großen Fixin, aber auch einen runden, vollen Abgang aufweist“ (Zitatende). Das Zupackende und Robuste dieses Weins konnte wir bei unserer Verkostung allerdings nicht so deutlich erkennen. Geben wir ihm noch eine Chance, denn schließlich hat Jerome erst seit 2003 Erfahrungen mit seinen Eigenbauweinen.

probe_diskussion

Zum guten Schluß versöhnte uns allerdings die
Nr.: 12 wieder mit Burgund. Es handelte sich um
einen Marsannay „Coeur d’Argile“
der Domaine
Maison Frederic Magnien
aus dem Jahr 2007.
Frederic Magnien, ein unruhiger Zeitgenosse,
1992 Auslandsaufenthalt in Californien, 1993
eingeschrieben an der Universität Dijon und
macht dort sein oenologisches Diplom, 1995,
seine wichtigste Entscheidung: er gründet schließlich unter seinem Namen sein eigenes Handelshaus.

Zu seinem Wein: Oppulenz in Nase und am Gaumen beeindruckten tief, verbunden mit einem Konzentrat an roten Beerenfrüchten. Gut eingebundenes Tannin und eine feste Struktur bescherten uns einen Genusswein, was mit der höchsten Tagespunktzahl –Einschränkung siehe oben- belohnt wurde. Auch das Preis-Leistungs-Verhältnis sollte dabei nicht aus dem Auge verlorengehen.

Das war sie, die letzte Probe des Jahres 2010. Und schon sind wir wieder neugierig, was uns das Jahr 2011 an Proben und Veranstaltungen bescheren wird. Inzwischen sollte jeder von uns die Weihnachtsgrüße unseres Bruderschaftsmeisters Dieter Ockelmann und das neue Veranstaltungsprogramm vorliegen haben, in der Hoffnung, dass die ausgewählten Jahresthemen allen gefallen – insbesondere die vielen vereinbarten Winzerbesuche zu unseren Veranstaltungen.

Also dann: auf ein gesundes, erfolgreiches und weingesegnetes Jahr 2011!

Verfasser: Wolfgang Klug

Probenergebnis 9.12.2010 Rotweine aus Burgund (Cote d’Or und Cote Chalonnaise)

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18.11.2010 Charta-Weine aus Luxemburg

Erstellt von Dieter am 30. November 2010

Probe vom 18. November  2010 – Charta Weine aus Luxemburg

 

Am 16. April 2009 lernten wir Herrn Jean-Paul Krier aus Bech-Kleinmacher, Luxemburg, als engagierten Winzer kennen, der uns in einer Probe die Philosophie seines Weingutes und ein spannendes Spektrum der von ihm erzeugten Weine vorstellte, das bei uns viel Zuspruch fand. So waren wir sehr erfreut, dass Herr Krier uns nun mit dem Thema Charta-Weine aus Luxemburg vertraut machen wollte, begleitet mit einer Auswahl charakteristischer Vertreter dieser Weine.      

 

Luxemburgische Privatwinzer (Charta.Luxemburg – Privatwenzer) haben sich vor 2 Jahren zusammengeschlossen, um die als „Charta-Weine“ bezeichneten Weine 20101118-bild-012als Weine höchster Qualitätsansprüche zu produzieren und zu vermarkten. „Charta-Weine“ kommen nur aus den besten Lagen der luxemburgischen Mosel, die als Grenzfluss mit ca. 30 km Länge Luxemburg von Süd-Westen nach Nordosten von Deutschland trennt. 20101118-bild-023

 

Mit dem Jahrgang 2007 vereinigten sich zunächst 7 Moselwinzer und mit dem Jahrgang 2008 waren es bereits 16 Betriebe, die sich dieser Philosophie anschlossen. Von den Winzern werden ausgewählte Parzellen an die Vereinigung gemeldet, die nach den vereinbarten Kriterien bewirtschaftet werden. Dazu gehören die naturnahe Bewirtschaftung, rein organische Düngung und naturreiner Ausbau der Weine ohne jegliche Anreicherung bei den Weißweinen; Rotweine dürfen um ein Volumenprozent Alkohol angereichert werden. Die Hektarerträge sind auf 60 hl/ha begrenzt und die Charta-Weine sollen sorten- und terroir-typisch nach der Philosophie der jeweiligen Winzer ausgebaut werden. Als Startpreis für diese Weine sind 13 Euro vorgegeben.

Um dem Kunden trinkfertige Weine zu präsentieren, wird dem Wein vor seiner Beurteilung und Einstufung eine gewisse Reife abverlangt. So wird erst Anfang 2011 der Wein des Jahrgangs 2009 geprüft. Dabei geschieht die Überprüfung in zwei Stufen zu unterschiedlichen Zeitpunkten und nur die Weine, die eine Mindestpunktzahl erreichen, erhalten die Bezeichnung ‚Charta-Wein‘, was dann mit einem einheitlichen Etikett auf der Rückseite der Flaschen kenntlich gemacht wird.

Für die Probe hatte Herr Krier ausschließlich Weine des Jahrgangs 2008 ausgewählt und wir starteten mit 3 Pinot Blancs. Verglichen wurde je ein Wein der Domaine Laurent & Rita Kox aus Remich, Domaine viticole Kohll-Reuland aus Ehnen und Domaine viticole Häremillen, ebenfalls aus Ehnen.

Das Weingut des ersten Pinot Blancs von Laurent u. Rita Kox ist ein Betrieb, der stets offen für Neues ist. So war er der erste Privatwinzer Luxemburgs, der einen „Crémant“ erzeugte und er gehörte ebenfalls zu den ersten Gütern, die St. Laurent anpflanzten. Sein Pinot Blanc mit der Bezeichnung „Bech-Macher Enschberg Prestige“ stammt von einer 1989 bepflanzten Weinbergs-Parzelle, die mit 32% Steigung südöstlich zur Mosel ausgerichtet ist. Der Wein überzeugt mit schönen Aromen und Würze, er hatte ein angenehmes Säurespiel und nach diesem Einstieg freuten wir uns auf das, was noch kommen würde.

Die Domaine viticole Kohll-Reuland wird von dem Schwiegersohn, Frank Keyser, bewirtschaftet, der schon eine Reihe von Preisen und Auszeichnungen erhielt. Um die volle Fruchtaromatik der Weine zu erhalten, führte er die gezügelte Gärung ein. Das Rebmaterial für seinen Pinot Blanc vom „Ehnenberg“ stammt von einer 70 Jahre alten Parzelle, angebaut auf Terrassen und in Einzelpfahlerziehung. Zur Steigerung der Aromatik wird die Rebe zusätzlich am Stock reduziert. Leichte Vanilletöne resultieren daraus, dass eine Hälfte des Traubengutes im Stahltank und die andere im großen Holzfass ausgebaut wurde; Aromatik und Frucht überzeugen.

Der dritte Pinot Blanc von „Ehnener Kelterberg“ stammt von Domaine viticole Häremillen. Bei dieser Domaine hat sich Max Mannes den Traum eines kunstsinnigen Genießers verwirklicht. Unterstützt wird er dabei von seinem Kellermeister Andreas Krebs. Der Wein von der Parzelle „Wowee“ wächst auf Muschelkalkboden in einem Abschnitt des Weinbergs, der immer ganz besonders aromatische kleine, gelbe Beeren hervorbringt. Bei dem „Ehnener Kelterberg“ war ebenfalls die eine Hälfte im Stahltank und die andere in neuen Barrique-Fässern aus Allier-Eiche. Alle waren einhellig der Meinung, diesen Pinot Blanc würden wir gern in den Folgejahren nochmals verkosten, wenn die heute etwas vordergründigen Vanilletöne sich abschwächen und mit der sich abzeichnenden würzigen Aromatik harmonisch verbinden werden.

Anschließend standen 3 Rieslinge zur Probe an. Dabei waren die Erzeuger Domaine viticole Kohll-Leuck aus Ehnen, die Domaine viticole Pundel-Sibenaler aus Wormeldange und Caves Jean Schlink-Hoffeld aus Machtum vertreten.

Die Familie Kohll-Leuck, die bei einer Anbaufläche von 10,8 Hektar 20% Crémant erzeugt, gehört auch zu den für ihren Crémant und ihre Weine regelmäßig ausgezeichneten Winzerfamilien. Der vorgestellte Riesling der Lage „Wousselt“ wurde bei 93° Öchsle gelesen und von der 40 Ar großen Parzelle für den Charta-Wein wurden gerade einmal 2700 Flaschen erzeugt. Der für diesen Charta-Wein 1/3 höhere Arbeitsaufwand, gegenüber dem für die übrigen Parzellen erforderlichen Arbeitsaufwand hat sich gelohnt. Der Wein erfreut durch Frische und vollreife Fruchtaromen.

Bei der Domaine viticole Pundel-Sibenaler ist Pit Pundel bereits die neunte Generation im Weingut, das seine Geschichte bis zurück in das Jahr 1605 belegen kann. Seine Frau Jeanny gestaltet als Malerin die wunderschönen Etiketten. Der Riesling „Wormeldanger Elterberg“ stammt von 15 Jahre alten Rebstöcken; er wurde bei 89° Öchsle gelesen und sein Ertrag lag bei 55 hl / ha. Der Wein zeigt eine ausgewogene Balance zwischen den klassischen Riesling-typischen Apfelnoten und harmonischer Weichheit und Fruchtsüße.

Das Weingut Schlink bewirtschaftet elf Hektar mit neun verschiedenen Rebsorten; die Schwerpunkte sind Riesling und Pinot Gris. Im steilsten Teil der Machtumer Spitzenlage „Ongkâf“ sind 31 Ar Muschelkalkboden für den Charta-Riesling ausgewählt. Während in dieser Lage normalerweise 80 – 100 hl/ha geerntet werden, wurde für diesen Riesling der Ertrag auf 56 hl/ha reduziert. Bei der A-Flasche in unserer Probe ergab sich zunächst eine Diskussion, ob wohl ein Fehlton – sicher kein Korkschmecker …oder doch? – vorlag. Zum Glück gab es eine C-Flasche, die deutliche Unterschiede zeigte, und so konnten alle einen Riesling mit schönen Noten von grünem Paprika (jawohl!), viel Frische und hoher Konzentration und Dichte genießen.

Wir setzten die Probe mit einem Pinot Gris, dem „Bech-Kleinmacher Naumberg“ der Domaine viticole Krier-Welbes aus Ellange fort. Obwohl inzwischen mit modernster Kellertechnik ausgestattet – computergesteuerte Edelstahltanks und mit Kohlendioxid-Messung ausgestattet – kommt nach Ansicht von Guy Krier mehr als 97% der Qualität aus der Arbeit im Weinberg. Bei seiner Entwicklung weg vom Elbling hin zum Pinot Gris bestückte Guy Krier vor elf Jahren die heute für den Charta-Wein ausgewählte Parzelle mit einem Elsässer Pinot Gris-Klon. Bei einem Ertrag von nur 42 hl/ha verwundert es nicht, welchen Zuspruch dieser Wein mit seinem frischen, fruchtigen Aromen und seiner Eleganz, bei der eine angenehme Süße von der Säure eines grünen Apfeltons gut eingebunden wird, fand. 

Als Nummer 8 probierten wir einen Gewürztraminer von der Domaine Laurent & Rita Kox aus Remich, die wir bereits bei dem ersten Pinot Blanc kennengelernt hatten. Auch hier wurde ihre Philosophie, die das Bewusstsein für die Vergangenheit mit einer Offenheit für Neues verbindet, deutlich. Bei dem Gewürztraminer „Bech-Macher Fuslach“, angebaut in einer süd-südwestlichen Lage, die sich auch als eine warme Kessellage bezeichnen lässt, wird nicht nach Öchslegraden sondern nach der Säure, die reif und lebendig sein soll, gelesen. So konnten wir uns an einem bouquet-reichen Wein, dessen frische Säure, die die rebsortentypischen Fruchtaromen unterstützt, erfreuen.

Zum Abschluss gab es noch 2 Pinot Noirs von der Domaine viticol Schumacher-Lethal et Fils aus Wormeldange und von unserem Gastweingut Krier-Bisenius.

Tom Schumacher, ein bodenständiger Winzer, der für seine Weine lebt, baut hauptsächlich Pinot Noir, Riesling und Pinot Gris an und experimentiert seit kurzem auch mit Frühburgunder. Im Keller arbeitet er mit mehr als 15 verschiedenen Hefen. Der Charta-Wein „Wormeldanger Pietert“ stammt von 10jährigen aus dem Elsaß stammenden Rebstöcken, die auf Muschelkalk stehen. Die Reifung des Weines erfolgt 12 Monate in Barrique-Fässern aus französischen Nevers- und Allier-Eichen. Trotz Barriqueausbau ein leichter, frischer Rotwein mit Aromen von Gewürzkirschen, Walnüssen und Feigen. Tom Schumacher rät den Kunden zur weiteren Reifung des Weines die Flaschen noch zwei Jahre im eigenen Keller liegen zu lassen.

