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      Weinprobe Piwi- (pilzwiderstandsfähige) Weine als Weine der Zukunft ?

      19:00 -22:00
      23.11.2023

      Für unsere Technikprobe wollen wir pilzwiderstandsfähige Wein probieren. Ein Mitglied  der Organisation „Zukunftsweine“ soll uns die Weine vorstellen, die deutlich umweltfreundlicher erzeugt werden können, da sie viel weniger Pflanzenschutzmittel benötigen. Können die Weine auch vom Geschmack überzeugen ?

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Archiv für die 'Probenberichte 2014' Kategorie

11.12.2014 Vergleichsprobe Lemberger aus Deutschland gegen Blaufränkisch aus Österreich

Erstellt von Dieter am 22. Juni 2015

Nach zwei Jahren wollten wir den Vergleich zwischen deutschem Lemberger und österreichischem Blaufränkisch wiederholen, nur diesmal als Blindprobe.
Wie würden die Verkoster erkennen, woher die Weine kommen, die von der gleichen Rebsorte stammen ?
Um es nicht zu kompliziert zu machen, liefen die Weine immer als Pärchen, die natürlich erst nach der Bewertung aufgedeckt wurden.
Den Anfang machten der 2012‘er Neckenmarkter Blaufränkisch, “Nyek” vom Weingut Hufnagel. Ein kräftiger, einfacherer Wein mit deutlichen und sehr würzigen Holznoten, so dass ihn einige schon fast als Glühwein bezeichneten. Für den Preis von 6.50 € kein großer Wein aber ein sehr guter Gegenwert.
Dagegen war der 2011‘er Bönnigheimer Lemberger, “Gipskeuper” vom Weingut Dautel zarter, mineralischer und deutlich heller in der Farbe – und doppelt so teuer wie sein burgenländer Pendant.
Zweidrittel der Anwesenden ordneten die beiden Weine dem richtigen Land zu.  Die Beurteilung war mit jeweils 13,93 Punkten pari.
Als nächstes folgte  der 2012‘er  Lemberger S vom Staatsweingut Weinsberg, ein dichter, zarter und pflaumiger Wein, während der 2011‘er  Blaufränkisch, “Weinberg”, Reserve vom Weingut Kopfensteiner vom Eisenberg aus dem Südburgenland sich etwas schlichter in der Struktur und deutlich kirschfruchtig präsentierte.
Nur die Hälfte der Verkoster konnte bei dieser Paarung die korrekte Herkunft bestimmen. Der Lemberger wurde mit 14.57 Punkten etwas besser beurteilt als der Blaufränkisch (14,36 Punkte).
Den nächsten Flight bestritten der 2011‘er  Blaufränkisch “Kalk und Schiefer” vom  Weingut Hans & Anita Nittnaus aus dem Leithagebirge, der für einen burgenländer Wein unerwartet  mineralisch und gradlinig daher kam und  der 2012er  Lemberger „Lerchenberg , 1.Lage“ vom Weingut Burg Ravensburg. Trotz seiner Jugend war dieser Wein schon sehr breit und gereift und zeigte auch noch eine etwas dienliche Süße.
Hier führte der Blaufränkisch mit 14,75 Punkten gegen 14,46 Punkten.
Im nächsten Pärchen startete der 2011er  Blaufränkisch, “Ried Oberer Wald” vom Weingut Ernst Triebaumer aus Rust. Dieser Blaufränkisch ist der „Zweitwein“ vom „Marienthal“, der unter den burgenländer Blaufränkisch-Weinen schon lange einen Kultstatus hat. Als Zweitwein ist er qualitativ nicht weit entfernt von seinem großen Bruder. Er hat eine staffe Struktur, festes Tannin und eine distingierte, kühle Frucht. Da hatte es der 2012‘er  Lemberger „Abtstatter Burgberg“ vom Weingut Golter aus Ilsfeld schwer. Ein dichter, ordentlicher Wein, recht süffig mit viel Süße und Holz aber einer leichteren Struktur. Fast allen war klar, dass der erste Wein aus Österreich stammt und punktemäßig konnte er mit 15,64 gegen 14,79 deutlich davonziehen.
Es ging weiter. Ein 2009‘er  Blaufränkisch, Reserve “L1” vom Rotweingut Lang aus Neckenmarkt gegen den 2011er  Lemberger, “Hades” vom Staatsweingut Weinsberg.
Auch hier lag der Blaufränkisch mit 15,86 Punkte gegen 15,64 vorn. Er konnte von seiner 2 Jahren längeren Reife profitieren, die sein ehemals sehr festes Tannin weich gemacht und das Holz angenehm eingebaut hatte. Der Lemberger war sicher auf gleich hohem Niveau, aber ihm fehlte die Reife und so präsentierte er sich noch etwas jung und ungestüm mit deutlichem, noch nicht integriertem Holz. In zwei Jahren könnte er sicher gleichziehen. Bis auf einen Verkoster machte alle die korrekte Länderzuordnung.
Zum Abschluss folgten dann zuerst der Kraichgauer Lemberger 2010‘er  Burg Ravensburger „Dicker Franz“ Großes Gewächs, wieder vom Weingut Burg Ravensburg und der 2009’er Blaufränkisch, “Ried Dürrau” vom Weingut Paul Kerschbaum aus  Horitschon.
Beide Weine mussten sich  ihren Vorgängern  knapp geschlagen geben. Der Dicke Franz, war ein dichter, weicher, runder Lemberger mit viel Holz. Er konnte mit 15,46 Punkten knapp am Blaufränkisch aus der Lage Dürrau (15,39 Punkte) vorbeiziehen. Auch dieser Wein, aus einer der besten Lagen im Mittelburgenland war klar, gradlinig mit festem reifem Tannin und kühler Frucht, fand aber nicht so viele Liebhaber wie der „Dicke Franz“.
Inzwischen hatten sich auch fast alle in die unterschiedliche Stilistik der Weine eingearbeitet und konnten auch diese beiden Weine den Ländern korrekt zuordnen.
Am Ende der Probe war gut zu erkennen, dass die Qualität zwischen den Weinen der beiden Ländern vergleichbar ist, aber die Stilistik doch deutlich unterschiedlich ist. Die Lemberger kamen weicher, runder, eher Spätburgunder-artig daher, während sich die Blaufränkisch durch mehr Kraft, Fülle und festes Tannin auszeichneten. Und so bevorzugte eine Teil der Verkoster die Lemberger und der andere die Blaufränkisch Weine.

Verfasser: Dieter

2014_12_Probenergebnis_Lemberger gegen Blaufränkisch

 

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20.11.2014 Neues zu pilzresistenten Rebsorten

Erstellt von Dieter am 10. Dezember 2014

Vergleichende Probe mit Weinen von pilzresistenten und klassischen Rebsorten des Geilweilerhofes, präsentiert von Dr. Rudolf Eibach in der Weinbruderschaft zu Köln e.V. am 20.11.2014

 

 

Es war mal wieder an der Zeit, dass wir uns über die Entwicklung der Weine aus pilzresistenten Rebsorten informieren lassen wollten und was liegt da näher als „gute alte Bekannte“ zu bitten, uns doch auf dem Laufenden zu halten und zwar durch eine aktuelle Probe im Rahmen eines Vergleichs von Weinen aus pilzresistenten und aus klassischen Rebsorten, ausgebaut am Geilweilerhof.

Diese Aufgabe übernahm dankenswerter Weise Herr Dr. Rudolf Eibach, nun schon zum zweiten Mal, allerdings nach einem Intermezzo von Frau Dr. Margit Harst.

 

Das Thema pilzwiderstandsfähiger Rebsorten, kurz PIWI’s genannt, rückt immer mehr in den Fokus des Interesses nicht nur von Bio-Winzern, die auf geringen Einsatz oder gar auf den völligen Verzicht von Fungiziden hoffen und so die Kontaminierung von Boden und Grundwasser mit diesen Giften vermeiden wollen, von chemischen Rückständen in der Pflanze selbst ganz zu schweigen. Mit dem wachsenden Umweltschutz- und Nachhaltigkeitsbewusstsein ist deshalb auch zu erklären, dass sich die Hälfte der deutschen Winzer einen Anbau von Piwis im eigenen Betrieb vorstellen kann. Vorreiter sind diesbezüglich Winzer aus den Anbaugebieten Rheinhessen, Nahe und Franken, jedoch finden sich zunehmend auch in den übrigen Anbaugebieten Winzer, die zumindest einen überschaubaren Versuchsanbau mit Piwis unterhalten.

Probe JKI 1 kk20

Und es ist ja nicht der Geilweilerhof allein, der sich in diesem Forschungssektor bewegt. Vergessen wir nicht z.B. das Staatliche Weinbauinstitut Freiburg, dessen Schwerpunkte in der Resistenz- und Klonenzüchtung, der Entwicklung und Prüfung neuer Verfahren des Weinbaus, des Rebschutzes, der Rebenernährung, der Oenologie und der Analytik liegen. Auch von hier kommen diverse PIWI-Neuzüchtungen. Eine Kooperation der unterschiedlichsten Forschungseinrichtugen ist dabei nicht zu unterschätzen, denn wir betrachten hier schließlich einen Zeitraum von ca. 30 Jahren von der Neuzüchtung über die Feldversuche bis hin zur offiziellen Zulassung der neuen Rebsorte.

Was ist bis dahin mit unseren Klimabedingungen passiert? Oder wie hat sich das Kaufverhalten, der Geschmacks-Trend beim Verbraucher bis dahin entwickelt? Es besteht hier ein hohes Risikopotenzial, ob die neue Rebsorte überhaupt im Markt akzeptiert wird

 

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang jedenfalls, dass sich inzwischen auch Hinweise auf diese Thematik in nicht nur fachwissenschaftlichen Medien finden lassen, sondern auch im allgemeinen Zeitungs-Blätterwald. Es sei deshalb auf einen –wenn auch kurzen- Artikel in der Spezialbeilage der „Zeit“-Ausgabe Nr.41 vom 01.10.2014 hingewiesen, in dem auf eine interessante Internetseite verwiesen wird ( www.piwi-international.de ), die von einer „Arbeitsgemeinschaft zur Förderung pilzwiderstandsfähiger Rebsorten“ (PIWI Inernational e.V.) initiiert ist und das Thema PIWI’s grenzübergreifend (BRD, Österreich, Süd-Tirol, Trentino, Schweiz/Wallis) im Auge hat. Diese Gruppe lobt –wie auch der Geilweilerhof mit seinem Regent- einen Preis für beste PIWI-Weine aus, bei dem sogar Weine aus der Tschechei, Niederlande und Dänemark angestellt werden.

Probe JKI 3 kk15

Das Interessanteste an dieser Sache ist allerdings die Methode, nach der die Rangordnung der Preisträger entschieden wird, und zwar nach einer dem Chronisten bis dahin völlig unbekannten Methode, das sich PAR-System nennt, ein System, das sich ebenfalls der 100-Punkte-Bewertung -wie viele andere Systeme auch- bedient. Zu diesem System existiert wiederum ein Link auf der WEB-Site der PIWI International e.V., dem man unbedingt folgen sollte, da diese Methode, die dort auch noch näher erläutert wird, höchst interessant ist. Es bleibt jedem Interessierten unbenommen, dieser Bewertungsmethode zu folgen bzw. zu akzeptieren oder nicht.

 

Zurück zum Geilweilerhof und seinen Weinen.

 

In seinem Vortrag erläuterte uns Herr Dr. Eibach nochmals die Aufgabenstellung des JKI (Julius-Kühn-Institut) und führte uns mit Laptop und Beamer die neuesten Ergebnisse der Forschungsentwicklung vor Augen, wobei es ihm vortrefflich gelang, den hochwissenschaftlichen Teil seiner Ausführungen auf ein eher „populärwissenschaftliches Niveau zu downgraden“  J  Herzlichen Dank dafür! Beeindruckend war auf jeden Fall die Schilderung dessen, was alles möglich ist mit Eingriffen in das Genmaterial von Pflanzen.

Und das wollte unser Gastmoderator auch gerne mit den von ihm mitgebrachten Weinen demonstrieren.

 

Herr Dr. Eibach war damit einverstanden, dass wir –wie bei unseren Proben üblich- die hier verkosteten Weine nach dem 20-Punkte –System bewerten wollten. Er gab uns allerdings zu verstehen, dass die im Glas vorzufindende Qualität –zumindest bei den Weinen des Kleinanbaus, die gar nicht in den Handel kommen- ein standardisiertes Ausbauverfahren angewendet wird. Z.B. wird bei all diesen Weinen ein und dieselbe Hefe bei der Gärung verwandt und auch der anschließende weitere Ausbau geschieht Schritt für Schritt gleich bei allen Weinen.

Probe JKI 13 kk15

Ausgenommen die für den Verkauf vorgesehenen Weine erhalten eine individuellere Behandlung durch die Kellermeister – aber auch nur „grobmotorisch“, denn bei einem Ausbau von jährlich ca. 600 verschiedenen Weinen bleibt im Keller überhaupt keine Zeit für einen individuellen Ausbau so wie ein Einzelwinzer oder eine Genossenschaft dies bewerkstelligen kann.

Vor diesem Hintergrund ist es erstaunlich, dass sich die Weine punktemäßig im Rang von „zufriedenstellend/Befriedigend“ bis „sehr gut“ etablieren konnten. Näheres hierzu ist der unten angehängten Auswertungstabelle zu entnehmen.

 

Erwähnenswert ist das Abschneiden des Weins Nr.:7 in der Probe, der 2013er GF.84-54-33 (Staufer x Vidal Blanc), der mit einer schönen Ausgewogenheit von Süße und Säure (8,8 g RZ/7,3 g S) zu beeindrucken wusste, harmonisch und frisch. Bei diesem Wein waren sich die Probanden ziemlich einig, denn das Ergebnis der zu berücksichtigenden Punkte lag nur einen Punkt auseinander: von 13,5 bis 14,5 !! (Durchschnitt: 14,25 Punkte)

Tagessieger waren die Weine Nr. 12 (14,5 durchschnittl. Benotung; restsüße Weine kommen immer gut an, erst recht bei einem ansonsten überwiegend trockenen Angebot) und Nr. 11. (14,32 durchschnittl. Benotung), beide mit den höchsten zuckerfreien Extraktwerten und damit raumausfüllend am Gaumen.

Zur Belohnung gab es noch einen gereiften 2011’er Dornfelder „Ockenheimer Laberstall“ vom Weingut Bungert-Maueraus den Beständen eines Weinbruders, der deutlich zeigte, dass aus pilzresistenten Rebsorten auch hervorragende Weine hergestellt werden können.

 

Uns bleibt nur noch, Herrn Dr. Eibach für seine wirklich großen Mühen für diese Probe zu danken –Stichwort: Südamerika-Dienstreise und Verzicht auf eine Prallelveranstaltung. Wir sind froh, einen solch zuverlässigen Partner wie den Geilweilerhof für unsere Weinproben an unserer Seite zu wissen.

 

Verfasser: Wolfgang Klug

2014_11_Probenergebnis_Technikprobe pilzrestistente Rebsorten

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23.10.2014 Lateinamerika

Erstellt von Dieter am 10. Dezember 2014

Vier Länder, fünf Winzer, was für ein Unterfangen, einen ganzen Kontinent in 12 Flaschen erkunden zu wollen!

Mexiko, Brasilien, Peru und Uruguay mit jeweils einem Weingut und Brasilien mit zwei Weingütern sollen uns einen Eindruck von der Stilistik und Handschrift der Winzer in ihrem Land zu vermitteln. Damit ist der Anspruch auf eine Querschnittsprobe natürlich nicht gegeben, vielmehr kann als Ergebnis nur ein kleiner, sehr individueller Ausschnitt aus dem jeweiligen Land abgebildet werden.

