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    < 2023 >
    September
    • 28

      Weinprobe Rotweine aus Südafrika mit dem Händler Capewineland

      19:00 -22:00
      28.09.2023
       Für unsere dritte Weinprobe mit Rotweinen aus Südafrika haben wir Annabelle Navarro Garcia und Ralf Otten gefunden, die den Weinhandel „Capeweineland“ übernommen haben. Sie werden uns nach den Weißweinen auch interessante Rotweine vorstellen.
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Archiv für die 'Eigene Veranstaltungen' Kategorie

Weinprobe Weissburgunder gegen Grauburgunder als Blindprobe am 12.05.2022

Erstellt von Dieter am 7. Dezember 2022

Grauburgunder und Weissburgunder sind Mutationen des Spätburgunders, nur dass ihnen im Vergleich zum Spätburgunder Gen-Orte für die rote Beerenhaut fehlen. Beim Grauburgunder ist ein Gen-Ort, beim Weissburgunder sind es zwei Gen-Orte. Dennoch sind beide Rebsorten keine Spätburgunder ohne Farbe, sondern haben ihren eigenen Charakter. Wir wollten in einer Blindprobe Pärchen von Grauburgunder und Weissburgunder miteinander vergleichen, um herauszufinden, wie sich die unterschiedliche Genetik und wie sich die Ausbauart der Winzer auf das Geschmacksbild der Weine auswirken.
Deshalb haben wir 6 Pärchen verschiedener Winzer in einer Blindprobe gegeneinander verkostet. Die Reihenfolge der Weine wurde untereinander nach Zufallsprinzip vertauscht. Allerdings führte vor allem bei den 2020‘er Weinen das trockene, warme Wetter beim Grauburgunder zu deutlich gefärbten Beerenhäuten, die im Wein zu einem Rosa-Stich führte und die Rebsorte so zu leicht zu erkennen gab.

Unsere Probe begann mit dem Pärchen vom Weingut Hermann Dörflinger aus Müllheim, Baden.

1.       2020  Müllheimer Reggenhag, Weissburgunder    
Blasses, grünstichiges Gelb, in der Nase leichtwürzige Noten,  Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, am Gaumen dann frische Säure und eine sehr zarte Mineralik.

2.       2020  Müllheimer Sonnhalde, Grauburgunder
Blasses Gelb, Hauch Rosastich, in der Nase herb gelbfruchtiger, auch etwas nussige Noten, viel Birne, etwas Apfel, Mirabelle, Am Gaumen dann wie der Weissburgunder frische Säure und eine sehr zarte Mineralik, aber etwas verhaltene vor allem Birnen-Frucht, etwas fülliger und breiter und mehr Bitterton im Abgang

Das zweite Pärchen kam vom Weingut Knab, Endingen in Baden:

3.       2020  Knab, Weisser Burgunder vom Vulkan        
Blasses, grünstichiges Gelb, ein duftiges Bukett, etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Spur Citrus, florale Noten, am Gaumen recht saftig und gradlinig, mit frischer Säure und neben Apfel und Birne auch Zitrusnoten

4.       2020  Knab, Grauer Burgunder vom Vulkan
Blasses Gelb, Hauch Rosastich, ein angenehmer Duft von reifen Birnen, Äpfeln, Mirabelle, im Mund dann Kraft, mehr Fülle aber weniger Eleganz als der Weissburgunder. Dennoch ist der Grauburgunder vollmundig mit gut integrierter Säure und reifen Aromen von gelben Früchten.

Das dritte Pärchen kam vom Weingut Wittmann, Westhofen in Rheinhessen:

5.       2020  Wittmann, Weißer Burgunder
Blasses, grünstichiges Gelb, in der Nase gelbe Früchte florale und kräutrige Aromen und noch leichte Sponti-Noten, am Gaumen dicht und finessenreich mit zarter Mineralik, leichten Zitrusnoten und einer animierenden Säure.

Der Weißburgunder wächst auf reinem Kalksteinboden um die Ortschaft Westhofen, wird  im großen Holzfass ausgebaut  und bleibt für mehrere Monate auf der Feinhefe.

6.       2020  Wittmann, Grauer Burgunder             
Blasses Gelb, in der Nase exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, florale und kräutrige Aromen und noch leichte Sponti-Noten. Am Gaumen dichte, etwas füllige Struktur, gelbe Früchte, etwas Zitrusnoten, von Sponti-Noten etwas überdeckt, aber auch kräftige, weiche Säure.
Der Wein wurde zu 70% im Edelstahl und zu 30% im großen Holz ausgebaut.

Das vierte Pärchen kam vom Weingut Christmann, Neustadt-Gimmeldingen, Pfalz:

7.       2020  Christmann, Weißburgunder    
Helles Goldgelb mit grünen Reflexen. Im Mund exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel, reife Birne, Mirabelle, Spur, Kräuter. Am Gaumen etwas verhalten, aber dichte Frucht mit sehr weicher, etwas breiterer Säure.

8.       2020  Christmann, Grauburgunder    
Blasses Gelb, im Bukett gelbe Früchte, reife Birne, Äpfel, zarte Mandelaromen. Am Gaumen etwas verhaltener, eine dichte, volllreife Frucht, leicht nussige Aromen und eine weiche, gut eingebundene Säure.

Das fünfte Pärchen kam wieder aus Baden vom Weingut Wöhrle, Lahr

9.       2020  Lahrer Krohnenbühl, Erste Lage, Weissburgunder
Blasses Gelb mit grünlichen Reflexen. In der Nase Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Zitrusfrüchte und leicht rauchige Holznoten. Am Gaumen wieder gelbe Früchte, etwas Ananas, ein wenig Kräuter, dazu eine zarte Mineralik und feine, gut integrierte Säure. Wir haben hier einen Weissburgunder der Dichte aber auch gleichzeitig filigrane Struktur aufweist.

10.     2020  Lahrer Krohnenbühl, Erste Lage, Grauburgunder      
Blasses Gelb mit einem leichten Rosa-Stich. Ähnlich wie beim Weißburgunder zeigt der Grauburgunder Fruchtnoten nach Birne, Stachelbeere, Apfel, und Mirabelle, daneben zart rauchige Holznoten. Am Gaumen zeigt der Grauburgunder eine verhaltene Frucht, aber mehr Fülle als der Weissburgunder, eine zarte Cremigkeit und eine gut eingebundene, weiche Säure. Im Abgang sind dann leichte Vanille- und Holznoten zu erkennen.

Das sechst Pärchen kam ebenfalls wieder aus Baden vom Weingut Salwey, Oberrotweil, war aber drei Jahre länger gereift.

11.     2017  Salwey, Weißburgunder “RS”
Kräftiges Goldgelb mit leicht grünen Reflexen, in der Nase weiche exotische Frucht, Apfel, Birne, etwas Zitrusnoten und ein Hauch rauchige Holznoten. Am Gaumen sehr harmonisch, reife Exotik, dazu aber eine saftige Säure, die Frische gibt, Ananas, Melone und etwas gelbe Stachelbeere. Ein klarer, etwas straffer Weissburgunder der Fülle besitzt aber trotzdem schlank bleibt

Die Rebstöcke für den Weissburgunder stehen überwiegend in den Löss-Lehm-Lagen des Käslebergs, ein kleiner Teil in den Große Gewächs-Lagen Henkenberg und Eichberg mit vulkanischem Untergrund. Der Ausbau erfolgte in großen Holzfässern  anschließend lag der Wein noch 12 Monate auf der Feinhefe.

12.     2017  Salwey, Grauburgunder “RS”
Kräftiges Goldgelb mit einem Hauch Rosaton, in der Nase feine Aromen von Apfel. Birne, Stachelbeere und einem Hauch Mirabelle, gepaart mit sehr zarten Holzaromen. Am Gaumen eine dichte, cremige, weiche Frucht, ohne fett zu wirken, dazu feine straffe Säure und sehr zarte Holzaromen, und eine kräutrige Mineralik im Nachhall. 
80% der Rebstöcke eine kleinbeerigen Klons stehen auf den Löss-Lehm-Lagen des Käslebergs, die anderen 20% stehen in den Große Gewächs-Lagen Henkenberg und Eichberg mit vulkanischem Untergrund. Nach der kurzen Mazerationszeit erfolgt eine besonders schonende Pressung über 9 Stunden. Nach einer dezenten Vorklärung fand die Spontangärung bei niedrigen Temperaturen statt. Nach dem biologischen Säureabbau blieb der Wein im Holz (80% 1200 l-Fass, 20% Barrique) unter regelmäßiger Bâtonnage (Aufrühren der Hefe).  Der fertige Wein wurde ohne Filtration abgefüllt.

Bei unserer Verkostung zeigte sich, dass die Farbe den Grauburgunder durch seinen oft vorhandenen Rosaton oder einen fehlenden Grünstich enttarnt, aber auch dass beide Rebsorten vom Geruch und vom Aroma nicht so leicht zu unterscheiden sind – vor allem, wenn der Winzer den Grauburgunder sehr schlank ausbaut.

Bei dieser Verkostung zeigte der Weissburgunder meist eine frischere Säure, schlankere Frucht und mehr Citrus-Noten und der Grauburgunder besaß die etwas fülligere, nussigere Frucht und die weichere Säure.

Verfasser: Dieter

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Weinprobe mit dem Weingut Holger Dütsch am 21.04.2022

Erstellt von Dieter am 7. Dezember 2022

Holger Dütsch hatte lange in Südtirol gearbeitet und war danach Betriebsleiter bei Schloss Neuweier, bevor er sich 2004 sich mit 3 Hektar selbständig machte. Inzwischen ist das Weingut auf 4 ha gewachsen und soll auch nicht größer werden. Die Weinberge befinden sich in Neuweier in den Lagen Mauerberg und Altenberg sowie in Steinbach im Stich den Buben. Die Reben stehen auf Arkosesandstein, Schieferton, Quarzporphyr und Lösslehm. 
Die Rebsorten sind 40 % Riesling, je 15 % Chardonnay und Spätburgunder, je 8 % Sauvignon Blanc und Blaufränkisch, 6 % Silvaner, 8 % übrige Sorten Der Müller-Thurgau wurde inzwischen ausgerissen.
Die Jahresproduktion beträgt ca.18.000 Flaschen.
Nach dem Umbau der ehemaligen Getreidemühle von Neuweier in den Jahren 2007 und 2008 konnte in das neue Weingut umgezogen werden.
Das Sortiment ist gegliedert in Gutsweine, Ortsweine und Lagenweine sowie Signatur-Weine, die meist in neuen Barriques ausgebaut werden. Es findet biologischen Bewirtschaftung statt und ein Vollhefe-Lager ist üblich für die Weine.

Nach den Informationen zum Weingut kommen wir nun zu den Weinen:

1.             2021  Baden-Badener Sauvignon blanc                .

Blasses, grünstichiges Gelb im Glas, in der Nase etwas exotische Früchte, Brennnessel, Holunderblüte und Grapefruit, im Mund dann eine reintönige, gradlinige Frucht mit grünen, aber reifen Aromen, Citrus, eine zarte Mineralik,  eine frische Säure. Jahrgangsbedingt ist er schlanker und besitzt mehr Säure als der 2020’er Sauvignon blanc .
Sauvignon Blanc wird seit 2017 auf Böden aus Granitverwitterung und Löss-Lehm angebaut.

2.             2020  Baden-Badener Sauvignon blanc

Zartes, grünstichiges Gelb im Glas. Im Bukett exotische, grün-gelbe Frucht, Cassis- und Stachelbeere, am Gaumen dann kraftvoll, jahrgangsbedingt mehr Fülle und eine weichere Säure, im Abgang ein leichter Bitterton.

3.             2020  Neuweirer Riesling, “Mineral”                                                

Blasses, grünstichiges Gelb im Glas, in der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Birne, etwas Mirabelle, im Mund weiter fruchtbetont, frische Zitrusnoten, zarte Mineralik, kräftige Säure  (trotz des warmen Jahrgangs 2020) und eine zartere Struktur.

4.             2021  Neuweirer Riesling, “Urgestein”                                               .

Blasses, grünstichiges Gelb im Glas, in der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Birne, Zitrus, etwas Mirabelle, im Mund würzig, fruchtbetont, Zitrusnoten, zarte Mineralik, kräftige, aber gut integrierte Säure.