Bereits im April 2009 hatten wir den Pinot Noir „Côtes des Remich“ vom Weingut Krier-Bisenius kennengelernt, damals den 2007er, heute stand der 2008er zur Probe an. Dabei ist Jean-Paul Krier immer auf der Suche: einerseits alle die Qualität beeinflussenden Faktoren zu kontrollieren und andererseits Mittel und Wege zur weiteren Qualitätsverbesserung zu finden. Der Pinot Noir ist seine Lieblingsrebsorte: „Mit Pinot Noir kann man alles machen: Sektgrundwein, Weißwein, Rosé und man kann ihn auch ins Barrique legen“. Der Wein, ebenfalls aus Elsässer Klonen stammend, wird auf Lehmböden mit Muschelkalk angebaut. Der Wein wurde bei 98° Öchsle mit einem Ertrag von 35 hl/ha gelesen. Das Produkt ist ein tiefdunkler, nach reifen Sauerkirschen duftender Wein, bei dem sich am Gaumen die Röstnoten der Fässer, leichte Vanilletöne, Schokolade und auch Pflaumenaromen zeigen. Speziell dieser Wein wird eine weitere Reifezeit sicher danken – auch wir würden diesen Wein gern zu einem späteren Zeitpunkt nochmals probieren.

Das Resumée ist überzeugend. Mit den Charta-Weinen ist es gelungen, eine neue Vielfalt Luxemburgischer Weine mit hohem Qualitätsanspruch zu entwickeln. Wir wünschen der Vereinigung der Charta-Weine weiterhin viel Erfolg und wir würden gern eine solche Probe zu einem späteren Zeitpunkt nochmals wiederholen.

 

Verfasserin: Carla Beyer

 

Probenergebnis 18.11.2010 Charta Weine aus Luxemburg (PDF)

 

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Sonderveranstaltung vom 26.10.2010 – Besuch des Kölner Weinmuseums

Erstellt von Dieter am 10. November 2010

Im Frühjahr war nach langen Verzögerungen das Kölner Weinmuseum eröffnet worden. Neben dem eigentlichen Museum, das im 1.Stock über dem Kölner Weindepot liegt, ist auf dem nach Süden ausgerichteten Pultdach ein Weinberg mit 720 Rebstücken von 40 wichtigen Rebsorten angelegt worden.

weinberg Bereits nach der Eröffnung hatte Ende April ein Teil des
Vorstandes das Museum besichtigt und danach beschlossen, mit
interessierten Mitgliedern das Museum im Herbst noch einmal
zu besuchen.

Bei sonnigem Herbstwetter ging es zuerst über den Weinberg.
Leider hatte sich unter den Kölner Vögeln die Qualität der
Trauben blitzschnell herumgesprochen und so konnten wir nur
noch die kümmerlichen Reste der Trauben besichtigen.

Dennoch war es interessant zu sehen, wie sich die unter-
schiedlichen Rebsorten entwickelt hatten, die zusätzlich in
unterschiedlichen, regionstypischen Erziehungs­formen
(Einzelstock, Pergola, u.s.w. ) kultiviert worden waren.

Unter ihnen befand sich auch die Sorte „Blauer Kölner”, die
vermutlich aus Österreich stammt. Sie zählt nicht zu den
wichtigsten Rebsorten, aber für Köln musste sie unbedingt dabei sein.

besucher-im-weinbergDie Ausstellung im eigentlichen Museum zeigt den Weinbau mit dem besonderen Bezug zu Köln. Köln war im Mittelalter die bedeutenste Weinhandelsstadt nördlich der Alpen. Ein Drittel der Stadtfläche war von Weinreben bedeckt, denn damals war nur Wein – trotz aller damaliger Panschereien – das einzige hygienisch einwandfreie Getränk.  Bier konnte erst wesentlich später sicher und in entsprechender Reinheit produziert werden. Aber nicht nur der Kölner Weinbau wird im Museum präsentiert. An vielen interaktiven Medienzentren gibt es Informationen über:

–          die Morphologie der Reben,

–          die Technik in und um den Weinberg,

–          Bedeutung der Rebzüchtung (Erhaltungs- und Vermehrungszüchtung),

–          den Ausbau des Weines und über

–          Produkte, die sich vom Wein ableiten wie Sekt, Weinbrand und Weinessig.

blindverkostung Und damit diese Museumsbesichtigung
nicht zu trocken wurde, gab es im De-
­gustations­bereich des Museums zwei
chilenischer Rotweine in einer Blindver­-
kostung – einen Carmenere und einen
Syrah zu erraten. Für die Innenein-
richtung war pas­send für eine Wein-
museum eine Seitenwand des Raumes mit
einer „Korken­tapete” aus unzähligen
Korken dekoriert.

Wer sich nicht nur für Wein sondern auch um das darum herum interessiert, dem kann das Weinmuseum nur empfohlen werden. Schon der Weinberg mit den ver­schiedenen Rebsorten bietet vom Frühjahr bis zum Herbst hautnah die Verän­derungen im Weinberg zu erleben. Und auch die Theorie und Praxis bei der Wein­herstellung wird durch die interaktiven Medienstationen und  viele mit Weinbe­geisterung zusammengestellte Exponate dargestellt.

Einziger Wermutstropfen sind die Öffnungszeiten von Dienstag bis Donnerstag von 14:00 Uhr bis 18:00, weil dadurch alle, die tagsüber arbeiten müssen, keine Ge­le­genheit zum Besuch des Museums haben. Da das Museum aber durch die Wein­hand­lung getragen wird, kann Personal und Parkmöglichkeit leider nur in dieser Zeit zur Verfügung gestellt werden.

Verfasser:  Dieter Ockelmann

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07.10.2010 Weinprobe Loire

Erstellt von Dieter am 3. November 2010

Die Loire, das unbekannte Wesen, so könnte man unsere Probe bezeichnen. Was fällt einem zu Loire ein ? Muscadet zu Meeresfrüchten oder Sauvignon blanc aus Sancerre und Pouilly Fumé. Und sonst ? andere Rebsorten ? Rotweine ?
Inzwischen gibt es auch kaum noch Weinhändler, die ein umfangreicheres, repräsentatives Angebot an Loire-Weinen haben.
Neben einigen, bekannten, großen Winzern, die außerhalb von Frankreich gut vertreten sind, gibt es eine Vielzahl an kleineren Winzern, die sehr individuelle Weine ausbauen und die dashalb oft nicht dem Mainstream-Geschmack entsprechen. Daher sind diese Weine in Deutschland auch nur schwer zu bekommen.

Unsere Probe begann an der Loire-Mündung, ging dann bis zum Oberlauf der Loire und wieder zurück zum mittleren Teil der Loire.

expression-ortogneis1 Die Domaine L’Ecu ist zertifiziertes Eco-Weingut in der Appellation Muscadet und baut mehrere
Lagenweine aus, die sich alle durch kleine Erträge, Spontanvergärung und lange Hefelagerung
(sur lie) auszeichnen. Unser „Expression d’Orthogneis” steht auf Orthogneis mit einer Sand-Lehm-
Auflage.
Das war ein Muscadet, der ungewohnt voll und kräftig und mit einer Frucht nach grünen
Stachelbeeren und Birne daherkam.

Weiter ging es mit drei Sauvignon blanc. Aus dem weniger bekannten Gebiet der AOC Touraine kamen von der Domaine Clos Roche Blanc (ein von Ecocert biozertifizierter Betrieb) die ersten beiden Weine, ein 2008’er und ein 2005’er Sauvignon blanc „No 5″ clos-roche-blancheDas Lesegut stammt von bis zu 100 Jahre alten Reben. Die Weine werden in großen Holzfässer ohne Malolactic ausgebaut. Sie wirkten beide etwas streng und konzentriert, so wie man einen Sauvignon blanc nicht unbedingt erwartet.
Der 2008’er ist seit dem Frühjahr schon deutlich weicher und runder geworden, aber immer noch etwas streng. Der 2005’er zeigte altersgemäß einen etwas dumpfen, breiteren Ton in der Nase, aber im Mund wirkte er fast so frisch wie der 2008’er.

chrochet-sancerre Der dritte Sauvignon blanc aus dem bekannten Gebiet Sancerre stammt von der Domaine Crochet.
Er wirkte leicht reduktiv durch die längerer Lagerung auf der Feinhefe, was aber nicht störte.
Obwohl es „nur” der Basis-Wein war, konnte er durch seine dichte, klare, vollreife und Sauvignon
blanc-typische Art gefallen. Sicher nicht ohne Grund gilt Francois Crochet als einer der
bestenWinzer in der AOC Sancerre.

Dann ging es zur zweiten großen Weißweinsorte der Loire, dem Chenin Blanc. Diese Rebsorte ist weit weniger bekannt als der Sauvignon blanc, bringt aber trocken ausgebaut interessante und sehr lagerfähige Weine. Und wenn man die geeigneten Weine mit Restsüsse ausbaut, kann man sehr elegante, finessenreiche edelsüße Weine gewinnen.

img_0002kak1 Der Saumur „Les Perrieres” der Domaine St. Just zeigte sich schon sehr zugänglich, zart
mineralisch und fruchtig mit deutlichem Apfelton.
Die Eigentümer der Domaine sind Quereinsteiger, die erst seit 1996 das Weingut besitzen.
Mit durchschnittlich 42 hl/ha halten sie die Erträge zu Gunsten einer entsprechenden
Qualität sehr gering.

Der zweite Chenin blanc stammt aus der nur 140 ha großen Appelation Savennieres, l_enclos1 südwestlich von Angers. Der Produzent Eric Morgat, aus einer alten Winzerfamilie, bewirtschaftet nur drei Parzellen auf Schieferboden mit insgesamt 5 ha. Daher produziert er auch nur einen Wein. Den Ertrag hält er mit ca. 25 hl/ha sehr gering. Nach einer Maischegärung erfolgt der weitere Ausbau in Barriques.
Wir hatten leider zwei deutlich unterschiedliche Flaschen, die eine etwas oxidiert und dumpf, die andere weicher, runder, aber ebenfalls etwas dumpf in der Frucht.

le-bournais Der dritte Chenin blanc, ein 2007’er „Les Bournais” kam aus der gleichnamigen
Spitzenlage der AOC Montlouis östlich von Angers. Der Winzer Francouis Chidaine produziert seine
Weine inzwischen biodynamisch in den beiden nebeneinander liegenden Appelationen Vouvray und
Montlouis. Als 2007’er wirkte der Wein inzwischen schon recht reif mit einem leichtem Feuerstein-
und Zündholz-Ton. Trotzdem gewann der Wein an der Luft und wurde noch klarer und fruchtiger.

Als letzen Chenin blanc hatten wir einen weiteren „Exoten” von vv-de-blanderies1der  Ferme
de la Sansonniere. Eigentlich stammt der Wein aus der Appellation Anjou,
aber der Besitzer, der Korse Marc Angeli ist einer der Querköpfe an der
Loire und hat sich mit dem Appellations-Komitee überworfen. So füllt er
seine Wein „nur” als Tafelwein ab. Die Erträge sind extrem niedrig – teilweise bis 9 hl/ ha – und er schwefelt den Wein nicht sondern versiegelt die Korken stattdessen mit Wachs. Wir hatten leider wieder zwei deutlich unterschiedliche Flaschen, mit Tönen nach Holzapfel und Rosinen, die beide – nicht unerwartet durch den fehlenden Schwefel – oxidierte Töne zeigten.

Neben Weißweinen werden natürlich auch Rotweine im Gebiet der Loire produziert.
rouge-gorge Wir starteten hier mit dem „La Rouge Gorge”, dem „Rotkehlchen” der Domaine Belleviere. Es ist ein
Wein aus der sehr seltenen Rebsorte Pineau d’Aunis und kommt aus der AOC Coteaux de Loir, die am
gleichnamigen Nebenfluss der Loire liegt. Der Ertrag ist mit 25 hl/ha wieder sehr niedrig, der
Ausbau erfolgt in 300- 500 l Holzfässern. Seit 2008 arbeitet das Weingut komplett biodynamisch.
Ein interessanter, ungewohnter Rotwein: Im Mund ein leichter Sauerkirschton mit Kräutern und
weißem Pfeffer.