Die Probe startet in Mexiko, dem ältesten Weinland Lateinamerikas. Seit 1524 wird der Weinanbau in Mexiko betrieben. Das Weingut Casa Madero blickt auf das Jahr 1597 als sein Gründungsjahr zurück. Mexiko ist, gemessen an seiner Rebfläche von 50.000 ha, das viergrößte Weinanbauland Lateinamerikas. Doch nur 10% der Trauben werden tatsächlich für die Weinproduktion genutzt. Der überwiegende Teil der Trauben wird zu Brandwein und Rosinen verarbeitet.
Wir beginnen mit den Weinen vom Weingut L.A. Cetto. Das Weingut wurde 1928 von dem italienischen Einwanderer Luigi  Angel Cetto gegründet und wird heute in der 3. Generation als Familienbetrieb geführt. Das Unternehmen liegt an der Pazifikküste Mexikos, im Weinbaugebiet Baja California. Dieses im Norden Mexikos, an Kalifornien angrenzende Weinanbaugebiet, liegt auf einer 1300 km langen, dem mexikanischen Festland vorgelagerten Halbinsel. Hier werden 80% der mexikanischen Weine produziert. Das Weingut L.A. Cetto hat seinen Hauptsitz im dem Valle de Guadalupe und unterhält weitere Kellereien in Ensenada und Tijuana und produzierte in 2011 ca. 10 Mio. Flaschen. Ein von den Temperaturen mediteranes, jedoch trockenes niederschlagarmes, fast wüstenähnliches Klima macht eine künstliche Bewässerung notwendig.

Der erste Wein ist ein 2012 Sauvignon Blanc aus Baja California. Die Reben stehen im Valle de Guadalupe. Der Boden dort ist flach, sandig bis lehmig. Wie bei allen Weinen dieses Weinguts erfolgt eine Handlese, Traubenselektion und Entrappung. Der Wein ist klar, mit verhaltener Nase. Geschmacklich rebsortentypisch, fehlerfrei und sauber gemacht, lässt er jedoch einen eigenen Charakter vermissen.

Der zweite Wein ist ein Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 2011. Standort und Vinifikation wie beim Vorgänger. Auch hier ein rebsortentypischer Wein mit leichtem Holz und zarten Tanninen, Vanille vom Holz (6 Monate in französischem Barrique), verhaltene dunkle Früchte, Pfeffer und einem ehr kurzen Abgang.
Auch dieser Wein ist sauber aber ohne besonderen Charakter.

Mit dem dritten Wein verlassen wir das Basissegment dieses Weinguts und probieren einen 2007 Nebbiolo Private Reserve, Barrel aged. Handlese und Traubenselektion, 15-20 Tage Gärung und dann 12-16 Monate Reifung in französischen Barriques. Anschließend zwei weitere Jahre der Flaschenreifung ergeben einen Wein, der ein gut eingebundenes Holzaroma neben einer schönen Kirsche, Tabak und Gewürzaromen besitzt.  Die Tannine sind unaufdringlich, geben dem Wein aber ein gutes Gerüst. Der Wein verabschiedet sich mit einem mittellangen Abgang und hinterlässt einen angenehmen, eleganten Gesamteindruck.

Mit diesem Wein verlassen wir das nördlichste  der vier Länder des heutigen Abends und wechseln nach Brasilien.

Brasilien produziert auf 88.000 ha Anbaufläche 500.000 to Weintrauben. Hieraus werden 3,5 Millionen Hektoliter Saft und Wein gemacht. Dieses erfolgt in 5 unterschiedlichen Regionen, wobei die verschiedenen Anbaugebiete bis zu 6.000 Kilometer voneinander entfernt liegen. Das Hauptanbaugebiet ist das Vale dos Vinhedos „Tal der Weinberge“. Es liegt im Süden des Landes, um den 29. Breitengrad, und wurde von italienischen Einwanderern vor über 135 Jahren gegründet.

Wie in den meisten Anbaugebieten herrscht auch hier ein gemäßigtes Klima vor, mit sonnigen Sommern und ausreichendem Regen. Die Weinberge liegen auf Hügeln (bis zu 600 Meter über NN), wo die Bedingungen manchmal bereits an Weinanbau in bergigen Höhenlagen erinnern. Die Böden bestehen aus Basaltgestein, das in Muschelkalk übergeht, mit mittlerer Fruchtbarkeit.

Unsere Weine kommen alle aus dem Ort Bento Concalves in der Region Vale dos Vinhedos in dem Staat Rio Grande do Sul. Die Region umfasst eine Rebfläche von 2.400 ha.
Das Weingut oder besser gesagt die Unternehmensgruppe Miolo wurde von dem venezianischen Einwanderer Guiseppe Miolo 1897 gegründet und ist bis heute als Familienunternehmen eines der führenden Weinunternehmen in Brasilien. Neben den Weinlagen im Vale dos Vinhedos (300ha) werden unter dem Namen „Brazilwood“ 4000km nördlich, in Valle do Sao Francisco weitere Weine produziert.

Der Miolo Fortaleza Do Seival Pinot Noir 2009, im Glas eine kräftige Farbe, in der Nase die typischen Aromen eines Pinot Noir gepaart mit Vanillenoten. Ausgebaut wurde er zu 30% in amerikanischen Barriques und zu 70 % im Stahltank. Der Geschmackseindruck: Frische, ausgewogene Säure und eine zurückhaltende Frucht, Anklänge von Erdbeere und Schokolade.

Die folgenden zwei Weine sind vom Weingut Casa Valduga, von drei Brüdern gegründet, die 1875 aus Rovereto in das Val dos Vinhedos auswanderten. Das Weingut wird heute in vierter Generation als Familienunternehmen geführt.

Wir beginnen mit dem Casa Valduga Merlot Premium 2008. Ein Merlot aus der Premium-Linie der Casa Valduga wird nicht jedes Jahr produziert. Spontan wird entschieden, ob die Saison gut genug ist, Weine mit dem Zusatz Premium produzieren zu können.

Der Casa Valduga Merlot Premium ist ein rebsortenreiner Merlot, dessen Ertrag bei 3kg pro Rebstock liegt. Seine Farbe ist dunkel- bis purpurrot. Sein Bouquet erinnert an Veilchen und Kirschen. Im Mund ist der Wein geschmeidig und vollfruchtig mit einem schönen Abgang; er schmeichelt.

Als zweiter Wein folgt ein Marselan Identidade Single Vineyard 2006.

Marselan ist eine relativ neue Rebsorte, eine Kreuzung aus Cabernet Sauvignon und Grenache. Die Farbe des Weines ist tiefrot und besitzt violett funkelnde Anklänge. In der Nase sind dunkle Beeren, vor allem Himbeeren und Brombeeren. Am Gaumen: ein Zusammenspiel kräftiger Frucht mit harmonischen, ausgereiften Tanninen.  Es bleibt der Gesamteindruck eines Weines, bei dem Kraft und Eleganz keinen Gegensatz bilden, sehr schön.

Im gleichen Ort, Bento Concalves, ist auch das dritte Weingut aus Brasilien, das Weingut Pizzato zu finden. In den 1960iger Jahren siedelte Antonio Pizzato in die Region. Das Weingut besitzt 26 ha im Valle dos Vinhedos und weitere 14 ha ca. 50 km nördlich. Es wird in dritter Generation als Familienunternehmen geführt.

Der Pizzato Concentus 2006 leuchtet im tiefdunklen Rubingranat mit violetten Reflexen und zeigt sich verschlossen. Nach der Beschreibung dieses Weines ist der erste Eindruck enttäuschend, große Ankündigung und dann ehr wenig Frucht, dafür mehr Alkohol. Luft, Luft, Luft hätte er rufen sollen. Denn dann zeigt er sein Bouquet, feinwürzig und reich an dunklen Beeren. Im Mund: Fülle, Frucht, schön integrierte seidige Tanninen und ein langes Finale. Richtig dekantiert, zeigt sich hier ein Wein, der als Cuvee aus 45% Merlot, 35% Tannat und 20% Cabernet Sauvignon begeistern kann.

Damit verlassen wir Brasilien und unsere Reise führt uns nach Peru. Wenn auch Peru mit Andenromantik, Folklore in den Fußgängerzonen und jahreszeitenuntypischem Spargel in Supermärkten in Verbindung gebracht wird, so ist der Weinbau dort seit 1547 nachgewiesen.

Nach der Eroberung des Inka-Reiches durch die Spanier in den Jahren 1532-1533, brachte im Jahre 1547 der Spanier Francesco de Carabantes die Traube von den Kanarischen Inseln nach Peru. Chronisten jener Epoche weisen darauf hin, dass es auf dem Landgut Marcahuasi bei Cuzco war, wo die erste Weinherstellung in Südamerika stattfand. In den Tälern von Ica erstreckten sich die Weinstöcke aufgrund des geeigneten Klimas immer großflächiger. Peru war das erste Land in Südamerika, in dem Weinbau systematisch betrieben wurde. Wein und andere Weinprodukte wurden damals sogar nach Spanien exportiert. Spanische Winzer leiteten unter Felipe II das Verbot dieses Handels mit Spanien in die Wege, welches 1614 in Kraft trat. Während Chile und Argentinien von der Reblaus verschont blieben, richtete sie Ende des Jahres 1888 in Peru schwere Schäden an. Auch auf Grund politischer Unruhen kam der Weinbau bis 1960 nahezu zum Erliegen. Ab den 1980-90er-Jahren begann man mit importierten Reben einen Wiederaufbau

Die bedeutendsten Weinkellereien Perus befinden sich südlich von Lima zwischen den Städten Cañete und Ica. Trotz der Nähe zum Äquator herrschen im Weinbaugebiet, an der peruanischen Pazifiksüdküste, aufgrund des Andengebirges und des kalten Humboldstroms idealen Klimabedingungen – warmes, trockenes, regenfreies Klima mit großen Schwankungen zwischen Tages- und Nachttemperatur, sowie gemäßigten Wintern – für den Anbau von Rebsorten wie Tannat, Petit Verdot, Chenin Blanc, Sémillon, Viognier, Ugni Blanc, Malbec, Syrah, Cabernet Sauvignon, Merlot, Sauvignon Blanc und Chardonnay.

Das Weingut Bodega Santiago Queirolo wurde 1880
gegründet und besitzt 120 ha. Weinberge in der nähe der Canete und weitere 300 ha. in der 160 km entfernten
Region Ica. Das Weinbaugebiet CANETE liegt in der Küstenwüste am rechten Ufer des namensgebenden Flusses, 151 Kilometer südlich von Lima, 50 Meter über dem Meeresspiegel und 10 Kilometer von der Küste entfernt. Die Weine stehen auf Schwemmlandböden.

Das Weinbaugebiet ICA befindet sich in einer außergewöhnlichen Region für den Weinbau, 300 km südlich von Lima, 600 Meter über dem Meeresspiegel und 40 Kilometer von der Pazifikküste entfernt. Die Nähe zu den Anden, Temperaturschwankungen von von bis 20 Grad zwischen Tag und Nacht, in Verbindung mit dem sonnigen Wüstenklima der Gegend schaffen gute Bedingungen für Weinbau.
Als erster Wein haben wir einen 2011 Tannat Gran Tinto im Glas. Der Wein stammt aus dem Anbaugebiet Canete und präsentiert sich mit einer geradezu strengen Nase. Am Gaumen eine Melange aus verhaltener Frucht, Extraktsüße gepaart mit Kakao und deutlichem Pfeffer. Für einen reinen, vergleichsweise jungen Tannat erfrischend trinkfreudig und herausfordernd.

Als zweiter Wein folgt aus der Linie Intipalka aus dem Val de Ica ein Syrah 2011, der jedoch von reifen bis oxidierten Noten geprägt ist. Dadurch treten alle anderen Eindrücke in den Hintergrund, so dass dieser Wein besser hätte jung getrunken werden sollen.

Der letzte Wein des Weinguts ist ein Cuvee 2010 aus den Rebsorten  Cabernet Sauvignon 60% und Petit Verdot 40% aus dem Gebiet Ica. 40% der Cuvee wurde 6 Monate in Eichenfässern gereift. Tiefrote Granatfarbe gepaarte mit Aromen von reifen Früchten mit Noten von Erdbeeren und Pflaumen. Im Mund finden sich dunkle Früchte und eine leichte vordergründige Süße. Körperreich, langer Abgang, vielleicht etwas alkoholisch wirkend, dennoch insgesamt ein schöner Wein.

Als letztes Land auf unserer Weinreise kommen wir nach Uruguay.

Wie auch in den anderen Ländern Südamerikas waren es in Uruguay die Spanier, die den Weinbau begründeten. Dieses geschah jedoch erst Ende des 18. Jahrhunderts. Ab etwa 1870 begann man mit kommerzieller Weinproduktion.

Heute werden auf etwa 10.000 Hektar in 270 meist kleineren Betrieben 90 -100.000 Hektoliter produziert. Die größten Anbaugebiete mit etwa 60 % der Produktion liegen um die Hauptstadt Montevideo im Departement Canelones. Die meisten der kleineren Gebiete liegen entlang des Flusses Uruguay und am Río de la Plata. Das Klima in Uruguay ist feucht und subtropisch-warm, durch die Nähe zum Meer bzw. zum Río de la Plata jedoch ist das Hauptanbaugebiet ähnlich dem Médoc gut durchlüftet.

Die älteste Rebsorte in Uruguay ist der Tannat, der 1875 von Pascual Harriague aus dem französischen Baskenland importiert wurde.

Weitere Rebsorten sind Merlot, Cabernet Sauvignon, Cabernet Franc und Syrah (Rotwein) sowie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Gewürztraminer, Pinot Grigio, Chenin Blanc, Moscatel, Frontignan, Riesling, Semillón, Muscatel Ottonel und Torrontés (Weißwein). Die beiden Weine aus Uruguay stammen von dem Weingut Bodegas Castillo Viejo, welches 1927 von Don Santos Etheverry gegründet wurde. Er selbst stammte als Einwanderer aus dem französischen Baskenland. Heute befindet sich dieses Weingut in der dritten Generation in Familienbesitz. Das Weingut liegt nördlich von Montevideo in Las Piedras in der Region San José. Die Ernte beginnt hier um den 1. Februar und endet Anfang April. Handlese, ausschließlich bei Nacht, kurze Maischestandzeit und Temperatur kontrolliert bei 25° bis 27° vergoren sind die Merkmale dieser Weine.
Da Tannat die Rebsorte Uruguays ist, beginnen wir folgerichtig mit einem jungen Castillo Viejo Catamayor Classic Tannat 2013. Der Wein zeigt sich mit in tiefem Rot, Frucht und Vanille vom Holz in der Nase und genauso am Gaumen. Der Wein ist stimmig, für sein Alter sehr gut trinkfreudig und verabschiedet sich mit einem mittellangen Abgang. Als Gesamteindruck bleibt kein großer Wein aber ein frischer und sauber gemachter Tannat in Erinnerung.

Unsere Südamerikareise schließt mit einem Cuvee Castillo Viejo Catamayor Reserva Tannat/Cabernet Franc 2011. Der Wein enthält 63% Tannat und 37% Cabernet Franc und wird 6 Monate in amerikanischen Barriques ausgebaut.  Das Ergebnis ist ein dunkelroter Wein, Beerenfrucht und Vanille in der Nase, mild, samtig mit einem schönen Tanningerüst ausgestatteter Wein. Nase und Gaumen harmonieren so dass der Wein Freude macht, ein schöner Wein und ein guter Wein für den Abschluss dieser Reise.

Auch wenn diese Probe nur wie ein Blitzlicht die Weinwelt Südamerikas beleuchten konnte, so war doch festzustellen, dass die Standartweine des Basissegments zwar sauber gemacht jedoch ohne besonderen Charakter sind. Die Premiumweine hingegen sind durchaus Charakterköpfe, die es wert sind, zu probieren und auch in Zukunft zu begleiten. Gut, dass es so ist.