5.             2020  Neuweirer Mauerberg, Riesling, “Finesse”   
Blasses, grünstichiges Gelb im Glas, in der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Aprikose, im Mund dann reintönige, dichte, vollreife, weiche Frucht mit Schmelz und doch frischer Säure und einem langen Abgang .
Der Wein war Finalist beim Wettbewerb „Best of Riesling“ 2021 vom Meiniger Verlag.

6.             2020  Neuweirer Mauerberg, Riesling, SpontanGut”        

Im Glas blasses Gelb mit grünlichern Reflexen, in der Nase exotische Frucht,  Apfel, Pfirsich, Mirabelle, etwas Birne, am Gaumen dann weiche, etwas breitere Frucht mit mehr Fülle und leichter Süße. Im Hintergrund etwas überreife Frucht.
Durch die sehr langsame Spontanvergärung ist der Wein nicht trocken durchgegoren und hat als halbtrockener Wein eine zarte Süße behalten.

7.             2018  Neuweirer Mauerberg, Riesling, “Tradition”                   

Helles Goldgelb mit grünen Reflexen im Glas, in der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Apfel, Zitronenschale. Am Gaumen gute Dichte und Fülle, klare, gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, sehr gradlinig, mit einer für 2018 erstaunlich frischen Säure und langem Abgang.

8.             2020  Stich den Buben,  Silvaner               

Helles Gelb, in der Nase gelbe Früchte, reife Birne und dezente Kräuterwürze, am Gaumen zupackende Kraft und Schmelz mit weicher Säure.
Ein Silvaner, der auch gegen fränkische Silvaner überzeugen kann.
Der Ausbau erfolgte im Halbstückfass.

9.             2020  Neuweirer Mauerberg Chardonnay                  

Blasses Gelb im Glas, im Bukett etwas exotische Frucht, Stachelbeere, Apfel und eine dezente Holz- und Vanillenote. Am Gaumen wirkt der Wein harmonisch, dicht und elegant mit feiner Säure und sehr zarten Holz- und Vanille-Noten.

10.           2019  Holger Dütsch, Chardonnay; “Signatur”               

Helles Gelb im Glas, in der Nase reife, exotische Frücht, Stachelbeere, Mirabelle mit würzigen Holz- und Vanille-Noten und zarten Anklängen an Rauch.  Am Gaumen würzig, stoffig, sehr konzentriert und nachhaltig. Feine Holz- und Vanille-Noten runden den Wein ab. Ein vielschichtiger Wein, der noch jung ist, aber bereits jetzt erkennen läßt, was in ihm steckt. Es war an diesem Abend der Wein mit der höchsten Benotung.

11.           2018  Neuweirer Altenberg, Spätburgunder                     

Im Glas mitteleres Kirschrot mit einem zarten gelben Rand, in der Nase rote Beeren, Kirsche, etwas Pflaume, am Gaumen kraftvoll, rotfruchtig mit reintöniger Kirscharomatik, dann im Hintergrund aber ein Hauch überreife Früchte.
Traditionell in Bottichen auf der Maische vergoren, 22 Monate im kleinen Holzfass gereift und dann unfiltriert abgefüllt

12.           2018  Holger Dütsch, Spätburgunder, “Signatur”               

Im Glas dunkles Kirschrot, in der Nase rote Beeren, Kirsche, etwas Pflaume und Trockenpflaume. Am Gaumen würzige, weiche Rotfrucht mit straffer, kraftvoller Struktur und dezenten Holznoten vom neuen Fass.

Damit endete die Präsentation des Weinguts. Wir möchten Holger Dütsch dafür danken, dass er sich die Zeit genommen hat, uns seine Weingutsphilosophie anhand der Weine vorzustellen. Wir haben so einen kleinen „Qualitäts-Diamanten“ in der Ortenau kennengelernt.

Verfasser: Dieter


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Weinprobe Tauberfranken mit Tauberschwarz- und Schwarzriesling-Weinen am 10.02.2022

Erstellt von Dieter am 4. März 2022


Thema für 2022 ist Baden, speziell der nördliche Teil. Deshalb wollten wir uns in dieser Probe mit Tauberfranken beschäftigen. Im Taubertal wird Weinbau zwischen Rothenburg bis zur Mündung in den Main über eine Strecke von etwas 80 km betrieben. Die Weinberge liegen heute in drei verschiedenen Anbaugebieten. Der südlicheste Teil gehört als fränkischer Bereich Mainviereck mit den Orten Röttingen und Tauberrettersheim zu Bayern , der mittlere Teil zum Württemberger Bereich Kocher-Jagst-Tauber und der nördliche Teil gehört als Tauberfranken zu Baden. Er Erstreckt sich von Bad Mergentheim in nordnordwestlicher Richtung flussabwärts bis zur Mainmündung bei Wertheim-Dertingen. Dort trifft das Gebiet wieder auf die Weinberge des fränkischen Bereichs Mainviereck.

Im Bayrischen und Württemberger Teil verlaufen die Weinberge an der Tauber in Süd – Südwestrichtung, Da die Tauber im Badischen Teil in nordnordwestliche Richtung abbiegt, liegen die meisten Weinberge dort in Seitentälern, deren Hänge nach Süden ausgerichtet sind, auf einer Höhe zwischen 150 und 340 m. Das führt zu unterschiedlichen Reifezeiten der Trauben. Zwei überregionale Winzergenossenschaften dominieren das Gebiet: die Becksteiner Winzer und die Tauberfränkische Bocksbeutelkellerei der Winzergemeinschaft Franken (GWF). Daneben gibt es natürlich auch noch einige selbstvermarkende private Winzer. Durch die frühere Zugehörigkeit zur Bayern / Franken darf nicht nur im Bayrischen Teil Tauberfrankens sondern auch im Badischen Teil (wie auch in Teilen der Ortenau um Baden-Baden) in Bocksbeutel abgefüllt werden. Nur die Württemberger dürfen nicht den Bocksbeutel nutzen.

Für unsere Probe haben wir Weine aus dem Bayrischen Teil und aus dem Badischen Teil verkostet und uns auf die beiden gebietstypischen Rebsorten Tauberschwarz und Schwarzriesling beschränkt.

Wir starteten unsere Verkostung mit Weinen aus der regionalen Spezialität
Tauberschwarz.

Der Tauberschwarz ist eine alte, autochthone Rebsorte aus dem Tauber- und dem Vorbachtal in Tauberfranken. Die Abstammung ist unbekannt. Früher wurde die Rebsorte im gemischten Satz angebaut und zählte zu den einfachen Rebsorten, die nicht dem Zehnten unterlagen. In den 50’er Jahren wurden bei Flurbereinigungen fast alle Tauberschwarz-Reben gerodet, so dass die Rebsorte als ausgestorben galt. 1959 wurden dann im Vorbachtal noch 400 alte Rebstöcke wiedergefunden. Die „Staatliche Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau Weinsberg“ belebte die Sorte züchterisch wieder und 1994 wurde sie in die Offizielle Sortenliste ausgenommen. Seit Oktober 1996 ist die Rebsorte im Regierungsbezirk Stuttgart für den Main-Tauber-Kreis und zwei Gemeinden im Hohenloher Kreis zugelassen. Als „regionaltypische Rebsorte“ wurde der Tauberschwarz von Slow Food in die Arche des Geschmacks aufgenommen. Im Taubertal sind inzwischen wieder ca.16 ha damit bepflanzt. Da die Reben stärker Geiztriebe bilden, erfordern sie mehr Pflegeaufwand im Weinberg. Zusätzlich sind die Beeren recht dünnhäutig und somit empfindlich gegen den Grauschimmel (Botrytis Cinerea). Daraus werden leichte, fruchtige Wein mit heller Farbe und Zartbitter- und gekeltert. Nur bei starker Ertragsbegrenzung und in guten Jahren sind diese Weine dunkel Granatrot. Nach längerer Reife werden sie weicher, runder, verlieren etwas die Bittermandel­töne, dafür nehmen die Wildkirsch-Noten zu.

1.       2018  Becksteiner Winzer, Tauberschwarz, “Kilian, Kulturkirche Schüpfer Grund”    
         Badisches Frankenland,    Becksteiner Winzer eG, Beckstein              

Ein mittleres Kirschrot ziert den Wein, in der Nase zarte Beerenaromatik, im Mund dann eine leichtere Frucht, Sauerkirsche, Brombeere und eine deutliche Säure, aber wenig Tannine. Insgesamt ein leichter, einfacher, etwas gefällig gemachter Wein, aber auch etwas breit und krautig mit buttrigen Anklängen.

2.       2018  Weingut Johann August Sack, Tauberschwarz
         Badisches Frankenland,  Weingut Johann August, Sack, Lauda Königshofen

Helles Rubinrot im Glas, in der Nase etwas krautig und mehr Frucht, vor allem kirschige Noten. Am Gaumen folgt eine etwas dichtere Frucht, Kirsche, Sauerkirsche, dazu eine frische Säure und zarte Bittermandeltöne. Der Wein hat etwas mehr Struktur und Dichte als der Vorgänger.

3.       Pirat:   2019  Helfenberger Trollinger, “Der Trollinger”             
         Württemberger Unterland,  Weingut Golter, Ilsfeld    
                 
Unser Pirat fließt mit hellem Kirschrot ins Glas. Im Bukett etwas Kirsche, Spur Brombeere, Johannisbeere, Erdbeere, am Gaumen dann eine frische Säure und festeres Tannin.

Unter dem Markennamnen «Der Trollinger» haben 7 Winzerinnen und drei Weinfachfrauen eine Initiative gestartet, den Trollinger von seinem Image als einfacher Jausenwein zu befreien. Und in der Tat zeigt er mehr Struktur und strafferes Tannin als gewöhnliche Trollinger-Weine.

4.       2020  Hofmann, Tauberschwarz, “Urrebe des Taubertals”     
         Fränkisches Mainviereck,     Weingut Hofmann, Röttingen       
   
Dieser Tauberschwarz zeigt mit einem dunklen Kirschrot mehr Farbe als die Vorgänger. In der Nase stärker reife, rote Früchte, Kirsche, etwas Pflaume. Am Gaumen eine leichte Mineralik, dichtere Fruchtaromen, frische Säure und hinten ein straffes Tannin. Der Wein ist noch sehr jung, zeigte aber trotzdem viel Frucht und Dichte, gleichzeitig aber auch eine karge Mineralik.

5.       2015  Königshofener Kirchberg
         Badisches Frankenland,  Weingut Johann August, Sack, Lauda Königshofen                                                                                      

Der älteste Wein dieser Probe fließt mit hellem Kirschrot und hellgelbem Rand ins Glas. In der Nase rote Früchte, Kirsche, Sauerkirsche und schon mehr Reife. Im Mund hat er eine weiche Frucht, eine gute Dichte und dazu zarte Reife. Dieser Wein wirkt viel weicher und reifer als die jüngeren Tauberschwarz, er hat aber auch nicht mehr ihre jugendlche Dichte und Fülle.

6.       2019  Röttinger Feuerstein, Tauberschwarz “R”                     
        Fränkisches Mainviereck,   Weingut Hofmann, Röttingen     
      
Der letzte unserer Tauberschwarz-Weine glänzt mit dunklem Kirschrot im Glas. Ein reifes Bukett nach roten Früchten, Kirsche, Pflaume, etwas Tabak und dezente Holznoten in der Nase. Am Gaumen eine dichte, würzige Frucht mit roten Früchtem, viel Kirsche, etwas Brombeere und Pflaume, dazu eine pikante Säure und ein festes, reifes Tannin. Etwas Schokolade und dezente Holznoten runden den Wein ab. Diese Tauberschwarz-Reserve zeigte trotz der Jugend eine  andere Qualitätsklasse. Das ist nicht mehr der einfache Wein, wie er früher im gemischen Satz für den Haustrunk  verwendet wurde.