Dann ging es mit zwei Cabernet Franc-Weinen zur roten Hauptrebsorte der Loire:
Aus der AOC Bourgeuil kam das „Cuvee des Galichets” der Domaine de la Chevalerie als erster Wein. Die 35 – 40 Jahre alten Reben wachsen auf Kalkstein mit Lehmauflage.
Ein typischer Cabernet Franc aus Bourgeuil mit festen, etwas kantigen, aber reifen Tanninen. Das „Cuvee des Galichets” ist der fruchtigste Rotweine der Domaine, unterstützt durch den Einsatz der Maceration Carbonique. chinon-vv

Der zweite Cabernet Franc kam von der linken Seite der Loire, aus der AOC Chinon, von der Domaine Alliet als „Vieilles Vignes”. Hier wachsen die ca. 65 Jahre alten Reben auf kiesigem Boden. Der Ausbau erfolgt in 5 Jahre alten Barriques, um den Holzeinfluß so gering wie möglich zu halten – daher auch ein leichter Bretanomyces-Ton („Pferdedecke”).
Auch hier konnten wir wieder einen typischen, dichten, aber auch eleganten Loire-Cabernet Franc mit festen, etwas schokoladigen Tanninen verkosten.

rose-d_un-jour Nach den tanningeprägten Rotweinen probierten wir als Übergang auf edelsüße Wein den
restsüßen „Rosé d’un jour”der schon bekannten Ferme de la Sansonniere. Er ist wieder aus
einer exotischen Rebsorte, der Grolleau, gewonnen. Die Maischestandzeit betrug einen
Tag – wie der Name schon andeutet – und auch er ist nur ein Tafelwein. (s.o.) Ein inter-
essanter Rose mit dichter, klarer Frucht und zarter Süße.

Den Abschluss machte ein edelsüßer Chenin blanc, der „Les Quarts” aus der Coteau du Layon von der Domaine Juchepie. Der belgische Industrielle Eddy Osterlinck hat die Domaine vor einiger Zeit gekauft und produziert diesen edelsüßen Wein mit 180 g/l Restzucker aus 50 Jahre alten Reben. Im Holzfass wird vergoren und dann zur Reifung 10 bis 22 Monate im Barrique gelagert. Dadurch erhält der Wein eine zarte Herbe, die ihm Raffinesse gibt, so dass er trotz seiner hohen Restsüße nicht pappig süß wirkt.

Alles in allem war diese Loire-Verkostung sicher dieses Jahr die Probe, die die Verkoster am stärksten gefordert hat. Unbekannte Rebsorten und sehr eigenständige Weinstile, auf die das Gewohnte oft nicht passte, machten das Verkosten schwierig. Da blieb nur der eigene Geschmack zur Bewertung, weil ein direkter Vergleich mit bekannten Weinen fehlte. Das führte natürlich dazu, dass die Wertung mit 2 bis 3 Punkten deutlich stärker streute als sonst.
Aber das ist ja der Sinn solcher Verkostungen, dass man sein Weinwissen auch abseits der ausgetretenen Pfade erweitern kann. Mit Herrn Thomas Beyelschmidt, der den erkrankten Martin Henseler von der Weinhandlung „Fegers und Berts” vertrat, hatten wir einen kompetenten Referenten, der auf lockere Art versuchte, uns die sehr individuellen Loire-Weine näher zu bringen. Ich hoffe, dass ihm das bei den meisten der Anwesenden gelungen ist.
Vielen Dank dafür !
Verfasser: Dieter Ockelmann

Probenergebnis 07.10.2010 Weine von der Loire (PDF)

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09.09.2010 Naturkork und alternative Verschlüsse

Erstellt von Dieter am 24. September 2010

09.09.2010  Naturkork und alternative Verschlüsse

Ist doch ganz einfach, der Korken verschließt die Weinflasche und damit ist sie zur Umgebung abgeschirmt. Um sie zu öffnen holt man sich einen Korkenzieher (wo liegt der noch mal ?), setzt ihn an , dreht ihn hinein in den Korken und zieht ihn hoch. Pech, jetzt ist er auch noch abgerissen. Beim Nachbohren, um den unteren Teil zu entfernen, verschwindet der Rest in der Flasche und dann hat der Wein so einen eigenartigen Geruch und Geschmack: Korkfehler

Das alles kann beim Öffnen einer Weinflasche passieren, obwohl sich die meisten Korken problemlos mit einem leichten „Plopp” entfernen lassen und einen ordentlichen Wein freigeben. Schlechtere Qualität vor allem durch undichte Korken oder Korkschmecker sind das große Problem. Die Verfügbarkeit von Naturkork ist ebenfalls nicht unbegrenzt.

Daher wurde schon länger nach Alternativen für den Naturkorken gesucht.

Moderne Spritzguss-Kunststoff-Korken in grellen oder auch kork-ähnlichen Farben,

oder coextrudierte Korken, die innen leicht schaumig und recht elastisch sind, schienen die Lösung zu sein. Nur gab es vor allem in der Anfangszeit Probleme mit der Dichtheit gegen Sauerstoff und dadurch schmeckten die Weine nach ein bis zwei Jahren müde und oxidiert.

Kronkorken als Alternative sind sehr dicht, haben aber das Aussehen wie bei einer Bierflasche und wie lassen sich die Flaschen wieder­ verschließen ?

Eine weitere, inzwischen stark favorisierte Alternative ist der Schraubverschluss: Dicht und kaum Sauerstoff-durchlässig. Für einfache Literware ist er schon länger in Ver­wen­dung und in der Gastronomie sehr geschätzt. Für bessere Wein wurde in der das Aussehen deutlich verbessert und daher werden inzwischen auch hochwertige Flaschen damit verschlossen. Es macht natürlich beim Öffnen kein „Plopp”
Neben einigen anderen noch „exotischeren” Verschlüssen gibt es noch den „Vino-Lok-Glas­stopfen”, auf den sich vor allem der VDP eingeschworen hat. Geschmacksneutrales Glas als Verschluss klingt gut, aber das erfordert sehr präzise gearbeitete Flaschen und die Abdichtung erfolgt nicht über Glas sondern über einen recht dicken, elastischen Kunststoff-Ring.

Wo liegt also der der Stein der Weisen?

Um mehr zu erfahren, hatten wir  Herrn Brandlhuber von der Firma Syncor als Experten eingeladen, der uns über Vor- und Nachteile der einzelnen Verschlüsse etwas berichten sollte. Der Mutterkonzern der Firma Syncor hat als kunststoff­ver­arbeitender Betrieb große Erfahrung mit Gas- und Dampf-dichten Abdeckkappen für Elektronik-Chips und konnte das auf die Herstellung von Kunststoff-Korken über-tragen.

Bei der ersten Vergleichsreihe mit neun Weinen ging es um den Eigengeschmack der Verschlüsse. Im Gegensatz zur Undurchlässigkeit für Sauerstoff wird darüber allgemein weniger diskutiert.

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Ein 2009’er Müller Thurgau QbA halbtrocken aus Baden mit 11% Alkohol diente als Grundwein und laugte ein Jahr ca. 20-25 Verschlüsse in der Glasflasche aus. (Alle Flaschen wurden mit einem gasdichtem Kunststoff­korken verschlossen und stehend gelagert.) Für die in den Wein extrahierten Kom­ponenten ergab sich damit aufgrund der benetzten Oberfläche der Verschlüsse eine etwa 250-fach höhere Konzentration als bei einer normal damit verschlossen Flasche – und natürlich wurden die Weine blind verkostet.

Die Ergebnisse waren für uns teilweise überraschend:

1.      Nomacor Classic:      coextudierter Kunststoffkorken
Etwas breiter, säuerlicher, dumpfer Beiton

2.      Vinotop:                         coextudierter Kunststoffkorken
Etwas breiter Beiton, nicht so dumpf wie Nr. 1.)

3.      Interkork:                     Spritzguss-Kunststoffkorken, nicht mehr am Markt
Flacher, etwas süßlicher Beiton

4.      Syncor:                          Spritzguss-Kunststoffkorken
Recht klare, frische, spritzige Frucht,

5.      SWAN:                            Spritzguss-Kunststoffkorken
Breiter, dumpfer, unangenehmer Gummi-Ton

6.      Colombin:                     Naturkorken
Bernsteinfarbener Wein, süßliche Vanille- und Karamelltöne

7.      Diam Korken aus Korkmehl, mit superkritischem Kohlendioxid extrahiert, um Trichloranisol  zu entfernen.
Gelblicher Wein, süßliche Vanille- und Karamelltöne, nicht so stark wie Nr.6.)

8.      Glastwister:                  Material für den neuen Verschluss von Sycor
Sauber und frisch – eigentlich der Null-Versuch, denn das Glas kann nicht mehr als die Flasche selbst an
Geschmack abgeben

9.      Schraubverschluss:  Innendichtung Seram mit Zinn-Auflage
Stumpfe, breite, muffige Frucht, deutlicher Gummi- und Amin-Ton.

An den beiden coextrudierten Kunststoffkorken zeigt sich, daß durch die offen­porige Schaumstruktur Hilfsstoffe stärker ausgelaugt werde.

Bei den Spritzgusskorken erkennt man, daß Hilfsmittel oder Farbpigmente einen deutlichen Einfluss auf den Geschmack haben können. Daß der Syncor-Korken weniger Geschmack abgibt als die anderen beiden Spritzgusskorken, liegt auch an der geschlossenporigen Innenstruktur.

Erstaunlich war der deutliche farbliche und geschmackliche Einfluß des Natur­korkens bzw des Agglomeratkorkens aus Korkmehl. Die Geschmacksnoten sind aber vergleichbar mit den Holznoten beim Fassausbau. Dadurch fällt der Kork-Eigengeschmack in normaler Dosierung beim Wein nicht auf.

Der Glastwister ist ein neu entwickelter Verschluss, bei dem eine Glaslinse die Flaschenmündung abdeckt. Ein äußerer Kunststoffring dichtet zusätzlich nach außen ab.  Darüber kommt dann eine elastische Kunststoffkappe mit Schraubgewinde, die alles fixiert und schützt. Dieser Verschluss wurde auf der Intervitis 2010 mit dem Innovations­preis ausgezeichnet und könnte eine bessere Alternative als der Vino-Lok-Glasverschluss sein, da er keine Sonderflaschen und Abfüllmaschinen benötigt

Der Test mit den Innendichtungen der Schraubverschlüsse ist natürlich nicht ganz korrekt, da die Weine nur mit der Zinn-Folie in Berührung kommen sollten und kein Kontakt mit der elastischen Schaumstoff-Rückseite möglich sein sollte. Deshalb kann man auch nicht generell daraus schließen, dass der Wein diese Beitöne durch einen Schraubverschluss bekommen kann.

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Mit dieser ersten Versuchsreihe konnte natürlich keine Aussage über die Gasdichtig­keit gegenüber Sauerstoff gemacht werden.

Um das zu überprüfen, war 2006 bei der der DLR Trier ein 2005’er Riesling Spätlese trocken mit 48,6 mg/l Schwefeldioxid abgefüllt, mit verschiedenen Verschluss­alter­nativen verschlossen und liegend bei 12-14°C  und etwa 67% Luftfeuchtigkeit ge­lagert worden.

Wir konnten die Weine der nachfolgenden drei Verschlussarten verkosten:

1.      Naturkork Leicht firner, etwas muffiger Riesling

2.      Syncor-Kunststoffkorken Kaum Firne, mehr Säure, wirkt frischer

3.      Nomacor-Kunststoffkorken Mehr Firne, etwas oxidiert, mehr Farbe

In dieser Reihe zeigt sich dass der Naturkorken mehr Sauerstoff durchlässt als der Syncor-Korken. Deutlich schlechter als Naturkork ist der Kunststoffkorken Nr. 3.

(Diese Ergebnisse und die weiterer Verschlüsse können im Bericht der DLR Trier eingesehen werden:

http://www.syncor.de/images/stories/webseite/aktuelles/DLR_Mosel_DDW.pdf

Als „Leckerbissen” hatte Herr Brandlhuber bei einem Kunden noch zwei Literflaschen 1976’er Wachenheimer Schenkenböhl, Riesling QbA trocken bekommen, von denen die erste Flasche mit einem Naturkorken verschlossen war, die zweite schon mit einem Kunststoffkorken.

1.   Naturkorken Deutlich reifer, gealterter Wein, aber recht sauber und  leichter Rosinenton

2.   Kunststoffkorken Dumpfer, breiter, gealterter Wein mit deutlichem oxidierten Sherry-Ton, etwas stechend

Bei der eingesetzten QbA-Weinqualität konnte man nach 33 Jahren keine großen Wein erwarten. Hier zeigte sich aber, dass die früheren Kunststoffkorken deutlich mehr Sauerstoff durchgelassen haben als ihre Naturkork-Konkurrenten und der Wein dadurch deutlich stärker oxidiert war.

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Wie unsere letzte Technik-Probe 2009 mit Weinfehlern war auch diese Probe über alternative Verschlüsse keine Genuss-Probe, aber wir wollten ja die Einflüsse der Verschlüsse erkennen. Dafür danken wir Herrn Brandlhuber für die neutrale und objektiv gestaltete Probe

Einen „Kork der Weisen” haben wir allerdings auch nicht entdeckt.