Verfasser: Jörg Kleimeier

 

2014_10_Probenergebnis_Lateinamerika

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18.09.2014 Libanon

Erstellt von Dieter am 10. Dezember 2014

Der Libanon wird weinmäßig meistens der neuen Welt zugerechnet, obwohl das Gebiet zu den ältesten Weinbauregionen gehört. Vom Kaukasus über Mesopotamien kamen die ersten Reben vor 4000 Jahren durch die Phönizier in den Libanon. Auch unter den Griechen, den Römern und später unter den Kreuzrittern wurde Wein angebaut. Erst im Osmanischen Reich änderte sich das, aber die Christen durften wenigstens zu rituellen Zwecken weiterhin Wein als Messwein produzieren. Nach der Zerschlagung des Osmanischen Reichs wurde der Libanon französisches Protektorat und somit konnte der Weinbau wieder aufblühen.

 

Es blieb allerdings zunächst bei einer Handvoll Kellereien. Nachdem 1979 Musar und später Kefraya (1998) und Nakad (2002) international Erfolg hatten, wurden viele weitere Weingüter gegründet. Heute existieren ca. 40 verschiedene Weingüter. Leider gab es immer wieder Rückschläge durch die kriegerischen Auseinandersetzungen, denn der Libanon grenzt im Süden an  Israel und die dortigen Palestinenserlager, im Norden an Syrien und die nördlichen Palestinenserlager und im Osten an Syrien, das sich ebenfalls in die Politik einmischte.

 

Für unsere Probe wurden die Weine wurden in zwei Gruppen eingestellt: Zuerst die stärker international geprägten Weine von der Basisqualität bis zur Topqualität und dann die traditionelleren Weine. Zu Abschluss folgten noch 2 Top Weine im internationalen Stil. Die Beschreibung der Weingüter erfolgt nach den beschriebenen Weinen.

 

So begann unsere Libanontour mit den beiden Basis-Weinen von Chauteau St.Thomas (ehemals Clos St.Thomas)  und Chateau Kefraya.

 

Der 2010 er „Gourmet Rouge”, Chateau St.Thomas,  ist ein Cuvee aus 9 verschiedenen Rebsorten. Er zeigte sich als sauberer, recht kirschfruchtiger, aber nicht marmeladiger Wein. Kein großer Wein, aber angenehm zu trinken.

Sein etwas jüngerer Gegenpart, der 2011er “Les Breteches” , vom Chateau Kefraya  war noch etwas kantiger und ruppiger und hatte anfangs einen leichten Stinker in der Nase, der aber später verschwand. Dieser Stinker kostete ihn allerdings einen halben Punkt in der Bewertung.

 

Weiter ging es mit den Mittelklasse-Weinen der beiden Weingüter.

Der 2000 er “Les Sultans”,  vom Chateau St.Thomas  war ein dichter Wein mit dezenter Reife – und immer noch hatte er trotz seines höheren Altes ein härteres, leicht adstringierendes Tannin und stärkere Barrique-Töne. Er gefiel den Verkostern und wurde fast einen Punkt besser als der Basis-Wein bewertet.

 

Da musste der 2009er  “Chateau Kefraya red” sich wieder geschlagen geben. Auch er wurde fast einen Punkt besser als der Basis-Wein bewertet, aber wieder einen halben Punkt schwächer als der „Les Sultans“, Auch er war ein dichter, fruchtiger Wein mit zartem Holz, aber ihm fehlt noch etwas die Reife und Finesse.

 

Nicht unerwartet war dann der Top Wein von Chateau St.Thomas, der  2004 er “Chateau St. Thomas”,  eine weiter Steigerung. Ein dichter, pflaumiger, vollreifer Wein mit etwas Trockenpflaume und festem, reifem Tannin. Eine interessante und nicht marmeladige Frucht.

 

Der Newcomer, der 2009’er “Grande Reserve”,  vom Weingut Ixsir,  zeigte sich als jüngerer, dichter, voller und pflaumiger Wein, deutlich Syrah-betont. Er protzte mit der Frucht, aber ihm fehlte noch etwas die Reife. So wurde er auch nur wie der Les Sultans gewertet – was auch bei seinem vergleichbaren Preis angemessen war.

 

Der nächste Newcomer, der  2008 er “Chateau Red”  vom Micro-Weingut  Aurora ist ein bordeaux-ähnliches Cuvee aus Cabernet Sauvignon und Merlot. Ein klarer, aber noch sehr verschlossener, härterer Wein, der noch Zeit für die Reife braucht

Trotzdem zeigte er schon Potential und wurde nicht viel schlechter als der Top Wein von Chateau St.Thomas bewertet.

 

Nun änderte sich die Stilrichtung von international fruchtig auf libanesisch traditionell.

 

Der 2005 er “Nakad Prestige”, vom Chateau Nakad, präsentierte sich als sauberer, recht dichter, traditioneller, ehrlicher, immer noch etwas kantiger Wein mit festem Tannin, Auch wenn er etwas rustikal und ruppig daher kam, zeigte er schon dezente  Reife. Mit seiner sehr guten Bewertung war er der „Preis-Leistungssieger“ des Abends. Leider wird es einen vergleichbaren Folgejahrgang nicht mehr geben, da durch internen Streit unter den vier beteiligten Brüdern der Fortbestand des Weingutes sehr unsicher ist.

 

Es folgte der 2005er “Musar Red”, vom Chateau Musar. Ein vollkommend anderer Wein als seine Vorgänger: Ein schlanker Wein mit feiner Reife, eher burgundischen, balsamischen Noten und recht seidigem Tannin. Mit seiner eleganten, vollreifen Frucht  und viel Gewürznoten war es ein typischer Musar. Im Hintergrund schwang ein Hauch an oxidierten Tönen mit. So wurde er einen halben Punkt besser bewertet als der Chateau St.Thomas und somit der beste Wein des Abends.

 

Der 2003er “Musar Red”, vom Chateau Musar zeigte sich ebenfalls als typischer Musar-Wein, war im Vergleich zum 2005er aber etwas blass und hatte ein stärker adstringierendes Tannin.

 

Wir wechselten wieder zu Weinen im  international-fruchtigen Weinstil.
Der 2008 er “Cuvée du Troisième Millenaire” vom  Chateau Ksara war ein etwas ungewöhnliches Cuvee aus Cabernet Franc, Petit Verdot und  Syrah. Der Wein zeigte sich momentan etwas verschlossen, aber auch recht vielschichtig mit zarter Reife und recht festem Tannin. Bei seinem derzeitigen Zustand konnte er mit den anderen Topweinen aber nicht ganz mithalten.

 

Den Abschluss machte wieder ein Newcomer, der 2010 er “Château Qanafar red” vom neu gegründeten Weingut Qanafar.  Ein dichter, gut strukturierter Wein mit festem Tannin. Obwohl er noch Zeit zur Reife braucht, konnte es mit dem 2003’er Chateau Musar gleichziehen.

 

 

Kleine Beschreibung der Weingüter:

 

Château Ksara , Ksara, Zahle                300 ha, 2,7 Mio. Flaschen

 

Es ist eines der drei international bekannten libanesischen Weingüter und liegt im Norden der Bekaa-Ebene  nahe der Stadt Zahle.  Benannt ist es nach einer nahegelegenen Kreuzritterfestung, die im Libanon „Ksar“ genannt wird. Das bereits 1857 von Jesuiten gegründete Weingut ist das älteste und größte derartige Unternehmen im Libanon. Das Gut der Jesuiten war kommerziell so erfolgreich, dass die Messwein-Produktion nur noch eine Nebenrolle spielte und wurde deshalb 1973 auf einen vatikanischen Erlasses hin privatisiert und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Viele der Weinberge werden aber auch heute noch von den Jesuiten bewirtschaftet. Während des Bürgerkrieges kam die Weinproduktion im Château Ksara fast völlig zum Erliegen. Danach wurde 1991 die gesamte Kellerei modernisiert.

Château Musar   Ghasir, Kesrwan                     180 ha, 600.000 Flaschen

Es ist die im Ausland bekannteste Weinkellerei Libanons, die 1979 auf der Weinmesse in Bristol in England über Nacht berühmt wurde, als sämtliche Verkoster dem vorstellten „Chateau Musar red“ hohe Punktzahlen gaben. Dieses Ereignis ebnete den Weg für die weiteren Erfolge von Château Musar und brachte dem libanesischen Wein weltweit ein hohes Ansehen.
Die Kellerei wurde 1930 vom Franzosen Gaston Hochar in den dem Schloss Mzar, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, gegründet. Im Gegensatz zu den anderen Weingüter liegt es an der Küste nahe dem Städtchen Ghazir, etwa 25 Kilometer nordnordöstlich von Beirut, Eigene Weinberge besitzt das Weingut, nicht, sondern verarbeitet nur Lesegut von vertraglich fest an die Kellerei gebundener Weinbauern aus der Bekaa-Ebene. Sowohl Bestockung wie auch Rebpflege unterliegen dem Management des Weinguts. Die gesamte Rebfläche umfasst etwa 180 Hektar; die einzelnen Weinberge liegen zerstreut auf kiesigen Kalkböden auf etwa 1000 Meter Höhe. Die Hektarerträge der durchschnittlich 40 Jahre alten Reben werden mit etwa 25 Hektoliter stark limitiert. Bei der Weinherstellung wird der Most nach traditionellen Methoden vinifiziert und die Weine werden weder filtriert noch geklärt. Der Ausbau findet in französischen Barriques statt. Jede Sorte reift separat bis zu zwei Jahre in französischen Eichenfässern, erst im dritten Jahr werden die Sorten verschnitten. Bevor ein Château Musar in den Handel kommt, altert er noch mindestens vier Jahre in der Flasche.
Pro Jahr werden ca. 600.000 bis 700.000 Flaschen produziert.

Chateau Nakad    
Jedeita, Bekaa                    ca. 30 ha

Bis zum Beginn der 1920er Jahre hatte Joseph Salim Nakad den Weinbau lediglich als Hobby betrachtet, entsprechend gering waren die Produktionsmengen. Die französischen Truppen verlangte es jedoch zunehmend nach Wein. Sie erteilten Joseph Nakad die Lizenz zum Beliefern der Besatzer – so gründete er im Jahre 1923 schließlich offiziell das Weingut Nakad, zum damaligen Zeitpunkt das erste in der Region. Bis in die 50er Jahre lieferte Nakad seine Trauben auch an diverse andere Weingüter. 1955 starb Joseph Nakad, seitdem teilen sich seine vier Söhne die Leitung des Weingutes.
Während des Bürgerkriegs hatte – wie die meisten anderen Winzer – auch Nakad große Schwierigkeiten. Als 1975 die Syrer den Libanon besetzten, zerstörten sie ein Großteil der Weinberge. International  gelang Nakad der Durchbruch, als im Jahre 2002 in Kanada der „1998er Château“ mit Gold ausgezeichnet wurde – damals das einzige libanesische Weingut, das dort eine Prämiierung erhielt.

Chateau St. Thomas    Quab Elias, Bekaa                 65 ha  450.000 Flaschen

wurde 1990 von Saïd Touma gegründet. Vater und Großvater von Saïd Touma waren bereits renommierte Erzeuger des traditionellen libanesischen Araks.
Das Weingut Chateau St. Thomas (bis vor kurzem Clos St. Thomas) liegt zwischen Chtaura und Kefraya in etwa 1.000 m Höhe. Die gutseigenen Weinberge mit einer Rebfläche von 65 ha erstrecken sich über die östlichen Hänge des Libanon-Gebirges. Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot, Petit Verdot, Chardonnay, Viognier und Sauvignon Blanc wachsen in Hanglage bis zu 1.300 m. Der tiefgründige Lehm-Boden ist mit Kalkstein durchzogen, speichert dadurch Wärme und verhindert gleichzeitig Verdichtungen und Staunässe.

 

 

Chateau Aurora          Rackkedde, Batroun      4 ha  8000 Flaschen

 

Fadi Geara hat in Frankreich Medizin studiert und dabei seine Liebe für Wein entdeckt. Inzwischen arbeitet er als Professor am American Hospital in Beirut und widmet sich am Wochenende seinem Hobby als Winzer.

Im Jahr 2003 begann er auf dem Familienbesitz in der Nähe von Rackkedde, Batroun sein Micro-Weingut Chateau Aurora aufzubauen. Das Weingut liegt auf 850 m Höhe, auf Kalk- und Ton-haltigen, terrassierten Böden. Die Weinberge sind nach Westen ausgerichtet und kommen dadurch unter mediterranen Einfluss. Es werden nur sehr kleine Mengen – zwischen 6.000 und 10.000 Flaschen pro Jahr – aber sehr hohe  Qualitäten produziert.

Seine Frau Nathalie kümmert sich um die Vermarktung, sein Vater, selbst ein Arak-Produzent,  um die Weinberge.

 

Ixsir                      Batroun              30 ha + 80 gepachtet,  300.000 Flaschen

Die Vision hinter  diesem neuen Projekt war, internationale Reben auf den besten libanesischen Terroirs, von Batroun im Norden bis Jezzine im Süden sowie im Bekaa Tal anzubauen. Über 10 Mio. US$ wurden in das Projekt investiert. 30 ha Land wurden gekauft, weitere 80 dazu gepachtet, um die Traubenproduktion unter eigner Aufsicht zu haben. Alle Weine werden in der neu errichteten Kellerei in Batroun ausgebaut. (Sie wurde von der EU mit dem  Europäischen Green Good Design 2011 Preis für Umwelt- und Klimm-Schonenden Betrieb ausgezeichnet)  Der Kellermeister Gabriel Rivero, der früher für Kefraya gearbeitet hat ist wieder in den Libanon zurückgekehrt und leitet die Weinproduktion. Die Parzellen werden einzeln und dann zu den entsprechenden Cuvees verschnitten. 2008 war  der erste produzierte Jahrgang. In den nächsten Jahren werden verschiedenen Neuanlagen in den Ertrag kommen

 

Kefraya             Bekaa                    360 ha    2.0 Mio Flaschen

 

In den 1950er Jahren begann Michel de Bustros, der aus einer einflussreichen Beiruter Bankiers- und Diplomatenfamilie stammt, im Dorf Kefraya, 20 km südlich von Chtaura in der Bekaa-Ebene Wein anzubauen. Dazu wurde 300 Hektar Buschland an den Berghängen auf 1000 m gerodet und mit Reben neu bepflanzt Die Rebsorten sind Cinsault, Carignan, Grenache und Ugni Blanc. Später folgte auch Cabernet Sauvignon, der heute den größten Teil der Anbaufläche einnimmt. Erst zwei Jahrzehnte später konnten die ersten Trauben geerntet werden, die anfangs nur an kleinere Kellereien verkauft wurden. 1978, mitten im Bürgerkrieg, entschloss sich Michel de Bustros zum Bau einer modernen Kellerei und konnte 1979 dann seinen erste eigene Wein keltern. Der 1982’er Côteaux de Kefraya gewann 1989 die Silbermedaille beim Wettbewerb von Blaye-Bourg in Bordeaux und wurde damit international auch bekannt.

Chateau Qanafar,       Khirbet Qanafar          15 ha    12.000 Flaschen

 

Georg Naim begann 2007 als Hobby mit 1 ha Rebfläche. Da die Qualität der Trauben sehr gut war, wurde aus dem Hobby-Weingut ein größeres Familienweingut aufgebaut.

Inzwischen sind ca. 15 ha mit Cabernet Sauvignon, Syrah, Merlot  und kleinen Menge anderer Rebsorten bepflanzt.

Die Hänge um das Dorf Khirbet Qanafar im Westteil der Bekaa gelten als eines der besten Weinanbaugebiete im Libanon. Mehrere andere bekannte Erzeuger besitzen dort Weinberge. Die Nains haben dort auf 1.200 Metern Höhe ihre Weinberge. Die Produktion beträgt z.Z. ca. 15 000 Flaschen und soll langsam bis auf 200 000 Flaschen pro Jahr gesteigert werden Das Etikett ziert ein Leuchtturm, auf Arabisch „Qanafar“, der einst oberhalb des Dorfes stand und den nachts reisenden Karawanen den Weg wies.