Es folgten nun die Weine aus der Scharzriesling-Traube (Pinot meunier)

Die Rebsorte ist eine Mutation vom Spätburgunder (oder umgekehrt der Spätburgunder eine Mutation des Schwarzrieslings, was bisher nicht wissenschaftlich entschieden ist) und seit dem 16. Jahrhundert bekannt.
Im Deutschland ist sie auch als Müllerrebe, in Frankreich als Pinot Meunier bekannt, da die stark behaarten Blätter wie mit Mehl bestäubt aussehen.
Scharzriesling stellt geringere Ansprüche an Boden und Klima als der Spätburgunder und ist aufgrund des späten Austriebs recht unempfindlich gegen Spätfröste.  Der Ertrag ist mittelhoch und wegen der späteren Blüte relativ sicher, die Qualität liegt gewöhnlich unter der des Spätburgunders. Er besitzt eine hohe Kalkverträglichkeit (Anbau auf Kreideböden in der Champagne) und ist wegen der dichten weißen Behaarung weniger anfällig für Pilzkrankheiten.
Die Hauptanbaugebiete sind die Champagne, wo die Rebsorte neben Chardonnay und Spätburgunder Hauptbestandteil der Champagner-Cuvees ist, und Deutschland mit Württemberg.

Um den Gaumen von der Tauberschwarz zu reinigen starteten wir mit zwei Schaumweine aus der Scharzriesling-Traube

7.       2018  Unterschüpfer Mühlberg, Pinot Meunier, brut                 
          Badisches Frankenland,   Weingut Johann August Sack, Lauda Königshofen                                                                                       

Der Sekt zeigt sich in hellem Gelb und einem leichten Rosastich. Leider hat er fast keine Perlage.
Das Bukett ist etwas dumpft, Birne, Apfel, etwas Stachelbeere. Auch im Mund zeigt sich eine breite, etwas dumpfe Frucht. Gegen den nachfolgenden Rosé-Sekt von Schlör hat er keine Chance.

8.       2017 Schlör, Pinot Rose, brut
          Cuvee aus Spätburgunder, Schwarzriesling, Weissburgunder       
          Badisches Frankenland,    Weingut Schlör, Wertheim-Reicholzheim               

Der Sekt präsentiert sich mit hellem Gelb und feiner Perlage, im Bukett findet sich Birne, reife Stachelbeere, weiße Johannisbeere und zarte Hefenoten. Am Gaumen ist dicht, finessenreich und frisch mit zarten Hefenoten.
Durch die 4 Jahre Hefelager hat sich der Sekt komplex entwickelt. Unserem Weinbruder Wolfgang Klug möchten wir für diese Spende anläßlich seines Geburtstags herzlich danken.

Nun folgten noch sechs Rotweine aus der Schwarzrieslingtraube:

9.       2019  Becksteiner Winzer, Schwarzriesling
          Badisches Frankenland,    Becksteiner Winzer eG, Beckstein       

Ein mittleres Kirschrot mit einem leicht gelbem Saum ziert den Wein. In der Nase rote Früchte, Brombeere, Kirsche, im Mund setzt sich das fort, aber nur mit leichter Struktur, etwas buttrigen Noten und weichem Tannin. Ein Wein in der Qualitätsklasse wie der Tauberschwarz der Genossenschaft.

10.     2020  Hofmann, Schwarzriesling
          Fränkisches Mainviereck,     Weingut Hofmann, Röttingen      
    
Der 2019’er Schwarzriesling war schon ausverkauft, so konnten wir nur den frisch gefüllten 2020’er verkosten, was sich aber nicht als Nachteil herausstellte.
Ein dunkles, noch etwas bläuliches Rot zeigt sich im Glas. In der Nase rote Früchte, Kirsche, Brombeere, etwas Kräuter. Im Mund geht das mit einer frischen, gut integrierten Säure und recht samtigen Tannin weiter.
Trotz seiner Jugend macht es Spaß, den Wein zu trinken, er hat Dichte, Frucht und eine gute Saftigkeit.
Es war der Wein mit der zweitbesten Bewertung.

11.     2017  Lauda Altenberg
       Badisches Frankenland,   Weingut Johann August, Sack, Lauda Königshofen                                                                                       

Mittleres Rubinrot mit einen gelben Saum, im Bukett rote Früchte, Kirsche, Pflaume, Brombeere, aber auch etwas buttrige Noten. Am Gaumen dann eine breitere Frucht und ein recht straffes Tannin. Der Wein ist nicht so ausgewogen zwischen Frucht und hartem Tannin und zeigt leicht buttrige Noten.

12.     2019  Becksteiner Kirchberg, Schwarzriesling, „Selektion Kilian”     
          Badisches Frankenland,    Becksteiner Winzer eG, Beckstein 

Ein dunkles Rubinrot mit leicht gelben Rändern zeichnet den Wein aus. Viel rote Früchte, Kirsche, Brombeere, Pflaume und etwas süßsaure Holznoten in der Nase. Im Mund eine volle, weiche Frucht, ein reifes, weiches Tannin und dezente, etwas süßsaure Holznoten. Im Vergleich zum ersten Schwarzriesling der Becksteiner Winzer haben wir hier einen Wein aus der Selektionslinie mit viel Dichte und Struktur, aber er wirkt etwas auch gefällig ohne Ecken und Kanten

13.     2019  Schlör, Schwarzriesling    
        Badisches Frankenland,  Weingut Schlör, Wertheim-Reicholzheim
           
Früchte, in der Nase Brombeere, Schwarzkirsche, Pflaume dazu leicht rauchige Holznoten, im Mund eine dichte, aber auch elegante Struktur mit etwas kräutriger Aromatik, Tabak, leichtem Holz- und Vanille-Noten und einem reifen, festen Tannin. Dieser Wein mußte sich dem Schwarzriesling vom Weingut Hofmann nur knapp ggeschlagen geben. Nicht ohne Grund ist das Weingut für die Qualität seiner Schwarzriesling-Weine bekannt.
Der Ausbau erfolgte im großen Holzfass und in gebrauchten Barriques.

14.     2019  Reicholzheimer Fist, Schwarzriesling, “R”, Erste Lage 
         
Badisches Frankenland,  Weingut Schlör, Wertheim-Reicholzheim

Dunkles Rubinrot, im Bukett wieder Brombeere, Schwarzkirsche, Pflaume dazu Kräuter und etwas Zedernholz, im Mund, elegante, komplexe Frucht, dichte Struktur mit etwas kräutriger Aromatik, leichten Zedernholznoten und einem dichten, reifen, gut integriertem Tannin. Es passt alles zusammen und so wurde es der bestbewertete Wein des Abends. Hier beweist das Weingut, dass es die Qualität des «einfachen» Schwarzrieslings nochmals steigern kann.
Der Ausbau erfolgte für 18 Monate in Barriques

Damit hatten wir das Ende der Probe erreicht, in der wir einen breiten Querschnitt der beiden Tauberfränkischen Spezialitäten Tauberschwarz und Schwarzriesling verkosten konnten. Die Qualität reichte von guter genossenschaftlicher Durchschnittsqualität bis zu Spitzengewächsen, besonders beim Schwarzriesling. Leider waren einige bessere Qualitäten bei der Beschaffung der Probe nicht mehr verfügbar. Wir möchten unserem Referenten danken, dass er sich der Mühe unterzogen hat, die Weine für auszuwählen und zu besorgen.

Informationen zu den Winzern:

Becksteiner Winzer eG, Beckstein
Die Becksteiner Winzer eG ist die drittälteste Winzergenossenschaft Badens. Sie wurde 1894 gegründet und hat heute 354 Mitglieder aus 21 umliegenden Weinorten; die Rebfläche beträgt 276 Hektar. In die Linie „Kilian“ sind die besten Weine eingeordnet, die ausgewählten Einzellagen wachsen.

Weingut Johann August, Sack, Lauda Königshofen
Die Familie Sack betriebt schon lange Weinbau, auch wenn es früher hauptsächlich der Sebstversorgung diente. Ab den 1920er Jahren wurde mit der Vermarktung von qualitativ hochwertigen Weinen begonnen. Als eines der ersten Weingüter hat man im Taubertal die Weine auf Bocksbeutel gefüllt. Das Weingut wurde im Laufe der Zeit vergrößert und seit der Übernahme der Rebfläche vom ehemaligen staatlichen Rebgut in Lauda hat man etwas 8 ha Weinbergfläche erreicht. Die Reben in den Weinlagen in Lauda und Oberlauda, Königshofen und Marbach stehen auf Muschelkalkverwitterungsböden. Von den weißen Rebsorten werden Bacchus, Chardonnay, Gewürztraminer, Merzling, Silvaner und Riesling, von den roten Rebsorten werden Acolon, Schwarzriesling, Tauberschwarz und Zweigelt angebaut.

Weingut Konrad Schlör, Wertheim-Reicholzheim
1982 beendet Konrad Schlör die Fachschule für Weinbau in Weinsberg und beginnt im Betrieb der Eltern, die noch einen gemischten Landwirtschaftsbetrieb führten. 1984 tritt das Ehepaar Schlör aus der Genossenschaft aus und gründet das gleichnamige Weingut mit 3 ha Weinbergsfläche. Zusätzlich wurde noch eine Besenwirtschaft betrieben. Der Betrieb wurde im Laufe der Zeit auf einen reinen Weinbaubetrieb umgestellt und die Weinbergsfläche auf 6 ha erweitert. 2010 wurde das Weingut in den VDP aufgenommen.
Die Reben stehen nur in der 19 ha großen Lage Reicholzheimer First, von der das Weingut die erwähnten 6 ha bewirtschaftet. Die typischen Böden dort bestehen aus Muschelkalk mit einem hohen Steinanteil. Die Flächen sind mit 30% Spätburgunder, 15% Schwarzriesling, 15% Weissburgunder, 15% Müller-Thurgau, 10% Riesling und 10% Silvaner bestockt. Die Jahresproduktion beträgt etwa 24.000 Flaschen.

Weingut Hofmann, Röttingen
Alois Hofmann hat 1991 mit 1,3 Hektar Rebfläche begonnen, seine Weine selbstständig auszubauen und zu vermarkten. Noch in der Ausbildung übernahm sein Sohn Jürgen den Weinausbau und beendete auch erfolgreich sein Studium in Geisenheim. Heute werden etwa 9 ha Rebfläche bewirtschaftet, von der etwas 60% mit weißen und 40% mit roten Rebsorten bestockt sind.
Fast alle Reben stehen in der fränkischen Lage Röttinger Feuerstein, wo der Muschelkalkboden von weißen Quarzadern, dem sogenannten Feuerstein, durchzogen ist. Daneben liegt noch eine kleine Fläche im Weinbaugebiet Würtemberger Unterland in der Lage Markelsheimer Probstberg. Zu 60% sind die Lagen mit den weißen Rebsorten Silvaner, Riesling, Bacchus, und Müller Thurgau zu 40% mit den roten Rebsorten Spätburgunder, Schwarzriesling (ca. 1,4ha) , Domina, Tauberschwarz, Merlot und Cabernet Franc bepflanzt.
Die Weißweine werden im Edelstahl, die Rotweine in traditionellen großen Holzfässern ausgebaut, bei den hochwertigen Spätburgunder- und Tauberschwarz-Weinen auch bis zu 22 Monaten im Barrique.

Verfasser: Dieter

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Weinprobe Rotweine aus Kroatien am 03.12.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Ceca Madzarevic hat eine Weinprobe mit Rotweinen aus Istrien vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen des zweiten Corona-Lockdowns nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinprobe Rotweine aus dem spanischen Weinbaugebiet Toro am 19.11.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Uwe Lommertin hat eine Weinprobe mit Rotweinen aus dem spanischen Weinbaugebiet Toro vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen des zweiten Corona-Lockdowns nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinprobe Weißweine aus Kroatien am 18.10.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unser Weinbruder Ceca Madzarevic hat eine Weinprobe mit Weißweinen aus Istrien vorbereitet. Leider durfte die Probe wegen der Corona-Pandemie nicht mehr durchgeführt werden und muss auf 2021 verschoben werden.     Der neue Termin wird noch mitgeteilt.

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Weinreise an den Roten Hang, Nierstein vom 22. -25.10.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Unsere Weinreise hatten wir in das Weinbaugebiet Rheinhessen geplant, passend zu unserem deutschen Weinthema 2020. Hier bot sich Nierstein mit dem bekannten Roten Hang an. Schon früher war der Rote Hang für hochwertige Weine bekannt.