Wer noch mehr Informationen zu diesem Thema haben möchte, kann im Internet  auf die beiden Artikel der DKL Rheinlandpfalz zugreifen:

http://www.dlr.rlp.de/Internet/global/themen.nsf/1eabb65dcddc4614c125700a00339849/9974bd2d09870df3c125704a002a39c2/$FILE/Naturkork.pdf

http://www.dlr.rlp.de/internet/global/themen.nsf/ALL/01A710DECA9739A7C12576E900335E6C/$FILE/Aktuelle_Beurteilung_Flaschenverschluesse.pdf

Verfasser: Dieter Ockelmann

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19.08.2010 Weißweine aus dem Süd-Burgund

Erstellt von Dieter am 8. September 2010

Weißweine aus dem südlichen Burgund, präsentiert von unserem

Bruderschaftsmeister Dr. Dieter Ockelmann am 19.08.2010

Nur ein kleiner Ausschnitt burgundischer Weine und auch noch beschränkt auf Weißweine, möchte man einwenden, wenn man bedenkt, dass wir uns bei dieser Probe nur in dem Teilgebiet des Maconnais bewegt haben. Aber die Vielfältigkeit der Weinproduktion innerhalb dieses Teilgebietes berechtigte eine solche Beschränkung, zumal es unserem Bruderschaftsmeister auch darum ging, uns zu zeigen, was es als Alternativen zu den viel berühmteren – aber auch viel teureren – Produkten aus dem nördlichen Burgund gibt.

So wurde mit dieser Probe lediglich ein Gebiet von ca. 50 km in nord-südlicher Richtung und ca. 20 km in ost-westlicher Richtung zwischen Tournus und knapp hinter Macon abgedeckt. Langweilig wurde uns allerdings nicht, denn vom Grundwein bis zum hochwertigen Produkt war alles vertreten, was in diesem Gebiet Rang und Namen hat.

Von der Gesamtweinbaufläche des Burgund (27.636 ha = 3% der gesamten franz. Weinbaufläche) nimmt das Maconnais eine Fläche von ca. 6.700 ha ein. Auf dieser Fläche tummeln sich ca. 4.000 Winzerbetriebe und 23 Caves Coopératives, wobei Letztere 16% der Handelsmenge liefern.

Vertrieben werden diese Qualitätsmengen zu 55% über Weinhändler, den Negociants, zu 30% über die Weinbaubetriebe selbst und 5% vertreiben die Genossenschaften. 10% werden schließlich über verschiedene sonstige Vertriebswege kanalisiert

Die Gesamt-Jahresproduktionsmenge beläuft sich auf ca. 1,5 Mio hl Wein, die sich wie folgt aufteilt: 61% Weißwein, 31% Rotwein (und Rosés), 8% Cremants.

Von dieser Gesamtmenge entfallen auf die regionalen Appellationen 52% der Menge, 46,6% auf kommunale Appellationen und Premier Crus und nur 1,4% auf die Grand Crus. Das 4-stufige (nach anderer Lehre auch 6-stufige) burgundische System der Appellationen -regionale, kommunale Appellationen, Premiers Crus, Grands Crus- im Einzelnen zu durchschauen und nachzuvollziehen bzw. nachzuhalten, fällt zugegebenermaßen auch fortgeschrittenen Weinliebhabern schwer. Schließlich gibt es allein im Burgund davon einhundert. Und – seien wir ehrlich – nichts trübt den Weingenuss mehr, als ein verwirrender theoretischer Überbau, so dass wir doch lieber die Weine und Winzer für sich sprechen lassen wollen.

Im Mittelpunkt des Rebspiegels stehen die Sorten Chardonnay für die Weißweine und Pinot Noir für die Rotweine, wobei in einzelnen Appellationen noch Sorten wie Aligoté, Sauvignon blanc oder Sacy für Weißweine sowie Gamay und César für Rotweine, – eher im Verschnitt mit den Hauptsorten, als reinsortig ausgebaut – anzutreffen sind.

Ein Problem für die Probe stellte die Jahrgangsauswahl dar. Dieter Ockelmann hätte uns gerne nur die sehr guten 2007er Jahrgängen präsentiert, doch diese sind schon auf Grund der Qualität und der guten Entwicklungsprognosen meisten schon ausverkauft. So mussten auch einige 2008’er und 2009’er mit in die Probe eingebaut werden.

Dafür kamen wir aber auch in den Genuss auch älterer Jahrgänge wie z.B. einem 2005er und einem 2002er. Die Einkaufsmöglichkeiten für Dieter boten sich ihm im Anschluß an seinen Frankreichurlaub – zusammen mit seiner Käthe – und parallel zu den „Jours des Vins de Bourgogne“, die Dieter in Vertretung für unser Mitglied Detlef Rick besuchen konnte, so dass ihm bei den Winzern viele Türen offenstanden.

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Begonnen haben wir die Probe mit einem 2007er Clos Gandin „C de C“, mit dem die Domaine du Clos Gandin, Delorme Frères, mit Sitz in Plottes (nur wenig süd-westlich von Tournus) ihren Basis-Cardonnay präsentierte. Bei der Weinansprache begegneten sich sowohl Eindrücke von reifen Noten und einem Anflug von bereits vorhandener Gezehrtheit mit grünen Eindrücken, die diesen Wein in einer Blindverkostung auch als Sauvignon hätten durchgehen lassen. Weiters kamen Hinweise auf Birnen und auch auf typische Aromen, die auf eine Kaltvergärung schließen ließen.

Die Domaine, die auf eine lange Geschichte zurück blicken kann (gegr. 1836), besitzt auch

einige Parzellen in dem weiter süd-westlich gelegenen Ort Chardonnay, womit sich auch die Bezeichnung dieses ersten Weins erklärt: „C(hardonnay) de C(hardonnay)“

Es folgte als zweiter Wein ein Macon „Aux Bois d’Allier“ ebenfalls aus dem Jahrgang 2007 von der Domaine Cordier Père & Fils, Christophe Cordier, aus Fuissé, ganz im Süden des Maconnais, noch unterhalb von Macon. Auch ohne den markanten Zusatznamen dieses Weines wäre uns nicht entgangen, dass hier beim Ausbau des Weines Holz im Spiel war, allerdings etwas verhalten, so dass auch Gegner dieser Geschmacksrichtung durchaus mit diesem Wein leben konnten, zumal ihm eine schöne Säurestruktur und viel Mineralik gut zu Gesicht standen.

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Das Weingut mit einer Größe von ca.4 ha befindet sich im Ort Fuissé, somit im Herzen des Teilgebietes Pouilly-Fuissé, und wurde 1945 gegründet. Mit zunehmender Sensibilität für den Weinbau und angehäufter Erfahrung – Christophe Cordier hat Station gemacht auf den Weingütern von Dominique Lafon und auf Romanée Conti – wurden seine Weine immer besser, so dass inzwischen nicht nur Robert Parker sondern auch Michel Bettane (Revue du Vin de France) auf ihn aufmerksam wurden und Letzterer die Weine dieser Domaine sogar höher einstuft, als die seiner berühmteren nördlichen Nachbarn von der Côte d’Or. Mittlerweile hat Christophe Cordier seinen Betrieb auf ökologischen Anbau umgestellt und bemüht sich, beim Ausbau der Weine, die typischen Charakteristika jeder seiner Einzellagen heraus zu arbeiten.

Als nächstes bekamen wir einen 2009er Pouilly-Loché „Les Mures“ –eine der kleinsten Appellationen in Burgund- von der Genossenschaft Cave des Grands Crus Blancs aus Vincelles ins Glas. Das deutliche Plus an Frische bei diesem Wein wurde zunächst einmal gut goutiert. Geradlinig, sauber und mineralisch waren die positiven Eindrücke beim Verkosten und wie auch schon bei seinen Vorgängern konnte man auch hier eine Verbesserung bzw. Intensivierung der Aromen mit zunehmendem Kontakt des Weines mit Sauerstoff im Glas feststellen.

Diese Genossenschaft aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts vermarktet heute 80% der Gesamtmenge des Weins aus dem Bereich des südlichen Maconnais. Sie hat aber auch genauso ihre Finger im Spiel bei Weinen des sich weiter im Süden anschließenden Beaujolais.

Den ersten Block unserer Verkostung beschlossen wir mit dem einzigen Wein des Jahrgangs 2008 in dieser Probe, einem Macon Clessé „Terre de Qintaine“ von der Domaine Jean Pierre Michel aus Clessé. Von den 7,5 ha Weinbergen des Weinguts liegen allein 4,5 ha in der Appellation Viré-Clessé. Hierbei handelt es sich um eine der jüngsten Appellationen des Burgund, die erst nach mehreren Anläufen durch Einzelwinzer und Genossen im Februar 1999 von der INAO ihren Segen erhielt. Unser Wein hier stammt aus dem kleinen Ort Quintaine, zwischen Viré und Clessé gelegen, der dieser Einzellage auch den Namen gibt und als beste Lage der Domaine angesehen wird. Der Ausbau der Weine geschieht in neuen und gebrauchten 400 l Holzfässern, womit das Weingut auf eine Jahresdurchschnittsproduktion von ca. 50.000 Flaschen kommt.

Leider ließ unser Wein einige Probenteilnehmer enttäuscht zurück, weil er eine deutliche Botrytisnote mitbrachte, die auf ein sehr reifes Lesegut schließen ließ, auch wenn vielleicht diese Reife dem Jahrgang geschuldet war. Umso mehr hätte bei der Lese selektioniert werden müssen, denn diese Botrytisnote läßt sich schlecht mit dem Charakter vor allem eines echten Chardonnays in Einklang bringen. Sie beeinträchtigte insbesondere die bei diesem Wein vorhandene fruchtig-cremige Fülle am Gaumen mit ansonsten gutem Abgang. Immerhin erhielt er dennoch die bis dahin beste Durchschnittsnote in der Punktung (siehe Tableau).

Den zweiten Block der zu verkostenden Weine widmete Dieter nur einem einzigen Winzer. Es folgten nämlich drei Weine ausschließlich von der Domaine Thibert Père & Fils, Christophe Thibert, aus Fuissé, und alle drei Weine aus dem Jahr 2007. k300_img_0934_k

Hier haben wir es mit einem schon etwas größeren Betrieb zu tun, der schließlich eine Fläche von 22 ha bewirtschaftet, auf der Rebstöcke mit einem Durchschnittsalter von ca 40 Jahren stehen und die man demnach mit Fug und Recht als sog. „Vielles Vignes“ bezeichnen kann. Der Durchschnittsertrag pro ha liegt dem entsprechend je nach Alter der Reben zwischen 40 bis 60 hl. 20% seiner Weine baut er in neuen Holzfässern aus. Erst als Christophe Thibert sich 1991 in den Betrieb mit eingebracht hatte, begann die Eigenvermarktung von Flaschenwein. 2005 war man dann soweit, dass ein neues Winzergebäude bezogen werden konnte, in dem von der Anlieferung der Trauben bis zur Etikettierung der Flaschen alle Arbeitsgänge zusammengefasst werden konnten.

Seit 1998 setzt Christophe Thibert keine Herbizide mehr ein und nutzt inzwischen 4 ha seiner bewirtschafteten Fläche ausschließlich für biologischen Anbau.

Schon der erste Wein von dieser Domaine, ein St. Veran „Champs Ronds“ kündigte an, dass wir uns in einer anderen Liga bewegten. Nach einer schönen Nase, in der auch das neue Holz verhalten nachzuvollziehen war, tapezierte er den Gaumen füllig und cremig, wobei ihm wohl zugute kam, dass er in halben Flaschen (0,375 ltr., anders war er schon nicht mehr zu beziehen) Zeit hatte, sich schneller zu entwickeln und zu diesem gefälligen Tropfen heran zu reifen.

Noch deutlich besser zeigten sich die beiden folgenden Weine von derselben Domaine, ein Pouilly-Fuissé aus der Einzellage (Climat) „Les Champs“ und ein weiterer aus dem Climat „Les Ménétrières“. Beide Lagen gehören zu den besten dieser Domaine und belegten eindrücklich den hohen Qualitätsanspruch, den Christophe Thibert an sich selbst stellt und zwar einmal im Umgang mit dem Holzausbau und zum anderen bezüglich des Herausarbeitens der feinen Aromatik und Mineralik, die die Weine aus den jeweiligen Einzellagen unter dem Einfluss des Mikroklimas mitbringen. Nicht umsonst ist Christoph Thibert auch Mitglied in der Winzervereinigung „Terroirs Associés“, in der sich (z.Zt.) zehn –eher kleinere unbekannte- Winzer mit ihrer Leidenschaft für den Terroirgedanken zusammengetan haben.