Verfasser: Dieter Ockelmann

2014_09_18 Probenergebnis_Libanon

 

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2014.08.04 Sonderprobe Mexico

Erstellt von Dieter am 5. September 2014

Im Juni bekamen wir das Angebot eines Importeurs uns mehrere mexikanische Weine aus Baja California, die noch nicht auf dem europäischen Markt vertreten sind, uns vorzustellen.
Da bei neun verschiedenen Weinen jeweils nur eine Flasche zur Verfügung stand, mussten wir die Präsentation als Sonderprobe mit max. 12 Teilnehmern durchführen. Unser Kellermeister hat dann die Probe noch um 4 Weine vom Weingut L.A.Cetto, ebenfalls aus Baja California aufgestockt.

So fand dann nach den Sommerferien am 15.August unsere Probe statt.

Es gibt drei große Weinbaugebiete in Mexiko. Baja California an der Pazifikküste ist das größte. Hier werden 80 % des mexikanischen Weins hergestellt. Daneben existiert noch inmitten Mexikos die Region Coahuila auf einer Höhe von 1500m als ältestes Anbaugebiet und die Region Aguascalientes.

Das Weingut L.A. Cetto wurde 1924 gegründet, hat ca. 1000 ha und exportiert in 27 Länder. Bei den anderen Weingütern, die noch nicht in Europa vertreten sind und die wir erstmalig verkosten konnten, spielt der Önologe, Hugo D’Acosta auf verschiedene Art und Weise eine wichtige Rolle. Casa de Piedra ist sein eigenes Weingut, während er bei Paralelo und Firmamento nur einer von mehreren Partnern ist und sich seine Rolle in der Produktion eher auf die Beratung beschränkt. Bei Aborigen überwacht Hugo D’Acosta die Produktion und Estacion de Porvenir, einer gemeinnützige Organisation zur Winzer-Ausbildung (non-profit) spielt er eine mehr oder weniger amtliche Rolle.

Alle Weine –bis auf einen – stammten aus Baja California aus dem Untergebiet „Valle de Guadelupe“.

Wie bei den meisten Proben starteten wir mit den Weißweinen, heute mit zwei Sauvignon blanc.

Der 2013’er Sauvignon blanc „Emblema“ vom Weingut Paraleo, war sehr leicht und im Abgang schnell weg. Eine spitze Säure störte. War der Wein grün geerntet (nur 11.8% Alkohol) oder war er nachgesäuert ?

Auch der zweite Wein, der 2013 Sauvignon blanc Estación Porvenir Blanco vom gleichnamigen Weingut zeigte ein vergleichbares Geschmacksbild – nur wirkte er noch etwas parfümiert.

Zwei Chardonnays folgten. Der 2013’er Chardonnay „Piedra de Sol“ vom Weingut Casa de Piedra wirkte etwas breit und süßlich mit erneut viel spitzer Säure (ebenfalls grün geerntet, da auch er nur 11,8% Alkohol hatte ?). In der Nase hatte er anfangs einen „Stinker“, der aber an der Luft dann verflog.

Daraufhin folgte als weiterer Wein, den der Kellermeister besorgt hatte, der 2012’er Chardonnay vom Weingut L.A. Cetto . Er war ebenfalls breiter und einfacher strukturiert, hatte aber im Vergleich zu den vorangegangenen Wein (zu) wenig Säure und einen eigenartigen Beiton.

Wahrscheinlich waren wir durch die deutschen „Cool Climate“-Weine doch zu verwöhnt und haben deshalb diese Wein sehr niedrig eingestuft.  Vom Preis her waren sie nämlich nicht so klein.

Danach folgten neun Rotweine.

Zuerst das 2010’er Cuvee „Ensamble Arenal“ vom Weingut Paralelo, ein Cuvee aus Merlot (45%), Cabernet Sauvignon (45%), Zinfandel (4%), Petite Syrah (3%), Barbera (3%). An diesem Rotwein hatten wir mehr Spaß, gute Frucht, ein festeres Tannin und leichte Gewürznoten. Kein eleganter Wein aber sauber und gut gemacht. Auch der nächste Rotwein, der 2010’er „5 Estrella“ vom Weingut Firmaneto war ein Cuvee: Tempranillo (35%), Cabernet Sauvignon (30%), Merlot (20%), Cinsault (5%), Grenache (10%) Auch hier eine dichte, volle Frucht, ein festes, zart adstringierendes Tannin. Er wirkte noch etwas kantig, aber zeigte auch Charakter.

Wieder wurde die Probe vom Kellermeister ergänzt, durch den 2011’er Petit Syrah vom Weingut L.A. Cetto. Ein sauberer, aber etwas krautiger und marmeladiger Wein, wobei bei man bei seinem Preis von knapp 9 Euro auch nicht mehr erwarten konnte. (Der wuchsstarke, rustikale Petit Syrah oder auch Durif stammt aus Frankreich und ist wahrscheinlich eine spontane Kreuzung aus Peloursin und Syrah. In Frankreich ist die Rebsorte kaum noch, im US Californien aber noch stärker vertreten)

Der 2011’er „Vino de Piedra“ vom Weingut Casa de Piedra ist wieder ein Cuvee, diesmal aus Tempranillo (50%), Cabernet Sauvignon (50%). Der Wein unterschied sich von den anderen, da er von Granitböden der Unterregion San Antonio de las Minas stammt und von den hier vorgestellen Weinen in Mexico der teuerste ist. Er zeigte sich recht dicht und fruchtig mit stärkeren Holz- und Gewürznoten. Trotz seines hohen Renommees in Mexico war er für uns aber nicht der beste Wein.

Vom Kellermeister beigestellt wurde noch ein 2010‘er Zinfandel, wieder vom Weingut L.A. Cetto. Es war kein großer Wein, aber recht füllig und typisch für einen Zinfandel, mit einem Hauch Himbeere, wie man ihn aus US-Californien kennt.

Weiter ging es mit dem 2010’er Estación Porvenir Tinto vom gleichnamigen Weingut, ein Cuvee aus Petite Syrah (40%), Cabernet Sauvignon  (20%) , Zinfandel (20%), Barbera (20%). So sehr gefiel er uns nicht, er war etwas breit und kantig, mit mehr Bitterton und schmeckbarem Bretanomyces.

Dafür gefiel uns der nächste Wein, der 2010’er “Portada” vom Weingut Aborigen, ein Cuvee aus Grenache (50%), Carignan (44%) und Petit Syrah (6%).  Ein dichter, recht voller Wein mit leichten Zimtnoten und einem festem, zart schokoldigem Tannin.

Noch eine weitere Steigerung kam mit dem 2012’er „Clandestino”, ebenfalls vom Weingut Aborigen, aber diesesmal war es kein Cuvee sondern ein reinsortiger Grenache.

Dicht und gut strukturiert mit guter Säure und festem, reifem Tannin  – kurz gesagt sehr stimmig. Das war für uns der beste Wein des Abends.

 

Unser Kellermeister wollte sich auch nicht lumpen lassen und holte noch einen 2007’er Cabernet Sauvignon – Malbec, “Santa Cecilia” vom Weingut L.A. Cetto.

Etwas fruchtig, leicht marmeladig und trotz der Alters noch immer etwas kantig. Ein ordentlicher Wein, aber mit den drei vorherigen Weinen konnte er nicht mithalten.

Für uns war es eine sehr interessante Probe. Sie hat uns einen kleinen Einblick in die Wein Welt Mexicos, speziell Baja Californias gebrach. Während die Weißweine bei uns weniger Anklang fanden, haben sich die Rotweine wacker geschlagen. Für einen eventuellen Verkaufserfolg in Deutschlang dürfte allerdings der Preis eine große Rolle spielen. Sollten die Endverbraucherpreise deutlich über 10 Euro liegen,  werden die Weine sicher Exoten bleiben.

Für uns bleibt nur noch der Dank an den Referenten, der die Weine mitgebracht und seine Zeit für uns geopfert hat und natürlich an unsere Weinschwester Sigrid, die den Raum für die Sonderprobe zur Verfügung gestellt hat und uns mit einem kleinen, feinen Imbiss verwöhnt hat.

Verfasser: Dieter

2014_08_21 Probenergebnis_Sonderprobe Mexico

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14.08.2014 Felsengartenkellerei Besigheim e.G.

Erstellt von Dieter am 5. September 2014

Die Abschlussveranstaltung zum Schwerpunktthema Württemberg in 2014 -sieht man einmal von der noch für Dezember ausstehenden Vergleichsprobe Lemberger-Blaufränkisch ab- wurde ausschließlich mit Weinen der Felsengartenkellerei Besigheim e.G. mit Sitz in Hessigheim bestritten, was bei einer Auswahl von 12 Weinen für unsere Verkostung kein Problem darstellte, denn die Angebotspalette ist wirklich groß.

 

Dass der insgesamt gute Eindruck der Probe stark beeinflusst wurde durch die unter der Bezeichnung bzw. unter der Edition „Schwarzer Rappe“ vermarkteten Weine der ehemals selbständigen „Weingärtner Ilsfeld“, einem Zusammenschluss der Weinerzeuger aus Ilsfeld, Abstatt, Auenstein, Helfenberg und Schozach, die sich im April 2010 der Felsengartenkellerei Besigheim angeschlossen haben, darf nicht unerwähnt bleiben.

 

Der Pleonasmus „Schwarzer Rappe“ als doppelte Hervorhebung des Qualitätsniveaus der hierunter fallenden Weine leitet sich ab von der außerordentlich guten Lage „Ilsfelder Rappen“ und verweist damit im Rahmen des Gesamtsortiments der Felsengartenkellerei auf seine besondere Herkunft und deren hohen Qualitätsstandart, auch wenn die Weine inzwischen von den Besigheimer Kellermeistern vinifiziert werden.

 

Umso mehr verwundert es den Weininteressenten, dass die Vermarktung der unter der Edition „Schwarzer Rappe“ produzierten Weine über eine gesonderte Angebotsliste geschieht und ein Hinweis in den jeweiligen Listen auf die jeweils anderen Weine nicht erfolgt. In den Vinotheken jedoch stehen beide Produktpaletten einträchtig nebeneinander, woran sich der Chronist aus eigener Anschauung in Besigheim erinnern kann.

 

Überhaupt lohnt sich ein Besuch der Stadt Besigheim nicht nur der Weine wegen: sie wurde schon vor Jahren als schönster Weinort Deutschlands gekürt. Ihre Lage am Zusammenfluss von Enz und Neckar, an deren Steilhänge hier der Weinbau in exponierten und gut ausgerichteten Lagen betrieben wird, beeindruckt durch ein historisch-romantisches Stadtbild, das den Betrachter zum Träumen in eine vergangene Zeit zu versetzen scheint.

 

Aus dieser Stadt heraus, aber besonders außerhalb der Stadt, fällt immer wieder der Blick auf die umliegenden, durch den Bau von Trockenmauern terrassierten Steillagen. Schon bei diesem Anblick erahnt man die damit verbundenen Schwierigkeiten bei der Weinbergs- und Rebenpflege, welche die Mitglieder der Genossenschaft aber sicher gerne in Kauf nehmen, da diese Anbauform andererseits nicht zu leugnende Vorteile mit sich bringt: die Terrassierung macht die Bewirtschaftung dieser Steillagen erst mit einem zumutbaren Aufwand möglich und –ganz wichtig- verhindert die Erosion der jeweiligen Böden, die ihren Charakter an den Wein weitergeben sollen.

 

Darüber hinaus hat man festgestellt, dass terrassierte Steillagen bis zu 5° Celsius wärmere Kleinklimata ausbilden können als normale Weinbergslagen ohne Steinmauern, nicht zu vergessen die sich dadurch an diesen Orten sammelnde besondere Flora und Fauna. Man denke z.B. an die Mauereidechse, die auch die Flaschenverschlüsse und einen Teil der Etiketten ziert.

Die im Dezember 1938 mit 239 Weingärtnern gegründete Genossenschaft umfasst heute ca 1.600 Mitglieder, die aus 10 Gemeinden stammen und eine Fläche von 650 ha bewirtschaften. Die Vielzahl der Rebsorten teilt sich dabei wie folgt auf:

 

24% Trollinger, 17% Schwarzriesling, 16% Lemberger, 9% Blauer Spätburgunder, 3% Acolon, 2% Samtrot, 1% jeweils für Muskat-Trollinger und Cabernet Dorsa. Bei den weißen Rebsorten dominiert eindeutig der Riesling mit 14%. Danach folgen Kerner: 4%, Müller-thurgau: 3% und mit jeweils bis zu 1% Grauer Burgunder, Weißer Burgunder, Chardonnay, Traminer und Sauvignon Blanc – alle Sorten jeweils mit leicht schwankenden Anteilen.

 

 

Eine Skizze der Qualitätspyramide erleichtert die Zuordnung der Weine zum Qualitätsniveau:

FG QualitätspyramideFG Eidechse

 

 

 

 

Ergänzend sei nachfolgend noch die Beschreibung der einzelnen Weinklassifikationen aufgeführt:

 

 

Composition: Composition XL und XXL sind Cuvées aus besonders ausgewählten Rebsorten. Die Composition XXL wird dabei ausschließlich aus exzellenten Jahrgängen erzeugt.

 .

Fels und Justinus K.:

Die körperreichen, trockenen Weine der Edition Fels und Justinus K bestechen durch ausgeprägte, vielfältige Fruchtaromen und zarten Schmelz. Das ertragsreduzierte Lesegut stammt aus besten, mit überwiegend alten Reben bestockten Weinbergslagen

 

Fas(s)zination:

Die im kleinen und großen Holzfass gereiften, trockenen Weine höchster Güte brillieren durch ihre Komplexität mit einem Hauch zarter Röst- und Vanillearomen. vinifiziert aus streng selektioniertem Lesegut, aus unseren besten Weinbergslagen

 

Weine aus Steillagen:

Das besondere Mikroklima unserer Steillagen beeinflusst diese Weine nachhaltig und verleiht ihnen nicht nur eine besondere Qualität, sondern auch einen eigenen Reiz

 

 

 

LacTerra:

Weine aus Trauben, die auf qualitativ hochwertigem Terroir reifen und streng nach den ökologischen Richtlinien von BIOLAND angebaut werden

 

 

 

 

Halbtrockene Weine:

Die halbtrockenen Qualitäts- und Prädikatsweine erhalten durch die Kreativität und Feinsensorik des Kellermeisters ein ausgewogenes Süße-Säure-Spiel mit zartem Schmelz und harmonischer Fruchtnote.

 

 Terra S:

Die harmonisch trockenen Weine der Edition Terra S sind geprägt von Lebendigkeit, frischer Frucht und klarer Stilistik. Das selektierte Lesegut stammt aus ausgesuchten, ertragsreduzierten Weinbergen

 

Kastellan:

Riesling-Weine, geprägt von mineralisch exotischen Fruchtnoten, spritzig eleganter Weinsäure und saftiger Restsüße. Vom Qualitätswein bis zur Auslese

 

Der Vertrieb der Weine geschieht zu einem Drittel an Privatverbraucher, zu einem weiteren Drittel an die Gastronomie und das letzte Drittel wird über eine in der Rechtsform der GmbH bestehende Tochtergesellschaft des Genossenschaftsbetriebes an den Grosshandel und auch an den LEH verkauft.

 

Nun aber zu den von uns verkosteten Weinen im Einzelnen, vorgestellt von Frau Hilde Seitz, Mitarbeiterin des Verkostungsteams der Felsengartenkellerei Besigheim e.G.

 

Wir begannen mit einem Riesling aus der Serie „Terra S“ des Jahrgangs 2012.