Deshalb wollten wir vom 18.-21. Juni nach Nierstein fahren. Dann aber kam durch die Corona-Pandemie der erste Lockdown und wir mussten zuhause bleiben.
In der Hoffnung, dass im Herbst es wieder besser werden würde, hatten wir die Reise dann auf den 22. – 25. Oktober verlegt. Alles sah über den Sommer gut aus, aber dann stiegen die Infektionszahlen wieder und plötzlich wurde über Rheinlandpfalz ein Beherbergungsverbot verhängt. Kurz vor unserem Reisetermin wurde das Verbot aber wieder aufgehoben und wir durften doch noch fahren. Allerdings war die Teilnehmerzahl von 20 auf 11 geschrumpft.

Und dann  kam das nächste Problem:  für den Freitagmorgen war eine Probe im Weingut St.Antony angesetzt. Bei einer Nachfrage zwei Tage vorher, wusste plötzlich niemand von der Veranstaltung im Weingut. Die Verantwortliche, die die Probe zugesagt hatte, war nicht mehr im Weingut beschäftigt und man konnte angeblich auch keine Unterlagen dazu mehr finden. Man verwies dann auf die Entscheidung der Geschäftsführung, die Veranstaltung nicht durchzuführen.

Mit großen Mühen konnte dann aber unser Weinbruder Wilfried als Organisator eine Probe in der Staatlichen Weinbaudomäne Oppenheim buchen. Hier war man bereit, uns unter den entsprechenden Hygienebedingungen in dem großen, hohen Probensaal und mit entsprechenden räumlichen Abständen die Weine zu präsentien

Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim

Die Staatliche Weinbaudomäne wurde 1895 von Ernst Ludwig, Großherzog von Hessen, gründet und besaß damals 83 ha Rebfläche. Heute ist sie im Besitz des Landes Rheinland-Pfalz als Lehr- und Versuchsbetrieb mit 23,7 ha der besten Lagen entlang der Rhein­terrassen von Dienheim, Oppenheim über Nierstein, Nackenheim bis nach Bodenheim. Angebaut werden vor allem die klassischen Rebsorten wie z.B. Riesling, Silvaner, Spätburgunder.
Ein Schwerpunkt ist der Ausbau von Rieslingweinen, um die gesamte Bandbreite des rheinhessischen Terroirs wiederzugeben. Denn die Domäne besitzt viele Spitzenlagen mit Böden von Rotliegenden über Kalkmergel bis zu Löß. Neben dem Riesling wird besonders der Silvaner als die klassische rheinhessische Rebsorte, gepflegt.
Eine Besonderheit ist die 2,1 ha große Monopollage Niersteiner Glöck, die zu den hochwertigsten Lagen der Roten Hangs zählt und gleichzeitig auch die älteste Weinbergslage Deutschlands ist. Das belegt eine Schenkungsurkunde aus dem Jahr 742.  

Nun zu den Weinen:

1.1               2016  Domaine Oppenheim, Sekt “Cuvee Ernst Ludwig”, brut                                          
Ein dichter, vielschichtiger Sekt aus Grauburgunder, Chardonnay und Weissburgunder mit exotischer Frucht nach Stachelbeere, Apfel, Birne und Mirabelle mit zarter Reife und dezenten Brioche-Noten.

1.2               2019  Domaine Oppenheim, Silvaner                   
Ein sauberer, etwas verhaltener, zart mineralischer Basis-Silvaner mit dem Duft und der Frucht von Birne, Aprikose und Mirabelle.

1.3               2019  Domaine Oppenheim, Scheurebe                            
Eine zart fruchtige Scheurebe mit exotischer Frucht nach Stachelbeere, Apfel, Birne, Grapefruit, Holunder, Cassis-Blättern, zart grünen Noten und frischer Säure. Der Wein erscheint wie ein zarter Sauvignon blanc.

1.4               2019  Domäne Oppenheim, Riesling                   
Frucht   Würzige, gelbe, etwas exotische Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, Apfel, zarte Zitrusaromen.

1.5               2019  Domaine Oppenheim, Silvaner “Vom Rotliegenden”                                                  
Ein typischer Ortswein mit dichter Frucht wie Birne, Mirabelle, etwas Holzapfel, dazu eine leicht salzige Mineralität mit den typischen Noten vom Roten Hang und fruchtiger Säure.   Geerntet wurde mit 88° Oechsle und dann im Edelstahl ausgebaut.

1.6               2019  Oppenheimer Herrenberg, Silvaner, Selection Rheinhessen
Der Oberklasse-Silvaner mit leichten Spontanvergärungsnoten, mit dichter, etwas fülliger Frucht und den reifen Aromen von Birne, Aprikose, Mirabelle, einer leichten Süße und frischer, weicher Säure.
Der Most wurde spontan vergoren und der Wein dann im Tonneau ausgebaut. Ein Silvaner der schon burgundische Strukturen zeigt.

1.7.              2019  Domaine Oppenheim, Riesling “Kalkmergel”
Im Bukett sind gelbe Früchte und Zitrusnoten zu finden, im Mund finden sich dann neben leicht salziger Mineralik wieder gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne und Zitrusaromen. Dazu kommt eine belebende Säure. Ein saftiger und fruchtiger Riesling.

1.8               2019  Niersteiner Glöck, Riesling “Großes Gewächs”                   
Im Bukett intensive Birnenaromen und zarte, rauchige Feuersteinnoten. Am Gaumen noch etwas verhalten, aber reifer Pfirsich, viel Birne, Mirabelle, Zitrusnoten und eine feine, gut eingebundene Säure. Der Wein zeigt viel Körper und eine gute Länge.

1.9               2018  Niersteiner Glöck, Riesling “Großes Gewächs”  
Im Bukett intensive Birnenaromen, Mirabelle, Pfirsich und etwas Hanf. Am Gaumen dann viel gelbe Früchte, reifer Pfirsich, Birne, Mirabelle, etwas Reife und Klempnerhanf. Der Wein ist recht weich, zeigt viel Körper, Fülle und eine gute Länge, aber auch leichte Reifenoten und etwas Klempnerhanf.

1.10              2019  Domaine Oppenheim, Riesling “Jubiläumswein 125 Jahre Weinbauschule”                           
In der Nase exotische Frucht mit einem Hauch Holz, am Gaumen dann gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, etwas Birne. Ein dichter, weicher, fruchtiger Riesling mit guter Säure.
Nach der Spontan-Vergärung wurde der Wein im Tonneau und Barrique ausgebaut, wobei dieser Jubiläums-Riesling auch in dem Holzfass ausgebaut wurde, das die Domäne als Geschenk zur 1275-Jahr-Feier der ältesten Weinlage Deutschlands, dem Niersteiner Glöck, erhielt.

1.11              2018  Oppenheimer Herrenberg, Riesling, Auslese
Ein würziges, exotisches Bukett, dazu Steinobst, dann im Mund mehr Fülle, Pfirsich, reife Stachelbeere, Mirabelle, Birne und eine dezente, filigrane Süße mit feiner, frischer Säure. 

Die nachstehenden drei Weine konnten in der Vinothek noch zusätzlich zum Probenprogramm probiert werden:

1.12              2017  Niersteiner Spätburgunder                   
Ein würziger, recht weicher Spätburgunder, dunkle Früchte, Pflaume, Kirsche, eine leichte Süße und zarte Röst- und Schokoladen-Noten, insgesamt aber etwas breit und krautig

1.13              2018  Domaine Oppenheim, Pinot G                   
Ein weicher, dichter und eleganter Spätburgunder mit reifen roten Früchten, Kirsche, Pflaume, leicht rauchigen Noten und einer zarten Pfeffernote.
Die Trauben stammen aus der Großen Gewächs-Lage Niersteiner Glöck. (Spätburgunder ist in Rheinhessen nicht für Große Gewächse zugelassen)

1.14              2016  Domäne Oppenheim, Grauburgunder N               
Ein sehr klarer, recht würziger Grauburgunder mit dezentem Maischeton, feinem Fruchtaromen von Birne, Apfel, Holzapfel und frischer Säure und zart herben Tanninen.
Der Wein entstand, als der Hype um maischevergorene „Orangeweine“ begann, und plötzlich viele unsaubere, oft nicht verkehrsfähige Weine auf dem Markt kamen, Hier wollte die Domäne zeigen, dass man bei präzisem Arbeiten auch einen sauberen, klaren maischevergorenen Wein erzeugen kann.

Nach der Probe ging es per Großraumtaxi zurück nach Nierstein, damit wir im „Ristorante Winzerhaus“ unser Mittagessen einnehmen konnten.
Auch die für den Nachmittag vorgesehene Probe beim Weingut Kühling Gillot wurde wegen der inzwischen gestiegenen Infektionszahlen kurzfristig abgesagt.
Glücklicherweise gelang es wiederum einen würdigen Ersatz zu finden:
Das Weingut Kai Schätzel war bereit, uns unter entsprechenden Hygiene-Auflagen eine interessante Weinprobe anzubieten.    

Weingut Kai Schätzel
Es besteht schon seit etwa 650 Jahren in Nierstein. Nach der Betriebsübernahme von seinen Eltern 2008 wurden von Kai Schätzel im Vergleich zu den Nachbarweingütern extreme Änderungen eingeführt.
Denn durch die Klimaveränderung wird es wärmer, die Trauben reifen viel früher und produzieren mehr Zucker, der bei der Vergärung dann auch mehr Alkohol bildet. Dadurch verringert sich die Möglichkeit elegante, im Alkohol gemäßigte Weine zu erzeugen. Um die Reife und die Zuckerbildung heraus zu zögern, ist Kai Schätzels Alternative, die Laubwand zu reduzieren für eine geringere Fotosyntheseleistung der Reben und zwischen den Rebzeilen Kräuter als Nährstoffkonkurrenz  zu pflanzen, um so die Zuckerbildung zu verlangsamen und dadurch auch den Wasserbedarf zu vermindern. So kann er reife Trauben ernten, die aber im Durchschnitt nur 86 -88 °Oechsle und gleichzeitig eine kräftige Säure haben. Die daraus gewonnenen, trockenen Weine sind dadurch schlank und filigran, haben nur 11 – 12% Alkohol und eine frische Säure wie Moselweine.
Im Keller wird möglichst wenig eingegriffen. Nach einer Maischestandzeit wird spontan vergoren und im großen Holz ausgebaut. Nach länger Hefelagerung werden die Jungweine dann frühestens ab Mai gefüllt.

2.1               2019  Kai Schätzel, “Naturweiss”                   
Ein gelblicher, etwas trüber Wein aus Riesling, Müller Thurgau, Silvaner und Weissburgunder mit einem leichten Hefeschleier in der Nase. Im Mund ist er dann verhalten, aber sehr sauber und präzise, viel Apfel, etwas Aprikose, Grapefruit, Bitterorangen und eine leichte Hefewürze.
Ziel war ein Wein, der möglichst ohne zusätzliche Eingriffe erzeugt werden sollte, maischevergoren aber nicht wie ein Orangewein im bekannten Sinne, denn die Gärung wurde so geführt, dass der Wein immer unter einer CO2-Schutzschicht von der der eigenen Gärungskohlensäure blieb und so vor Oxidation geschützt wurde. Anschließend wurde nicht mehr filtriert und auch kein SO2 zur Stabilisierung zugegeben. Das ist ein maischevergorener Wein mit Frische und Biss, ohne oxidative Noten.

2.2               2018  Niersteiner Silvaner                   
Ein zurückhaltendes Bukett nach Birne, gelbem Apfel, Quitte mit einem Hauch Hefenoten. Im Mund setzt sich das fort, gelbe Früchte, Apfel, Birne, Melone, ein Hauch Grapefruit und eine feine Kräutrigkeit, dazu eine leichte Salzigkeit und dezente Gerbstoffe im Abgang.
Die Trauben stammen aus dem Hipping von 30 – 40 jährigen Reben. Nach 5 – 6 tägiger Maischstandzeit wurde die Maische mit allen Trubstoffen spontan vergoren und für 10 Monate auf der Vollhefe gereift. Wir haben hier einen großartigen Silvaner vom Niveau eines Großen Gewächses (Silvaner ist in Rheinhessen nicht für GG zugelassen), der trotz des geringen Alkohols von 11% Dichte und Struktur aufweist.