Neben Apfel-, Holzapfel- und Birnenaromen wurden aber auch Zitrusnoten festgestellt, was eigentlich nicht typisch für den Chardonnay ist. Aber genau dies lieferte uns Argumente gegen die sonst gängige Meinung, dass Chardonnay-Weine eigentlich Langweiler seien, die doch auf „..jeder Müllhalde..“ wachsen. Im Gegensatz dazu bekamen wir in dieser Probe eine ganze Bandbreite an Chardonnays, die uns zeigte, dass jeder dieser Weine sein Eigenleben hat und dass es bei einem richtigen Umgang mit dieser Traube eine Vielfalt von Charakteren in unseren Gläsern zu entdecken gibt. Zutreffend wies unser Weinbruder Bernd Koegler, der aber nicht nur frankophil ausgerichtet ist, in diesem Zusammenhang darauf hin, dass gerade die Franzosen eher „Mundwein-Trinker“ und nicht wie wir Deutschen „Nasenwein-Trinker“ seien; soll am Beispiel des Chardonnay vielleicht heißen, dass wir mit den Weinen aus Chardonnay wegen der relativ neutralen Duftigkeit dieser Weine nicht so den Zugang zu ihnen haben wie die Franzosen, die den Schwerpunkt der Sensorik auf den Gaumen verlegen. Es kommt ihnen nicht so sehr auf den ersten nasalen Eindruck an.

Dass wir uns hier auf einem höheren Qualitätsniveau der Chardonnays befanden, zeigte auch die Punktung. Doch die nächsten 2 Weine sollten uns wieder auf den Boden der Realitäten zurückholen. k600_img_0943_k

Es folgten drei Weine von der Domaine Roger Lasserat in Vergisson aus den Beständen unseres Weinbruders Detlef Rick. Als Roger Lasserat 1969 angefangen hat, auf eigene Rechnung Weine zu produzieren, standen ihm gerade mal 3,5 ha zur Verfügung. Heute bewirtschaftet er ca. 16 ha und zählt somit nicht mehr zu den ganz kleinen Winzern. Er ist stolz darauf, sehr alte Rebstöcke in seinem Bestand zu haben, von denen die meisten bereits über 100 Jahre alt sein sollen. In der Appellation Pouilly-Fuissé bewirtschaftet er Teilflächen in der Einzellage „Clos de France“, die wir hier im Glase hatten, eine weitere Einzellage mit der Bezeichnung „Clos de Martelet“ ist in seinem Alleinbesitz. Im Zuge seines naturnahen Weinbaus wendet er nur organische Düngung mit Mist und Kompost an. Nach Einbringung der Trauben werden diese auf eine pneumatischen Presse sanft gepresst und der Most über Nacht vorgeklärt. Die anschließende eigentliche Gärung findet dann teilweise in temperaturgesteuerten Stahltanks statt –bei niedrigen Temperaturen, wie er es selbst darstellt -, teilweise aber auch in Eichenfässern. Bâtonnage , BSA und unfiltrierte Abfüllung der Weine auf die Flaschen gehören ebenfalls zur Weinphilosophie von Roger Lasserat.

Und so hatten wir von dieser Domaine zunächst einmal einen 2002er aus dem „Clos de France“ im Glas, von dem jedoch eine Flasche mit Kork oder Muff belastet war, ganz einig waren wir uns bei der Beschreibung des Fehlers nicht. Die zweite Flasche ohne Fehler war allerdings auch schon mit starken oxydativen Aromen behaftet und konnte deshalb auch nicht ganz überzeugen.

Als nächstes folgte ein 2005er aus demselben Climat, der zwar fehlerfrei war, aber in seinen Aromanoten an reife – was ja noch positiv wäre -, wenn nicht sogar überreife Äpfel erinnerte. Einige in unserer Runde hatten sogar den Eindruck von mostigen Noten, wie bei vom Baum gefallenen Äpfeln, die anfangen zu faulen. Es entwickelte sich daraufhin eine Diskussion um die Frage, ob man solch einen Wein – wenn er uns im Restaurant serviert würde – zurückgeben könnte. Interessante Erfahrungen mit Sommeliers kamen da zutage. Also auch bei diesem Wein: nur verhaltene Glücksgefühle bei den Verkostern.

Dann aber wurde es interessant, denn Dieter servierte uns denselben Wein aus dem Jahrgang 2007 und zwar aus einer Magnumflasche. In anderer Form war an diesen Wein dieses Jahrgangs nicht mehr heranzukommen. Hier zeigte der Wein, was in ihm steckte, trotz der noch lange nicht beendeten Reife aufgrund der zögerlichen Entwicklung in der Magnumflasche. Sicher, er war noch etwas verschlossen, aber er zeigte doch schon zarte Anklänge an Birnenaromen und deutete die vorhandene Mineralik an. Ein Wein, den man sicher auch hätte dekantieren können, so wie noch manch anderen aus dieser Probe.


Den Abschluss unserer Probe bildeten zwei Weine der Domaine Robert Denogent aus Fuissé und man kann wohl sagen, die waren gut ausgesucht von Dieter, denn diese beiden Weine –- im Zusammenhang mit dem Vorgängerwein – versöhnten uns wieder. Es handelte sich um Chardonnays aus den Einzellagen „Les Croix“ und „Les Reisses“, beide aus dem Jahrgang 2007. Hervorragendes Potenzial am Gaumen bei beiden, kräftig strukturiert mit gutem Säuregerüst, Weine die Appetit machten! Da der zweite Wein etwas stärker vom Holz geprägt war, kam es – wie üblich in unserer Runde – wieder einmal zur Fraktionsbildung. Doch das ist gut so, denn das belebt die Probe und fördert die Diskussion.

Über die Domaine etwas ausführlicher zu berichten, fällt sehr schwer, denn der Internetauftritt dieses Weingutes bewegt auf der Zeitschiene von 1997 – 2000. Man kann zusammenfassend vielleicht sagen, dass auch Robert Denogent jedenfalls ein großer Verfechter des Terroirgedankens ist und dass er ebenfalls stolz darauf ist, auf sehr, sehr alte Rebstöcke in ausgezeichneten Lagen zurückgreifen zu können. Zu seiner Betriebsphilosophie gehört ebenfalls -wie bei vielen anderen dieser Winzer- ein zwar nicht „kontrolliertes Nichtstun“ so doch wenigstens ein kontrolliertes langsames Arbeiten. Man könnte es auch „die Entschleunigung des Arbeitsprozesses“ nennen. Er gibt seinen Weinen Zeit für die Entwicklung, lässt sie lange auf den Hefen liegen und gönnt ihnen auch im Weingut noch eine gewisse Ruhephase nach der Abfüllung auf Flaschen.

Und solange er sich mehr um seine Weine kümmert als um seinen Internetauftritt, soll es uns als Weingenießer recht sein. Wir können nur dabei gewinnen!

Apropos gewinnen: unser Punktetableau ist diesmal besonders aussagefähig unter Berücksichtigung der dort aufgeführten Endverbraucherpreise!

An Dieter nochmals großen Dank für Aufwand dieser Probe und die Vermehrung unserer Eindrücke von einem kleinen aber interessanten Anbaugebiet.!

Verfasser: Wolfgang Klug

Probenergebnis 19.8.2010 Weißweine aus dem Süd-Burgund (PDF)

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08.07.2010 Südwestfrankreich

Erstellt von Dieter am 18. Juli 2010

Probe vom 8. Juli 2010 – Südwestfrankreich

Endlich Sommer – 34°– aber leider für unsere heutige Probe etwas zu heiß. Dank unseres Kellermeisters konnten die Weine jedoch ausgezeichnet gekühlt probiert werden.

 

Das Anbaugebiet Südwestfrankreich liegt etwas abseits, birgt aber eine Reihe von spannenden Entdeckungen sowohl bezogen auf die Winzer als auch auf die hier angebauten Rebsorten.

Geografisch lässt sich die Region als Dreieck beschreiben, gelegen im Norden der Pyrenäen, südöstlich des Bordeaux und im Osten von Toulouse begrenzt. Bei 50.000 ha Anbaufläche mit 18 Appellationen und 22 Landwein-Regionen gibt es ca. 100 verschiedene, vorrangig autochthone Rebsorten – deshalb auch als „Rebsortenmuseum Frankreichs“ bezeichnet. Jährlich werden hier 1,8 Mio. hl Weißwein und 1,6 Mio. hl Rotwein produziert; 30% entfallen dabei auf AOC Anbaugebiete, 45 % auf Landweine und 25 % auf Tafelweine.

Bei den Weißweinen ist es vor allem eine Frische und Mineralität, die man aus anderen Regionen Frankreichs so kaum kennt. Rebsorten wie Mauzac, Odenc, Verdanel oder Gros Manseng mögen unbekannt sein, die Weine, die sie liefern, sind höchst eigenständig, nicht alltäglich und in besonderem Maße originell, und haben deshalb Aufmerksamkeit verdient.

 

Den Rotweinen des Südwestens ist eine spezifische Gerbstoffstruktur gemein (dies ist sicher auch eine Frage des „Mögens“), die massiver und dominanter erscheint, als in anderen Regionen Frankreichs. Das kühle Klima und karge Böden sorgen, in Verbindung mit den entsprechenden alten, angestammten lokalen Rebsorten wie Tannat, Malbec, Duras, Fer Savadou (Braucol) etc. für ungestümen Tanninreichtum, den zu zügeln nur wenigen Spitzenbetrieben gelingt. Es sind allesamt keine Weine für den schnellen Konsum, sondern Langläufer, die Geduld brauchen, auch insofern sind sie alles andere als zeitgemäß. Die Geduld aber belohnen sie mit facettenreichem Reichtum an Aromen.

 

Vorgestellt wurden die Anbaugebiete Cahors, Gaillac, Côtes du Marmandis und Gascogne mit dem Madiran. 

 

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Der erste Wein, ein Mousseux, kam aus dem Gaillac im Departement des Tarn gelegen. Es gehört zu den ältesten Weinbaugebieten Frankreichs, die Anbaufläche beträgt fast 4.000 ha mit einem Ertrag von 160.000 hl – davon 65% Rotwein. Um das komplexe Gefüge und die Eigenart des Gaillac’s zu verstehen, muss man wissen, dass in dieser relativ kleinen Region eine Vielfalt zu finden ist an Lagen, Rebsorten, Macharten und auch verschiedenen Böden – am linken Ufer dominieren karge und steinige Böden, auf denen Rotweine wachsen; das rechte Ufer besteht von Sandstein und Mergel bis zu Granit- und Kalkboden, auf denen Weiß- und Rotweine wachsen.

Der Erzeuger des Mousseux Brut Mas Pignou, die Domaine Mas Pignou von Jaques et Bernard Auque ist seit 5 Generationen im Familienbesitz. Bernard Auque hat hier aus 100% Mauzac von 50 Jahre alten Reben, mit auf 45 hl/ha begrenzter Erntemenge, einen feinperligen, frischen Mousseux mit Noten von grünem Apfel aber auch Honig- und Birnentönen produduziert, der lang am Gaumen bleibt.

Die Rebsorte Mauzac stammt aus der Region Gaillac und es gibt diese in verschiedenen Varianten – s. auch Wein Nr. 5.

Der hier vorgestellt Mousseux wurde dabei nach der gaillac’schen Schaumwein MÉTHODE Ancestrale hergestellt. Bei dieser Methode findet eine Tankgärung statt. Einmal angesetzt und abgefüllt besteht keine Möglichkeit mehr, Einfluss zu nehmen. Im Gegensatz zu traditionell hergestellten Schaumweinen, die eine zweistufige Verarbeitung erfahren, bei der in Stufe Zwei noch einmal regulierend eingegriffen werden kann und nachgezuckert wird, muss die angesammelte Süße der Trauben hier ausreichen. Eins ist dabei sicher, keine andere Methode gewährt besser den Erhalt der Aromen und des Eigencharakters der Trauben als diese.

 

Mit dem Wein Nr. 2, einem Colombard von der Côtes de Gascogne, betreten wir die Gascogne. Zur Gascogne gehören zusätzliche Appellationen, z.B. das Madiran, das wir mit dem nächsten Wein dann besuchen werden.

Die Gascogne ist eine historische Provinz und hat ihren Namen von den Vasconen, einem iberischen Volk, das ungefähr im 6. Jahrhundert unserer Zeitrechnung die Pyrenäen überschritt und hier siedelte. Im Hundertjährigen Krieg war die Gascogne ein Schlachtfeld, auf dem die Heere Frankreichs und Englands sich maßen.

Der 1336 unterzeichnete Vertrag von Bretigny bestätigte die absolute Herrschaft Englands über diese Provinz, aus der die fremden Eindringlinge sich erst mehr als ein Jahrhundert später (1453) zurückzogen.

Die Erzeuger dieses Weines Janine und Gilles Baumann von der Domaine de Cassagnoles gehören zu den Wegbereitern des trockenen, fruchtbetonten, sortenreinen Colombard und verstehen es, ihm Jahr um Jahr erneut sein sympathisches Profil zu geben.

Es gefällt dieser Sorte auf den sehr kalkreichen Hochplateaus und den der Sonne zugewandten Hängen des Gers. Es finden sich frische, an Zitrus- und exotische Früchte erinnernde Aromen, die aber leider noch etwas grasig grün wirkten, wie bei unreif geernteten Trauben. Der 2009er bekam eine Bronze-Medaille beim Concours Général de Paris 2010 verliehen.