Dieser mit Reinzuchthefen kaltvergorene Riesling, von Jura–Schiefer-Gestein stammend, blitzte mit gelb-grünen Reflexen im Glas und begegnete einem auf den ersten Schluck mit Apfelnoten, beim Nachschnuppern auch mit Aprikosennoten, zeigte wenig Mineralik, dafür aber eine fruchtbetonte und doch erdige Art eines Riesling, wie er eigentlich typisch für das Neckartal ist. Widersprüche gab es bei einigen Verkostern, die ihm eine Tendenz zum halbtrockenen Geschmackstypus vorhielten, andere wiederum, die ihn zwar als Schmeichler mit etwas Bitterton im Abgang bezeichneten, ihm dabei aber einen schönen Schmelz bescheinigten. Nicht vergessen: es war ein 2012er!

Alles in allem aber ein guter Wein zur Feinjustierung unserer Geschmackspapillen für die kommenden Weine.

 

Als nächstes folgte ein Ilsfelder Wein, nämlich ein trocken ausgebauter Muskateller des Jahrgangs 2013 aus der Edition „Schwarzer Rappe“, ein typischer Vertreter seiner Art. Über eine mineralische Säure beförderte er verschwenderische Aromen von Blütenduft, Holunder, Zitrusfrüchten, aber auch einen Hauch Honignuancen an den Gaumen. Die Trauben schienen im Glas eingefangen zu sein. Frage: trotz Bukettsorte ein ausdrucksvoller Sommerwein, wie angemerkt wurde?? Jawohl, das geht, denn mit 11% Alc und gut herunter gekühlt hat er gute Voraussetzungen hierfür.

 

Darauf folgte ein 2013er Sauvignon Blanc, ebenfalls aus der Edition „Schwarzer Rappe“, diesmal von jungen Reben (aus Neu-Seeland reimportiert), die erst vor 4-5 Jahren gepflanzt wurden. Bei der ersten Nase: verhalten, Frau Seitz stellte eine Verbindung zu Riesling her. Beim zweiten Versuch: grüne Noten, Heu, grüne und gelbe Stachelbeeren, wird immer opulenter und liefert damit den Gesamteindruck eines guten Sauvignon Blanc. Es herrschte etwas Verwunderung über die für diesen Jahrgang untypisch geringe Säure in diesem Wein. War bei diesem Wein ein gezielter Säureabbau vorgenommen worden? Frau Seitz versicherte, dass es hier durch die lange Lagerung auf der Hefe und die damit verbundene späte Abfüllung. sowie durch das Kalkgestein, auf dem diese Reben stehen, nicht zu der sonst so ausgeprägten Säurebildung gekommen sei. Nicht zuletzt sei es der Süd- und Südwestausrichtung mit voller Sonnenausbeute zu verdanken, dass sich dieser Wein so rund und harmonische ausbilden konnte.

 

Als nächstes bekamen wir einen Wein ins Glas, der nicht nur von der Substanz her diskussionswürdig war sondern auch im Hinblick auf die mit ihm verbundene Vermarktungsmethode der Genossenschaft: ein 2013er „Justinus K“ aus der Linie „Fels“. K steht in diesem Fall –leicht zu erraten- für Kerner, da es sich bei Justinus Kerner um einen bekannten Weinsberger Arzt, Dichter und auch Wein- und Medizinliteraten handelte, nach dem diese Rebsorte benannt wurde. Gezüchtet wurde sie allerdings durch August Herold (!) in der Staatlichen Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg (1929; Rebsortenschutz in 1969). Nun gibt es ihn also schon relativ lange und man kann sagen, dass er in den etwas zurückliegenden Jahren einmal zu Württembergs Mitfavorit bei den Weißweinen zählte. Leider wurde er immer mehr in einen Strudel hinab zur Mittelmäßigkeit gezogen, woraus er sich mit fortgeschrittenen Jahren auch nicht mehr befreien konnte mit der Folge, dass sich beim Auftauchen des Rebsortennamens Kerner die Stirn der Konsumenten krauste und Konsumverweigerung eintrat. Kerner war in dieser Form nicht mehr an den Mann oder die Frau zu bringen. Also musste ein neues Konzept her, dass die Felsengartenkellerei glaubt, nunmehr in der Vermarktung dieses Weines unter dem Namen „Justinus K“ gefunden zu haben. Und tatsächlich: es scheint zu funktionieren, weil das württembergische „Unwort“ Kerner dem Weinkonsumenten vom Etikett her nicht mehr plakativ ins Auge springt. Man kann hier eine Parallele zur Entwicklung der Weinbezeichnung von Müller-Thurgau zu Rivaner erkennen.

 

Zum Wein selbst: dieser hier stammte von 40-jährigen Reben; in 50kg-Lesekisten geerntet bei einer Ertragsreduzierung auf 70kg/ar; nachselektioniert durch die Kellermeister persönlich mit dem Ergebnis: es kommt nur reifes und total gesundes Lesegut als Ausgangsmaterial zusammen. Von daher bescherte uns dieser Wein ausgeprägte Aromen von Quitten, Birne und Aprikosen, ferner noch eine leichte Muskatnote (sehr verhalten), das alles transportiert auf der Grundlage einer milden fruchtigen Säure, erinnernd an einen Riesling der milderen Art….Aber dann kam sie, diese seltsame dialektverfärbte sensorische Beschreibung: „Da isch ja Bodengfährdle drin….“ ( Geht auch durch als „Bodagfährdle“ oder „Bodegfährdle“) War das jetzt im positiven Sinne von: man spürt oder schmeckt den Bodentyp, auf dem die Reben gestanden haben oder eher in der Version: „Da ist was drin im Wein, aber ich weiß nicht genau was“ ? Hier war wohl eher die zweite Variante gemeint denn es kamen aus dem Kreis der Verkoster Hinweise auf einen vorhandenen Bitterton.

Insgesamt aber kam dieser Kerner in unserer Runde sehr gut an – und zwar: vorurteilsfrei !

 

Weiter ging die Verkostung mit einem Wein aus der Edition „Fas(s)zination“, nämlich mit dem 2013er Grauburgunder. Hierzu fiel uns als Assoziation nur das Stichwort „Hozkeule“ ein: neues Barrique, kurz getoasted, wie Frau Seitz uns aufklärte. Das einzige, was an Fruchtnoten hinter dem stark dominierenden Holzton noch erkennbar war, war eine gewisse Birnenaromatik. Das war‘s dann auch schon, sonst nur Holz. Viel zu jung zum Probieren. Geben wir ihm noch eine Chance zu einem –viel- späteren Zeitpunkt….vorausgesetzt, die Frucht hält sich so lange. Einen Versuch ist es wert, denn Anlagen hierzu hatte dieser Wein von tiefgründigen Böden in der Gemeinde Walheim.

In diesem Zusammenhang drängte sich selbstverständlich das Thema Wein als Essensbegleiter auf, stark favorisiert durch Frau Seitz (Zitat: „Eine kapriziöse Diva, die eigentlich nur beim Essen beliebt ist“), die aber auch die Ansicht akzeptierte, dass Wein darüber hinaus oder auch vorrangig sich selbst tragen muss.

 

Erheiterung herrschte bei der Frage eines Weinbruders nach der Lagerfähigkeit solcher Weine: „Haben Sie da Erfahrungswerte oder ist das in den Nebel geschossen?“ Man sieht also, es geht ganz entspannt zu bei unseren Proben und unsere gut aufgelegte Gastmoderatorin Hilde Seitz nutzte diese Atempause in der Probe zu einem eleganten Übergang zur „Milch der Schwaben“, wie es hieß :

 

Wir verkosteten nämlich den ersten Rotwein, einen Trollinger der Edition „Fels“ aus dem Jahrgang 2012. Ein toller Einstand für den Rotwein-Flight: so kann also Trollinger auch sein. Von wegen Weißwein mit roter Farbe. Hier begegnete uns Substanz, die sich mit längerer Standzeit im Glas noch verbesserte und die anfänglich kritischen Stimmen, dass der Wein zu kalt ins Glas komme, erstummen ließ. Dieser süffige, mit Maischeerhitzung bearbeitete Wein bescherte uns leichte Röstaromen in einer feinen Struktur, Johannisbeeren und Kirschen als Fruchtkomponenten, tolles Echo auf der Zunge und insgesamt stimmig. Der Ausbau in grossen 500 Ltr. Fässern und kleinen mehrfach belegten Barriques tat diesem Wein außerordentlich gut. Im Gegensatz zum oben erwähnten Grauburgunder unterstützten hier die Holznoten den Wein zum Positiven hin.

 

Dem Trollinger folgte dann ein 2011er Pinot Meunier der Edition „Schwarzer Rappe“. Dieser Wein aus der auch so genannten Müllerrebe – oder auch als Schwarzriesling bekannt – beeindruckte uns leicht rauchig, aber ohne jegliche Holznoten, dafür mit schöner Fruchtigkeit und ausgeprägter Würze. Von Frau Seitz erfuhren wir jedoch, dass es dieser Rebsorten heute ebenso ergeht wie seinerzeit dem Kerner. Die Nachfrage sinkt und so setzt man diese Sorte vermehrt dann ein, wenn man einen „Blanc de Noir“ im Sortiment haben möchte oder –wie schon immer, nur jetzt noch verstärkt- bei der Erzeugung von Sekt und Schaumwein, ganz aktuell für die Produktion von Seccos.

 

Unser Augenmerk wurde nun auf die klassische deutsche Rotweinsorte gelenkt, auf einen 2012er Spätburgunder, wieder aus der Edition „Schwarzer Rappe“, also einem weiteren Zugpferd der Ilsfelder Winzer. War der Vorgänger mit 13% Alc. eigentlich noch gewohnt reichhaltig ausgestattet, bewegten wir uns jetzt mit 14,5% Alc schon in höheren Spähren und das Thema Alkoholhaltigkeit im Wein schien näher zu rücken. Rührte die festzustellende leichte Süße im Wein vielleicht doch vom hohen Alkoholgehalt her? Dennoch war dieser Wein erst einmal ein Genuss: es begegnete uns die volle Kirsche und nach längerer Standzeit im Glas auch Kokosaromen und Mandeln. Der Wein an sich: grazil, facettenreich und dicht, was dem Konzept geschuldet wird, dass im Rotweinbereich die Felsengartenkellerei den Barriqueausbau nur im Auslesebereich anwendet. Sogenannte „Blockflötenweine“ –oben reingeschüttet, unten wieder aufgefangen und damit hat der Wein Holz gesehen- sind hier in Hessigheim -Gott sei Dank- nicht der Standard. Nur dichte, dicke Weine setzt man hier den Fasstanninen aus. Das gilt ja –noch einmal- auch für den oben besprochenen Grauburgunder, der deshalb noch seine 2. Chance bekommen sollte.

 

Aber weiter mit Rot: nicht nur im Alkoholgehalt steigerte sich die Probe noch ein weiteres Mal. Wir wurden nun mit den 15 Vol% Alc eines 2012er Merlots der Edition „Schwarzer Rappe“ konfrontiert. Die eindrucksvolle Serie der „Schwarzen Rappen“ wurde mit diesem Wein fortgesetzt. Schmelz, Saft und Frucht (Schwerpunkt Pflaume) an Zunge und Gaumen, betörende dunkelrote Frucht- und Kompottaromen in der Nase –von wegen Merlot als „Frauenversteher“-. Das alles von noch relativ jungen Rebstöcken und zum ersten Mal hier reinsortig ausgebaut. Ein gelungenes Experiment.

 

Es folgte der „Kaiser“ des Rebsortenspiegels, ein Lemberger aus dem Jahrgang 2011 der Edition „Schwarzer Rappe“. Auch mit diesem Wein bestätigten die Ilsfelder Winzergenossen wieder einmal ihren herausgehobenen Standard bei den Rotweinen. Man kann den fusionierten Genossen nur gratulieren, dass trotz des Zusammenschlusses der beiden Genossenschaften die Eigenständigkeit der Ilsfelder Rotweine erhalten geblieben ist und andererseits die Kellermeister der Felsengartenkellerei, in deren Händen inzwischen die Verantwortung für den Ausbau der Weine aus Ilsfeld liegt, diese Eigenständigkeit berücksichtigen und deren Qualitätsniveau weiter verfolgen. Ob sich das Qualitätsniveau durch die Fusion sogar noch verbessert hat, vermag aus unserer Runde mangels Vergleichsmöglichkeit niemand zu sagen. Soweit das vorweggenommene Fazit zu den Roten.

Aber noch einmal zurück zum „Kaiser“. Es wurde in unserer Runde behauptet, dass man sich beim Lemberger „eintrinken“ müsste. Diese Feststellung konnte der Chronist nicht bestätigen, denn ihm gefiel dieser Wein auf den ersten „Blick“ bzw. die erste „Nase“, auch wenn diese deutlich verhaltener ausfiel als beim Vorgängerwein. Gewachsen auf Keuper und Muschelkalkböden, überzeugte er durch dunkle Waldfrüchtearomen, Brombeernoten allerdings verbunden mit einer gewissen Adstringenz am Gaumen. Vollfruchtigkeit bis hin zur Opulenz.. Ein Kandidat für unsere Vergleichsprobe zwischen Lemberger und Blaufränkisch im Dezember diesen Jahres? Immerhin durchstießen bei diesem Wein acht Probanden in ihren Einzelbewertungen die 15-Punkte-Decke. In der Genossenschaft steht ein weiterer Versuch bei diesem Wein für die folgenden Jahrgänge an: man will den Lemberger getrennt nach Bodentypen ausbauen. Die Spannung bleibt also erhalten. Kompliment!

 

Wer aber glaubte, mit diesem Wein hätten wir den Höhepunkt der Rotweine hinter uns gebracht, der wurde eines Besseren belehrt und zwar mit dem letzten Wein aus dem Kreis der Roten, einem 2011er Cabernet Franc Edition „Schwarzer Rappe“, einem sehr raren Wein, der deshalb auch mit diesem Jahrgang bereits ausverkauft ist. Schade! Hat nicht sollen sein.

Um aber diesen Wein beurteilen zu können, musste man alle Assoziationen eines im französischen Stil ausgebauten Cabernet Franc –wie z.B. von der Loire- im Kopf völlig ausblenden. Statt der in jungen Jahren kratzigen und ungeschliffenen Art der französischen Cabernet Francs, die darüber hinaus auch mit nur 12-12,5% Alc auskommen, wurden wir hier mit einem „Maul voll Frucht“, mit einer Opulenz von Himbeeren und Johannisbeeren und mit einem Hauch von weißem Pfeffer (nicht von jedem in unserer Runde nachvollziehbar) überrascht. Summarisch beschrieben handelte es sich um einen wuchtigen, milden und auch weichen, aber mediterranen Rotwein, dem man internationalen Standard attestieren konnte. Gerade wegen seiner Weichheit wurde dieser Wein allerdings auch kritisiert und als für unsere Gaumen weichgespült bezeichnet. Andere ordneten die Pfeffernote dem hohen Alkoholgehalt zu (14,5%). Alle Verkoster mussten allerdings zugestehen, dass dieser Wein die Holznoten aus dem Barriqueausbau am besten eingebunden hatte und damit ein harmonisch rundes Ganzes bildete. Der Wein aus dieser Rebsorte wurde bisher nur in Cuvées verarbeitet und wird nun als Solist in loser Folge mit den nächsten Jahrgängenauf den Markt kommen.

Alles in allem ein würdiger Abschluss des Rotweinreigens, was sich auch in der höchsten Durchschnittsbewertung dieses Weines bestätigte.