2.3               2019  Kai Schätzel, Riesling                   
In der Nase Pfirsich, Apfel, etwas Zitrus und Grapefruit-Noten, dazu leichte Hefewürze. Im Mund geht es dann weiter mit einer feinen, salzigen Mineralik, gelben, etwas exotischen Früchten, wieder Pfirsich, Apfel, Mirabelle, Grapefruit und Zitrus. „Nur“ ein Gutswein, aber mit Frische und feiner Frucht. Dazu kommt eine kräftige, gut integrierte Säure, wie bei einem Mosel-Riesling.

2.4               2018  Niersteiner Riesling                   
In der Nase Pfirsich, Apfel, etwas Orangen- und Grapefruit-Noten, dazu eine leichte Hefewürze, Kräuter, Hanf und Feuerstein. Im Mund geht es dann weiter mit einer feinen, salzigen Mineralik, gelben, reifen Früchten, wieder Pfirsich, Apfel, Mirabelle, Orangenschale und Quitte. Abgerundet wird der Wein durch eine feine Kräuter-Würze, Hanf sowie Feuersteinnoten. Ein Ortwein, der überwiegend aus den Lagen Ölberg, Hipping und Pettenthal stammt. Es ist ein typischer Riesling von Roten Hang mit seiner frischen, gut integrierten Säure, wieder wie bei einem Mosel-Riesling.

2.5               2018  Niersteiner Oelberg, “Großes Gewächs”                   
In der Nase etwas Spontannoten, aber auch gradliniger Duft nach Pfirsich, Aprikose, Birne und Kräutern, im Mund setzt sich das dann weiter fort mit deutlicher, salziger Mineralik und einer kräftigen, aber reifen, gut integrierten Säure. Danach kommt ein langer Abgang. Das ist ein Wein vom Roten Hang mit ganz eigener Ausprägung.
Die Trauben stammen von 40 jährigen Reben und werden als Ganztrauben mit den Füßen eingemaischt und die Maische wird bis zu einer Woche unter Kohlendioxid-Atmosphäre (von zugegebenen Trockeneis) stehen gelassen. Ohne Filtration wird bgepreßt und im Stückfass spontan vergoren.

Danach konnten wir noch zwei restsüße Rieslinge probieren:

2.6               2019  Kai Schätzel, Riesling                                                  
Ein zartes Bukett nach Pfirsich, Mirabelle, Birne und Citrus, im Mund dann etwas verhalten aber eine zarte Mineralik und ein feines Süße-Säure-Spiel. Dieser Wein ist gradlinig und recht filigran und hat mehr Ähnlichkeit mit einem restsüßen Mosel-Riesling als einem aus Rheinhessen.

2.7               2019  Niersteiner Riesling, Kabinett                       
Ein zart fruchtiges, leicht exotisches Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus. Am Gaumen zeigt sich dann eine feine Mineralik, frische Säure und eine dezente Süße.
Ein restsüßer Kabinett-Riesling nach Mosel-Art: fruchtig, filigran und mit feinem Süße-Säure-Spiel.

Weingut Gehring
Für unser Abendessen hatten wir das Restaurant vom Weingut Gehring, am Ortsrand von Nierstein gelegen, ausgesucht.
Die Vorfahren der Gerings stammten von der Schwäbischen Alp und waren Küfer. Als in den 50’er Jahren die Winzer lieber die einfacher zu pflegenden Kunststoff- und Edelstahltanks kauften, wurden kaum noch Holzfässer geordert und desshalb entschlossen sich die Gerings 1959 ein Weingut zu gründen. Weil es im Ortskern von Nierstein zu eng wurde und der  Aussiedlerhof vom Weingut Ullrich zum Verkauf anstand, wurde 2001  die Gelegenheit zur Betriesbverlagerung genutzt. Zur Erweiterung der Geschäftsbasis wurden ein Weinlokal, Gästezimmer und ein großer Stllplatz für Wohnmobile geschaffen. 2015 wurde noch ein Eventpavillon errichtet.
Inzwischen werden 16 ha Weinberge bewirtschaftet.
Vor dem Essen gab es eine kleine, kurzfristig organisierte Weinprobe im großen Festzelt neben dem Restaurant.

3.1               2019  Gehring, “Herr Müller geht fremd”                   
Müller Thurgau, Gelber Muskateller                   
Würziges, etwas exotisches Bukett, im Mund dann sehr aromatisch, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, etwas Holunder, Muskat. Sauberer, sehr würziger, frischer Wein, nicht groß aber ordentlich gemacht.
Beim Nachpflanzen eines Müller-Thurgau-Weinbergs wurden fälschlich Muskateller Reben als Ersatz gesetzt. Da aber der Wein aus diesem gemischten Satz interessante Aromen zeigte, wurde er als “Herr Müller geht fremd” in das Sortiment übernommen.

3.2               2019  Niersteiner Oelberg, Gelber Orleans                   
Würzige, etwas verhaltene Frucht, Stachelbeere, Apfel, Birne, Mirabelle, Spur Holzapfel, dezente Zitrusnoten, mit einer deutlichen Säure und einer leichten Herbe.
Aufgrund der Klimaveränderung wurde der Gelbe Orleans, der am Roten Hang schon einmal vor 200 Jahren heimisch war, neu ausgepflanzt. 2016 wurden die ersten Trauben erntet. Der Most wurde in großen Holzfässern spontan vergoren und danach für mindestens 10 Monate auf der Feinhefe ausgebaut.

3.3               2019  Niersteiner Bildstock, Grauer Burgunder, Alte Reben         
Ein weiches Bukett nach Birne, Apfel, reifer Stachelbeere mit dezenten Holznoten, im Mund dann Kraft und eine feine Frucht mit leichter Süße und weichen Holzaromen. Ein recht fruchtiger Grauburgunder, der spontan vergoren und dann im neuen Tonneau ausgebaut wurde.

3.4               2018  Niersteiner Oelberg, Chardonnay, Alte Reben
Ein etwas breites Bukett, sehr verhaltene, breitere Frucht, etwas Birne, Apfel, kaum Feinheiten und wenig Säure, im Abgang dann etwas frischere Säure.

3.5               2018  Niersteiner Bildstock, Frühburgunder                      
Ein mittleres Kirschrot, in der Nase rote Früchte, Kirsche, Pflaume, am Gaumen dann wieder rote Früchte, noch etwas Trockenpflaume und etwas Kamillentee. ein festes, weiches Tannin. Für das Jahr 2018 zeigt der Weine eine frische, animierende Säure.
Die beiden nachfolgenden Wein wurden dann beim Abendessen probiert:

3.8               2019  Niersteiner Hipping, Riesling                    
Ein würziges Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, etwas Kräuter im Mund. Ein sauberer, recht dichter, etwas breiterer, fülligerer Riesling mit weicher Frucht, aber deutlicher Säure .

3.9               2019  Niersteiner Pettenthal, Riesling                    
Auch dieser Riesling zeigt  ein würziges Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Apfel, Birne, etwas Pfirsich-Likor und ein Hauch salzige Mineralik im Mund. Ein sauberer, recht recht eleganter Riesling, mit frischer Säure, der etwas mehr Fnessen zeigte als der Hipping.

Am Samstagmorgen folgte endlich die erste Probe nach Plan:

Weingut Lisa Bunn
Bastian Strebel und Lisa Bunn haben ihren elterlichen Weingütern, den ehemaligen Margarethenhof in Nierstein und das Weingut Strebel in Wintersheim zum neuen Weingut Lisa Bunn zusammengelegt. Mit einer Rebfläche von 21 ha decken sie mit Nierstein im Norden und Wintersheim im Süden unterschiedliche Böden und Microklimata ab.
Die Weine aus dem Roten Hang stehen für viel Mineralität, Salzigkeit und Würze. Wintersheim hat die höchsten und damit die an den spätesten reifenden Lagen in Rheinhessen. Die dortigen tiefgründigen Lösslagen stehen für fülligere Frucht und Saftigkeit.
Die Ernte erfolgt von Hand, die Weine machen eine lange Maischestandzeit durch und nach der Spontangärung liegen die Weine lange auf der Feinhefe bis zur Abfüllung.

4.1               2019  Lisa Bunn, Pinot Reserve, Sekt, brut nature                  
Spätburgunder, Chardonnay, Pinot Meunier (Schwarzriesling)                          
Dieser Sekt zeichnet sich durch eine feine Perlage aus, in der Nase zeigen sich Birne, Mirabelle, Stachelbeere und Apfel mit einem leichten Hefeschleier, im Mund dann etwas verhalten aber harmonisch mit feiner Säure.
Der Grundwein wurde im Tonneau ausgebaut.

4.2               2019  Lisa Bunn, Sauvignon blanc                   
Ein sehr dezenter, nicht lauter Sauvignon, Stachelbeere, Apfel und Birne in der Nase, im Mund sehr zurückhaltende Frucht, wieder Stachelbeere, Apfel, dazu aber auch etwas Cassis, Mango und Maracuja. Eine frische Säure stützt den Wein.

4.3               2018  Niersteiner Riesling, “Vom Rotliegenden”    
Dieser Ortswein bleibt etwas verhalten im Bukett, am Gaumen kommen Pfirsich, Birne, Mirabelle, grüner Apfel und etwas Kräuter und das typische Rote Hang-Aroma, dazu eine kräftige, frische Säure und in Abgang leichte Mocca-Noten.

4.4               2018  Niersteiner Hipping                                                  
Anfangs zeigt der Wein leicht reduktive Noten im Bukett, an der Luft entwickelt er aber exotische Aromen, Pfirsich, Quitte, Birne, Ananas und Mirabelle. Am Gaumen kommt dann noch eine feine Mineralität mit Feuersteinnoten und einer knackigen, gut integrierten Säure zum Vorschein. Ein dichter, nachhaltiger, nicht vordergründiger Riesling mit typischer Roter Hang Mineralität.

4,5.               2018  Niersteiner Orbel                   
In der Nase würzige, exotische und stärker vollreife Noten, am Gaumen Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Citrus und wieder die feine Mineralität mit Feuersteinnoten und einer knackigen, feinen geschliffenen, frischen Säure.
Der Wein zeigt stärker vollreife Aromen und wirkt etwas zarter, weicher als der Hipping.

4.6               2017  Dienheimer Tafelstein, Chardonnay, “Reserve”                
Im Bukett Birne, Apfel, Spur Mirabelle, ein leichter Kaffee-Duft und sehr dezente Holznoten, am Gaumen dann eine feine Balance zwischen eleganter Frucht, frischer, gut integrierter Säure und sehr dezentem Holz. Ein sehr gut komponierter Chardonnay, in sich sehr stimmig, mit Eleganz, Frische und trotzdem dichter Struktur.

4.7               2017  Lisa Bunn, Grauer Burgunder, “Reserve”                   
Ein fülliges, vollreifes Bukett, gelbe Früchte, Birne, reifer Apfel, Mirabelle und vom Holz­ausbau ein Hauch rauchig, am Gaumen dicht, cremig, mit weicher, vollreifer Frucht und Fülle, zusätzlich etwas Honigmelone und rauchiges Karamell.
Die Trauben wurden nach 24 Std. Maischstandzeit spontan vergoren und in getoasteten 500 l Fässer vergoren. Bis Februar wurde die Hefe wöchentlich aufgerührt und dann der Wein ohne Aufrühren bis zum September auf der Hefe belassen.

4,8               2017  Winterheimer Spätburgunder                   
Ein würziges Bukett nach roten Beeren, Kirsche, Pflaume, im Mund recht straff mit guter Säure und leicht adstringierendem Tannin.

4.9               2016  Lisa Bunn, Merlot, “Reserve”                    .
Ein würziges Bukett nach reifen, dunklen Beeren, viel Brombeere, Kirsche und ein leichter Ton von dunkler Schokolade. Das Holz ist trotz der neuen Fässer sehr dezent und nicht aufdringlich. Mit einem langen Abgang verabschiedet sich der Wein.
Die Trauben wurden entrappt und 3 Wochen in 500 l Bütten auf der Maische vergoren.
Danach reifte der Merlot für 2 Jahre in neuen Barriques.