Zur Rebsorte Colombard ist noch festzuhalten, dass diese eine Kreuzung aus den Rebsorten Gouais Blanc x Chenin Blanc ist und ursprünglich in der Region Cognac eine wichtige Rolle spielte. Die weltweite Rebfläche liegt bei ca. 40.000 ha. In Frankreich wird Colombard auf ca. 7.700 ha kultiviert (2007).

 

Mit dem Wein Nr. 3 wechselten wir in das Gebiet Madiran; es umfasst kapp 1.300 ha bei einem Ertrag von 61.700 hl. Das Gebiet ist eigentlich bekannt für seine Rotweine, aber zunächst gab es einen Weißwein, eine Cuvée aus Gros Maseng und Sauvignon zu verkosten.

Bekanntester Winzer dieses Gebietes ist zweifellos Alain Brumont, der “Entdecker dieses Terroirs” und auch Werber für dieses Terroir, mit seinen Weingütern Château Montus, Château Bouscassé und der Domaine Berthoumieu.

Die vorgestellte Cuvée präsentierte sich facettenreich und ausdrucksstark mit Noten von Äpfeln, Melonen und Zitrusfrüchten; frisch und fruchtgeprägt, mit präsenter, schön eingebundener Säure.

Die Rebsorten Manseng, “Gros Manseng” und “Petit Manseng”, sind typische baskische Rebsorten. Der Gros Manseng wird hauptsächlich für trockenen Weißweine, der Petit Manseng wird fast ausschließlich für Süßweine verwendet.

 

Mit dem Wein Nr. 4 probierten wir einen Wein der Côtes du Marmandais, deren Weine starke Parallelen zum Bordeaux aufweisen. Die Côtes du Marmandais liegt südlich der Appellation Bergerac zu beiden Seiten der Garonne in direkter Verlängerung der Bordeaux-Appellationen Entre Deux Mers und Graves mit einer Rebfläche von ca. 1.300 ha und einem Ertrag von fast 67.500 hl.

Obwohl hier in erster Linie Rotweine (s. auch Wein Nr. 08) und Roséweine erzeugt werden (97%), begannen wir mit dem auch für diese Gegend repräsentativen Sémillon.

Stéphanie Roussel, die aus der Normandie stammt, entdeckte während ihres Jurastudiums in Caen die Liebe zum Wein, eröffnete zunächst eine Weinbar in Bordeaux und entschied dann, vom Verkäufer zum Produzenten zu wechseln. Sie erwarb die Domaine Lassole, mit alten Rebbestand und produziert streng nach biodynamischen Prinzipen. Ihr Sémillon ist duftig und mineralisch mit feinen, blumigen Noten. Nicht die Zustimmung der Teilnehmer fand der Geschmack basierend auf dem leicht oxydativen Ausbau. So erinnerte der Wein eher an Sherry oder Madeira.

 

Wir kehrten in das Gaillac und zu einem Mauzac zurück. Dieser Mauzac VertWein Nr. 5 – ist eine der 7 Untersorten des Mauzac, die nach der Farbe der Beeren als gelber, grüner, rosa, rötlicher oder schwarzer Mauzac bezeichnet werden. Er ist robust und wenig frostempfindlich. Der Mauzac liefert einen aromatischen und recht körperreichen Weißwein, der sich nach der Abfüllung trotz seines niedrigen Säuregehalts einige Jahre lang verbessert. Im Jahr 2007 wurde in Frankreich eine bestockte Rebfläche von 2.077 Hektar erhoben.

Erzeuger sind Robert et Bernard Plageoles von der Domaine Plageoles, die nur sortenreine Weine, 16 Stück an der Zahl herstellen. Wein wird dort bereits seit 1805 produziert, nunmehr in der sechsten Generation.

Hier war wieder unser Kellermeister gefragt, den Wein trotz der Sommerhitze bei besonders kühler Temperatur zu servieren, was ihm hervorragend gelang, und so konnte der Wein seine Aromen – deutliche Apfelnote mit Nebenaromen von grüner Zitrone und Linde – voll entfalten.

 

Mit der Nr. 6 probierten wir eine weitere Spezialität des Gaillac, die Rebsorte Odenc und dies von einem Winzer Patrice Lescarret, von Domaine de Causse Marines, der zu den drei exzentrischen „enfants terribles“ des Gaillac gehört. Er ist ausgebildeter Oenologe und war lange Zeit in Prüfungskommissionen auf Weinconcours tätig und sagt heute darüber: “Der überwiegende Teil der Verkostungen sind eine Farce oder das Niveau der Tester ist lächerlich…”. Er bewirtschaftet seine Flächen biodynamisch.

Wir beurteilten den Odenc als aromatisch, vollmundig harmonisch, mit Anklängen von Zitrusfrüchten und Gewürzen im Hintergrund. Der Wein wird auf 30 hl / ha begrenzt und wird naturvergoren, ohne Hefezusätze in uralten Eichenfässern ausgebaut.

 

Zum Abschluss der vorgestellten Weißweine wurde mit Wein Nr. 7, einem Verdanel, wieder eine der autochthonen Reben des Gaillac präsentiert. Die Erzeuger Robert et Bernard Plageoles hatten wir bereits beim Wein Nr. 5, als Repräsentanten für sortenrein ausgebaute Weine kennengelernt. Ein recht ungewohnter Wein mit heftigen Aromen; ein grüner Wein sowohl im Sinne von noch jungen Reben wie auch im Sinne des Aromas, mit Affinität zu Gras und Sauerampfer .

 

 

Nun kamen die echten – temperaturbedingten – Herausforderungen: die Rotweine. Gern hätten wir die Weine, die ja alle etwas mehr Zeit zur Entwicklung und Reife und dem Abbau der kräftigen Tannine benötigen, dekantiert, was sich aber auf Grund des Wetters verbot. Also blieb nur „Sturzdekantieren“, eine Methode, die sicher verhinderte, dass sich die Rotweine in ihrem optimalen Zustand zeigten.

 

Wir begannen (Nr. 8) mit einer Cuvée Petit Lassolle (2004) von der Côtes du Marmandais der Domaine Lassole von Stéphanie Roussel, von der wir schon den Sémillon kenngelernt hatten. Die Cuvée der Rebsorten: Merlot, Cabernet-Sauvignon, Cabernet-Franc, Syrah, und weiteren, wieder ein ungewohnter Wein mit heftigen Aromen, zeichnet sich durch ein erstaunlich günstiges Preis- / Leistungsverhältnis aus. Eine besondere Empfehlung wurde ihm von dem Weinkritiker Helmut Gote zuteil.

 

Mit den Weinen Nr. 9 und Nr. 10 betraten wir nun das Cahors. Das nach der Stadt Cahors benannte Anbaugebiet im Südwesten Frankreichs hat seit 1971 den Status einer AOC. Der traditionelle Wein von Cahors ist ein körperreicher und langlebiger Rotwein mit tiefdunkler Farbe. Wein wird hier schon seit der Besetzung durch die Römer um ca. 50 v.Chr. angebaut. Der Befall der Reblaus sowie schwere Fröste im Jahr 1956 sorgten jedoch fast für das Aus des Weinbaus. Heute sind wieder 4.050 ha mit Reben bestockt und es werden ca. 155.500 hl Wein produziert.

 

Der Wein Nr. 980 % Cot (Malbec), 20 % Merlot – stammt von ca. 30 Jahre alten Reben und reifte in alten Eichenfässern. Der Cot bestimmt dabei die Richtung und wird vom Merlot abgerundet. Es ist ein einfach strukturierter aber voller Wein, der für einen Cahors erstaunlich wenig Tannin zeigt. Dieser Cahorswein ist im letzten Jahr vom amerikanischen Winespectator zu den 100 Besten der Welt gezählt worden.

Erzeugt wird dieser Wein vom Clos La Coutale, von Philippe Bernède & Fils. Die Familie Bernède ist eine der wenigen Winzerfamilien, die seit dem 19. Jahrhundert die Anbauregion des Cahors entscheidend mitgeprägt hat. Bereits im Jahr 1895 wurde der 1894er Cahors, Clos La Coutale auf dem Concours Général Agricole in Paris mit der Bronzemedaille ausgezeichnet.

 

Mit der Nr. 10, einem reinsortigen Malbec „Le Sid” aus dem Jahr 2002, ebenfalls von 30 Jahre alten Rebstöcken und auf roten tonhaltigen Böden gewachsen, setzten wird die Probe fort. Erzeuger ist die Domaine Cosse-Maisonneuve mit Mathieu Cosse und Catherine Maisonneuve. Die junge Domaine, 1999 von Catherine Maisonneuve und dem ehemaligen Rugby-Profi Mathieu Cosse gegründet (inzwischen beide diplomierte Önologen, die in Frankreich Kultstatus genießen), widmen sich der Malbec-Traube auf neue Art und Weise und setzten damit neue Maßstäbe im Cahors. Catherine Maisonneuve und Mathieu Cosse sehen in der Biodynamik die notwendige Voraussetzung für Qualität und setzen kompromisslos auf aufwendige Handarbeit im Weinberg und auf Minimalintervention im Keller. Den Weinen geben sie die Namen nach den verschiedenen Lagen.

Der “Le Sid” wurde von Hand eingemaischt und hat danach 14 – 18 Monate in neuen Barriques gelegen. Ein kraftvoller Wein, mächtig und dicht zugleich, von großer Komplexität und Mineralität. Noten von roten und schwarzen Früchten und facettenreiche Gewürznuancen bleiben lang am Gaumen.

 

Wir kehrten noch einmal zur Domaine von Alain Brumont, s. auch Wein Nr. 3, zurück und wollten von ihm zwei Cuvées der Jahre 2007 (Nr. 11) und 2006 (Nr. 12) vergleichen. Die Cuvées setzen sich aus 50 % Tannat, 30% Cabernet Sauvignon und 20% Cabernet Franc zusammen. Es zeigten sich körperreiche Weine mit großer Konzentration, Aromen von dunklen Früchten aber auch leicht animalischen Noten. Dabei konnte festgestellt werden, dass, wie zu erwarten, das Jahr zusätzlicher Reife dem 2006er mehr Fülle und Tiefe gebracht hat.

Zur Rebe Tannat, die aus den Pyrenäen stammt, sei noch erwähnt, dass sie genetisch mit der Sorte Malbec verwandt ist. Die Trauben reifen spät und haben einen hohen Säureanteil, was dann zu einer langen Lagerfähigkeit führt.

 

Auch von der Domaine de Causse Marines mit Patrice Lescarret (s. Nr. 6) probierten wir noch einen Roten dieses Erzeugers, einen Duras (Nr. 13), wiederum eine sehr alte Rebsorte und aus dem Gaillac. Der Duras ist eine auch heute noch ausschließlich in Südwestfrankreich angebaute Rebsorte. Sie bevorzugt leichte sandige oder kalkhaltige Böden und ist früh reif. Der vorgestellte Wein zeigte die sortentypischen Gewürznoten begleitet von dichten roten Beerenfrüchten mit Anklängen von frischem Waldboden und fand großen Anklang, was sich auch in der Benotung zeigte.

 

Nicht versäumt werden sollte auch die Rebsorte Braucol, hier Fer Servadou genannt, vorzustellen. Zunächst mit der Nr. 14, von der Domaine Plageoles, die wir schon bei den Weinen Nr. 5 – dem Mauzac vert – und Nr. 7 – einem Verdanel – kennenlernt hatten. Die Rebsorte Braucol, mit ziemlicher Sicherheit aus dem Süd-Westen Frankreichs stammend, ist von granatroter Farbe und zeigt innerhalb eines Jahres mehrere Gesichter. Die anfängliche Betonung von Frucht wird zunehmend von Kraft ergänzt; es obliegt dem individuellen Geschmack zu sagen was besser ist. Der Wein zeigte Aromen von roten Früchten, speziell Cassis und ansatzweise etwas Lakritz.

 

Der zweite Braucol, Wein Nr. 15, Florentin, wurde von der Domaine du Moulin von Nicolas Hirrisou erzeugt. Die Domaine befindet sich im gleitenden Übergang von einer auf die nächste Generation. Im kalifornischen Nappa Vallay ließ sich Nicolas Hirrisou in der Kunst des Weinmachens schulen, ist zugleich offen für Neuerungen und Traditionen im Weinanbau, und sein roter „Florentin“ bezeugt das mit jedem Schluck.

Vor uns stand ein reiner Braucol, im Eichenfass gelagert, mit starkem Rückschnitt, von Hand verlesen und limitiert auf 3.600 Flaschen in Subskription. Die Trauben des Braucols werden von beiden Seiten des Tarn verarbeitet, die auf völlig unterschiedlichen Böden stehen. Dabei sollen die Reben der südlichen Schotterfelder die Kraft und Finesse einbringen und die von den nördlichen Ton-Kalkböden die Aromendichte.