 

Nach diesen druckvollen Roten ging eigentlich nur noch ein edelsüßer Wein, der uns in Form eines Riesling Eisweins aus dem Jahr 2012 kredenzt wurde. Dieser Wein mit 212° Oechsle an einem Dezembertag morgens um 04:00 Uhr bei -10° Celsius gelesen, überzeugte durch Quitten und Mangoaromen, begleitet von einer opulenten Süße, die aber sehr gut abgepuffert wurde durch eine deutlich merkbare Säurestruktur. Ein hervorragender edelsüßer Wein ohne den sonst schon mal in diesen Weinen vorhandenen „Eiserl-Ton“ (Eisen), wie Frau Seitz besonders anmerkte. Weiterhin klärte uns unser Gast dahingehend auf, dass die Felsengartenkellerei  –soweit möglich- nur noch Eiswein als edelsüßen Tropfen produziere und keine Beeren- oder Trockenbeerenauslesen mehr. So verfüge man auch hin und wieder über einen Lemberger Eiswein als höchst interessante Variante, sofern die Witterung mitspielt. Sollte es einmal bei der langen Reifezeit der Trauben für einen Eiswein witterungsbedingt schief gehen, so bekommen die davon betroffenen Winzer von der Genossenschaft eine finanzielle Entschädigung. Auf diese Weise lässt man sich schon mal eher auf dieses Risiko ein. Die Genossenschaft macht‘s möglich!

Damit kamen wir zum Ende dieser interessanten und in Bezug auf die Genossenschaftsarbeit lehrreichen Probe.

Bei Frau Hilde Seitz möchten wir uns noch einmal an dieser Stelle besonders herzlich für ihren kurzweiligen Vortrag und ihr persönliches Engagement bedanken und wünschen darüber hinaus der Felsengartenkellerei Besigheim e.G. noch viele gelungene Jahrgänge in ihren Kellern.

Verfasser: Wolfgang Klug

2014_08_Probenergebnis_WG Felsengartenkellerei

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03.07.2014 Weingut Zipf, Löwenstein

Erstellt von Dieter am 5. September 2014

Donnerstagabend, 19:15 Uhr, die Vorbereitungen für die Probe sind abgeschlossen, die Weinschwestern und Brüder, wie auch die Gäste, sind alle anwesend, …. die Probe kann beginnen, also Bühne frei .

Zu Gast ist heute mit Jürgen Zipf der Inhaber eines echten Familienbetriebs aus Löwenstein, Kreis Heilbronn. Zusammen mit seiner Frau bewirtschaftet er  das Weingut mit 13 ha. Fläche in der 3 Generation.  Daneben ist er auch eines der fünf Mitglieder der Winzergruppe „Junges Schwaben“, deren Philosophie lautet: Was der Schwabe anfängt, das macht er recht- und wenn´s geht, noch ein bissle besser. Damit ist die Messlatte gelegt.

Die Probe beginnt mit einem Grünen Silvaner*** „ Alte Reben trocken“ aus dem Jahr 2013.
Der Wein stammt aus einer mehr als zwanzig Jahre alten Silvaneranlage und präsentiert sich mit einer lebendigen, duftigen Nase. Der Eindruck setzt sich im Mund fort. Die schöne, frische Säure, gepaart mit einer feinen Cremigkeit (Feinhefelager bis Ende März 2014) machen den Wein zu einem angenehmen Essensbegleiter, aber auch als Solist macht dieser Wein einen guten Eindruck und ist damit ein vielversprechender Start in die Probe.

Der sich anschließende Graue Burgunder ***,  2013 trocken braucht etwas Zuspruch und Luft, bis er sein feines Aroma entfaltet. Geschmacklich ehr schlank mit einer leichten Bitternote und vergleichsweise kurzem Abgang wird der Wein seiner Rolle als sauberer Sommerwein voll gerecht.

Da bei den Weinen auf Prädikatsbezeichnungen verzichtet wird, stellen die Sterne eine Orientierung hinsichtlich der Qualitäten da; *** Sterne stehen für kräftige, ansprechende Weine mit gutem Entwicklungspotential, vergleichbar einer Spätlese,
**** Sterne sind körperreichen Weinen vorbehalten, die deutlich ertragsreduziert in Auslesequalität geerntet wurden.

Die nächsten beiden Weine, zwei Rieslinge, sind **** Weine.
Der Weiße Riesling****, 2012 trocken braucht etwas mehr Luft um sich dann mit einer duftigen, Riesling typischen Nase zu präsentieren. Wenn auch etwas verschlossen, so zeigen sich doch die vorhanden Primäraromen in Harmonie mit der frischen und gut eingebundenen Säure. Mit einem angenehmen, mittellangen Abgang verabschiedet sich dieser Wein. Er hinterlässt den Eindruck eines eleganten, noch recht jungen Weins, der darauf wartet, in einem oder zwei Jahren erneut probiert zu werden.

Wohin sich der Riesling entwickeln kann, zeigt der Weiße Riesling **** trocken aus dem Jahr 2007.
Eine feine, reife Aprikose im Glas,  elegant eingebundene Säure, lebendig, keine Breite, Reife, aber keinerlei Alterstöne, ….ein toller Riesling, bei dem man die Frage nach dem begleitenden Essen gerne stellen darf,… aber nicht muss.

„Kreation Z*** Weißweincuvée“ 2013 trocken – Eine Cuvée aus Jungweinen vom Grauen Burgunder, Weißburgunder, Silvaner und Chardonnay, im Stahltank ausgebaut, präsentiert sich schlank und frisch, vom Chardonnay gestützt. Als Gesamteindruck zeigt sich ein leichter, frischer und von den Aromen seiner Rebsorten harmonisch geprägter Wein für die warme Jahreszeit.

Ungleich komplexer präsentiert sich das nachfolgende „ 3-Fach Z*** Weißweincuvée,  2012, trocken“.
Kerner, Chardonnay und Gewürztraminer, im Stahltank ausgebaut, bestechen mit einer vom Gewürztraminer geprägten, ins Kräutrige gehenden Nase. Weich im Mund, gut eingebundene Säure, frisch und mit einem langen Abgang macht dieser Wein Spaß.

 

Mit der „Cuvée „Rosé*** Geschwisterliebe“ trocken erfolgt der Wechsel zu den Rotweinen. Der Saftabzug von Spätburgunder, Cabernet Cubin, Zweigelt und Cabernet Dorsa, im Edelstahl ausgebaut, leicht, mit einer frischen, animierenden Nase. Im Mund, eine feine Säure, fruchtig und schmeichelnder Schmelz. Der Wein spricht einen direkt an und ist ein gelungener Leichtwein

Der folgende „Trollinger** Steillage“, trocken 2012 zeigt direkt eine klare Kirsche. Der Ausbau erfolgte im großen Holzfass und in älteren Barrique-Fässern, was sich im Geschmack  wiederfinden lässt. Vanille vom Holz und eine frische Frucht, zwei Aromen, die aber noch nicht endgültig zueinander gefunden haben. Daher wirkt der Wein in der Probe auch noch etwas unharmonisch. Aber mit noch etwas Geduld … .

Deutlich dichter präsentiert sich der Lemberger ****, trocken 2011. 20 Monate im Barrique, unfiltriert kommt ein stattlicher Rotwein ins Glas. Eine opulente Nase nach roten Früchten, Vanille,- ein Eindruck, der sich im Mund fortsetzt. Saftige Fülle und ein langer Abgang , ein Wein, der begeistert.

Perfekt war dann die Auswahl von Herrn Zipf, diesem Wein einen gereiften Lemberger **** trocken aus dem Jahr 2007 gegenüber zu stellen.  Wie schon zuvor bei dem Riesling ist es spannend, einen Weines mit diesem Niveau auch gereift zu probieren.
In der Nase wirkt er etwas stumpf, was sich jedoch mit entsprechender Belüftung legt (also besser dekantieren). Bestimmten bei dem 2011er die Fruchtaromen den Wein, so zeigt dieser Wein eine Süße und Kräutrigkeit, ergänzt von Tabak und deutlichem Pfeffer.
Was bleibt, ist der Eindruck einer pikanten Wärme; ein Wein, der in Erinnerung bleibt.

 

Den Schluss der Probe bilden zwei Rotweincuvées.
Mit dem „Junges Schwaben Rotwein Cuvée“ 2011 bekommen wir einen noch vergleichsweise jungen Wilden ins Glas. Lemberger, Spätburgunder, Merlot  und Cabernet Cubin, 22 Monate im Barrique ausgebaut, verleihen dem Wein eine leicht süßliche Nase, gepaart mit der Vanille vom Holz. Nachdem der Wein etwas mehr Luft bekommen hat, entwickeln sich die Aromen dunkler Beeren und Anklänge von Waldboden. Schön eingebundene Tannine und ein mittellanger Abgang hinterlassen einen angenehmen Gesamteindruck, bei dem die Zukunft aber noch viel verspricht. Auch dieser Wein sollte entweder noch reifen oder dekantiert werden.

Nun, sein Vorgänger aus dem Jahr 2004 hatte diese Zeit der Reife. Den Schlusspunkt unserer Probe bildete das „Junges Schwaben Rotwein Cuvée“ 2004. Schwierig zu beschreiben, wie sich das Potpourri aus den verschiedenen Rotweindüften zusammensetzt. Der Duft macht neugierig und die Neugierde wird  mit einem gereiften Wein belohnt, in dem sich Frucht und Gewürze, wie Anis und Pfeffer, aber auch Bitterorange wiederfinden. Die Holznoten sind im Wein vollständig integriert, das Tannin wirkt belebend und leicht adstringierend.  Schließlich verabschiedet sich der Wein mit einem langen Abgang.

Herrn Zipf ist es mit dieser Probe hervorragend gelungen, die Vorbehalte gegen Cuvées zu zerstreuen. Es wurden uns außergewöhnliche Weine mit Charakter vorgestellt, wofür wir uns herzlich bei Jürgen Zipf bedanken und ihm als herzlichen Gruß mit nach Löwenstein geben: Bis demnächst!

Verfasser: Jörg

2014_07_Probenergebnis_Weingut Zipf

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05.06.2014 Weingut Eberbach Schäfer, Lauffen

Erstellt von Dieter am 5. September 2014

Es war uns wieder mal gelungen, einen württembergischen Winzer nach Köln zu locken, was erfahrungsgemäß einigermaßen schwer ist.

Der Juniorchef des Weingutes Eberbach-Schäfer aus Lauffen am Neckar, Frieder Schäfer kommentiert uns fachkundig eine Probe seiner Weine. Er ist Absolvent der Wein-Uni (FH)  Geisenheim.

Die Eberbachs betreiben bereits seit dem Jahre 1660 in Lauffen Weinbau. Die eigenständige Weinvermarktung begann Friedrich Eberbach, der Großvater des jetzigen Eigentümers, im Jahr 1959. Mit Einstieg des Vaters des heutigen Eigentümers Willi Schäfer, der in der WG Flein Kellermeister war,  kam  der Name des Weingutes in seiner heutigen Form zustande.

Eine Tante des Besitzers hat in die „Domaine des Planes“ in der AOP Provence eingeheiratet.

Das Weingut bewirtschaftet heute ca. 35 ha in den Lagen Lauffener Riedersbückle, in dessen Mitte das Weingut seit der Aussiedlung aus der Enge des Ortes liegt, Hausener Jupiterberg und Helfenberger Schlossberg. Der  Familienbetrieb hat 4-5 Angestellte.

Den Löwenanteil der Lauffener Weine  (ca. 600 ha Fläche) vermarktet die WG Lauffen unter der Großlage „Katzenbeißer“.  380 ha sind in Lauffen mit Schwarzriesling bestockt, und Lauffen ist damit wohl die größte Schwarzriesling-Gemeinde Deutschlands.

Dennoch nimmt der Anbau von Schwarzriesling derzeit kontinuierlich ab.

Sieht man von einer Kellerei ab, ist das Weingut Eberbach-Schäfer eines von nur 2 Privatweingütern in Lauffen.

Heute wird der Wein zu 40% über Privatkunden und zu 60% über den Fachhandel vermarktet.

Der Chronist kennt dieses Weingut schon seit 1977, als es ihn beruflich nach Heilbronn verschlug und er beim Lauffener Ruderclub Neckar seinem Hobby nachging.

Während dieser Zeit machte er viele Weinproben im Weingut mit, die die Großmutter mit einer guten Portion schwäbischem Humor abhielt.

 

Nun zur Probe.

 

Vorab: Generell werden keine Lagennamen verwendet,  obwohl die Weine jeweils einer Lage zuzuordnen sind.

 

Zu Beginn kredenzte Frieder Schäfer einen Sekt ,den „2012er Lauffener Riedersbückele, Schwarzriesling, Blanc de Noir, brut.“

Dieser preiswerte Sekt (6,90 €) stammt aus der klassischen Champagner Traube Pinot Meunier, schwäbisch Schwarzriesling und ist sein meistverkaufter Sekt .  Er wird, wie bei diesem Preis nicht anders möglich, im Tankgärungsverfahren hergestellt.

Wir gaben diesem eigentlich eher einfachen Sekt beachtliche 14,82 Punkte., ganz einfach, weil gut schmeckte.

Bei der Gelegenheit kam die Genealogie der Pinot-Familie zur Sprache. Der Schwarzriesling ist der eigentliche Ur-Pinot, aus dem sich der edlere Pinot Noir entwickelte. Aus diesem wiederum entstand einerseits der Samtrot („kastrierte Tannine“) als Rotwein, und auf der Weißweinseite  entstanden durch spontane Mutation der Pinot Gris und der Pinot Blanc.

 

Nummer 2 war ein „2013er Chardonnay, feinherb“,

ein Wein, wie ihn seine Kunden mögen. Er hat nur 12 %Alkohol und ist damit relativ leicht.

Das Weingut hat ca. 2 ha Chardonnay im Ertrag und damit fast 10% der in ganz Württemberg bestockten Fläche von 23 ha. Es werden 8 verschiedene Klone auf Muschelkalk angebaut, wobei man schlechte Erfahrungen mit französischen Klonen gemacht hat.

Feinherb heißt in diesem Fall 8 bis 9 g. Restzucker. 30 – 40% der Moste werden in gebrauchten Barriques (2. bis 3.Belegung) vergoren. Auch hier werteten wir mit 14,36 Punkten. für unsere Verhältnisse recht hoch. Mit 6,00 € liegt der Wein in einem kundenfreundlichen Preissegment.

 

Als trockenen Wein präsentierte er uns mit Nummer 3 einen „2013er Grau­burgunder, trocken“,  der mit 13,5 % Alkohol schon deutlich kräftiger ausfiel.

Auf Rückfrage gab Herr Schäfer zu, dass er auch hier dem Kundengeschmack zuliebe den Wein nicht so trocken ausgebaut hat, wie er persönlich ihn eigentlich am liebsten mag.

Er hat etwas mehr Barrique als der Chardonnay gesehen. Wir zogen 14,55 Punkte. Im Durchschnitt. Auch hier ein angenehmer Preis von 6,30 €.

 

Mit Nummer 4 kam eine schwäbische „Modesorte“, ein „2013er Sauvignon Blanc, trocken“ mit 3,8 gr. Restzucker und 11,8  Alkohol.

Er wurde reduktiv im „Marlborough Style“ ausgebaut. Diese Rebsorte wird dagegen an der Loire oft oxidativ ausgebaut.

Es entzündete sich deine Diskussion über sinnvolle Bukettsorten. Muskateller ist in Württemberg so gut wie nicht vorhanden, Traminer  und Scheurebe nur wenig.

Der Sauvignon Blanc ist eine schwierige Rebsorte, da sie sehr kräftig wächst und somit ist es sehr arbeitsintensiv, den Ertrag in einem vernünftigen Bereich zu halten.

Der Wein überzeugt uns durch seine typischen, überwiegend grünen Aromen und erhielt 15,32 Punkte.  im Schnitt. Er liegt bei 8,50 €.

 

Einen Riesling stellte Frieder Schäfer nicht an, da er der Meinung ist, dass der württembergische Typ bedingt durch den Boden nicht die Eleganz der Rieslinge entlang des Rheintales erreicht.

Er muss es wissen, da er selbst in Geisenheim studiert hat.