4.10              2018  Niersteiner Himmelsthal, Auslese                   
In der Nase viel reife, gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, reife Stachelbeere, am Gaumen dann viel vollreifes Obst mit dezenter Süße, aber recht weicher Säure.
Eine recht dichte, weiche Riesling-Auslese, die aber etwas glatt und gefällig wirkt. (Aufgrund des heißen Jahrgangs 2018 ?)

Nach einem kleinen Mittagesse in unserem Hotel ging es per Großraumtaxi dann nach Nackenheim zum Weingut Gunderloch. Da das Weingut nur einen kleinen Verkostungsraum hatte, mußten wir aufgrund der Hygieregeln draußen auf der Terrasse die Probe durchführen. Glücklicherweise schien die Sonne, es war noch recht warm und der Regen blieb fern.
Weingut Gunderloch
Das Weingut Gunderloch wurde 1890 vom Mainzer Bankier Carl Gunterloch gegründet.
Er kaufte den Dalheimer Hof aus dem säkularisierten Besitz des Kloster Dalheim sowie Weinberge in Nackenheim, vor allem in der Lage Rothenberg. Inzwischen hat mit Johannes Hasselbach die sechste Generation die Verantwortung über 24 ha Weinberge übernommen.
Wir starteten mit einem Pärchen an Gutsweinen:

5.1               2019  Gunderloch, Riesling, “vom roten Schiefer”    
Im Bukett die typische Aromatik vom Rotliegenden des  Roten Hangs, kräutrig, etwas Pfirsich, Birne, Quitte, Grapefruit. Im Mund eine mineralische, kräutrige Würze, gelbes Steinobst, Zitrusaromatik und eine feine Säure. Ein typischer, mineralischer Riesling vom Roten Hang. Die Trauben stammen aus verschiedenen Niersteiner Lagen.

5.2               2019  Gunderloch, Riesling, “Als wär’s ein Stück von mir”                                           
Diesen Wein hat Johannes Hasselbach als Gegenstück zum Riesling „vom roten Schiefer“ geschaffen.
Auch hier Im Bukett die wieder die typische Aromatik vom Rotliegenden des  Roten Hangs, kräutrig, etwas Pfirsich, Birne, Quitte, Grapefruit, aber zarter als beim Riesling vom Roten Hang. Im Mund eine mineralische, zart kräutrige Würze, viel gelbes Steinobst, Zitrusaromatik und eine feine, frische Säure. Der Wein wirkt gradliniger, schlanker als der Riesling „vom roten Schiefer“ und hat deutlich mehr Säure.
Die Trauben stammen aus einer Junganlage im Nackenheimer Rothenberg und von etwa 35 Jahre alten Reben aus dem Niersteiner Hipping
Es folgte ein weiteres Paar von Ortweinen aus Nierstein bzw. Nackenheim:

5.3               2019  Niersteiner Riesling                                                  
Im Bukett finden sich noch leicht hefige Noten, Pfirsich, Aprikose, Limetten, dazu die Aromatik vom Rotliegenden, im Mund bleibt der Wein schlank mit feiner Mineralik, leicht kräutriger Würze, gelben Früchte, einer frischen Säure und zarter Phenolik. Er steht eine Stufe höher als der Ortswein und hat mehr Dichte aber trotzdem Eleganz und ist fest und nachhaltig im Abgang.

5.4               2019  Nackenheimer Riesling                                                  
n der Nase ist er erstaunlich kühl und elegant, im Mund folgen dann eine klare, straffe, deutlich mineralische Frucht, dazu Pfirsich, Mirabelle, grüner Apfel, Grapefruit sowie eine markante Säure und dezente Phenolik. Ein klarer, gradliniger, eleganter Wein, der zartere Noten vom Roten Hang aufweist als der Niersteiner Riesling. Diese Trauben stammen vom Nackenheimer Rotenberg und stellen die Selektion für den  Zweitwein vom Großen Gewächs dar.
Als Abschluß der trockenen Rieslinge folgen noch zwei Große Gewächse:

5.5               2019  Niersteiner Pettenthal, “Großes Gewächs”               
Feine reife gelbe Frucht, Melone und Grapefruit in der Nase, im Mund dann viel Pfirsich, Aprikose, Melone, Grapefruit und fast keine Zitrusnoten, etwas erdige Mineralität, eine präsente, etwas hintergründige Säure und ein langer Nachhall. Ein wirklich Großes Gewächs vom Roten Hang

5.6               2019  Nackenheimer Rothenberg, “Großes Gewächs”                                                  
Feine gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Aprikose, Birne im Bukett, im Mund eine deutliche, salzige Mineralität, wieder gelbe Früchte, etwas mehr Limette und viel Säure-Biss. Ein elegantes, filigranes und gradliniges Großes Gewächs vom Nackenheimer Rothenberg mit aussergewöhnlicher Mineralität.

5.7               2019  Gunderloch, Jean Baptiste, feinherb                   
Zart würziger, exotischer Duft, elegante, zart mineralische, exotische Frucht, Pfirsich, Mirabelle, Birne, Ananas dazu eine zarte Süße, die durch die frische Säure ergänzt wird.
Eine angenehme frische Frucht, die gleichzeitig auch schlank ist und eine zarte Süße machen diesen Wein so saftig.
Es ist der erfolgreichste Wein mit der höchsten Verkaufsmenge des Weinguts.

5.8               2019  Nackenheimer Rothenberg, Spätlese                    
Ein intensiver Steinobst-Duft, Pfirsich, Aprikose, Mirabelle, Birne, am Gaumen ein kräftiger Körper mit feiner Mineralik und einem feinen Süße-Säure-Spiel.
Das war ein dezent süßer Wein als Abschluss unserer Probe.

Da wir nach der letzten Probe noch in unserem Hotel übernachtet haben und erst am nächsten Morgen nach hause gefahren sind, konnten wir dort abends in Eigenregie eine Weinprobe mit Weinen vom Weingut St. Antony durchführen.
Als wir die Weine im Weingut abgeholten und erzählten, dass wir damit eine Weinprobe im Hotel durchführen wollten, war der Mitarbeiter, der uns bediente sehr erstaunt, warum wir die Probe nicht im Weingut durchführen würden. Nach der Absage, die wir vorher bekommen hatten, etwas eigenartig, aber Corona scheint vieles durcheinander zu bringen.

Weingut St.Antony
1912 kaufte die Gutehoffnungshütte aus dem Ruhrgebiet im Süden von Nierstein eine Kalkgrube für die Eisenherstellung. Dazu gehörten auch die benachbarten Weinberge. Als nach dem 1.Weltkrieg der Kalk aus Nierstein nicht mehr benötigt wurde, begann man die Weinberge selbst zu bewirtschaften. Ab 1920 wurde Wein produziert, der nur im Konzern verbraucht wurde. In den 80iger Jahren wurde die Gutehoffnungshütte umstrukturiert und gehörte dann zur MAN (Maschinenfabrik Augsburg Nürnberg). 1955 wurde die Kalkgrube verkauft und der Erlös für die Erneuerung und Erweiterung des Weinguts benutzt. Damals wurden auch weitere Spitzenlagen in Nierstein gekauft. 1986 wurde das Weingut in St.Antony umbenannt, nach der ersten Eisenhütte der Gutehoffnungshütte. 1990 wurde das Weingut Mitglied im VDP, 2005 erfolgte der Verkauf an den Investor Detlev Meyer (Hawesco, Jacques Weindpot)

6.1               2019  St.Antony, Riesling, “Rotschiefer”                   
Der Wein zeigte ein zart kräutriges Bukett mit reifem Pfirsich, Mirabelle, Steinobst. Dann folgte am Gaumen eine weichere, zart cremige Frucht, Birne, Grapefruit, etwas Citrus, dazu eine frische Säure, deutliche Rote Hang Mineralik, und eine leicht herbe Phenolik. Ein saftiger, voller Riesling mit den dezenten mineralischen Aromen vom Roten Hang.
Die Trauben stammen von bis zu 30 Jahre alten Reben, zu etwa 50% aus dem Pettenthal und zu je 25% aus dem Orbel und dem Ölberg.

6.2               2019  Niersteiner Riesling                                                  
Ein Duft nach gelben Früchten, Pfirsich, Mirabelle, Quitte, im Mund setzt sich das dann neben der leicht salzigen Mineralik fort, dazu eine frische Säure und ein leicht herb adstringierender Nachhall. Ein Ortswein auf hohem Niveau, der noch mehr Struktur und Finesse hat als der Gutswein.
Dieser Wein stammt in diesem Jahr komplett von jüngeren Reben aus dem Pettenthal.
Die Trauben wurden langsam abgepresst, spontan vergoren und nur im Edelstahl ausgebaut.

6.3               2019  Niersteiner Brudersberg, “Großes Gewächs”       
Reife gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Citrus in der Nasen, eine feine mineralische Eleganz im Mund dazu gelbe Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne, etwas Melone, reifer Apfel, Orangenschale. Die dichte Frucht wird durch eine feine, nachhaltige Säure unterstützt.
Wir haben hier ein sehr duftiges, reifes „Großes Gewächs“, das etwas filigraner, eleganter als der Orbel wirkt.

6.4               2019  Niersteiner Orbel, “Großes Gewächs”                   
Würziges, exotisches Bukett, Pfirsich, Mirabelle, Birne, ein Hauch Kräuter, im Mund dann etwas verhalten, mit gelben Früchten, etwas Zitrusssromen Er besitzt eine dichte Struktur, dazu die typische Mineralik vom Roten Hang sowie eine lebendige Säure. Ein konzentriertes „Großes Gewächs“, das Dichte zeigt und gleichzeitig sehr elegant ist.

6.5               2018  Niersteiner Orbel, “Großes Gewächs”                   
Weiches, recht vollreifes Bukett nach Pfirsich, Mirabelle, reifer Stachelbeere, am Gaumen dann cremige, vollreife aber nicht fette gelbe Frucht, dezente Rote Hang-Mineralik, zusätzlich noch etwas Birne und leichte Hanfnoten.
Der Wein ist jahrgangsgemäß fülliger und hat recht vollreife Noten, besitzt aber trotzdem eine weiche, frische Säure.

6.6               2018  St.Antony, Blaufränkisch                                       
Im Bukett Kirsche und Brombeere, dazu ein Hauch Holz, am Gaumen recht rund und saftig, schöne Kirschfrucht, aber auch Pflaume und etwas Brombeere. Eine frische Säure und festes Tannin mit einer sehr zarten Holznote runden den Wein ab.
Die Trauben stammen aus den Blaufränkisch-Parzellen im Pettenthal und im Orbel. Alle Fässer, die nicht für den Blaufränkisch „Rothe Bach“ verwendet wurden, gingen als Zweitwein in diesen Ortwein. Ausgebaut wurde der Wein im Barrique und im Tonneau.
Da einige Parzellen im Roten Hang für den Riesling zu heiss wurden, ließ das Weingut die Reben auf Blaufränkisch umpfropfte. Die Reiser stammten aus dem Südburgenland vom Weingut Uwe Schiefer.

Damit endeten unsere Weinproben am Roten Hang. Für viele war die teilweise dominante Mineralik sehr fordernd und nicht so einfach zu verstehen, aber es wurde deutlich, warum der Rote Hang schon früher zu den großen Lagen in Deutschland zählte und inzwischen dabei ist, seine alte Stellung wieder zu erlangen.
Pandemie-bedingt hatte sich die Zahl der Teilnehmer fast halbiert, aber für die noch mitgekommen waren, war es ein Erlebnis, diese Weine zu verkosten.
Mit unserem in den Oktober verlegten Reisetermin hatten wir sehr viel Glück, da zuerst ein Übernachtungsverbot bestand, das dann kurz vorher aufgehoben wurde. Und eine Woche später hätte ebenfalls alles Pandemie-bedingt abgesagt werden müssen.
Erfreulich war, dass alle die Weinreise gesund überstanden haben.
Unserem Weinbruder Wilfried müssen wir aufrichtig für seine Bemühungen danken, vor allem dafür, dass er für die beiden Weingüter, die ihre Proben abgesagt hatten, in der kurzen Zeit noch einen ebenbürtigen Ersatz gefunden hatte. Auch bei den beteiligten Weingütern möchten wir uns bedanken, dass sie die Weinproben noch durchgeführt haben.