Mit dem Florentin ist innerhalb von 7 Jahren ein überzeugender Beweis geliefert worden, dass hier nicht nur das Handwerk beherrscht wird. Dies wird auch außerhalb der Domaine und des Gaillacs gewürdigt und so sammelte er in den vergangenen Jahrzehnten Goldmedaillen und Preise – u.a.:

·         Ténor de l’année sur le guide Hubert avec le millésime 2003.

·         Classé chef d’oeuvre de vigneron par la revue des vins de France avec le millésime 2005.

·         Concours des grands vins de France de Macon: Médailles d’or: millésimes 2006 et 2008 Médaille d’argent: millésime 2007

Dem Urteil, hier einen harmonischen, vollmundigen und dichten Wein mit würziger Frucht von Kirschen, Brombeeren und Cassis im Glas zu haben, der auch lang anhaltend am Gaumen verblieb, konnten wir uns nur anschließen.

 

Zum Abschluss wurde verkostet, wie sich ein Wein, ein Tannat aus dem Madiran, nach 20 Jahren entwickelt hatte. Der Wein, ein Madiran Vielles Vignes, Nr. 16, erzeugt von der Domaine Capmartin, von Guy Capmartin Maumusson.

Guy Capmartin, wuchs auf der elterlichen Domaine auf, die damals zu den ersten gehörte, die im Madiran auf Flasche füllten, um sie ab Hof zu verkaufen. Mitte der achtziger Jahre, als die Renaissance des Madiran begann, hatte auch er das Bedürfnis, sich mit Qualität zu beschäftigen. Er verfügt heute über rund 8 ha, auf denen er Rotweine produziert und dabei zeigen möchte, zu welchem Niveau ein authentischer Madiran fähig ist. Es ist ein großer Madiran, unverfälscht, nicht glattgebügelt, urwüchsig und wild, aber gekonnt gezähmt.

 

 

Auch zum Schluss nochmals „Danke“ an den Kellermeister, der es bei all diesen schweißtreibenden Tätigkeiten geschafft hat, uns die Weine so zu präsentieren, dass diese sich uns trotz der hohen Temperaturen noch optimal erschlossen.

 

 

Verfasserin: Carla Beyer

 

Probenergebnis 8.7.2010 Südwestfrankreich (PDF)

 

 

 

 

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10.06.2010 Winzereigenossenschaft Divino aus Nordheim

Erstellt von Dieter am 20. Juni 2010

Probe vom 10. Juni 2010 – Divino Nordheim

 

Nach den Vorstellungen der Weine aus Würzburg von unserem Schatzmeister Axel Daub, der Weine des Weingutes Brennfleck vom Winzer Hugo Brennfleck und der Weine des Weingutes Rudolf May vom Winzer Rudolf May, die bei uns mit ihrer Vielseitigkeit und ihrem hohen Qualitätsstandard überzeugten, waren wir nun gespannt auf unsere 4. Frankenweinprobe: die Präsentation der Weine der Divino Nordheim.

 

Herr Norbert Glaser, früher selbst Winzer und heute Weinfachberater Qualitätsmanagement der Divino Norheim, unterstützt seit 1994 die Winzergenossenschaft. Er berichtete über die Entwicklung der Winzergenossenschaft und er gab uns einen umfangreichen Einblick in Entwicklung und Stand des Qualitätsverständnisses. Heute gehören 200 Winzer mit ca. 1.200 unterschiedlichen Parzellen zur Winzergenossenschaft.

 

Die Winzergenossenschaft Nordheim wurde bereits 1951 von 52 Winzern gegründet. Nach Jahren reicher Erntemengen aber rückläufiger Nachfrage und auch zunehmender ausländischer Weinangebote, wurde 1997 das für Franken einzigartige Pilotprojekt „FRANKEN-FASCINATION“ gestartet. Hinter diesem Namen stand und steht der Anspruch, mit kompromissloser Qualitätsoptimierung in Weinberg und Keller außergewöhnliche und unverwechselbare Weine zu erzeugen. Damals ließen sich 18 Mitgliedswinzer dafür begeistern, durch Triebkorrekturen, Entlaubungsarbeiten und gezielte, konsequente Ausdünnung der Trauben am Rebstock ein Minimum an Ertrag (weniger als ein Drittel der damals üblichen Erntemenge!) nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern bewusst anzustreben, um eine bedeutend höhere Qualität zu erreichen.

 

Mit Beginn des neuen Jahrtausends, vor allem aber beflügelt durch erste, teils spektakuläre Erfolge mit dieser „neuen“ Weinqualität „FRANKEN-FASCINATION“ begann mit großer Zuversicht und viel Optimismus die Planung der neuen Weinerlebniswelt und 2001 / 2002 wurde die Gesamtplanung des neuen DIVINO-Konzeptes verabschiedet. Dabei wurden die bewährten Methoden der traditionellen Weinbaukunst verantwortungsbewusst mit modernen An- und Ausbaumaßnahmen verbunden. Mit der konsequenten Überwachung und Bonitierung aller Parzellen und einer deutlichen Begrenzung der Erntemenge werden anerkannt hohe Weinqualitäten erzeugt.

 

Angeboten werden drei Weinmarken, die Weine mit individuellem Charakter und Geschmacksprofil vereinen:

·         Juventa: Frische, feinfruchtige Weine mit jugendlicher Finesse. Weine, wie geschaffen für einen heiteren Sommerabend.

·         Franconia: Eine zeitgemäße Interpretation der klassischen fränkischen Rebsorten, gewachsen auf den Muschelkalkböden der Weininsel, geprägt von unverwechselbarem Geschmack.

·          Divino: Große und elegante Weine, internationale Rebsorten, im Rotweinbereich durch behutsamen Einsatz von Barrique-Fässern ausgebaut.

 

Die konsequente Qualitätsarbeit der DIVINO Nordheim wurde 2010 mit der Auszeichnung:

WINZER-GENOSSENSCHAFT DES JAHRES 2010, der begehrten Wein-Plus Auszeichnung, belohnt. 

 

Mit den ersten beiden Weinen, einem Riesling (1) und ein Sauvignon Blanc (2) aus dem Jahr 2009, wurde die Linie JUVENTA vorgestellt. Beide Weine sind Lagencuvées, gewachsen auf den typischen Muschelkalkböden entlang des Maines und werden in der Bordeauxflasche angeboten. Der Riesling stellte sich recht gefällig dar, er füllt den Gaumen, ließ aber die für den Riesling typische Säure vermissen. Beim Sauvignon Blanc fiel der Kommentar ‚nicht typisch, nicht knackig genug‘, was sich aber aus der Zielgruppe der Weine der Linie JUVENTA erklären und nachvollziehen lässt.

Spannend wurde der Vergleich dreier Müller-Thurgau der Serie FRANCONIA aus der Lage Nord-heimer Vögelein, alle 3 trockene Spätlesen der Jahre 2009 (3), 2008 (4) und 2007 (5) mit für Weißweine recht hohen Alkoholgehalten von 13 – 14 Vol%. Der Wein aus dem Jahr 2009 zeigt sich frisch mit Melonen- und Birnenaromen in der Nase; der Alkoholgehalt war durch die Säure von 5,5 g/l gut eingebunden. Bei dem 2008er dominierten Ananas- und Apfeltöne und es zeigte sich wieder einmal, dass man sich für das Verkosten etwas mehr Zeit lassen sollten, denn im Glas für die Nase und dann für den Gaumen fand eine positive Veränderung von zunächst noch etwas stumpfen Tönen zu einem ausgewogenen, runden Geschmack statt. Von Norbert Glaser kam für diese Weine auch die Empfehlung, größere bauchigere Gläser zur Verkostung zu verwenden. Der 2007er kam schließlich recht cremig daher. Die bessere Einbindung des Alkoholgehaltes führte Norbert Glaser auf die Lagerung im Holz, den biologische Säureabbau (BSA), das spätere Abfüllen und eine längere Flaschenreife zurück. 

 

Wir setzten die Probe mit dem Vergleich zweier Silvaner der Serie FRANCONIA, einem Kabinett aus dem Jahr 2009 (6) und einer Spätlese aus dem Jahr 2008 (7), fort. Der Kabinett war im 600 l- Fass gereift und kam zwar nicht silvanertypisch, aber mit schöner Struktur und etwas cremig daher. Der 2008er war in frischem Holz gereift und zeigte noch leichte Holztöne; dieser Wein hat mit Sicherheit noch Entwicklungspotential.

 

Die Weine 8 und 9 stellen zwei Riesling Spätlesen der Jahre 2007 und 2009, ebenfalls aus der Lage Nordheimer Vögelein der Linie FRANCONIA vor. Der 2009er überzeugte mit einer ausgewogenen Struktur, bei dem 2007er dominierte die Restsüße ohne unangenehm vordergründig zu sein. Beide Weine waren im Holzfass ausgebaut und es entspann sich eine grundsätzliche Diskussion diese Weine – Rieslingweine – im Holzfass auszubauen oder nicht. Das Ergebnis lässt sich kurz zusammenfassen: einige mögen dies, andere nicht.

 

Während die Linie FRANCONIA in der typischen Bocksbeutelflasche abgefüllt wird, wird die Linie DIVINO, mit der wir die Probe fortsetzten, in der Burgunderflasche abgefüllt. Wir probierten zunächst zwei Weiße Burgunder der Jahre 2008 (10) und 2007 (11). Auch hier überraschte der für Weißburgunder nicht typische hohe Alkoholgehalt, der sich auch im nicht so typischen Weißburgunder-Geschmack ausdrückte und bei einer Blindprobe eher auf einen Grauburgunder hätte schließen lassen.

 

Mit der Proben 12 und 13 wurden zwei Chardonnays, ebenfalls aus der Linie FRANCONIA, aus den Jahren 2008 (12) und 2007 (13) präsentiert. Beide Weine waren im neuen Holzfass ausgebaut, was sich mit angenehmen Vanilletönen sowohl in der Nase wie auch im Gaumen zeigte und großen Zuspruch der Teilnehmer fand. Es gab auch Zustimmung zum Kommentar von Norbert Glaser: ,In diesem Weinen baden zu können‘!

 

Zum Abschluss der Probe kehrten wird zur Linie FRANCONIA, diesmal in 0,5 l-Flaschen, zurück. Mit der Nummer 14 lernten wir eine Rieslaner Auslese aus dem Jahr 2007 und mit der Nummer 15 einen Silvaner Eiswein aus dem Jahr 2003, wieder aus der Lage Nordheimer Vögelein, kennen. Bei dem Rieslaner dominierten Honigtöne aber auch Rosinen und Zitrusfruchtigkeit. Der Eiswein war am 22.01.2004 geerntet und überzeugte mit gut eingebauter Säure und Nussigkeit und empfahl sich als hervorragender Begleiter zu verschiedensten Desserts.

 

Die Ausgeglichenheit der vorgestellten Weine zeigte sich auch in den ausgeglichenen Bewertungen. Über alle 4 Franken Proben hinweg ist ein sehr positives Resümee zu ziehen und es bleibt spannend, die weitere Entwicklung de Anbaugebietes zu verfolgen.

 

Verfasserin: Carla Beyer

 

Probenergebnis 10.06.2010 Divino Nordheim (PDF)

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20.05.2010 Weingut Rudolf May aus Retzstadt

Erstellt von Dieter am 20. Juni 2010

Franken, die dritte Probe – diesmal zum Monat passend mit dem Weingut Rudolf May.

 

Rudolf May hat  1999 seinen sicheren Job als Techniker in Veitshöchsheim an den Nagel gehängt und den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Seitdem ist das Weingut von ca. 2.5 ha auf heute 12,6 ha (eigene und gepachtete) Betriebsfläche gewachsen und füllt  inzwischen ca. 100.000 Flaschen pro Jahr ab.
Der Rebspiegel des Weinguts ist untypisch für Franken mit 52% Silvaner, 25% Burgundersorten, 8% Riesling, 8% Müller Thurgau und 7% sonstigen Rebsorten.

Der größte Teil der der Weinbergsfläche liegt in der Lage Retzstadter Langenberg, daneben auch etwas im der Lage Retzstadter Benediktusberg  und Stettener Stein.

Sehr konsequent ist das Sortiment in 5 Klassen eingeteilt, die sich in Rebschnitt, Ertrag und Ausbau unterscheiden:

 

       die Gutsweine                     typische Frucht der Rebsorte, 50 -80 hl/ha Ertrag und   

                                                    mit Reinzuchthefen vergoren.

       die Serie Kalkmineral          mit stärker mineralischer Frucht, 55 -60 hl/ha Ertrag       

                                                    und spontan vergoren.

       die Serie Wellenkalk           mit noch stärkerer Mineralik und noch geringerem        

                                                    Ertrag, ebenfalls spontan vergoren. Der Name kommt           

                                                    vom der geologischen Kalksteinformation die als  

                                                    erste Schicht über dem Sandstein liegt.

       die Spitzenserie Recis        bei der der Ertrag noch weiter reduziert wird. Der           

                                                    Name kommt vom lateinischen Namen „Recis“ für       

                                                    Retzstadt, was gleichzeitig auch zurückgezogen      

                                                    bedeutet und somit sinnbildlich für den niedrigeren            

                                                    Ertrag steht.

       die edelsüßen Weine          bei denen naturgemäß nur sehr geringe Erträge erzielt            

                                                   werden.