 

Damit waren die Weißweine „abgearbeitet“ und wir kamen  zur eigentlichen Kernkompetenz des württembergischen Weinanbaugebiets, den Rotweinen.

 

Zu Beginn präsentierte er uns als Nr. 5 mit einem „2013 Lauffener Riedersbückle Samtrot feinherb“ eine schwäbische Spezialität.  Samtrot, ein Abkömmling der Pinot-Familie, ist im übrigen Deutschland so gut wie nicht anzutreffen. Der halbtrockene Wein, der den Geschmack vieler seiner Kunden trifft, kam mit Erdbeer- und Gummibärchennoten daher, was nicht so unserem Geschmack entsprach. Daher erhielt er mit  13,8 Punkten auch die schwächste Wertung der Probe. Er steht mit 5,70 € in der Liste.

 

Bei einer Württemberg-Probe darf natürlich der vielgescholtene, aber im Ländle heißgeliebte Trollinger nicht fehlen, hier in einer Edelversion „2011 Trollinger Alte Reben“ (mind. 20 Jahre alt) aus dem Helfenberger Schlossberg. Er stammt aus Vernatsch-Klonen aus Südtirol.

Im Gegensatz zu den Massentrollingern der Genossenschaften, die per Kurzzeithocherhitzung fabriziert werden,  wurde hier mit klassischer Maischegärung gearbeitet und dazu in Drittbelegung im Barrique ausgebaut.

Es kam eine Diskussion zum Thema Ertragsreduzierung auf. Beim Trollinger ist das Ausbrechen von überzähligen Trauben ein untaugliches Mittel, weil die Rebe das dann wieder kompensiert, indem die restlichen Trauben dann um so größer werden. Außerdem sollte ein Trollinger nicht zu konzentriert werden.

Der Verfasser, ein bekennender Trollingerfreund trinkt ihn gerne zum Butterbrot = schwäbisch Vesper (gesprochen “Veschper“) und bestimmt nicht zum edlen Wildbraten.

Er erhielt mit 14,6 eine recht hohe Wertung, und das für ein Flasche zum Preis von 5,70 €.

 

Bei Nr. 7 kamen wir dann zur qualitativen Leitsorte Württembergs, dem Lemberger, auch hier als „ 2012 Lemberger, Alte Reben“, den Einstiegs-Lemberger des Gutes, ausgebaut im Edelstahl.

Es kam das Gespräch auf den österreichischen Bruder,  den Blaufränkisch. Dessen Klone mutieren im württembergischen Klima und  Lössboden zu Massenträgern, sind also nicht brauchbar.

Der Wein hatte eine schöne Cassisnote in der Nase, und die Punktung mit 15,1 Punkten dokumentiert, dass er gefallen hat. Auch der Preis, wie für das gesamte Basissegment 5,70 €

 

Es ergab sich eine Diskussion zum Thema Weinsberger Neuzüchtungen wie z.B. dem Acolon, der eine Kreuzung des Lembergers mit dem Dornfelder ist. Man wollte damit einen dunkleren Wein erzeugen ohne die Dornfelderkrankheit, den kurzen Abgang.

Das konnte dann direkt anhand des 8. Weines, eines „2011 Acolon“ mit nur 2,8 g/L RZ vertieft werden. Der Wein hatte eine Maischgärung von 4 Wochen. Wir konstatierten ein schönes Mundgefühl und dezente Tannine. Dennoch gefiel er uns etwas weniger gut als der Lemberger, was sich in 14,4 Punkten, also etwas weniger als der Trollinger, ausdrückte.

Das Weingut  baut 50% seines Acolon süß aus und hat damit einen großen Erfolg bei seinen Kunden.

Offenbar ist aber die Acolon-Euphorie in Württemberg vorbei. Einige Winzer­genossenschaften zahlen bereits Rodungsprämien. Viel Erfolg hat er aber angeblich als Glühwein.

 

Die Diskussion zum Thema Neuzüchtungen setzte sich auch bei unserem 10.Wein, einem 2011er „Cabernero ® “ (geschützte Marke des Gutes) fort, einem Cuvee aus Cabernet Mithos, Cabernet Dorsa, Cabernet Cubin und dem klassischen Cabernet Sauvignon als Hauptbestandteil.  Da letzterer im Zuge der Klimaerwärmung bei uns jetzt sicher reif wird, sinkt die Daseinsberechtigung  der ganzen neuen Weinsberger Cabernet-Kreuzungen erheblich.

Dieser Wein wurde 1 Jahr in stark getoasteten Barriques aus  amerikanischer Eiche vom Mississippi ausgebaut und zielt mit seinen Vanillenoten auf die Freunde holzbetonter Weine.

Auch uns gefiel er recht gut, wie die 14,9 Punkten belegen. Kosten: 8,90 €, das ist für einen derartigen Wein ein guter Preis.

 

Die Nr. 10, ein „2011er Spätburgunder Barrique“ (amerik. Eiche) zeigte auf, wo die Unterschiede zum vorigen Wein lagen. Trotz Vanille entfaltete er eine schöne Spätburgunderart, was wir mit 15,9 Punkten honorierten. Auch ist  er mit 9,90 € ein reeller Kauf.

 

Im direkten Vergleich  kam als 11.Wein ein „2011er Lemberger Barrique“. Trotz des etwas höheren Preises von 11,30 € wurde er mit 15,8 Punkten  leicht schwächer bewertet.

 

Den Abschluss machte ein „2009er Cabernoir ®“, wiederum eine Cuvee (wie der Cabernero ®) aus Cabernet Mithos, Cabernet Dorsa, Cabernet Cubin und mit etwas mehr klassischen Cabernet Sauvignon als Hauptbestandteil. Auch wurde er 2,5 Jahre in Barriques diesmal aus deutscher Eiche ausgebaut. Nach Entrappung und leichter Quetschung stand er 4 Wochen auf der Maische. Der Cabernet Dorsa wurde allein, Cabernet Cubin und Cabernet  Sauvignon zusammen ausgebaut und später verschnitten, wobei nur 2-3% Cabernet Mithos hinzugefügt wurden. Letzterer ergibt für sich alleine keinen trinkbaren Wein. Wir zeigten mit einer Bewertung von 16,2 Punkten,  dass wir hier einen gelungenen Wein gekostet hatten, und der steht mit nur 11,50 € in der Preisliste.

 

Verfasser: Wilfried

2014_06_Probenergebnis_Weingut Eberbach Schaefer

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15.05.2014 Winzergenossenschaft Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg

Erstellt von Dieter am 5. September 2014

Im Rahmen unseres diesjährigen deutschen Weinbaugebiets Württemberg hatten wir mit Heilbronn – Erlenbach – Weinsberg die erste Winzergenossenschaft zu Gast. Diese Genossenschaft hat seit 1972 mit 7 weiteren Genossenschaften fusioniert. Und ist dadurch die größte Genossenschaft in Deutschland Die bewirtschaftete Fläche beträgt 1413 ha– und ist damit so groß wie das Anbaugebiet Barolo im Piemont oder halb so groß wie der Rheingau. 1415 Mitglieder produzieren hier Wein. Da im Durchschnitt jedes Mitglied etwa 1 ha Rebfläche besitzt, sind die meisten Genossen im Nebenerwerb tätig. Je nach Jahr produziert die Genossenschaft zwischen 9 und 11 Mio Liter Wein an den drei Standorten Heilbronn, Fleims und Grantschen.
Bei den roten Rebsorten liegt der Hauptanteil mit ca. 19% beim Trollinger, gefolgt vom Lemberger mit ca. 12,5%, dem Schwarzriesling mit ca. 13% und verschiedenen Burgundersorten (Spätburgunder und Samtrot) mit ca. 12%
Die Weißweine unterteilen sich auf ca. 29% Riesling, 2% Kerner, 1% Müller-Thurgau sowie 2% andere Weißweinsorten wie Grauer Burgunder, Gewürztraminer, Muskateller, Chardonnay und Weißburgunder.
Nach den technischen und kaufmännischen Details nun zu unserer Probe, die im Gegensatz zu anderen Proben mit den Rotweinen begann.

Der 2012’er Trollinger,” Villa Sulmana” zeigte sich als einfacher, etwas breiter, sonst ordentlicher Wein, leider hatte er aber auch etwas grünes, stumpfes Tannin.
Es folgte eine württembergische Spezialität , ein 2012’er Heilbronner Muskat-Trollinger.
Die Rebsorte  wurde früher als Spielart oder Abkömmling des Trollinger (vielleicht durch eine zufällige Kreuzung  dem Gelber Muskateller) angesehen, gilt aber heute als eigenständige Sorte. Auch hier verkosteten wir einen einfacher Wein mit zartem Muskat-Ton, aber deutlicher, dienlicher Süße. Im Abgang war er dann schnell weg.
Der einzige Rose, der 2013’er Trollinger Rosé, “Balance” war recht fruchtiger und mit guter Säure. War sonst aber einfach strukturiert wurde deshalb nur mäßig beurteilt.
Dann folgte ein Frühburgunder, der hier Clevner heißt, ein 2012’er Heilbronner Clevner. Er wußte schon eher zu gefallen mit guter Frucht und mehr Tannin. Aber auch er hatte eine höhere Restsüße und war im Abgang recht blass. Insgesamt also nicht ganz stimmig.
Leider steigerte der nächste Wein, ein Samtrot,  nochmals die Restsüße. Der 2012’er Fleiner Kirchenweinberg, “Edelis” war unkompliziert zu trinken, aber er hatte eine deutliche Restsüße und ihm fehlte die nötige Dichte.
Nummer 6 war ein Lemberger, der zweiten wichtigsten Rotweinsorte in Württemberg  (Der Lemberger wird in Österreich als Blaufränkisch bezeichnet, wird stilistisch aber deutlich anders ausgebaut). Dieser 2012’er Heilbronner Stiftsberg war recht fruchtig, besaß ungewohnte Rauchnoten und konnte auch nicht mit guter Struktur glänzen.
Es folgten 2 Lemberger-Weine aus Grantschen (Die Winzergenossenschaft Grantschen hat 2014 mit Heilbronn fusioniert, die Weine werden aber weiterhin unter dem Grantschener Label vermarktet).
Der erste, der 2011’er Grantschener Lemberger “HC”  konnte deutlich besser gefallen als die bisherigen verkosteten Rotwein. Es war ein dichter Wien mit festem, reifem Tannin, so wie man es bei einem guten Rotwein erwartet und hatte einen Hauch Holz-Noten vom Ausbau in großen Fässern. Daher wurde dieser Wein fast einen Punkt höher bewertet als der Lemberger davor.
Noch etwa einen Punkt höher wurde dann der zweite Grantschener Lemberger, der 2012’er Grantschener Rotwein “G 2” eingestuft. Er hatte eine noch dichtere, volle Frucht, ein festes und reifes Tannin und mehr Länge im Abgang. Noch wirkte er etwas jung und kantig, aber mit Potential für die Zukunft. Das war dann auch unangefochten der höchstbewertet Wein des Abends.
Danach ging es wieder abwärts, denn es folgte ein restsüßer Rotwein, der 2012’er Heilbronner Schwarzriesling. Mit 38 g Restzucker wusste er nach den beiden sehr guten Grantschener Weinen nicht zu gefallen. Zu viel dienliche Süße und eine recht gefällige Frucht ohne Ecken und Kanten.
Nach den Rotweinen folgten dann noch drei Weißweine: Kerner ist in Württemberg noch sehr stark als Rebsorte vertreten, allerdings ist das Renommee im Vergleich zum Riesling nicht mehr besonders gut. Daher wurde die Rebsorte Kerner nicht direkt genannt beim 2012’er Weißwein “Justinus K.” Ein würziger Kerner mit zart herben Noten und nicht so glatt und gefällig wie viele der Rotweine. Daher war die Bewertung auch besser als beiden  Rotweine –mit Ausnahme der aus Grantschen.
Es folgte der 2012’er Riesling, “Triebwerk”, der aus einem Projekt für ambitionierte Jungwinzer entstanden ist. Ein dichter, gut strukturierter Wein mit individuellen Noten und sehr gelungen. Noch ist er etwas kantig, aber das wird sich  mit der Zeit geben. Nach den bisherigen Wein hätten wir diese Qualität nicht erwartet, denn der Wein wurde der zweitbeste des Abends. Mit 20 € ist dieser Wein aber auch nicht gerade preiswert.
Zum Abschluss der Probe blieb uns noch ein fruchtsüßer Wein, der 2012’er Heilbronner Muskateller mit intensiven Muskat-Parfüm, feiner Säure und dezenter Süße. Das führte dazu, dass er auch in die Spitzengruppe gewählt wurde.
Als Resutat kann man aus der Probe ziehen, dass die Auswahl der Weine doch mehr dem lokalen württemberger Geschmack als dem außerhalb des „Ländle“ entsprach. Fast alle Rotweine  hatten mehr oder weniger eine dienliche Restsüße, waren eher süffig als kräftig und besaßen meist wenig Tannin. Allerdings darf man auch nicht die Preisgestaltung der Wein vergessen, denn in dem Preissegment darf man auch nicht viel mehr Qualität erwarten. Die besser bewerteten Rotweine aus Granschen waren auch doppelt bzw., dreimal so teuer.

Verfasser: reteid

 

2014_05_Probenergebnis_Winzergenossenschaft Heilbronn

 

 

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08. – 11.05.2014 Weinkulturreise an die Nahe

Erstellt von Dieter am 1. Juli 2014

Unsere diesjährige Weinkulturreise führte uns an die Nahe in das Gebiete zwischen Bad Kreuznach und Meddersheim.

Obwohl das diesjähriges deutsches Wein-Thema „Württemberg“ ist, sind wir nicht dorthin gefahren, da wir vor  einiger Zeit schon dort waren. So haben wir uns für die Jahr die Nahe entschieden.

Wie immer bestand die Möglichkeit, flexibel an den Proben teilzunehmen, da die Anreise individuell erfolgte.

Wir begannen am Donnerstag Nachmittag beim Weingut Jakob Schneider in Niederhausen. Unserer Gruppe passte so gerade hauteng in die Probierstube. Gott sei Dank hatte niemand Knoblauch gegessen.

Das Weingut ist noch weniger bekannt als seine großen Nachbarn und auch nicht im VDP, aber das hatte keinen negativen Einfluss auf die Qualität und war positiv für die günstigen Preise. Uns machte die Probe Spaß und so dauerte sie dann auch länger als geplant, worüber aber niemand traurig war.

Hier stichwortartig die Weine:

1.         2013 Weißburgunder, QW trocken: Ein fruchtiger Weißburgunder mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.

2.         2013 Spätburgunder Blanc de Noir, QW, trocken: Ein klarer, fruchtiger Blanc de Noir mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.

3.         2013 Riesling, “Grauschiefer, QW trocken: Ein klarer, leichterer Riesling mit deutlicher Säure, und leichten Citrus-Noten.

4.         2013 Riesling, “Melaphyr”, QW, trocken:  Ein klarer  Riesling mit etwas fülligerer Frucht als der „Grauschiefer“  Er wirkte noch etwas verschlossen.

5.         2013 Riesling „Niederhäuser Rosenheck“, QW trocken: Ein dichter, recht nachhaltiger Riesling, der mehr Nuancen zeigt als die Gutsweine.

6.         2013 Riesling Niederhäuser Felsensteyer, QW trocken: Ein dichter, gut strukturierter Riesling mit reiferer, weicherer Säure, und leicht reduktiven Noten von der Spontanvergärung.

7.         2013  Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Ein sauberer, dichter, gradliniger Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.

8.         2012  Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Das Gegenstück zum 2013’er Riesling, sehr dicht, aber etwas rauchig mit weicherer Säure und zarter Reife.

9.         2012 Riesling Norheimer Dellchen, QW trocken:  Ein klarer, eleganter und filigraner, mineralischer Riesling, aber trotzdem nicht dünn.