Verfasser: Dieter

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Weinprobe Griechenland mit Herrn Haris Papapostolou von „The Winehouse“ aus Ulm am 24.09.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Für unser diesjähriges Probenprogramm hatten wir für ausländische Proben auch zwei mit griechischen Weinen vorgesehen. So konnten wir für unsere 2. Griechenlandprobe Herrn Haris Papapostolou aus Ulm begrüßen. Er hatte als Gastronom angefangen und sich aber seit 2 Jahren dann nur noch auf Wein fokussiert. In Ulm betreibt er mit einem Partner die Weinhandlung „The Winehouse“ und bietet ein interessantes Angebot an ungewöhnlichen griechischen Weinen an, die alle von kleinen, in Deutschland unbekannten Winzern stammen.

Aus diesem Sortiment hatte er für uns eine Probe zusammengestellt.

Unsere Probe startete mit 5 Weißweinen

1.       2018  Markogianni Winery, Retsina „Ritinitis“,     
          Peloponess, Olympia;  Rebsorte Roditis,        

In der Nase würzige Aromen von reifer Stachelbeere, Birne, Mango, Zitrone, etwas Kräuter, was sich im Mund fortsetzt. Eine frische Säure und ein leicht herber, kräutriger Abgang ohne die berüchtigten Eukalyptus- und Harztöne, die den normalen Retsina auszeichnen. Ein beachtenswerter Retsina!
Die Trauben werden von Hand gepflückt und in kleine Kisten gelegt. Nach der Lese werden sie sofort in den Weinkeller gebracht, auf 8°C gekühlt, entrappt und vor der Vorgärung mazeriert. Das Harz wird während der Gärung zugesetzt und der Wein nach der Gärung drei Monate lang unter häufigem Umrühren auf der Hefe belassen.

2.       2019  Aslanis Winery, „Malagiousia“          
          Makedonia; Rebsorte Malagiousia        
In der Nase exotische Frucht, Kiwi, Birne, Mirabelle, im Mund dann noch etwas Holunder, Walderdbeere, Melone. Dazu kommen eine frische, ausgewogene Säure und ein zart herber Abgang.
Mit geringen Erträgen und einer sorgfältigen Vinifikation erzeugt die Familie Aslanis ihre Weine mit Finesse und Typizität. Malagouzia ist eine alte griechische Rebsorte, die vor 40 Jahren fast ausgestorben wäre.

3.       2019  Argyros Estate, “Atlantis”        
          Santorin; Rebsorte Assyrtiko, Athiri, Aidani     

In der Nase ein etwas vollreifer, exotischer Duft, Birne, Mirabelle, Zitrus, im Mund dann kühlere Mineralität und eine frische Säure.
Atlantis ist eine weichere Version der eher mineralischen und Säure-betonten Assyrtiko Traube. Die Rebsorte wurde mit zwei weiteren autochthonen Trauben assembliert um einen weicheren, runderen Wein zu erzeugen. Die Trauben stammen von über 60 jährigen Reben, die im ursprünglichen alten Santorin Stil angebaut wurden (Die Reben werden zu einer niedrigen, kreisförmigen Korbformen erzogen, um so Schutz gegen den rauen Wind und die Sonne der heißen Insel zu bieten)..

4.       2018  Tsikrikonis Vineyards, „Assyrtiko“    
          Makedonia; Rebsorte Assyrtiko

Würziges Bukett nach Steinobst, Birne, Zitrus, etwas Kräutern und Blüten, am Gaumen reife mineralische Frucht, etwas Feuerstein. Der Wein ist durch 8 Monate Hefelager voll und harmonisch, besitzt aber auch eine frische Säure.
Dieser Assyrtikos stammt vom Weinberg “Asvestaria” der aus reinem Kalkstein besteht und schon 2006 mit Assyrtiko bepflanzt wurde.
Durch den kühlen Meereswind tagsüber und kalte Winde aus den Bergen in der Nacht entsteht ein spezielles Mikroklima wodurch dieser Assyrtikos seine Frische und Feuerstein-Mineralität erhält.

5.       2017  Moschopolis Winery, “6”
          Thessaloniki; Rebsorte Assyrtiko
Würziges Bukett nach Melone, Birne, Pfirsich und Zitrus dann auch noch florale Noten. Im Mund dann Struktur und Fülle, ohne fett zu sein, eine lebendige Säure und zarte Holznoten, etwas Vanille und Karamell, im Abgang kommen dann nussige Noten.
Für den Moschopolis „6“ wird Assyrtiko in einem steinigen sehr steilen Weinberg über dem Meer in einer besonderen Reberziehung angebaut. Die Trauben hängen in einer Höhe von ca. 1.80 m über dem Boden, um sie vor der Sonne und vor hohen Bodentemperaturen zu schützen.
Dadurch verändert sich der Charakter der Rebsorte und die Weine bleiben filigraner. Der Wein wird mit Spontan-Hefen vergoren und unfiltriert abgefüllt

Nach den Weißweinen wendeten wir uns drei Rosé-Weinen zu:

6.       2019  Argyros Estate, “Atlantis”, Rosé        
        Santorin; Rebsorte Assyrtiko, Mandilaria         

Ein kräftig farbiger Rosé mit einem Bukett von gelbfruchtigem Obst wie Apfel, Birne, Mirabelle und der Mandilaria geschuldet von rotfruchtigem Obst wie Kirsche und Walderdbeere.Im Mund fällt eine zarte Mineralik und eine frische Säure vom Assyrtiko auf. Die leichte Tannin-Herbe gibt etwas mehr Struktur.
Die Weinberge für Atlantis Rosé, die in Episkopi, Pyrgos und Megalochori liegen, weisen ein Durchschnittsalter zwischen 60-80 Jahren auf. Wie beim Weißwein dieses Weinguts werden auch beim Rosé die Reben im alten Santorinischen Korbschnitt erzogen.

7.       2019  Thymiopoulos Vineyards, „Rosé de Xinomavro“        
          Makedonia, Naoussa; Rebsorte Xinomavro    

Ein Rosé mit mittlerem Lachsrosa, in der Nase Birne, Mirabelle, Quitte, Johannisbeere, Erdbeere und Tomatenmark. Im Mund dann recht kräftig mit frischer Säure und leicht herben Tanninen. Ein kräftiger Rosé, der zum Essen einlädt. Der Ausbau erfolgte für 6 Monate im Holz und es wurden nur ca.- 2.000 Flaschen hergestellt

8.       2007  Thymiopoulos Vineyards, „Rosé de Xinomavro, Reserve“     
          Makedonia, Naoussa; Rebsorte Xinomavro    

Der große Bruder vom vorhergehenden Rosé, der 4 Jahre im gebrauchten großen Holz (500 l) gelegen hat und dann noch 8 Jahre auf der Flasche gereift ist. Und dieser Rose ist gerade erst auf den Markt gekommen! Kann der noch gut sein oder ist der schon im Weinhimmel gelandet?
Ein mittleres Orange mit gelbbraunen Reflexen, in der Nase Birne, Mirabelle, Quitte, Johannisbeere, Erdbeere, Rosmarin und Tomatenmark. Im Mund dann kräftig und nachhaltig mit frischer Säure und leicht herben, aber reifen Tanninen.
Ganz unerwartet begegnen wir hier einem erstaunlichen Rosé, der noch nicht müde, sondern immer noch frisch und fruchtig ist, ohne Altersnoten mit dichter Struktur und langem Nachhall. Kaum zu glauben, dass das ein Rosé ist!

Zum Abschluss der Probe folgten noch fünf Rotweine:

9.       2018  Aslanis Winery, „Limnio“         
          Makedonia; Rebsorte Limnio      

In der Nase würzige Frucht nach roten Beeren, Pflaume, Kirsche, Sauerkirsche und Erdbeeren und zarte Holznoten. Im Mund setzt sich das fort mit feiner Säure und geschliffenen Tanninen, dazu kommen leichte Gewürze-Noten.
Ein fruchtig eleganter Wein, der 8 Monate im Holz lag und Feinheit wie ein Pinot zeigt.

10.     2017  Markogianni Winery, „Mandilaria“  
         Mandilaria, Peloponess, Olympia 

Im Bukett rote Früchte, Pflaume, etwas Kirsche und Brombeere, kräftige, dichte, aber nicht fette Frucht mit frischer Säure, wirkt etwas wie ein Südfranzose vom Mittelmeer.
Der Wein stammt aus biologischem Anbau, ist aber nicht offiziell zertifiziert.

11.     2017  Thymiopoulos Vineyards, „Naoussa Alta“  
          Makedonia, Naoussa; Rebsorte Xinomavro    

Ein würziges Bukett mit roten Früchten, Pflaume, Brombeere, Kirsche, im Mund dann ein leichter Körper aber eine deutliche Fruchtkonzentration, auch noch etwas Erdbeere, Tomatenmark, Fenchel und eine Spur Zimt. Der Wein wirkt schon etwas reifer mit weicheren, seidigen Tanninen und einer kräftigen Säure.
Der Ausbau erfolgte für 12 Monate im 600 l großen, gebrauchten Holzfass

12.     2018  Muses Estate, „Mouchtaro“              
         Zentralgriechenland; Rebsorte Mouchtar

In der Nase feines Aroma von Pflaume, Brombeere, Kirsche, etwas Kräuter, Veilchen, im Mund dann recht vollmundig mit Blaubeere, Kräuter und etwas Sellerie, dazu frische Säure und abgerundete Tannine.
Die sehr seltene griechische Sorte Mouchtaro wurde durch Athanasios Zacharias vor dem Aussterben gerettet. Die Rebe wird ausschließlich im Tal der Musen, am Fuße des Berges Helicon, angebaut. Auf 550-650 m Höhe sorgen die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht für eine aromatische Reife und Erhalt der Säure. Das Weingut wird inzwischen von seinen Enkeln, Nikos, Stelios und Panagiotis Zacharias fortgeführt, die auch auf biologischen Anbau umgestellt haben.

13.     2017  Anatolikos Vineyards, „MV“                
        Trakien, Rebsorten Mavroudi 60%, Cabernet Sauvignon 20%, Merlot 20%.

Dieser Wein ist eine recht ungewöhnliche Cuvée aus Mavroudi 60%, Cabernet Sauvignon 20%, Merlot 20%. Er zeigt ein ausdruckstarkes Bukett von roten Früchten, Pflaume, Kirsche, Brombeere und Cassis. Im Mund dann deutliche Konzentration und etwas Blaubeere, eine gute Säure und intensive, reife Tannine, dazu etwas Leder und Schokolade. Vom Holzausbau wird etwas Zimt und Vanille beigesteuert.
Die Reben stehen im nördlichsten Küstenweinberg Griechenlands auf Sand mit felsigem Untergrund. Durch die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht und die ständige kühle Meeresbrise reifen aromatische Trauben mit guter Säure heran. Der biologische Anbau und die geringen Erträge, (40 – 500 kg / ha) sorgen für gute Konzentration.
Die Cuvée der drei Rebsorten reifte auf der Feinhefe für 12 Monate in französischen Eichenfässern und wurde dann ungefiltert abgefüllt.

Damit ging eine Weinprobe zu Ende, die für alle eine positive Überraschung war: Keine breiten, säurearmen Weißweine und keine füllig, fetten Rotweine sondern ausdrucksstarke, schlanke Wein mit einer frischen Säure. Sie kamen nicht von den bekannten, großen Produzenten, sondern von kleinen, hier noch unbekannten Produzenten.
Die Probe startete mit einem Retsina, normalerweise ein einfacher, belangloser Weißwein, den man am besten im Urlaubsland trinkt. Dieser Retsina dagegen hatte Charakter und Struktur und war als Wein ernst zu nehmen. Das galt auch für die nachfolgenden Weißweine.
Auch bei den Rosé-Weinen gab es eine positive Überraschung: Ein Wein, der 13 Jahre nach der Ernte in den Verkauf gekommen ist und trotz dieses hohen Alters für einen Rosé eine dichte Struktur und immer noch Frucht und Frische zeigte.
Und auch die Rotweine zeigten keine Schwächen. Keine breiten fetten und überreifen Wein, sondern ebenfalls feine Frucht, frische Säure und Finesse.
Es war eine Probe mit einem Querschnitt an Weinen aus autochthonen Rebsorten, die uns gezeigt hat, dass in Griechenland sehr interessante Weine produziert werden. Dafür möchten wir Herrn Papapostolou sehr herzlich danken.