Den Anfang der Probe machte ein Müller Thurgau der Serie „Frank & Frei“, ein sauberer, runder, leicht trinkbarer Wein – so wie die Frank & Frei Serie konzeptiert ist.

Dann ein Silvaner als Gutswein, aus der ersten Qualitätsstufe, ein sauberer, fruchtiger und frischer Alltagswein, sehr trocken und mit etwas mehr Säure.

 

Der zweite Silvaner, den wir verkosteten, kam aus der nächsten Qualitätsstufe „Kalkmineral“ und stammt aus der Lage Retzstadter Langenberg. Erwartungsgemäß zeigte er mehr Dichte als der Gutswein und eine zarte Mineralik.

 

Eine weitere Steigerung brachte dann der Silvaner der Serie „Wellenkalk“, der deutlich nachhaltiger war und bei dem die Eigenschaften der Serie Kalkmineral noch stärker ausgeprägt waren.

 

Als Abschluss der Silvaner probierten wir den 2008’er Silvaner „Recis“ aus der Spitzenserie, der der bestbewertete, trocken Wein des Abends wurde. Dichte, vollreife, mineralische Frucht, trotzdem zeigte er sich elegant und mit einem Potential, das ein langes Leben verspricht. So sollte ein guter Silvaner sein. Dieser Meinung war auch die Zeitschrift „Feinschmecker“, die den Wein zum besten Silvaner des Jahres 2008 kürte.

 

Auch wenn etwas mehr als die Hälfte der Weinbergsfläche mit Silvaner bestockt ist, versteht sich Rudolf May genauso gut auch auf die anderen Rebsorten:

 

Für den Weißburgunder stand exemplarisch der „Kalkmineral“, ein exotischer, dichter Wein mit gut integrierter Fruchtsäure. Die Reben sind ca. 15 Jahre alt und wachsen in sehr steilen Lagen. Nur goldgelbe, vollreife Trauben wurden für diesen Wein verwendet.

 

Der 8% Rieslings-Anteil wurde durch drei Weine in nicht minder hoher Qualität vertreten.

 

Der Riesling „Kalkmineral“ zeigte sich bereits dicht, sehr trocken und mit gut integrierter Säure.

 

Der Riesling „Recis“ aus dem Jahrgang 2007 kam mit leichtem Botrytis-Anteil und etwas höherem Restzucker, der ihn harmonischer macht. Auch die Fruchtsäure war gut eingebunden und im Gegensatz zu vielen anderen Rieslingen dieses Jahrgangs wies er noch keine Alterstöne auf, ja der Riesling konnte sogar noch an der Luft sich positiv verändern. 

 

Trotz der Philosophie, die Weine trocken auszubauen, konnten wir auch einen fein­herben Riesling der Serie „Wellenkalk“ probieren. Bei der Spontanvergärung war er im halbtrockenen Bereich bei 16,3 g/l Restzucker hängen geblieben so kam er als feinherber Wein in das Sortiment.

Der Restzucker machte ihn runder und weicher, ohne ihm den Charakter zu nehmen. Ein interessanter Wein, der sogar unserer Mosel-Fraktion Freude machte.

 

Keine Weißprobe ohne edelsüßen Wein. Wir konnten eine Rieslaner-Beerenauslese der Lage Retzstadter Langenberg mit 154 g/l Restzucker und 10,1 g/l Fruchtsäure verkosten. Ein dichter, eleganter, fruchtig-exotischer Wein mit viel Süße, der durch die hohe Säure nicht breit und pappig wirkt und entsprechend sehr gut bewertet wurde.

 

Und nicht nur die Produktion von Weißweinen sondern auch die von Rotweinen beherrscht Rudolf May.

 

Der erste Rotwein war ein Spätburgunder, ein 2008’er der Serie „Wellenkalk“ aus dem Retz­stadter Langenberg. Der Ertrag wurde auf ca. 40 hl/ha begrenzt, durch Rückschnitt auf 6 -8 Trauben pro Stock, die zusätzlich noch geteilt wurden. Der Ausbau erfolgte nach der Maischegärung im Holzfass. Ein runder, klarer, typsicher Spätburgunder.

 

Als Abschluss und Krönung der Probe, verkosteten wir einen 2007’er Spätburgunder der Spitzenserie „Recis“, aus der Lage „Retzstadter Benediktusberg“. Die Reben sind zwar jünger, aber sie stehen auf einem sehr steinigen Boden. Der Ertrag wurde auf gerade einmal 30 hl/ha reduziert. Er zeigte sich im Glas dicht, klar und vielschichtig, mit den typischen Burgunder-Tönen, noch deutlich vom Holz geprägt, aber mit so guter Struktur, dass bei Lagerung den Wein nur gewinnen kann.

 

Im Laufe des Abends kam Rudolf May immer mehr aus sicher heraus und über­zeugte uns voll­ständig von seiner Qualitätsphilosophie – und konnte das auch durch die hohe Qualität seiner Weine untermauern. Rundum eine interessante und gelungene Weinprobe.

 

 

Verfasser: Dieter Ockelmann

 

 

Probenergebnis 20.05.2010: Weingut Rudolf May (PDF)

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08.05.2010 Weinkulturreise in den Rheingau

Erstellt von Dieter am 10. Mai 2010

Eintägige Weinkulturreise in den Rheingau am 8.Mai 2010

Samstag morgen, 7:30 Uhr am Bahnhof Deutz / Messe.

Was nur treibt erwachsene Menschen an einem düsteren Wochenendmorgen um diese Uhrzeit aus dem Bett?

Die jährliche Weinkulturreise der Weinbruderschaft zu Köln hat für heute den Besuch von drei Winzern im Rheingau mit Rahmenprogramm geplant.


Wetterabhängig standen Schönwetter-Plan A oder Schlechtwetter-Plan B bereit. Aber bereits bei der Ankunft im Schloss Vollrads in Oestrich – Winkel war sicht- und spürbar, dass der optimistische Plan A verfolgt werden konnte. Die Sonne schien, der Himmel war blau.

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Pünktlich um 10:00 Uhr begann Herr Cavallo vom Schloss Vollrads seine Führung mit einem Glas Sekt am Wassergraben des herrschaftlichen Wohnturms. Heute ein Archiv, ist er für Besichtigungen nicht mehr zugänglich. Nach einer Einführung in die Geschichte des Schlosses folgte bei einer Schlenderprobe die Besichtigung der übrigen Gebäude. Besonders sehenswert war das Lederzimmer im Haupthaus . Die Wandbespannung besteht aus Ziegenhäuten und wurde Ende des 17. Jahrhunderts gefertigt. Weltweit gibt es nur wenige Räume mit derartigen Ledertapeten. Der Aufwand zur Erhaltung und Pflege ist sehr hoch und gelingt nur durch die Hilfe der Nassauischen Sparkasse und des Fördervereins. Die Wände des Schlosses, dekoriert mit den Porträts der Grafen von Greiffenclau, den Besitzern des Gutes seit dem 14. Jahrhundert, spiegeln die Verflechtungen von gesellschaftlicher und religiöser Macht in jenen Jahrhunderten wider.

Im festlichen Salon des Herrenhauses war bereits für die Weinbrüderschaft eingedeckt. In diesem wunderschönen Raum (Höhe über 2 Geschosse, Erker) endete unsere Schlenderweinprobe mit der abschließenden Verkostung 4 weiterer Wein des Weinguts. Bei der Diskussion über einen 2006er Wein konnten wir Herrn Cavallo überzeugen, dass Probieren über Studieren geht und durch eine weitere Flasche aus dem Jahrgang konnten wir einen direkten Vergleich ziehen.

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Die Weinprobe, von Herrn Cavallo mit Leidenschaft moderiert, in diesen, sonst nicht für die Öffentlichkeit zugänglichen Bereichen des Schlosses Vollrads, hat uns Gästen sehr gefallen.

So trafen wir mit leichter Verspätung zum Mittagessen im Gutsrestaurant Schloss Vollrads ein. Im Greiffenclau-Saal war für das Mittagessen eingedeckt und das vorbestellte 2 – Gang –Menü wurde ohne Längen serviert.

Der Frühlingssalat als Vorspeise und das Fisch – / bzw. Fleischgericht als Hauptgericht entsprach den Erwartungen der Teilnehmer und das Ambiente tat ein Übriges für ein gelungenes Mittagessen.
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Das Wetter spielte weiter mit, so dass wir am Hang des Rheintals zu einem Verdauungsspaziergang aufbrechen konnten. Unser Ziel: der Friedhof Hallgarten. Hier sollte uns der Bus aufsammeln, um uns nach Kiedrich, unserer letzten Station, zu bringen. Auf dem letzten Stück des Weges ließ es sich Herr Ohlig vom Weingut Ohlig nicht nehmen, uns mit einem Schluck „Leichtsinn“ für den restlichen Weg zu „dopen“ und uns über die aktuelle Entwicklung im Weinberg nach dem langen und teilweise harten Winter zu unterrichten. Wir freuen uns, dieses Gespräch mit Herrn Ohlig auf dem Kölner Weinmarkt fortzusetzen.

k300_img_0311_kIn Kiedrich angekommen, stand als erste angenehme Pflicht der Besuch des Weinguts Robert Weil von unserem Ehrenweinbruder Wilhelm Weil auf dem Programm. Im Garten des Gutes konnten wir bei herrlichem Wetter die 3 aktuellen trockenen Lagenweine Turmberg, Klosterberg und Gräfenberg Jahrgang 2009 probieren. Die wiederbelebte Lage Turmberg gibt es bereits mehrere Jahre, die Lage Klosterberg wird jedoch erst seit 2 Jahren allein ausgebaut. Zuvor fanden die dortigen Trauben nur Eingang in die Lagencuvees. Durch die globale Erwärmung erreichen die Trauben im Klosterberg nun aber auch die Reife, die sie nach den Qualitätsansprüchen des Gutes benötigen, um in einer eigenen Kollektion ausgebaut zu werden. Trotz seines übervollen Terminkalenders nahm Wilhelm Weil sich die Zeit, und erklärte anhand dieser Weine seine Philosophie sowie die neue Einordnung seiner Guts-, Lagen- und Prädikatsweine.

k300_img_0322_kNoch den letzten Schluck Gräfenberg im Mund, legten wir die wenigen Schritte zum benachbarten Weingut Speicher-Schuth zurück. Dieses Weingut bietet ebenfalls Rieslingweine, unter anderem auch aus dem Gräfenberg an, und das gab uns die Möglichkeit, die Philosophie dieses Weingutes zu erschmecken. Herr Schuth präsentierte seine Weine an verschiedenen Orten des Weingutes. Dem Winzersekt zur Begrüßung folgten 2 Weine im Keller, in dem teilweise noch die 2009er vor sich hin gärten. Herr Schuth baut seine Weißweine im Edelstahltank aus, die Spätburgunder im Holzfass. Zum Abschluss der Vorstellung des Weinguts wechselten wir zum Holzfasskeller, in dem die Rotweine lagerten und der Abfüllung harrten.

k300_img_0328_kIn dem mit Teelichtern stimmungsvoll beleuchteten Keller konnten wir die beiden Spätburgunder Rotweine (Holzfass- und Barriqueausbau) mit dem von Herrn Schuth ausgesuchten Geschmacksverstärker, einer Trüffelschokolade probieren. Eine interessante Kombination, die die Geschmacksknospen öffnete und dadurch den Wein noch intensiver erschloss.

Im Probenraum des Weinguts endete die Führung durch das Weingut mit einem Winzervesper und der Nachverkostung schon probierter Weine bzw. noch nicht verkosteter Weine.


k300_img_0332_k1Durch unseren Besuch lernten wir einen Winzer aus Leidenschaft kennen, der seine eigenen Vorstellungen von gutem Wein verfolgt und dessen Weine, vor allem seine Spätburgunder, gefielen.

Das herrliche Frühlingswetter, die interessanten Führungen, die angenehme Atmosphäre führten dazu, dass der Aufbruch deutlich später als geplant erfolgte. Dank einer Sperrung der Autobahn wurde uns zum Abend noch eine Lichterfahrt entlang des Rheins zwischen Kiedrich und Koblenz geboten.
Ja, der Tag begann früh, viel wurde gesehen, geschmeckt und unternommen, aber es war ein angenehmer Tag, mit gutem Wein und guten Gesprächen und ohne Stress.

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