10.       2007 Riesling Niederhäuser Hermannshöhle, QW trocken: Dieser Wein wirkte schon etwas, breiter, reifer und hatte an Dichte und Klarheit verloren, war der Grund dafür ein leichter Kork ?

11.       2008 Riesling Niederhäuser Felsensteyer, QW, trocken: Ein dichter, klarer  Riesling mit zarter Reife und frischer Säure, er hatte deutlich mehr Biss als der 2007’er.

12.       2011 Riesling Niedernhäuser Hermannshöhle, “Magnus”, QW trocken:  Ein klarer, gradliniger, dichter, aber auch schlanker Riesling mit gut integrierter Säure. Das war die Spitzen-Selektion !

13.       2013 Niederhäuser Klamm, Kabinett, fruchtsüß: Ein klarer, recht eleganter, fruchtiger und runder Riesling mit einer zarten Süße.

14.       2013 Niederhäuser Hermannshöhle, “Edition Elisabeth”, Spätlese fruchtsüß: Ein fruchtiger, frischer Riesling mit  einem feinen Säure- / Süße-Spiel.

15.       2012  Riesling Niedernhäuser Hermannshöhle, “Junior”, Auslese süß:  Ein recht dichter, aber auch eleganter Riesling mit zarter Botrytis und frischer Säure.

16.       2012  Niedernhäuser Hermannshöhle, “Mitternacht”, Eiswein edelsüß:  Ein dichter, Spur fülliger, Spur öliger Riesling mit dezenter Süße und leichter       Botrytis. Nach Mitternacht  gelesen, daher der Name.

2014_05_Weine Weingut Jakob Schäfer

Den nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück zu Fuß vom Niederthäler Hof zum Weingut Dönnhoff. Nach dem nächtlichen Regen war der Pfad an der Nahe entlang nach Oberhausen etwas nass und matschig. Das brachte einen Teil der Gruppe dazu, statt der 2 km an der Nahe den Umweg von 2 km über die Straße zu nehmen. Die anderen waren daher deutlich eher am Weingut, mussten dafür aber anschließend Schuhe putzen. Dort erwartete uns die „Schwiegertochter“. Durch längeren Aufenthalt im Rheinischen, kam sie problemlos mit der Kölner Mentalität klar (auch wenn die meisten Weinbrüder und –Schwestern keine echten Kölner sind)

Und wieder saßen wir recht hautnah zusammen, aber wir passten gerade so in die Probierstube.

Auch hier waren die Weine jahrgangsbedingt von der Säure geprägt aber trotz der schwierigen Witterung während der Erne zeigten sie eine kristallklare Frucht.

1.         2013 Riesling „Tonschiefer“, QW trocken:  Ein typischer Dönnhof-Riesling, zart mineralisch, elegant mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure. Als Einstiegswein hatte er natürlich nur eine leichtere Struktur.

2.         2013 Riesling  Kreuznacher Kahlenberg, QW trocken:   Ein sauberer, runder, deutlich weicherer Riesling mit zarter Süße und recht saftiger Frucht

3.         2013 Riesling  Roxheimer Höllenpfad, QW trocken: Ein klarer, recht eleganter, filigraner, noch etwas glatter Riesling,

4.         2013 Riesling  Norheimer Dellchen, “Großes Gewächs”, QW trocken:     Wieder ein klarer, eleganter, filigraner Riesling, deutlich mehr Dichte, aber noch nicht fertig  (Fassprobe)

5.         2013  Gutsriesling, QW fruchtsüß:  Wieder ein typischer Dönnhof-Riesling mit klarer, recht eleganter, filigraner Frucht und dezenter Süße.

6.         2013 Riesling Oberhäuser Leistenberg, Kabinett fruchtsüß:  Ebenfalls ein klarer, eleganter Riesling mit sehr gutem Süße- / Säurespiel

7.         2013 Riesling  Niederhäuser Hermannshöhle, Spätlese fruchtsüß:   Wieder ein klarer, eleganter, filigraner und doch dichter Riesling mit dezenter Süße, die nicht pappig wirkt

8.         2013 Riesling Oberhäuser Brücke, Auslese fruchtsüß:  Ein Auslese wie sie sein soll, klar, elegant und vielschichtig mit sehr feinem Süße- / Säurespiel  (Fassprobe)

2014_05_Weine Weingut Dönnhoff

Nach der Probe ging es zu Fuß  über die Brücke zurück zum Restaurant Hermannshöhle , wo uns unser Mittagessen erwartete.

Und da man mit vollem Bauch nicht so gut laufen kann und das Weingut Emrich Schönleber als nächstes Ziel doch etwas weiter weg lag, gab es einen Mini-Bus-Transfer nach Monzingen.

Dort erwartete uns schon Werner Schönleber in seinem neuen Probenraum. Hier hatten wir etwas mehr Platz für unsere Gruppe.

Auch hier waren die Weine jahrgangsbedingt mehr säuregeprägt, aber ebenfalls kristallklar, aber nicht ganz so filigran wie die vom Weingut Dönnhof, dafür etwas dichter und maskuliner.

Mit den Weinen pendelten wir zwischen den beiden Lagen Frühlingsplätzchen und Halenberg.

1.         2013 Weißburgunder, QW trocken:  Ein klarer Weißburgunder mit leicht exotischen Frucht-Noten.

2.         2012 Gutsriesling, QW trocken:   Ein klarer, gradliniger, eleganter Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure.

3.         2013 Riesling  „Lenz“, QW trocken: Ein klarer, recht dichter, saftiger Riesling, der von jüngeren Reben und einfacheren Parzellen aus der Lage Frühlingsplätzchen stammt.

4.         2013 Riesling „Mineral“, QW trocken:  Ein, eleganter, mineralischer Riesling mit deutlicher, aber gut integrierter Säure, der von jüngeren Reben und einfacheren Parzellen aus der Lage vom Halenberg stammt. Er zeigt etwas mehr Dichte und Fülle als der „Lenz“.

5.         2013 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, QW trocken:  Ein eleganter, minera­lischer Riesling mit mehr Dichte als „Lenz“ und „Mineral“, aber noch etwas verhalten.

6.         2012 Riesling Monzinger Halenberg, “Großes Gewächs”  QW trocken:  Das ist ein echtes „Großes Gewächs, dicht, elegant, nachhaltig und vielschichtig. Noch zeigte etwas verhaltene Frucht.

7.         2013 Riesling Monzingen, Kabinett fruchtsüß:  Ein sauberer, klarer Riesling mit dezenter, nicht aufdringlicher Süße

8.         2012 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, Spätlese fruchtsüß: Das ist eine typische Spätlese mit dichter, eleganter, finessenreicher Frucht und dezenter Süße.

9.         2012 Riesling Monzinger Frühlingsplätzchen, Auslese  fruchtsüß: Klarer, eleganter Riesling mit Finessen, dezenter Süße, aber Hauch buttrig

2014_05_Weine Weingut Emrich Schönleber

Nach dem Abendessen verkosteten wir dann eine Serie von Weinen aus dem Weingut Schäfer Fröhlich. Da Tim Fröhlich dringend seine Weine füllen musste, könnten wir die Weine nicht bei ihm verkosten und mussten das in unserem Hotel tun.

Die deutlich reduktiven Töne der Spontanvergärung führten bei einigen der Gruppe doch zu starken Irritationen – andere Verkosten verdrehen dabei ihre Augen vor Wonne. Allerdings muss zur Ehrenrettung gesagt werden, dass die Weine noch sehr jung waren und teilweise nur als Vorabfüllung zur Verfügung standen und somit noch nicht ihr volles Potential zeigen konnten.

1.         2013 Spätburgunder, “Blanc de Noir”, QW trocken:  Ein sauberer Blanc de Noir der jahrgangsbedingt sehr viel Säure und Citrus-Noten zeigte.

2.         2013 Weißer Burgunder, QW trocken:  Auch hier ein sauberer, aber Spur breiter Weißburgunder.

3.         2013 Gutriesling, QW trocken: Ein recht klarer Riesling mit jahrgangsbedingt deutlicher Säure und mehr Citrus- und Rhabarber-Noten.

4.         2013  Riesling „Fröhlich trocken“, QW trocken: Wie der Gutsriesling, aber etwas mehr Dichte.

5.         2013  Riesling Bockenau “Felsengestein“, QW trocken:  Ein weicherer, etwas breiter Riesling, etwas mehr Süße und die leichten weingutstypischen Spontan- Noten zeigte.

6.         2012 Riesling Schlossböckelheimer Kupfergrube, “Großes Gewächs”, QW  trocken:    Als Großes Gewächs war dieser Wein deutlich dichter, mit fester Struktur und den weingutstypischen Spontan-Noten, allerdings fehlte ihm etwas die Klarheit. Die 2.Flasche präsentierte sich dann besser .

7.         2012  Riesling Schlossböckelheimer Felsenberg, “Schiefergestein”  Spätlese fruchtsüß:  Die typische Nahe-Spätlese, dicht und voll, mit frischer Säure und dezenter Süße. Auch hier waren die weingutstypischen Spontan-Noten zu erkennen.

2014_05_Weine Weingut Schäfer Fröhlich

Samstag morgen war dann wieder eine Wanderung angesagt, diesmal vom Niederthälerhof zum Gut Hermannsberg.

Nach Google Earth sollte ein Weg auf halber Hanghöhe bis zum Gut Hermannsberg führen. Leider erwiesen sich die weißen Streifen auf der Karte auf der Mitte der Wanderung nicht als Weg sondern als steil aufragende Weinbergsmauern. Ohne Steigeisen nicht zu bezwingen.

Daraufhin kletterte ein Teil der Gruppe durch den Weinberg nach oben zu einem Wirtschaftsweg und ein anderer Teil nach unten zur Straße. Im Gut Hermannsberg gab es dann die Wiedervereinigung.

Im Probierraum war diesmal ausreichend Platz – auch wenn er nur für kleinere Gruppen vorgesehen war, aber mit zwei zusätzlich angestellten Tischen gab es hier für alle fürstlich Platz. Seit das Weingut einen neune Besitzer hat, der das Ziel hat wieder Spitzenweine aus den berühmten Lagen zu produzieren, geht es wieder steil aufwärts mit dem Wiengut.

1.         Riesling-Sekt brut:  Ein Sekt mit klarer Frucht und kräftiger Säure, der 11 Monate auf der Hefe gelegen hat.

2.         2012 Weißburgunder, QW trocken:  Ein zart herb fruchtiger Weißburgunder.

3.         2013 Weißburgunder, QW trocken:  Ein klarer Weißburgunder, der für da Jahr 2013 eine relativ weiche Säure hat ( entsäuert ?),  mit exotischen Frucht-Noten  und da er noch sehr jung ist, mit  deutlichem Parfüm nach Eisbonbon.

4.         2013 Riesling, „Just Riesling“, QW trocken:   Ein sauberer, klarer, etwas verhaltener Riesling mit weicherer Säure: im Hintergrund sind noch reduktive Töne zu erkennen.

5.         2012 Riesling „Jubiläumswein“, QW trocken:   Diesem Riesling hat das Jahr Reife gut getan, er hat sich schon gut abgerundet und zeigt mehr Struktur als der „Just Riesling“.

6.         2013 Riesling Niederhausen, QW trocken:   Ein, dichter, weicher Riesling  von Tonschiefer-Böden der Lage vom Hermannsberg; im Hintergrund sind noch reduktive Töne zu erkennen.

7.         2013 Riesling Schloßböckelheim, QW trocken:   Ebenfalls ein dichter, klarer Riesling  von Melaphyr-Böden aus der Lage Kupfergrube, auch sind im Hintergrund noch reduktive Töne zu erkennen.

8.         2013 Riesling „Von den Steinterrassen, QW trocken:   Ein klarer, mineralischer und gut strukturierter Riesling mit einer deutlichen, aber gut integrierten Säure.

9.         2013 Riesling, Kabinett fruchtsüß:   Ein sauberer, klarer Riesling aus der Kabinett-Klasse mit einem schönen Süße – / Säurespiel.

10.       2012 Riesling, „Rothenberg“ Spätlese fruchtsüß:   Ein klarer, zarter, eleganter Riesling, mit frischer Säure, etwas mehr Süße, was einer Spätlese auch  angemessen ist.

2014_05_Weine Gut Hermannsberg

Per Minibus ging es dann zum Mittagessen wieder Nahe-aufwärts nach Monzingen in das Restaurant „Zur Traube“. Nach dem Abschluss-Kaffee kam dann die „weite“ Wanderung zum Weingut Hexamer  auf die andere Seite der Straße.

Nach den klassischen Weißweingütern war die Rebssortenpalette hier etwas breiter aufgestellt. Neben Riesling und Burgundersorten gibt es auch Sauvignon blanc sowie die Rotweinsorten Spätburgunder und Frühburgunder.

Leider stießen wir auch hier an die Kapazitätsgrenzen des Probierraumes. Die Plätze reichten zwar aus, aber es waren zwei voneinander entferne Tische, an denen auch noch andere, nicht angemeldete Gäste saßen. Dadurch wurden die Erläuterungen für die Winzerin sehr mühsam, sie an den zwei Tischen separat erzählen und auch noch eine dritte Gruppe bedienen.

1.         2013 Weißburgunder, QW trocken:  Ein fruchtiger, zarterer Riesling mit frischer Säure.

2.         2012 Riesling „Eisendelle“, QW trocken:  Ein zart herb fruchtiger Weißburgunder.

3.         2012 Riesling Schloßböckelheim, QW trocken:  Dieser Riesling war deutlich runder und besser strukturiert als der Wein davor. Die Säure war deutlich, aber    gut eingebunden.

4.         2012 Riesling Schloßböckelheimer Königsfels, QW trocken:  Ebenfalls ein dichter klarer Riesling mit sehr zarter Süße.

5.         2012 Riesling Schloßböckelheimer in den Felsen „No 1“, QW trocken:  Als No. 1 war dieser Riesling deutlich wuchtiger und weniger filigran. Die Säure war deutlich weicher als bei den anderen Rieslingen.

6.         2012 Sauvignon blanc, QW trocken:  Ein weicher, runder Sauvignon blanc mit zart grünen Noten und etwas mehr Süße.

7.         2011 Spätburgunder, QW trocken: Ein dichter, klarer Spätburgunder, wirkt noch etwas kantig (Fassprobe).

8.         2009 Frühburgunder, QW trocken: Ein dichter, etwas breiterer, fülliger und nicht so klarer Frühburgunder, die 2.Flasche war klarer, dichter.

9.         2009 Spätburgunder „No 1“, QW trocken: Das war die Steigerung von normalen Spätburgunder mit mehr Dichte, mehr Holz und einem weicheren, Spur schokoladigem Tannin.

10.       2013 Riesling, „Quarzit“, Hochgewächs fruchtsüß: eines der seltenen Hochgewächs an der Nahe, fruchtig aber mit etwas dienliche Süße und mehr traubige Aromen.

2014_05_Weine Weingut Hexamer

Damit waren die Besuche bei den Weingütern beendet und es folgt nur noch die Fahrt zurück zum Niederthälerhof zum Abendsessen.

Den kulturellen Abschluss der Nahetour machte am Sonntag morgen dann unsere geführte Besichtigung vom Bäderhaus bis zum Gradierwerk in Bad Kreuznach. Das Mittagessen gab es im Brauhaus neben dem Gradierwerk..

Damit war unsere Nahetour endgültig zu Ende.

Für die gelungene Weinreise möchten wir uns bei unserem Weinbruder Wilfried Schmitz bedanken, der sehr viel Zeit und Aufwand getrieben hat, bis er die Tour so zusammen gestellt hatte, dass alles reibungslos klappte.

PS.   Dass sich dann der größte Teil der Gruppe auf der Jahrgangspräsentation von Weingut Matthias Müller in Spay wieder traf, war nicht geplant, lag aber  daran, dass es über Spay nur ein kleiner Umweg auf der Rückfahrt nach Köln ist.

 

Verfasser Dieter

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