Verfasser: Dieter

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Mitgliederversammlung am 10.09.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Da wir durch den ersten Lockdown der Corona-Pandemie unsere Mitgliederversammlung am 19.03.2020 nicht durchführen konnten, haben wir die erste – und im Nachherein auch einzige Möglichkeit genutzt, sie nachzuholen.

Vorgesehen war, Weine aus Rheinhessen als erste Einstimmung in unsere deutsches Jahresthema „Rheinhessen“ zu verkosten. Durch die Verschiebung auf September war es jetzt aber der Abschluss unseres Jahresthemas.

Da wir die Weine in der Mitgliederversammlung nicht werten, folgt hier nur die Auflistung der verkosteten Weine.

2018 Niersteiner Riesling, QW
Weingut Seebrich, Nierstein
Alkohol 12 %, 7,00..€

2018 Riffel, Riesling, QW
Weingut Riffel, Bingen-Büdesheim
Alkohol 12 %, Restzucker 5,1 g/l, Säure 7,5 g/l, 7,90 €

2018 Gutzler, Riesling, QW
Weingut Gerhard Gutzler, Gundheim
Alkohol 12 %, 8,20.. €

2018 Gröhl, Riesling, “Roter Hang”, QW
Weingut Eckehart Gröhl, Weinolsheim
Alkohol 12,5 %, Restzucker 4,2 g/l, Säure 8,2 g/l, 8,90 €

2018 Eva Vollmer, Roter Riesling, QW
Weingut Eva Vollmer, Mainz Ebersheim
Alkohol 13,1 %, Restzucker 0,8 g/l, Säure 6,4 g/l, 12,50 €

2017 Domaine Oppenheim, Riesling “G zum 1275 Jubiläum 742-2017”, QW
Staatliche Weinbaudomäne Oppenheim, Oppenheim
Alkohol 12 %, Restzucker 2,0 g/l, Säure 8,5 g/l, 8,50.. €

2017 Bodenheimer Hoch, Riesling, “Rheinhessen Selection” , QW
Weingut der Stadt Mainz, Mainz
Alkohol 13 %, 10,00.. €

2016 Dalsheimer Riesling, QW
Weingut Scherner Kleinhanß, Flörsheim-Dalsheim
Alkohol 12,3 %, Restzucker 4,4 g/l, Säure 7,3 g/l, 8,00.. €

2016 Ockenheimer Hockemühle, Riesling, Rheinhessen Selection, QW
Weingut Jäger, Ockenheim
Alkohol 13 %, Restzucker 3,6 g/l, Säure 7,5 g/l, 9,50. €

2016 Essenheimer Teufelspfad, Riesling, QW
Weingut Brummund, Ober Hilbesheim
Alkohol 13 %, Restzucker 4,3 g/l, Säure 6,9 g/l, 13,90 €

2016 Oppenheimer Sackträger, Riesling, QW
Weingut Louis Guntrum, Nierstein
Alkohol 13 %, Restzucker 6,9 g/l, Säure 7, 8 g/l, 15,00.. €

2018 Landgraf, Riesling, Kabinett
Weingut Landgraf, Saulheim
Alkohol 10 %, 7,50.. €

Verfasser: Dieter

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Weinprobe mit dem Weingut Ökonomierat Joh. Geil Erben am 20.08.2020

Erstellt von Dieter am 5. Dezember 2020

Wir konnten für unsere Probe Johannes Geil-Bierschenk begrüßen, der trotz der Corona-Pandemie sich zu uns gewagt hatte, um sein Weingut vorzustellen.
Das Weingut wurde 1871 gegründet und seitdem von Generation zu Generation weitergegeben.  Johannes absolvierte ein Studium in Geisenheim, erweiterte dann seine Kenntnisse in Australien und Südafrika und kam danach zum Weingut zurück und führt es seitdem zusammen mit seinem Vater Karl.
Das Weingut bewirtschaftet inzwischen 32 ha in Bechtheim auf Lösslehm- und Kalkmergel-Böden. Die besten Lagen sind der Bechtheimer Geyersberg, Rosengarten und Hasensprung. Außer Riesling (31 Prozent) werden verschiedene Burgundersorten, Dornfelder, Silvaner und weitere Rebsorten angebaut.Produziert werden etwa 280.000 Flaschen pro Jahr.
Das Weingut ist Mitglied bei „Maxime Herkunft Rheinhessen“ und eines der Gründungsmitglieder der Vereinigung „Massage in a Bottle“.

Unsere Probe startete mit einem Gelber Muskateller als Gutswein.

1.       2019  Oekonomierat Johann Geil, Muskateller              
Ein kräftiges, intensiv-aromatisches Bukett mit Orangenschale und würzigem Muskatton, am Gaumen dann gelber Pfirsich, Mirabelle, Birne, Zitrus, Orangenschale und Muskatnuss: Ein trockener, klarer, frischer, etwas lauterer aber nicht vorlauter Muskateller mit feinem Säurespiel.
Der Wein ist ein Cuvee aus Gelber Muskateller mit etwas rotem Muskateller, die Reben stehen auf schwerem Kalkmergel

Es folgten vier rebsortenreine Ortsweine, die beim Weingut mit „S“ gekennzeichnet sind.

2.       2019  Bechtheimer Riesling, “S”                        
In der Nase würzig, zart exotische Früchte, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Spur Birne, mehr Citrusnoten, im Mund dann würzig, opulent, mehr Zitrusnoten, dazu zarte Kräuter-Noten und ein feines Säurespiel.
Die Trauben stammten von etwas 15 Jahre alten Reben aus den Lagen Geiersberg, Rosengarten, Stein und Hasensprung. Sie wurden mit 90 – 92 ° Oechsle gelesen

3.       2019  Bechtheimer Grüner Silvaner “S”                    
Ein zartes Bukett nach Birne, Mirabelle, etwas Holzapfel und einem feinen Kräuterduft. Im Mund dann kräftige, volle Frucht. eine feine Säure und dichte Struktur. Ein rheinhessischer Silvaner, der mehr von der Fülle als von der Mineralik lebt. Der Ertrag der Reben wurde deutlich reduziert, die Trauben dann vollreif gelesen und zu einem Drittel im Holzfass ausgebaut, um ihm etwas Weichheit und Cremigkeit zu gebe

4.       2019  Bechtheimer Weißer Burgunder, “S”                 
Im Bukett reife Birnen, Mirabellen, etwas Aprikosen und weiße Blüten. Im Mund dann eine geschmeidige Fülle und Cremigkeit, zarte Mineralik und leicht nussige Noten.
Ein Weissburgunder mit Fülle, Dichte und Harmonie, aber auch mit Eleganz.
Die Trauben stammten von kalkhaltigen Böden und wurden zu 60% spontan vergoren. Ausbau im 2000-l Fass, und 10-15% je im Tonneau und in Edelstahl.

5.       2019  Bechtheimer Chardonnay, “S”           .
Ein würziges Bukett nach vollreifen, exotischen Früchten mit einem Hauch Vanille, am Gaumen dann feiner Schmelz und einem Hauch Orangen und Ananas.
Klarer, dichter, weicher, harmonischer Chardonnay mit feiner Säure, präziser Frucht, sehr schön eingebundenem, nicht zu dominantem Holz.

Ein Flight mit einer Vertikalen von drei Riesling-Lagenweinen aus dem Bechtheimer Hasensprung folgte:
Der Hasensprung gehört zu den kühleren Lagen und hat mehr Kalkstein im Boden.

6.       2012  Bechtheimer Hasensprung                         
Im Bukett Zitrus- und Steinobstaromatik mit leicht vegetabilen Noten, am Gaumen leicht mineralisch mit exotischen Früchten, Pfirsich, Mirabelle und einer feinen Säure. Eine kurze Maischestandzeit sorgt für leichte Herbe im Hintergrund. Dem Alter geschuldet, besitzt der Wein eine zarte Reife mit leichten Petrolnoten, aber immer noch frisch und saftig. Insgesamt ein klarer, dichter, harmonischer Riesling aus der Magnumflasche.

7.       2016  Bechtheimer Hasensprung         
In der Nase würzig mit exotischen Früchten, Apfel, Pfirsich, Mirabelle, Birne, und ein Hauch Hanf. Im Mund dann dicht und sehr elegant, mineralisch mit fast salziger Mineralik, dezente Zitrusnoten und eine kräftige, aber gut eingebundene Säure.Ein typischer Wein für den Jahrgang 2016.

8.       2019  Bechtheimer Hasensprung              
In der Nase exotische Früchte, Pfirsich, Mirabelle, Birne. Im Mund dann dicht aber auch elegant mit feiner Säure. Insgesamt wirkt der Wein noch sehr verschlossen. Er wurde Ende Juni gefüllt und braucht noch eine Zeit sich zu entwickeln. Trotzdem zeigt er schon ein großes Potential

Ein weiterer Flight mit einer Vertikalen von zwei Riesling-Lagenweinen, dieses mal  aus dem Bechtheimer Geyersberg folgte:

9.       2014  Bechtheimer Geyersberg        
Ein würziges, leicht nussiges Bukett, gelbe Früchte, reifes Kern- und Steinobst mit erdigen mineralischen Anklängen und leichtem Hanfton. Im Mund dann leicht erdig-mineralisch, wieder gelbe Früchte und etwas vegetabile Noten. Dazu eine saftige, weiche Säure. Jahrgangsbedingt zeigte der Wein schon einen leichten Hanf- und Petrolton, besaß aber eine dichte, volle Frucht und war kein bisschen müde.

10.     2019  Bechtheimer Geyersberg           
Ganz anders zeigte sich dieser Wein. In der Nase deutlich frischer mit exotischen Früchten, Pfirsich, Mirabelle, etwas Citrus, im Mund dann würzige Mineralik mit deutlicher Steinobstaromatik und frischer Säure.
Ein klarer, gradliniger, eleganter, mineralischer Riesling mit fester Struktur. Er war schon sehr prägnant, braucht aber noch Zeit, um sein Potential auszufüllen.

Nach den Riesling-Weinen folgen noch zwei Spezialitäten des Weinguts:

11.     2019  Oekonomierat Johann Geil, Weißer Burgunder, Reserve
In der Nase leicht rauchig mit dem Duft von gelben Früchten und etwas Vanille. Am Gaumen dann mineralische Noten, etwas Nüsse, gelbe Früchte wie Birne, Mirabelle.
Der Wein zeigt sich geschmeidig und voluminös aber nicht fett, leicht cremig und sehr harmonisch. Leichte Holznoten mit einem leichten Vanille-Touch folgen.
Ein Spitzen-Weißburgunder, der es mit den vorherigen Riesling-Weinen bequem aufnehmen kann.
Die Trauben stammen vom ältesten Weissburgunder-Weinberg aus der Lage Bechtheimer Stein. Dort finden die Reben auf den tiefgründigen Lössboden ideale Wachstumsbedingungen. Nach kurzer Maischestandzeit wurde der Wein für 10 Monate in Tonneau und in Barriques ausgebaut

12.     2015  Bechtheimer Geyersberg, Frühburgunder
Im Bukett roten und schwarze Beeren, Pflaume, Kirsche, zart Kräuter und rauchige Holznoten, im Mund wieder Beerenfrucht, Kirsch, Pflaume und leichte Kräuter-Noten. Eine frische Säure, ein feinkörniges Tannin eine leichte Alkoholwärme runden den Wein ab. Dazu kommen rauchige Holznoten mit leichtem Schokoladenanklang.
Dieser Wein wird nur in guten Jahren bei kleinen Erträgen produziert. Er zeigt sich jetzt gut abgerundet auf dem Höhepunkt.

Dieser Wein markierte das Ende einer hochwertigen Probe, in der uns Johannes Geil-Bierschenk uns einen Überblick über die Weine des Weingutes und die dahinterstehende Philosophie gegeben hat.
Dafür möchten wir uns herzlich bedanken.

Verfasser: Dieter

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